Recap: Regular Season 2024 (Week 9) – Rams @ Seahawks

Ideale Zeitpunkte für ein Spiel gegen die Los Angeles Rams, gab es in den letzten Jahren nur selten, zumindest sagte das die Bilanz von 3-7 in den letzten 10 Spielen aus. Ob Week 9 zu Hause da bessere Vorzeichen bot? Die enttäuschende und deutliche Niederlage der Seahawks gegen die Bills in der Vorwoche kam da auf jeden Fall nur wenig gelegen. Auf der anderen Seite hingegen war das Superstar-WR-Duo Puka Nacua und Cooper Kupp wieder rechtzeitig gesund und das Team nach dem Sieg gegen die Minnesota Vikings trotz eines schlechten Sasisonstarts topmotiviert. Dennoch bestand die Hoffnung, dass der Rückhalt des Lumen Fields gegen den Divisionsrivalen endlich wieder den gewünschten Effekt erzielen würde.

Während die Rams also wieder auf wichtige Leiststungsträger im Passspiel zurückgreifen konnte, fehlte bei den Seahawks weiterhin Nr.1 WR DK Metcalf. Dafür sollte die Rückkehr von CB Tre Brown die eigene gescholtene Passverteidigung wieder verstärken. Zusätzlich musste QB Geno Smith jedoch auf TE Noah Fant als Anspielstation verzichten, der ebenfalls verletzungsbedingt fehlte. À propos Fant, sein Namensvetter OT George Fant wurde vor dem Spiel von der Injured-Reserve-Liste aktiviert und stand nach seiner Verletzung in Woche 1 wieder auf dem Platz. Die Ergänzungen waren wichtig, um gegen die Rams mit einem möglichen Sieg nicht nur wichtige Punkte innerhalb der NFC-West zu sichern, sondern auch, um Motivation und Optimismus zurückzugewinnen. Ob das gelungen ist, lest ihr in der folgenden Recap:

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Die Seahawks verloren den Coin Toss und starteten mit der Offense. Nach den ersten sechs soliden Plays, inklusive Fourth Down Conversion, die allesamt über RB Kenneth Walker liefen, reichte es aber schließlich nicht für mehr als einen Punt mit guter Feldposition. Im Folgenden konnten die Rams von der eigenen 11 Yard Linie startend jedoch kein First Down erzielen und übergaben den Hausherren das Angriffsrecht mittels Punt in aussichtsreicher Feldposition. Und dann ein auf und ab der Gefühle: Zuerst führen Probleme beim Snap zu 2 & 31, ehe WR Jaxson Smith-Njigba den Ball mit einem Screen wieder 22 Yards bewegt, nur um den nächsten Pass selbst zu droppen und ihn S Jaylen McCollough zur Interception in die Hände zu spielen. Die Rams starteten daraufhin zwar von der Mittellinie, aber die Sehawks Defense hielt und zwang die Gäste erneut zum Punt. Doch auch im Anschluss reichte es für die Seahawks, trotz Strafen gegen Los Angeles, nicht für Punkte. Ohne Punkte ging es dann auf beiden Seiten weiter: 3 & Out zunächst für die Rams, und dann auch für das Heimteam. So endete schließlich das 1. Viertel punktelos mit 0:0.
  • 2. Quarter: Die noch zuletzt stark kritisierte Seahawks Defensive verhinderte auch im nächsten Drive jegliche Punkte. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Rams bei 6 Rushing Yards und 67 Passing Yards (42%). „Raumgewinn“ erzielt aber die Rams Defense: der zweite misslungene Snap und Seattle muss den Ball bei 4th & 35 punten. Darauf folgte der erste ordentliche offensive Drive der Rams, QB Matthew Stafford führte sein Team mit einigen guten Pässen übers Feld und K Joshua Karty sorgte mit einem Field Goal für die ersten Punkte des Spiels. 3:0 Rams. Und scheinbar wurden die Hausherren vom offensiven Erfolg der Gegners angesteckt. Auch die Seahawks fanden einen guten offensiven Rhytmus durch mehrere Completions und belohnten sich schließlich mit dem ersten Score: QB Geno Smith auf WR Tyler Lockett für einen 30 Yard Touchdown. K Jason Myers setzte den Extrapunkt jedoch neben die Goal Posts und so stand es 6:3. Die Rams versuchten im Anschluss noch mit weniger als einer Minute auf der Uhr Punkte zu erzielen, doch Staffords weiter Ball für Puka Nacua wurde von CB Riq Woolen abgefangen. Noch bitterer: Nacua schlug im Zuge der Interception gegen den Kopf von LB Tyrel Dodson und wurde ausgeschlossen. Weniger als eine Minute noch auf der Uhr, Geno nahm sich ein Herz und komplettierte einen 46 Yards Pass auf JSN. Doch dabei blieb es nicht, JSN fing erneut und diesmal zum Touchdown. Und nun traf auch Myers und die Seahawks gingen mit einer 13:3-Führung in die Halbzeit.
  • 3. Quarter: Die Gäste aus Los Angeles starteten besser aus der 2. Halbzeit. Kontinuierlicher Raumgewinn durch die Luft und erstmal wirklich nenennswert über den Boden mündetet schließlich in einem kurzen Touchdown-Pass von Stafford auf WR Demarcus Robinson. 13:10, Seattle aber weiterhin in Führung. Bis zu diesem Zeitpunkt limitierten Strafen beide Teams. Im ersten offensiven Drive der Seahawks nach der Pause waren sie aber besonders bitter. Ein False Start und ein Sack brachten Seattle in eine unkomfortbale Feldposition, aber es war schließlich ein Holding von Rookie-OT Michael Jerrell, das einen 40 Yard Pass auf JSN zunichte machte. Und auch im nächsten Drive waren es die Strafen, die den Seahawks das Leben schwer machten. Eigentlich schon beim 3. Versuch gestoppt kassierte OLB Derreck Hall eine umstrittene Roughing the Passer Strafe und so hieß es statt Field-Goal-Versuch Touch-Down-Gefahr kurz vor der Endzone. Doch die Defensive betrieb Schadensbegrenzung. Allen voran der Neuzugang LB Ernest Jones IV, der bis dahin schon ein starkes Spiel gemacht hatte, trug mit einem TFL an der Goal Line maßgeblich dazu bei, dass es im Endeffekt nur ein Field Goal wurde. 13:13 Seahawks.
  • 4. Quarter: Die Seahawks hatten zu Beginn des letzten Viertels zunächst das glücklichen Händchen, eine fragliche tiefe Pass Interference Strafe und einige Pässe und Läufe brachten sie kurz vor die Endzone. Doch dann das denkbar Ungünstigste: Geno warf den Ball direkt in die Hände von Rookie S Kamren Kinchens, der in bis in die Endzone zum Touchdown retounierte. 20:13 Rams. Plötzlich schlug aber das Momentum doch wieder ganz schnell in Richtung Seahawks. Geblockter Punt von Practice Squad WR Cody White und Seattle war wieder in hervorragender Feldposition. Und erneut arbeitete man sich bis ganz kurz vor die Endzone vor, ehe es ein Spiegelbild des vorigen Drives wurde. TE AJ Barner wurde nicht nur von Jerrell auf seiner Route blockiert, sondern vor allem von DT Braden Fiske gehalten und so landete Genos antizipierter Pass wieder direkt bei Kinchens, der seine 2. Interception des Tages erzielte. Die Seahawks Defense hielt aber erneut ihrer Offense den Rücken frei und so standen Geno & Co im Handumdrehen wieder auf dem Platz. Jedoch waren es erneut Strafen, die großen Raumgewinn ein weiteres Mal annulierten. Zudem war die Seahawks O-Line kontinuierlich überfordeter vom starken Pass Rush der Gäste, Fiske steuerten den sechsten Sack des Tages bei. Dann machte es Seattles Defense den Rams erneut nicht allzu leicht. Daher hieß es ganz schnell 3 & Out und die vermutlich letzte Chance für einen Seahawks Sieg und eine mögliche Overtime. Und die nutzten sie, wenn auch nicht fehlerfrei. Erneuter Sack von Fiske und ganz viel Druck aber Geno behielt einen kühlen Kopf. Es waren aber vor allem ein toller Catch von Cody White und zwei von JSN, wovon einer auch zum Touchdown führte, die den Unterschied machten. 20:20 mit noch 51 Sekunden auf der Uhr. Kurz nochmal Streitigkeiten nach einer möglich Strafen, aber die wurde (zu Recht) nicht gegeben und so hieß es nach einem Rams Punt Overtime.
  • Overtime: Die Seahawks gewannen den Coin Toss und entschieden sich selbstverständlich dafür, mit der Offense zu starten. Seattle startete topmotiviert und JSN unterstrich mit einem 31-Yards-Raumgewinn erneut, dass er der stärkste Spieler in der offensiven Unit an diesem Tag war. An der gegnerischen 16-Yard-Linie entschloss man sich schließlich den vierten Versuch bei einem nötigen Yard auszuspielen, den man schon im vorigen Versuch nicht überwinden konnte. Doch die Run Defense der Rams war abermals überlegen und verhinderte ein First Down. Eigentlich reichte dem Team aus Los Angeles jetzt ein Field Goal, aber es braucht nur 3 Plays und anschließend einen 39-Yards-Pass auf WR Demarcus Robinson, um das Spiel mittels Touchdown zu entscheiden. 26-20 Sieg für die LA Rams.

