Recap: Regular Season 2024 (Week 11) – Seahawks @ 49ers

Nach einer spielfreien Woche 10 wartete auf die Seattle Seahawks in Woche 11 ein umso härteres Duell gegen den Divisions- und Erzrivalen aus San Francisco. Die 49ers kamen ihrerseits zwar nicht aus einer Bye-Week, empfingen die Gäste aus Seattle aber mit einer Menge Selbstbewusstsein nach zwei Siegen in Folge und einem deutlichen Erfolg beim ersten Aufeinandertreffen in Woche 6. Das Gegenteil war bei den Seahawks der Fall, zwei Niederlagen am Stück (zuletzt gegen die LA Rams) erhöhten den Druck, einen Sieg vor allem innerhalb der Division zu erzielen. Schlechte Vorzeichen also, ganz abgesehen von den Kaderveränderungen im Vorfeld.

Im Pacific-Northwest stand in den vergangenen Tagen weniger das bevorstehende Duell gegen die 49ers im Fokus der Berichterstattung, sondern die überraschenden Personalveränderungen im Roster der Seahawks. Die Seahawks trennten sich von LB Tyrel Dodson, der erst dieses Jahr zum Team gestoßen war und bisher in jedem Spiel startete. Hinzu kam, dass C Connor Williams überraschend seine Karriere mitten in der Saison beendete. Erfreuliche Nachrichten gab es hingegen von der Verletzungsfront. Während TE Noah Fant weiterhin nicht fit genug für einen Einsatz war, gaben WR DK Metcalf und vor allem OT Abe Lucas, seinerseits nach fast 11 Monaten, ihr Comeback. Auf der anderen Seite fehlten u.a. die Leistungsträger TE George Kittle und CB Chavarius Ward. Fest stand, dass sowohl die Linebacker Unit als auch die O-Line eine großteils andere sein sollten als noch im ersten Spiel gegen die 49ers in dieser Saison. Wie sehr sich die Umstellungen schließlich auswirkten lest ihr in der folgenden Recap.

Der Spielverlauf:

