Seahawks-Draft Check 2024 – Die Quarterback-Klasse unter der Lupe

Quarterbacks sind die zentrale Stelle der Angriffsunit eines jeden Teams. Sie verteilen die Bälle an die Runningbacks, werfen die Pässe zu den Receivern oder laufen selbst. Sie sind das Herz der Offense und werden oft gefeiert wie Superstars.

Daher wird eigentlich in fast jedem Jahr vor dem Draft über die Quarterback-Klasse geredet. So auch in diesem Jahr. Es gibt einige Namen die heiß gehandelt werden und wo man sich eigentlich nur fragt, wie früh sie vom Board gehen. Der neue Offense Coordinator der Seattle Seahawks Ryan Grubb versucht gerne das Laufspiel zahlreich zu etablieren. Dennoch kann er auch, wie man in Washington gesehen hat, einige gute Passing Konzepte etablieren. Auch seine Ideen, werden in den Plan, ob man einen QB holt mit reinspielen.

Die Seahawks haben sich noch nicht entschieden, wie es mit Geno Smith weitergehen soll. Geno Smith hatte in der vergangenen Saison so seine Wackler drin. Er erzielte nur 3624 Yards, das sind 600 weniger als in der Vorsaison. Ebenfalls kam er in der letzten Saison nur auf 20 Touchdowns, im Jahr zuvor waren es noch 30. Daher schauen wir mal, ob man mit Veteran Quarterback Geno Smith in die neue Saison geht oder ihm eventuell jemanden vor die Nase setzt. Dafür gucken wir auch mal auf potenzielle Kandidaten für Seattle und wo diese ihre Stärken und Schwächen aufweisen, auch wenn der Need auf anderen Positionen sicherlich größer ist.

JJ McCarthy (21), Michigan

Jonathan James McCarthy kann auf eine beeindruckende College Zeit zurückblicken. Mit 27-1 über seine gesamte Starterzeit hat er die drittbeste Winning Percentage in der Historie von College Football. Gekrönt wurde sein letztes Jahr an der Uni mit dem Gewinn der Nationalchampionship gegen Washington. Ebenfalls gewann McCarthy dreimal in Serie die Big Ten Conference mit den Wolverines. Der Sieg der Championship hatte auch noch etwas Besonderes an sich, denn es war das erste Mal in der Big Ten Geschichte, dass ein Team 15-0 ging. Der Quarterback ist 1.91m groß und bringt 92kg auf die Waage.

Stärken

Das Ball Placement und die Stärke im Arm sahen gut aus. Auch wenn McCarthy Probleme beim Anbringen der tiefen Bälle hatte (36,1% Completions) zeigte er, dass er den Ball ohne Probleme 60 Yards oder mehr werfen kann. Auch das er einen gewissen touch bei diesen langen Bällen hat, konnte man trotz der niedrigen Receptions sehen. Fast alle Go Routen landeten im selben Bereich. Wenn er das Tempo seiner Receiver einschätzen kann, können diese zu einer Waffe werden. Ebenfalls ist die Härte. mit denen er die Bälle wirft, sehr gut. Mit 61 Meilen pro Stunde stellte McCarthy nach Joe Milton den zweitbesten wert. Als letztes muss man die kurzen Routen hervorheben. Bei diesen hat er fast überall Quoten von circa 80% oder höher aufgewiesen. Das zeigte sich auch in der letzten College Season, denn Jim Harbaugh ließ viele kurze Routen spielen. Trotzdem hält Harbaugh viel von ihm und spricht ihm riesen Talent zu.

Schwächen

McCarthy ist kein Plug and Play Quarterback. Man merkt ihm an, dass er noch ein bis zwei Jahre hinter einem erfahrenen Quarterback Platz nehmen sollte, bevor man ihn loslässt. Problematisch könnten auch die ersten langen Pässe in der NFL werden. Zwar haben wir grad gelesen, dass er ein gutes Ball Placement und einen gewissen Touch hat. Aber dieses Ball Placement war auch eine gewisse Inkonstante bei ihm. Der Touch zeigte seine Probleme bei Bällen nah an der Sideline auf, diese kommen nicht immer ganz präzise. Klappte es war es gut, funktionierte es nicht war es sehr problematisch. Ebenfalls ist die Entscheidungsfindung bei McCarthy teilweise langsam, wenn sein eigentlicher Read nicht eintraf. Hierbei würde auch wieder helfen, wenn er ein bis zwei Jahre von einem erfahrenen Quarterback lernen kann.

Fazit zu J.J. McCarthy:

McCarthy ist für mich unterbewertet. Er wird teilweise überhart kritisiert. Sicherlich ist er kein perfektes Prospect, aber er hat sehr gute Anlagen und wenn man ein wenig durchs Internet stöbert, findet man oft, dass er ein sehr engagierter und ehrgeiziger Spieler ist. Seine Ballplatizerung hat sehr gute Ansätze, es muss aber noch etwas konstanter werden. Dasselbe lässt sich über seine gefühlvollen Pässe sagen. Die Passhärte und die gute Kompletierungsrate auf kurzen Routen sind aber definitiv sehenswert. Dennoch braucht McCarthy jemanden, der ihn an die Hand nimmt und ihm einige Tipps gibt. Es wäre zu früh ihn direkt starten zu lassen, aber ihn ein Jahr aufzubauen und dann starten zu lassen kann ich mir gut vorstellen. Wenn er in der zweiten Runde noch da sein sollte, wäre er zumindest eine Überlegung wert, auch wenn dies nach den neuesten Entwicklung unwahrscheinlich scheint.