Die Hauptdarsteller:

WR Jaxson Smith-Njigba: Leider reichte seine Breakout-Performance nicht für einen Sieg. Auch wenn er an der ersten Interception Schud trug, fing er im Endeffekt sieben Bälle für 170 Yards und zwei Touchdowns. Er war einer der wenigen offensiven Lichtblicke, hielt die Hoffung der 12s lange am Leben, bot Geno eine sichere Anspielstation und machte mit einigen beeindruckenden Catches das Leben seines QBs leichter.

Seahawks Defense: Es hat zwar kein anderer Spieler verdient auf eine Stufe mit JSN gestellt zu werden, jedoch zeigte sich die Defensive von Seattle in diesem Spiel als starke und verlässliche Einheit. In der regulären Spielzeit konnte man Stafford & Co bei nur 219 Passing Yards, 1 TD, 54% Completion Percentage, sowie bei 68 Rushing Yards und 3,1 Yards average halten. Zudem erlaubte man nur ein Field Goal. Lediglich in der Overtime knickte man spät aber doch ein.

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: LB Ernest Jones IV: Der Neuzugang lieferte einige gute und wichtige Tackles, insgesamt 9. Vor allem sein Tackle for Loss an der Goalline war entscheidend, um einen Rams Touchdown zu verhindern, dazu kommt eine Pass Deflection. WR Cody White: Starke Leistung eines Practice Squad Spielers. Zwei schwere Catches für 44 Yards. Noch beeindruckender war aber vermutlich sein geblockter Punt.

Stets bemüht: RB Kenneth Walker: Er ist eine Konstante und tut was er kann, aber hinter einer solch schwachen O-Line war auch für ihn nur wenig möglich. Mit 83 Rushing Yards bei einem durchschnittlichen Raumgewinn von 3,3 Yards, 3 Catches für 24 Yards und ohne TDs blieb er unter den hohen Erwartungen. Leider konnte er auch bei drei Läufen in Folge nicht das entscheidende First Down in der Overtime erzielen, wenngleich die O-Line daran die größere Schuld trägt. Seahawks Pass Rush:  Man kann nicht behaupten, dass Stafford nie unter der Druck stand. Dennoch reichte es im Endeffekt für keinen Sack gegen eine bis dato unterdurchschnittliche O-Line und lediglich für 7 QB Hits. CB Riq Woolen: Da war leider sowohl Gutes als auch Schlechtes dabei. Seine Interception war wichtig und sehr gut gespielt. Gleichzeitig war er aber auch der Cornerback auf den beiden Touchdowns geworfen wurde, gerade beim ersten ließ er sich von Robinson förmlich austanzen.

Meh: Disziplin der Seahawks: 12 Strafen gegen Seattle, die angenommen wurden, und das für 95 Yards. Darunter einige False Starts auf heimischen Rasen. 4 Strafen mehr als die Rams, die auch zu viele hatten. Turnover-Differenz 1:3. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Seahawks O-Line: Hier passt der Eindruck am Feld zu den Statistiken. Was man am Ende des Tages zugelassen hat? 7 Sacks, 8 TFL, 11 QB Hits. Keine nennenswerte Erfolge im Laufspiel und C Connor Williams könnte man mit einem erneuten zu hohen Snap eigentlich gesondert hervorheben. K Jason Myers: Fehler können passieren, aber der war teuer. Man weiß nie was gewesen wäre, wenn Seattle kurz vor Ende mit 21:20 geführt hätte. Die Rams hätten das Spiel anders angelegt und vielleicht hätten sie es schon in regulärer Zeit entschieden. „Hätte hätte Fahrradkette!“ Im Endeffekt hätte der verschossene Extrapunkt gereicht, um das Spiel in der regulären Zeit zu gewinnen. QB Geno Smith: Nicht alles war seine Schuld, aber leider doch der vermutlich spielentscheidende Pick-Six. 363 Yards und 3 Touchdowns wirken auf den ersten Blick stark, aber die drei Interceptions waren, obwohl nicht alle gleichermaßen auf seine Kappe gingen, am Ende des Tages leider immer wieder aufs Neue der metaphorische Genickbruch.