  • 1. Quarter: Nach einem gewonnenen Münzwurf war es die Seahawks Defense, die sich als erstes beweisen musste. Und das tat sie auch: die 49ers konnten kein First Down erzielen und mussten punten. Anders starteten die Gäste aus Seattle. Kontinuierlicher Raumgewinn vor allem über den Pass brachte die Seahawks in Field Goal Range. Hauptakteure waren dabei QB Geno Smith (39 Passing Yards), WR Tyler Lockett (2 Catches) und K Jason Myers, der schließlich das Field Goal verwandelte. 3:0 Seahawks. In ihrem zweiten Drive wachte aber auch die 49ers Offense auf. WR Jauan Jennings fing gleich vier Pässe und Brock Purdy lief schlussendlich selbst für 10 Yards zum Touchdown. 7:3 49ers.
  • 2. Quarter: Mit zwei Catches fand dann auch DK zu Beginn des zweiten Quarters langsam ins Spiel. Doch dann erlebten die Seahawks ein Déjà-Vu. C Olu Oluwatimi, der das erste Mal in dieser Season startete, snappte den Ball unpräzise, Geno konnte ihn nicht fangen und sicherte den Fumble erst weit hinter der Line of Scrimmage. 3rd & 22 konnte die Seahawks Offense nicht verwandeln, es folgte der Punt. Bereits zwei Plays später wechselte das Momentum jedoch erneut. CB Devon Witherspoon deckte RB Christian McCaffrey perfekt und deflectete den Pass von QB Brock Purdy. DT Jonathan Hankins zeigte seine Athletik und fing diesen Ball zur Interception an der gegnerischen 29-Yard-Linie. Die Seahawks Offense konnte im Anschluss jedoch kein First Down erzielen und war nach einem Sack sogar in schlechterer Feldposition als nach der Interception. So reichte es nur für einen Field Goal Versuch, den K Jason Myers aus 57 Yards souverän verwandelte. 6:7 49ers. Im anschließenden Drive nahmen die Hausherren aus San Francisco mit sieben Minuten fast die Hälfte des zweiten Viertels von der Uhr. Trotz stetigem Raumgewinn und vor allem effizienten Passspiel, mussten sich die 49ers nach einem Sack von OLB Dre’Mont Jones und zwei Pass Deflections von OLB Boye Mafe schließlich mit einem Punt begnügen. Die Seahawks Offense startete im Anschluss von der eigenen Neun-Yard-Linie und konnte zunächst guten Raumgewinn erzielen ehe man rund um die Mittellinie puntete. Für die 49ers war nicht mehr genug Zeit auf der Uhr um einen weiteren Score zu erzielen und so ging es mit 7:6 für das Heimteam in die Halbzeit.
  • 3. Quarter: Der erste Ballbesitz der zweiten Halbzeit gehörte dem Team aus Seattle. Doch aus dieser Chance machten die Seahawks nichts. Im Gegenteil: Geno überwarf nach kurzer Improvisation einen Ball auf seinen WR Jaxon Smith-Njigba, der an Seattles 27-Yard-Linie von CB Isaac Yiadom abgefangen wurde. Die Seahawks Defense betrieb Schadensbegrenzung und hielt die 49ers bei einem Field Goal. 10:6 49ers. Dann endlich wieder ein langer Drive der Seahawks, der eigentlich nicht sonderlich vielversprechend startete. Aber Geno warf für 26 Yards auf DK und verteilte anschließend die Bälle gut auf verschiedene Anspielstationen. Nach einem kreativen Screen-Pass auf JSN krönte RB Kenneth Walker den Drive mit einem kurzen Touchdown-Run. 13:6 Seahawks. Erwähnenswert: Star-DE Nick Bosa verletzte sich in diesem Drive und musste den Rest des Spiels von der Sideline aus verfolgen. In den letzten Minuten des dritten Viertels starteten die 49ers schließlich noch erfolgreich einen offensiven Drive.
  • 4. Quarter: Spieler des Spiels auf Seiten der 49ers blieb in diesem Drive weiterhin Jennings. Bei zwei dritten Versuchen hatte die Seahawks Defense große Probleme mit dem Receiver und konnten ihn nicht vor der First-Down-Linie stoppen. Schlussendlich fing er auch einen kurzen Pass zum Touchdown. 17:13 49ers. Auch die Seahawks Offense ließ zunächst nicht nach. JSN mit einem schweren Catch, den er gerade so inbounds fing und eine 4th Down Conversion durch Walker. Doch dann schaffte es die Seahawks Offense nicht mit zwei Plays einen Yard zu überwinden. Der QB Sneak von Geno wurde als knapp zu kurz gegeben ehe RB Zach Charbonnet die nötigen Inches beim vierten Versuch nicht überwinden konnte. Mit weniger als vier Minuten versuchten die 49ers nun nicht nur Raumgewinn zu erzielen sondern auch Zeit von der Uhr laufen zu lassen. Mit noch 2:45 punteten die Hausherren nach wenigen Plays von der Mitte des Feldes aus. Die Seahawks hatten mehr oder weniger nur noch einen Drive in diesem Spiel, vor allem auch weil sie nur noch über ein Timeout verfügten. Geno startete mit fünf angebrachten Pässen in Folge auf DK, Walker und JSN, der schon das ganze Spiel über eine sichere und konstante Anspielstation war.  Eine Incompletion bevor JSN beim dritten Versuch einen 15 Yards Raumgewinn erzielte. Nach einem Sack bewies Geno in den letzten Sekunden des Spiels dann noch einmal seine Qualitäten als Läufer. Zunächst ein Lauf für 16 Yards zum First Down, gefolgt von einer erneuten Completion auf JSN. Dann noch mal ein Lauf von Geno selbst für 13 Yards, doch diesmal zum Touchdown. 20:17 Seahawks. Mit noch 12 Sekunden auf der Uhr versuchten die 49ers vergeblich noch zu scoren. Es blieb beim 20:17 – Sieg für die Seattle Seahawks.