Draft-Erwartung: 1.-2. Runde

Michael Penix Jr. (24), Washington

In seinem Senior Jahr führte Penix Jr. die Washington Huskies ungeschlagen ins Championship Game, welches mit 34:13 gegen die Michigan Wolverines verloren wurde. Penix Jr. landete im Heisman Trophy Ranking auf dem zweiten Platz und belegt somit das höchste Ranking eines Huskies Spielers jemals. Penix ist 1.91m groß und wiegt 97`kg. Ebenfalls hat der Quarterback den Vorteil, dass er schonmal unter dem neuen Seahawks Offense Coordinator Ryan Grubb gearbeitet hat. Diese war nämlich sein College-Coach in selber Position. Könnte das eventuell ein Zeichen sein, dass sich die Wege auch in der NFL erneut kreuzen?

Stärken

Penix fiel beim Combine vor allem durch seinen Spin bei tiefen Bällen auf. Dieser sah sehr vielversprechend aus. Ebenfalls hat er einen unglaublich starken Arm und kann die Bälle sehr gut und mit viel Tempo tief werfen. Dabei schafft er es auch immer wieder kleine Fenster zu finden und den Ball dort reinzuwerfen. Eine weitere Stärke sind Bälle außerhalb der Hash Marks. Über 2000 Yards generierte Penix bei Bällen in diesem Bereich in der letzten Saison. Ein weiterer positiver Aspekt ist seine Athletik. Diese erlaub es Penix immer wieder mal den Ball auch selbst zu laufen. Er läuft zwar nie für unglaublich viele Yards, aber alleine das die Möglichkeit besteht, dass er im Notfall läuft, ist schonmal gut. Allerdings sollte er sich früh im Spielzug dafür entscheiden.

Schwächen

Denn Penix kommt mit Druck nicht so gut klar. Er hatte in der letzten Saison das Glück, dass die Washington O-Line zu einer der besten des Landes gehörte, kollabierte sie aber mal, kam Penix oft in Probleme. Das wirkt sich auch auf sein Passspiel aus. Muss Penix die Pocket verlassen, gehen seine Completions runter, weil ihm die Konstanz fehlt. Auch der Wurf an sich könnte Probleme bereiten. Penix kann zwar die Bälle mit viel Tempo werfen, jedoch leiden der Touch und ein Bogen im Wurf darunter. Den Ball über Verteidiger im Bogen drüber werfen, gehört eher nicht zu den Stärken des Quarterbacks. Auch zwingt er dadurch seine Receiver oft in Jump Balls, die nicht immer gut gehen müssen. Auch die Verletzungshistorie von Penix ist erwähnenswert. Er ist zwar seit zwei Saisons verletzungsfrei, riss sich aber davor unter anderem schon zweimal das rechte Kreuzband. Die Frage ist, wie lange hält dieses noch und kommt er nach einem dritten Riss nochmal wieder.

Fazit zu Michael Penix Jr.

Final lässt sich sagen, dass Michael Penix Jr ein hervorragender Pocket-Passer ist, der eine stärke im Arm hat und kleine Fangfenster anspielen kann. Allerdings fehlt ihm ein wenig der Touch und der Bogen im Wurf, wodurch er seine Receiver oft in Jump Balls schickt. Penix kriegt ebenfalls erhebliche Probleme, wenn er die Pocket verlassen muss. Kriegt er Zeit und hat eine gute O-Line vor sich, kann er dafür auch bis nah an die Seitenlinie schöne Bälle werfen und so reichlich Yards sammeln. Die Frage aller Fragen wird aber sein, ob er bei einer erneuten Verletzung am rechten Kreuzband nochmal zurückkommen wird und wie Teams ihn gesundheitlich generell einschätzen.

Draft Erwartung: 2. Runde

Bo Nix (24), Oregon

Der Quarterback aus Oregon spielte am Anfang seiner College-Karriere zunächst für Auburn. Nix ist 1.88 Meter groß und bringt 98 kg auf die Waage. Im College schaffte er es 2023 mit den Oregon Ducks die William V. Campbell Trophy zu gewinnen und dabei die Auszeichnung für den Pac-12 Offense Player of the Year abzusahnen. Nix bekam die Trophäe für eine Leistung von über 4.500 Yards und 45 Touchdowns in der Saison. Ebenfalls hält der 24-jährige mit 61 Spielen den Rekord für die meisten Spiele als starting Quarterback. Nix spielte an der Pinson High School in Alabama, wo er von seinem Vater trainiert wurde.

