Was war das für ein Spiel in Seattle?! Ein Führungswechsel nach dem anderen, Big Plays, wohin das Auge reicht, fast 1000 Yards Raumgewinn insgesamt – und am Ende fängt der viel kritisierte Jimmy Graham den entscheidenden Touchdown zum 41:38-Sieg der Seahawks über die Houston Texans. Wir blicken zurück auf einen spektakulären Sonntagabend.
Positiv:
QB Russell Wilson: An diesem Abend ist Russell Wilson wieder mal über sich hinaus gewachsen, trotz eines nicht vorhandenen Laufspiels verbesserte er mit 454 Yards seinen Bestwert in einem einzelnen Spiel. Den alten Rekord hatte er erst in Woche 3 dieser Saison gegen die Tennessee Titans aufgestellt. Diese Woche kam Wilson auf starke 11,02 Yards pro Passversuch, im Vergleich dazu liegt sein Karriere-Durchschnitt bei 8 Yards pro Versuch. Wilson gelang am Sonntag fast alles, hinzu kam auch noch das Glück. Wie beim Fumble, der nach Reaktionsschnelligkeit von Tight End Luke Willson und cleverer Challenge zu einem neuen First Down führte. Selbst von der einen Interception ließ Wilson sich nicht irritieren, er brauchte im finalen Drive gerade mal drei Pässe, um die 85 (80+5 für False Start-Strafe) Yards zu überbrücken.
Aus Fehlern lernen: Auf beiden Seiten des Feldes gab es einige Fehler. Angefangen bei Earl Thomas, der beim ersten Touchdown der Texans nach wenigen Sekunden per Tiefpass geschlagen wurde. Zudem hatte auch Richard Sherman nicht seinen besten Tag, sei es gegen DeAndre Hopkins oder Will Fuller. Auch die Interception von Russell Wilson war eine schlechte Entscheidung, er hatte im selben Drive Glück, als Tyler Lockett eine mögliche Interception verhinderte. Weshalb diese Beobachtungen trotzdem in der Positiv-Kategorie aufgelistet sind? Alle Spieler lernten aus ihren Fehlern. Bei Earl Thomas war es schon der folgende Drive, bei dem er einen Pass von Deshaun Watson abfing und den Ball zum Touchdown zurücktrug. Sherman gelangen sogar zwei Picks, wobei er vor allem beim ersten den gegnerischen Quarterback lockte und täuschte. Bei Wilson war die Möglichkeit, seinen Fehler auszubügeln, natürlich am kleinsten, doch er schaffte das trotzdem eindrucksvoll – mit dem spielentscheidenden Drive am Ende.
WR Paul Richardson: Es gibt keinen Catch, den Richardson nicht machen kann. Der Receiver ist weiterhin eine wandelnde Highlight-Maschine und dazu noch eine extrem verlässliche Anspielstation von Russell Wilson. Es scheint, als bringe PRich endlich Stabilität in seine in der Vergangenheit aufgrund von Verletzungen oft nur sporadisch aufgeblitzten Topleistungen.
Neutral:
Offensive Line: Die O-Line schaffte es in diesem Spiel besser, für das Passspiel zu blocken. Sie sorgte dafür, dass Wilson nur in 34 Prozent aller Dropbacks unter Druck war. Dazu wurde Wilson auch nur zwei mal gesacked. Doch die andere Seite der Medaille war das Laufspiel. Egal, was die Seahawks versuchten, es funktionierte nicht. Am Ende stehen unterm Strich ohne die Läufe von Wilson ganze drei Yards bei 17 Carries. Unterirdisch. Ein Hauptgrund neben der schlechten Block-Leistung der Line war Jadeveon Clowney von den Texans, der nahezu jeden Lauf stoppte. Umso unverständlicher ist es dann, dass Seattle so oft in seine Richtung lief oder ihm Jimmy Graham als Blocker gegenüber stellte.
Negativ:
Downfield-Defense: Die Texans spielten eine College-Offense, immer wieder gab es Bewegungen im Backfield, gepaart mit Play Action oder Option-Spielzügen. Dadurch hatte Deshaun Watson immer genug Zeit, seine Receiver nacheinander durchzugehen, es offenbarten sich Lücken in der Zonen-Verteidigung der Seahawks. Dabei wurde Seattle immer wieder mit tiefen Bällen geschlagen. Gerade Fuller und Hopkins bereiteten Seattles Defensive Backs enorme Probleme, daran ändern auch die drei Interceptions nichts.
Probleme mit mobilen QBs: Die Defensive war nicht gut auf die Herausforderung vorbereitet, die ein wendiger, mobiler Spielmacher darstellen kann, ähnlich wie es Wilson mit den anderen Teams macht. Immer wieder schien die Defense der Seahawks einen Spielzug unterbunden zu haben. Doch dann entkam Watson doch noch dem Pass Rush und konnte massig Yards per Laufspiel sammeln oder wie beim Touchdown zum 31:27 für Houston einen Pass anbringen. Gerade durch die vielen tiefen Pässe und weil sich darauf die Linebacker einstellten, hatte Watson viel Platz für Läufe und kam am Ende auf 67 Yards bei acht Carries.