Die Hauptdarsteller:

WR Jaxon Smith-Njigba: 10 Catches bei 11 Pässen auf ihn und das für 110 Yards. JSN war die große Konstante im Passspiel der Seahawks und fing Bälle in entscheidenden Momenten, gerade im spielentscheidenden letzten Drive. Er war nicht nur der leading Receiver seines Teams sondern im gesamten Spiel und konnte seine starke Leistung aus der Vorwoche bestätigen.

CB Devon Witherspoon: Der wohl auffälligste Spieler der starken Seahawks Defense war Witherspoon. Seine starke Leistung auf dem Feld, geprägt von physischen Tackles, großem Einsatz und enger Manndeckung spiegelte sich auch in seinen Stats wider. Drei Pass Deflections (so viel wie die gesamte 49ers Defense) und 8 Tackles stehen dabei zu Buche. Eine seiner Deflections führte außerdem zur Interception durch Hankins.

Linebacker-Unit: Vor dem Spiel gab es viele Fragezeichen rund um das neue Linebacker Duo in Seattle. Das erste Mal starteten LB Ernest Jones IV und Rookie-LB Tyrice Knight nebeneinander, doch die Leistung überzeugte. Gerade Jones hat sich schnell ins Team eingefunden und ist gefühlt immer sofort beim gegnerischen Ballträger. Am Ende kamen Jones und Knight zusammen auf 23 Tackles, letzterer hatte auch noch einen QB Hit. Noch beeindruckender: zusammen mit der restlichen Defense hielten sie CMC bei lediglich 79 Yards (4,2 Yards im Schnitt).

Die Nebendarsteller:

Ehrenvolle Erwähnung: RB Kenneth Walker: Stets eine verlässliche Kraft im Laufspiel. Im Endeffekt zwar lediglich 54 Yards (3,9 Yards im Schnitt), dafür ein Touchdown und ein verwandelter vierter Versuch. Dazu kommen einige Runs aus denen er mehr rausholte als anfangs für möglich gehalten wurde. Die Gesamte Defense: Trotz der Rückkehr von CMC konnten die Seahawks die 49ers bei 17 Punkten und lediglich 277 Yards gesamt halten. Den Großteil des Spiels hatte die Defense die sonst so dynamische Offense wirklich gut im Griff. DT Jonathan Hankins: Defensivspieler mit fast 150 Kilogramm Körpergewicht, der aber bei seiner Interception sowohl seine Sprungkraft als auch Fangkünste unter Beweis stellte. Defintiv der Grund für wichtige Punkte im Anschluss und ein Turnover, den so mit Sicherheit nicht jeder Defensive Tackle machen würde. OT Abe Lucas: Er ist zurück! Mit ihm sah die O-Line deutlich besser aus. Man merkt wie wichtig Lucas für den gesamten Erfolg der Seahawks Offense ist. K Jason Myers: Mit ganz sicheren Field Goals, einem u.a. aus 57 Yards, hatte er maßgeblichen Erfolg am Sieg.

Stets bemüht: Seahawks O-Line: Wer Kritik übt, muss auch loben können. Sicherlich eines der stärksten Spiele des Jahres, der bisher so gescholtenen O-Line und das gegen einen starken Pass Rush. Vier Sacks sind immer noch zu viel, dafür hielt sie DE Nick Bosa in der ersten Halbzeit bei nur drei Pressures. Im ersten Duell dieses Jahres waren es noch 14 in der ersten Hälfte gewesen. Defintiv eine Steigerung, wenngleich die Run Offense immer noch sehr träge wirkte und die Pass Protection auch nur inkonstant funktioniert.  QB Geno Smith: Ein ruhigeres Spiel von Seattles Quarterback. Lediglich 221 Passing Yards, dafür aber 78 % Completion Percentage. Die Turnover blieben leider mit einer Interception erhalten, diesmal gab es jedoch keinen Passing Touchdown. Dafür behielt er im richtigen Moment die Nerven und zeigte über den Lauf und einen Rushing Touchdown seine Qualitäten. Kein fehlerfreies Spiel aber vor allem in der wichtigsten Phase gut genug. Seahawks Pass Rush: Der Seahawks Pass Rush war okay, nicht mehr und nicht weniger. Am Ende waren es zwei Sacks und insgesamt vier QB Hits, die die Defense produzierte.