Stärken

Nix ist ein sehr guter Athlet, der vor allem mit seinem Tempo und seinem explosiven Antritt und Bewegungen positiv auffällt. Diese Schnelligkeit hilft ihm immer wieder schnell zu agieren und bei Druck schnell aus der Pocket zu kommen. Ebenfalls fällt die Armstärke auf, er musste bei Oregon zwar kaum tiefe Bälle werfen, beim Combine sah es dafür trotzdem sehr gut aus. Auch enge Fenster kann Nix damit gut anspielen. Seine größte Stärke ist aber vermutlich aufgrund seiner Zeit in Oregon die kurzen Checkdown-Routen. Nix spielte viele Screens oder kurze vertikale Routen, die er mit einer Completionrate von 77,4% über die ganze Saison bediente.

Schwächen

Die Schwächen fangen aber beim Oregon-System auch an, denn wie schon erwähnt hat Nix kaum lange Bälle gespielt und könnte sich dabei schwertun. Außerdem tut er sich schwer Lösungen zu finden, wenn sein erster Read der Defense nicht aufgeht und er improvisieren muss. Die gelobte Beinarbeit außerhalb der Pocket sieht innerhalb dieser dafür nicht so gut aus. Er wirkt dort oft statisch und ist so nicht immer in der Lage den Ball dauerhaft werfen zu können. Das endet dann ab und an mal in aus der Drehung weggeworfenen Bällen. Ebenfalls neigt Nix dazu bei Pressure sich zurückzulehnen oder im Fallen zu werfen, was in der NFL gegen gute Verteidigungen bestraft wird.

Fazit zu Bo Nix

Nix ist ein Quarterback mit Potenzial. Wie hoch seine Lernkurve bei seinem Alter noch ist, wird sich zeigen, aber wenn man ihm eine gute Beinarbeit in der Pocket beibringen kann und er schneller bei falschen Reads antworten findet, hat er Potenzial. Seine Athletik und die große Stärke kurze Checkdownpässe zu spielen sind schonmal ein gutes Fundament. Auch die Beinarbeit außerhalb der Pocket bzw. das Tempo sind beeindruckend. Dennoch sehe ich ihn eher erstmal als Backup und nicht als Plug-and-Play -Quarterback, weshalb ich denke, dass die beiden vor ihm genannten QBs auch eher vom Board gehen werden.

Draft Erwartung: späte 2.-3. Runde

Spencer Rattler (24), South Carolina

Spencer Rattler ist ein Name, den eventuell der ein oder andere schonmal in einer Netflix-Serie gehört hat. Rattler wurde nämlich in seinem letzten Highschool Jahr für die Serie QB1 Beyond the Light begleitet. Nach der High School landete Rattler zunächst bei Oklahoma und dann später bei South Carolina. Der 24-jährige ist 1.85 Meter groß und wiegt 93 kg. Der Quarterback erreichte einmal den Gator Bowl, welchen er mit seiner Mannschaft gegen Notre Dame verlor. Dafür stellte Rattler 2022 mit sechs Touchdown Pässen in einem Spiel einen Unirekord auf.

Stärken

Spencer Rattler ist ein solider Passer auf allen drei Ebenen des Feldes (Kurz, Mittel, Tief). Er kann den Ball also in alle Bereiche des Feldes werfen und das auch von nahezu überall. Er besitzt eine gute Armstärke, die ihm in der NFL definitiv helfen kann. Ebenfalls sieht sein Wurfablauf an sich sehr sauber aus. Er hat einen schnellen Release und gute Bewegung. Außerdem ist Rattler ein mobiler Quarterback und ist dazu auch noch sehr athletisch. Trotz des guten Arms und des schönen Wurfablaufs bereiten ihm beide Kategorien in einem anderen Bereich auch Probleme.

Schwächen

Diese sind gerade im Bereich Entscheidungsfindung anzutreffen. Rattler wirft öfter mal gefährliche Bälle, die von der Verteidigung abgefangen werden können. Auch beim Werfen über Verteidiger bzw. in den Raum zwischen Linebacker und Safety kriegt Rattler Probleme bei der Platzierung des Balls und dem Touch. Die Antizipation kann manchmal ein Problem darstellen, denn sie ist manchmal hervorragend und in anderen Spielzügen dafür nicht gut. Die größte Baustelle ist aber wohl die Pocketpräsenz. Teilweise bleibt Rattler zu lange in der Pocket und kassiert so den Sack, andererseits geht er manchmal zu weit zurück als in die Pocket zu gehen bzw. den freien Platz zu suchen. Manchmal rotiert er auch aus der Pocket raus, obwohl er es gar nicht müsste.

Fazit zu Spencer Rattler

Rattler ist in meinen Augen kein Starter auf der Quarterback-Position in den ersten Jahren. Er hat das Potenzial einer zu werden, dafür sollte er aber aufhören diese gefährlichen Bälle in dieser Häufigkeit zu werfens. Auch die Pocketpräsenz sollte Rattler noch verbessern. Dafür kann er jetzt schon einen gute Wurfablauf und eine große Mobilität aufweisen. Auch das er den Ball überall hinwerfen kann ist ein Vorteil.

Draft Erwartung: 3. Runde

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