Der zweite Spieltag der Preseason 2019 hält das Aufeinandertreffen zweier NFC-Rivalen für uns bereit – diesmal mit deutlich geringerer Relevanz als noch im Dezember 2018. Die Seattle Seahawks gastieren bei den Minnesota Vikings. Zwar sind diesmal auch die in Week 1 noch geschonten Starter vermehrt im Einsatz, doch wird ihre Einsatzzeit wohl nicht über ein bis zwei Drives hinausgehen. Danach dient die Vorbereitungspartie erneut den Wackelkandidaten im Team, die sich einen Platz im 53er-Kader sichern wollen. Kickoff im U.S. Bank Stadium in Minneapolis ist um 2 Uhr deutscher Zeit in der Nacht von Sonntag auf Montag.
Welche Fragen stellen wir uns vor Week 2 der Preseason 2019?
- Kann Quarterback Paxton Lynch seinen Vorsprung im Kampf um die Backup-Rolle hinter Russell Wilson ausbauen?
In Week 1 überzeugte Lynch, wohingegen sein Kontrahent Geno Smith ein paar unpräzise Würfe zeigte. Smith wird das zweite Testspiel wohl verpassen, weil ihm eine Zyste im Knie entfernt wurde. Der kurzfristig nachverpflichtete J.T. Barrett wird zwar Spielzeit erhalten, dürfte im Wettbewerb um die Backup-Position aber keine Rolle spielen. - Bestätigen die Rookie-Safetys Ugo Amadi und Marquise Blair den guten ersten Eindruck?
Beide Neulinge waren enorm präsent in ersten Preseason-Spiel gegen die Denver Broncos. Blair sorgte per Tackle dafür, dass einem gegnerischen Receiver die Luft weg blieb (die Strafe wollen wir mal vergessen). Amadi wuselte souverän überall auf dem Feld herum, sei es als Special Teamer oder Defensive Back. - Wie sehen die Starter bei ihrem Preseason-Debüt aus, nachdem sie in Week 1 pausiert hatten?
Nachdem Russell Wilson, Tyler Lockett und Co. den Preseason-Auftakt vom Spielfeldrand aus verfolgten, dürfen sie nun auch ins Geschehen eingreifen. Zuallererst geht es für sie darum, nach langer Pause den Rost abzuklopfen, aber dann dürfen auch die Etablierten für ein paar Snaps zeigen, dass sie es nicht verlernt haben. - Welcher Rookie-Wide-Receiver steht diesmal im Mittelpunkt?
Week 1 gehörte Undrafted Free Agent Jazz Ferguson. Der Neuling fing alle vier Bälle, die in seine Richtung flogen und sammelte dabei 54 Yards und einen Touchdown – ein ordentliches Profi-Debüt. Ob DK Metcalf, John Ursua und Gary Jennings es ihm gleichtun können? Gerade Jennings, um den es nach stillen Training-Camp-Einheiten Anfang der Woche endlich ein bisschen lauter wurde (Schottenheimer: „beste Wide-Receiver-Einheit überhaupt im Camp“) dürfte inzwischen heiß gelaufen sein. - Was ist von den Third-Down-Backs C.J. Prosise und Travis Homer zu sehen?
Beide Läufer waren im ersten Spiel noch verletzt ausgefallen. Für Prosise geht es darum, eine Partie verletzungsfrei zu überstehen und dann recht schnell Zählbares zu liefern. Homer kann mit guten Leistungen und Beständigkeit den Kaderplatz gewinnen, den Prosise wegen seiner Verletzungsanfälligkeit nun endgültig zu verlieren droht. - Welchen Eindruck macht TE Will Dissly bei seinem ersten Auftritt seit der schweren Knieverletzung?
In Week 1 wollten die Trainer Dissly noch nicht von der Leine lassen, aber nun deutet sich die Rückkehr des Tight Ends ins Spielgeschehen an. Dissly verpasste große Teile seiner fulminant gestarteten Rookie-Saison wegen eines Patellasehnenrisses und ist nun etwas überraschend schon wieder einsatzbereit. Dennoch ist ein langsames Heranführen sinnvoll, um keine Überlastungsreaktionen des Körpers zu provozieren. - Wird mit Quarterback Russell Wilson auf dem Spielfeld das Passspiel präsenter als in Week 1?
Man könnte die Frage auch so formulieren: Zeigt Offensive Coordinator Brian Schottenheimer, dass er sich in der Offseason mit mathematischen Werten beschäftigt hat, die die Siegchancen seines Teams bei mehr tiefem Passspiel höher prognostizieren? Der beste „Deep Passer“ der Liga, Russell Wilson, dürfte damit kein Problem haben. - Welche Spieler laufen diesmal in der Verteidigungslinie auf?