Meh: RB Zach Charbonnet: Er wird seinem Draft Status weiterhin nicht gerecht. Lediglich drei Yards bei vier Laufversuchen und zwei Catches für zwei Yards. Er wirkte weiterhin nur wenig explosiv, hatte Probleme beim Pass Blocking und konnte in Short-Yardage-Situationen, wie z.B. dem misslungenen vierten Versuch, nicht überzeugen. Genau das sollte aber seine Stärke sein. Verteidigung gegen QB-Runs: Wenn Purdy lief, hatte die Seahawks Defense so ihre Probleme. 50 Yards und einen Touchdown erzielte der 49ers QB bei Läufen. Die Verteidigung gegen QB-Runs war das ganze Jahr über schon eine Schwäche, die sich gegen San Francisco fortsetzte.

Die Highlights:

Ob Jonathan Hankins mal Wide Reciever gespielt hat? Könnte man meinen nach dieser Interception.

Kurzer Lauf über Walker zum ersten Touchdown der Seahawks an diesem Abend.

Clutch! Geno bewies Nerven aus Stahl und lief selbst zum Touchdown und damit zum Sieg für die Seahawks

Die Randnotizen:

  • Die Seahawks feierten den ersten Sieg gegen Brock Purdy als Starting Quarterback der 49ers.
  • Der letzte Sieg der Seattle Seahawks über die 49ers lag im Jahr 2021. Damit beendeten sie eine Losing-Streak von sechs Spielen.
  • OT Abe Lucas spielte sein erstes Spiel seit fast 11 Monaten. Zuletzt war er im Dezember 2023 für die Seahawks am Platz gestanden.

Die Verletzten:

WR Laviska Shenault Jr. musste das Spiel bereits im ersten Viertel aufgrund einer Bauchmuskelverletzung (oblique) verlassen.

In der zweiten Halbzeit verletzte sich mit CB Dee Williams der zweite Returner. Er musste wegen einer Knöchelverletzung in den Locker Room gebracht werden.

Das Zitat:

„This defense … we can go out there and play with anybody “ – LB Ernest Jones IV über das Potenzial und die Leistung der Defense.

Der Tweet:

Geno mit einer Celebration, die er perfekt auf den Ort abgestimmt hat.

Das Fazit:

Was für ein Spiel! Wie in Woche 9 vor der Bye Week erneut eine beeindruckende defensive Leistung der Seahawks, die diesmal auch von der Offense genutzt und belohnt wurde. Die Offensive war dabei keinesfalls fehlerfrei und ließ sicherlich einige Punkte liegen, bewies aber im richtigen Moment endlich wieder eine Gewinner-Mentalität und Comeback-Qualitäten. Nach der Rückkehr von Lucas wirkte auch die O-Line zumindest etwas stabiler und bescherte Geno merklich mehr Zeit. Beeindruckend war aber vor allem die Laufverteidigung, die vom Coaching Staff gut eingestellt war und CMC solide im Griff hatte.

Gleichzeitig darf so ein Sieg keinen Höhenflug bedeuten. Das Laufspiel war weiterhin eher schwach und wurde zum Großteil von Walker getragen, zudem konnte man über den Pass nicht punkten. Dennoch war der Erfolg innerhalb der Division wichtig, um Boden in der NFC-West gutzumachen und mögliche Chancen auf die Playoffs zu wahren. Mit dem eigenen Sieg dem direkten Konkurrenten eine Niederlage zuzufügen ist schließlich beinahe ein doppelter Sieg. Vor allem sollte dieser Erfolg aber Selbstvertrauen geben und wieder für mehr Zuversicht und weniger Pessimismus in Seattle sorgen.

Ausblick: In Week 12 empfangen die Seahawks am 24.November 2024 um 22:25 Uhr die Arizona Cardinals.