Die Highlights:

Der erste Touchdown des Spiels. Geno auf Lockett für 6 Punkte!

No Fly Zone! Riq Woolen fing den Ball ab nicht nur traumhaft ab, sondern leitete auch noch einen Touchdown Drive kurz vor Ende der 1. Halbzeit ein.

JSN weit offen für Touchdown Nummer 2.

Hier war der Optimismus noch groß. JSN mit seinem zweiten Touchdown kurz vor Spielende.

Die Randnotizen:

  • 0-4 war der Record der Seahawks gegen Stafford als Rams Starting Quarterback vor diesem Spiel. Mit der erneuten Niederlage konnten die Seahawks in nun insgesamt fünf Spielen nicht einmal gegen Stafford als Rams Starting Quarterback gewinnen.
  • Vier Heimniederlagen in Folge, das gibt es erst das zweite Mal in der Geschichte des Lumen Fields. Zuletzt „gelang“ das den Seattle Seahawks 2008.

Die Verletzten:

OT George Fant musste bei seinem Comeback wegen einer Knieverletzung leider erneut vom Platz und kam auch nicht mehr aufs Spielfeld zurück.

S K’von Wallace zog sich eine Knöchelverletzung zu.

Das Zitat:

„I can play better and I can correct a lot of things. That’s the job of the quarterback to overcome and, ultimately, get wins.“ -QB Geno Smith auf die Frage „What’s contributed to the Seahawks falling to 4-5 after 3-0 start?“

Der Tweet:

Stimmen zum Run Game:

 

Das Fazit:

Genau genommen ist es beeindruckend wie lange Seattle trotz einer Turnoverdifferenz von 1:3 und etlichen Strafen mitgehalten hat. Im Endeffekt wäre sogar der Sieg zum Greifen nahe gewesen. Das alles ist nur der Seahawks Defense zu verdanken, die das Team so lange im Spiel hielt. Und das sollte 12s auch optimistisch stimmen. Auch hier war nicht alles fehlerfrei, aber es war eigentlich gut genug für einen Sieg. Es ist schwach immer nur einen Schuldigen zu suchen, aber im Falle der Seahawks drängt er sich einem schon förmlich auf. Die O-Line verdient nach demmSpiel gegen die Rams nicht einmal das Prädikat unterdurchschnittlich. Wie die Kollegen aus dem Podcast immer so schön sagen „Das ist absoluter Bodensatz!“.  Die Folge: Ken Walker konnte sein volles Potenzial nicht einmal ansatzweise ausschöpfen und Geno war mehr damit beschäftigt, den nächsten verpassten Block zu identifizieren als das defensive Backfield zu lesen. Ein Spiel auf diese Art zu gewinnen ist beinahe nicht möglich.

Die Seahawks fallen mit der Niederlage gegen die Rams auf Platz 4 in der NFC-West zurück, die dennoch weiterhin hart umkämpft und eng ist. Jetzt heißt es in der Bye Week hart arbeiten, angeschlagene Spieler wieder zurückzuholen und in der Offense einen Gameplan zu entwickeln, der die Schwächen so gut wie möglich kaschiert und die Stärken maximiert. Außerdem darf es einfach nicht mehr so viele Strafen geben. Wir haben einen jungen Coaching Staff, der auch noch lernen kann und wird und in diesem Spiel vor allem eine Defensive gesehen, die das Potenzial hat, ganz vorne mitzuspielen.

Ausblick: In Week 10 haben die Seahawks ihr freies Wochenende, weiter geht es für die Seahawks dann am 17.11. um 22.25 Uhr bei den San Francisco 49ers.