Die naheliegenden Alternativen sind rar geworden: Frank Clark ist weg, Jarran Reed in den ersten sechs Spielen der Regular Season 2019 gesperrt, Rookie L.J. Collier weiterhin verletzt und Neuzugang Ezekiel Ansah noch nicht bei 100 Prozent nach überstandener Schulter-Operation. Die letztjährigen Rookies Rasheem Greene und Jacob Martin sowie Rückkehrer Cassius Marsh dürften genauso zum wilden Preseason-Mix gehören wie die auf den Pass Rush fokussierten Linebacker Barkevious Mingo und Shaquem Green. - Werden wir eine Tendenz der 50 Targets für Running Back Chris Carson sehen?
Aussagen der Trainer lassen vermuten, dass Carson und die anderen Running Backs 2019 stärker ins Passspiel eingebunden werden sollen. Über eine gesamte Saison hinweg könnte das bis zu 50 Würfe auf Carson (2018: 23) bedeuten. Mit einem derartigen Spielzug beendeten die Seahawks übrigens am Dienstagabend offiziell das Training Camp – Wilson auf Penny für den Touchdown. - Kann Cornerback Shaquill Griffin seine ansteigende Form aus der ersten Woche bestätigen?
In seiner zweiten Saison blieb Griffin weit hinter den Erwartungen zurück. Vielleicht waren die Fußstapfen Richard Shermans, in die er treten musste, doch etwas groß. Im seinem dritten NFL-Jahr muss der Nummer-eins-Cornerback den Reset-Knopf finden und auf die solide Rookie-Saison aufbauen. Den ersten Schritt in die richtige Richtung machte er in Week 1 der Preseason. - Wie schlägt sich Quarterback Jake Browning, der von 2015 bis 2018 bei den Washington Huskies College Football spielte?
Die Minnesota Vikings geben Browning die Chance, sich im Training Camp zu präsentieren. Als Undrafted Free Agent und vierter Quarterback im Kader dürften seine Chancen wohl recht gering sein, am Ende unter den 53 Auserwählten zu stehen, doch wenn es einem Gegenspieler der Seahawks zu gönnen wäre, dann auf jeden Fall dem Husky.
Wer spielt? Wer spielt nicht?
Wie bereits angekündigt, werden diesmal auch die Starter Einsatzzeit bekommen, die in Week 1 noch pausiert hatten. Dazu gehören unter anderem Quarterback Russell Wilson, Defensive Tackle Poona Ford und Wide Receiver Tyler Lockett. Nur Linebacker Bobby Wagner wird wohl weiterhin pausieren, nachdem er sich vor ein paar Tagen einer Bluttherapie zur Verletzungsvorbeugung unterzogen hatte.
Mehr auf Twitter unter @SeaHawkersGER.
Wo kann ich die Partie verfolgen?
Alle Preseason-Spiele der Seattle Seahawks sind empfangbar per NFL GamePass (in der Preseason kostenlos). In den USA überträgt der nationale Fernsehsender FOX diese Partie live. Wer nicht auf den NFL GamePass zurückgreifen möchte, findet die Begegnung diesmal außerdem live bei Streaming-Dienst DAZN, im TV bei ProSieben MAXX und online bei ran.
Hat das Spiel Aussagekraft?
Das Ergebnis mit Sicherheit nicht. Die Plays an sich? Teilweise schon, ja. Preseason-Spiele geben eher Auskunft zu einzelnen Spielern im Duell mit ihren Gegenspielern als zum großen Ganzen. Daher ist es ratsam, sich bei der Bewertung eines Spielers anhand eines Vorbereitungsspiels immer auch anzuschauen, welche Qualität der Gegenspieler hat. Dass Tyler Lockett einen Cornerback vernascht, der nur geringe Chancen auf einen Kaderplatz hat, ist wenig überraschend. Dass Duane Brown seinem Quarterback einen Defensive End vom Leib hält, der in der Depth Chart nur an fünfter Stelle steht, ist auch noch nicht weltbewegend. Aber auch vermeintlich hervorragende Preseason-Auftritte wie die von Kasen Williams 2017 oder Troymaine Pope ein Jahr vorher sind noch lange keine Garantie dafür, dass Spieler sich am Ende unter den glorreichen 53 wieder finden. Williams und Pope überstanden den Cut bei den Seahawks nicht, was viele Fans dem Trainerstab anfänglich übel nahmen. Doch beiden Spielern ist auch bei anderen Teams der Durchbruch bislang nicht gelungen. Was das heißt? Wir sehen nur einen Bruchteil dessen, was Coaches in der Vorbereitung über einen Footballer lernen und können daher keine vollständige Beurteilung abgeben.