NFC West: Vorschau⁴ 2017 (Block 3)

Rivalität in der NFL kann etwas großartiges sein. Sie gibt Spielen einen besonderen Reiz, macht aus auf dem Papier klaren Angelegenheiten enge Abwehrschlachten, macht aus belanglosen Begegnungen hitzige Aufeinandertreffen. In der NFC West haben wir Spiele dieser Art in den vergangenen Jahren vielfach erleben dürfen. Wir, das sind deutsche Fangruppierungen der Arizona Cardinals, Los Angeles Rams, San Francisco 49ers und Seattle Seahawks. Für eine gemeinsame Saisonvorschau haben wir die Rivalität beiseite gelassen und gemeinsam die wichtigsten Fragen zu unseren Lieblingsteams beantwortet. Das Ergebnis lest Ihr aufgeteilt in drei Blöcke auf unseren Plattformen. Und keine Sorge, zu den NFC-West-Duellen haben wir dann sicher wieder den ein oder anderen Spruch auf Lager. Fair in der Sache und frech in der Formulierung. In diesem Sinne: Möge das beste Team gewinnen!

Block 1 zu Offseason-Headlines und Spielern

Block 2 zu NFC West und Erfolgsansprüchen

Block 3:

5) Was wussten wir alle über euer Team noch nicht?

Spontan kommen mir da mehrere Sachen in den Sinn. Zum Beispiel sind die Cardinals, gegründet 1898 als Morgan Athletic Club, das älteste noch bestehende Football Team der NFL und zusammen mit den Chicago Bears das einzig noch bestehende Mitglied der NFL.
Oder dass die Cardinals sich 1944 wegen Spielermangels aufgrund des 2. Weltkriegs mit den Pittsburgh Steelers vereinigten und als Card-Pitt antraten. Erfolg hatten sie damit aber keinen – es konnte kein einziges Spiel gewonnen werden.
Oder dass die Cardinals das einzige NFL Team sind, das in einem Spiel genau vier Punkte erzielte.
Oder die Geschichte, die mir Cardinals Präsident Michael Bidwill bei einem Treffen in London diesen Sommer erzählte. Da die Cardinals diese Saison in England spielen werden, kamen natürlich auch frühere Reisen zur Sprache und dabei erzählte Bidwill wie er in seiner Kindheit ein NFL Preseason Spiel im alten Wembley Stadion miterlebte (1984, Cardinals v Vikings). Ein paar amüsante Missverständnisse habe es auch gegeben, zum Beispiel als es darum ging, wo die Coaches ihren Platz haben würden. «Up in the booth» sagten die Briten und die Amerikaner fragten sich, wie sie ihre Reisebusse da hinauf kriegen.
Oder oder oder… Ihr seht mir fällt es schwer da einen einzelnen Punkt zu nennen, dafür habt ihr jetzt gleich mehrere erfahren. :-)

Letzte Saison, als die Rams ihre erste Saison in Los Angeles spielten, nachdem sie nach vielen Jahren St. Louis verließen, hieß es überall „Welcome home“. Wie viele nicht wissen, ist das eigentlich falsch. Die Rams haben ihren Ursprung nämlich nicht in Los Angeles, sondern in Cleveland. Dort wurden sie 1936 gegründet, verließen aber schon 1946 Cleveland für Los Angeles. Dies lag an Dan Reeves, der damalige Eigentümer der Rams, der sie 1941 übernahm. Er wollte unbedingt nach LA und nachdem er den anderen Eigentümern drohte, aus der NFL mit seinem Team auszutreten, wurde der Umzug genehmigt. Teil der Genehmigung war die Bedingung, dass die Rams den ersten African-American Spieler unter Vertrag nehmen sollten. Dies geschah mit Kenny Washington im selben Jahr.

Eine gar nicht so einfache Frage – aber es gibt dennoch ein paar Dinge, die man über die 49ers und einige ihrer Spieler nicht unbedingt auf dem Schirm hat.Einerseits wäre da Marquise Goodwin, der neben bzw. vor seiner NFL-Karriere als Hürdenläufer sogar bei Olympia angetreten ist. Dementsprechend erhofft man sich von Goodwins Geschwindigkeit viel, in der Pre-Season blitze seine Schnelligkeit bereits auf, man darf hoffen, dass er diese Leistung auch in der regulären Saison zeigt. Unter Chip Kelly stellten die 49ers zwar in fast jeder Statistik das schlechteste Team – doch bezüglich des Running Games befand man sich in der Statistik running yards/game auf Platz 4. Das lag zwar auch an der Tatsache, dass man das Passing Game fast gar nicht erfolgreich einsetzte – dennoch eine bemerkenswerte Platzierung. Vor allem, weil die 49ers ohne Fullback agierten, in diesem Jahr hat man die Position mit Kyle Juszczyk namhaft besetzt. Man sollte nicht zu viel erwarten, aber das Potential zu einer guten Run-Offense ist vorhanden. Carlos Hyde wird versuchen, seine erste 1000-season zu erreichen, im letzten Jahr scheiterte er haarscharf (987 yards).
Eine weitere lustige Anekdote betrifft John Lynch, den neuen GM der 49ers. Im Vorfeld wurden einige Namen als mögliche Kandidaten für den vakanten Posten als GM der 49ers gehandelt – Lynch war keiner davon. Und es stellte sich heraus, woran das gelegen hat: Lynch wollte Jed York und Co. „testen“, ob man innerhalb der Franchise geheim halten könne, dass Lynch als Kandidat in Frage kommt. Es drang nichts an die Öffentlichkeit – und sowohl Lynch, als auch York schienen vom jeweils anderen überzeugt zu sein. Bislang ein Glücksgriff für die 49ers, so scheint es.

Dass die Offensive Line eine Schwachstelle der Seahawks war und vermutlich auch in der kommenden Saison noch sein wird, ist bekannt. Für eine Überraschung könnten hingegen die Ballfänger sorgen, gerade bei Fans, die sich nicht täglich mit den Seahawks beschäftigen. Die Receiver- und Tight End-Positionsgruppen sind so tief besetzt wie selten zuvor. In Doug Baldwin, Tyler Lockett, Paul Richardson, Jimmy Graham und jungen Spielern wie Tanner McEvoy und Third-Round Pick Amara Darboh verfügt Russell Wilson in diesem Jahr über so viele Anspielstationen wie noch nie in seiner NFL-Karriere. Aber was bedeutet das für die Spielweise der Seahawks? Trotz der gut besetzen Receiver- und Tight End-Units wünschen sich die meisten Fans, dass das Laufspiel wieder besser funktioniert und von Offensive Coordinator Darrell Bevell insgesamt weniger Passspielzüge angesagt werden. In der vergangenen Saison ließ Bevell zum ersten Mal in der Pete-Carroll-Ära wesentlich mehr Pass- als an Laufspielzüge spielen (59,37% zu 40,63%). Kaum zu glauben, dass noch vor wenigen Jahren Marshawn Lynch und das Running Game die Offense auf ihren Schultern trugen. Run First war damals die Devise. Möglicherweise steht uns eine Zeitwende bevor.

6) Die Autoren dieser Kooperation

Meinen ersten Kontakt mit der amerikanischen Version von Fussball hatte ich als kleiner Junge während dem Familienurlaub in Florida, wo wir auch ein Spiel der Miami Dolphins besuchten. Natürlich hatte ich damals noch keine Ahnung vom Sport und nichts begriffen, beeindruckt war ich aber trotzdem und irgendwie ist der American Football bei mir hängen geblieben. Viele Jahre später habe ich dann mehr oder weniger zufällig wieder ein NFL Spiel gesehen und ab dann gab es kein Zurück mehr.
Wie wird man Fan von einem bestimmten Team? Schwer zu sagen, die einen orientieren sich an vergangenen oder aktuellen Erfolgen, die nächsten achten auf coole Trikots und Logos, dann gibt es noch Leute wie mich, die das nicht richtig erklären können. Auf jeden Fall wars irgendwann um 2006-2007. Die Cardinals waren mir von Anfang an sympathisch, die NFL Europe Vergangenheit vom damaligen QB Kurt Warner, das WR Duo Fitzgerald und Boldin, hat wohl alles eine Rolle gespielt. Wie heisst es so schön? “Wo die Liebe hinfällt”, bei mir fiel sie – Footballtechnisch – auf die Arizona Cardinals.
Irgendwann bin ich dann mal einer deutschen Fanseite beigetreten und hab dort auch regelmässig Beiträge gepostet. Das entwickelte sich dann dahingehend, dass ich vor der letzten Saison vom German Birdgang Team angefragt wurde und darauf denen beigetreten bin und mittlerweile leite ich die Redaktion für Facebook.
Zum Abschluss möchte ich mich bei den anderen Autoren für die grossartige Zusammenarbeit bedanken und allen – egal ob Cardinals, Seahawks, 49ers oder Rams Fan – eine gute Saison wünschen.

Die Redaktion der Los Angeles Rams Germany.

Mein Name ist Lars, ich in 20 und komme aus Bielefeld und studiere auch dort. Ich bin seit fünf Jahren 49ers-Fan und verfolge die NFL intensiv. Seit vier Jahren bin ich auch Mitglied des größten deutschen 49ers Booster Clubs, dem Niner Empire Germany. Wir organisieren jedes Jahr mehrere Fantreffen und schauen auch gelegentlich die Spiele der 49ers zusammen. Wir sind bundesweit vertreten und in lokale Chapter aufgeteilt. Ob Neuling, alter Hase oder Statistik-Freak – wenn Ihr die 49ers liebt, seid Ihr bei uns genau richtig! Neben vielen exklusiven Inhalten in unserer Facebook-Gruppe bieten wir offiziellen Mitgliedern einen Newsletter und viele weitere Specials an. Wenn Ihr Mitglied werden wollt, stellt eine Anfrage in unserer Gruppe: https://www.facebook.com/groups/187102911439276/.

Mario Kluckow (28, Hamburg) und Max Länge (25, München) schreiben seit der Gründung des Fanklubs im Jahr 2014 für die German Sea Hawkers e.V. Als Teil einer kleinen Redaktion begleiten sie Seattle das ganze Jahr über journalistisch bei Spielen, Draft und Training. Beide waren schon mehrfach vor Ort in Seattle, wo sie von Preseason-Partie bis Playoff-Duell Auftritte der Seahawks live verfolgt haben. Die Berichterstattung über das NFL-Team ist wesentlicher Bestandteil der ehrenamtlichen Arbeit des Fanklubs. Die German Sea Hawkers e.V. sind der offizielle deutsche Fanklub der Seahawks und im auch über die Landesgrenzen hinaus aktiv. Die über 500 Mitglieder kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus der Schweiz, aus Österreich und anderen deutschsprachigen Regionen. Neben der alljährlichen Mitgliederversammlung finden Treffen beim German Bowl, bei einem Offseason BBQ und in regionalen Gruppen zu Stammtischen statt. Alle Informationen zu Mitgliedschaft, Events und Aktivitäten bekommt ihr unter https://www.germanseahawkers.com.