Seahawks Defense 2024 – Zwischen Genie und Wahnsinn

Seahawks Defense Fazit 2024

© EDWIN HOOPER/SEATTLE SEAHAWKS

Der 31. Januar 2024 war für die Seattle Seahawks ein Neustart, den viele junge Fans bisher so nicht kannten. An diesem Tag wurde die Verpflichtung von Mike Macdonald bekannt, der die Seahawks als neuer Head Coach in die nächsten erfolgreichen Saisons führen sollte. Gerade die jüngeren unter uns kannten bis dahin nur den Namen Pete Carroll und seine Defense-Philosophie. Durch die neue Trainerverpflichtung erwarteten die Verantwortlichen eine deutliche Steigerung der Verteidgung, da diese seit den „Legion of Boom“-Zeiten den Erwartungen hinterherlief. Mit Macdonald kam auch Defensive Coordinator Aden Durde, mit einigen Jahren Erfahrung als Defensive Line-Coach und Linebacker-Coach. 

Die defensive Seite des Balls zeigte in der Folge jedoch schwankende Leistungen, und der Eindruck zu Beginn der Saison war, dass die Defense auch in der abgelaufenen Spielzeit nicht an die glorreichen Zeiten unter Dan Quinn anknüpfen könnte. Hierbei wurden über einige Anpassungen Verbesserungen vorgenommen, die wir im anschließenden Fazit aus der Regular Season im Bereich der Defensive anschauen werden.

Das Defense-Scheme und die Findungsphase

Die Free Agency begann hoffnungsvoll und Mike Macdonald brachte, entgegen den Erwartungen, keinen einzigen Spieler aus der Defense der Baltimore Ravens mit. Gerade die Linebacker-Position, nach den Abgängen von Seahawks Linebacker-Legende Bobby Wagner und Linebacker Jordyn Brooks, stellte eine riesige Lücke dar, die mit Jerome Baker und Tyrel Dodson gefüllt wurde. Der Abgang von Safety Quandre Diggs sollte mit Jaguars-Safety Rayshawn Jenkins aufgefangen werden und die Rotationsrolle von Mario Edwards in der Defensive Line wurde mit Veteran Jonathan Hankins kompensiert. Auf dem Papier waren das erst einmal solide Neuverpflichtungen.

Die Realität bis zur Bye Week der Seahawks Mitte November sah allerdings anders aus. Bei vier Siegen standen auf der anderen Seite auch fünf Niederlagen, unter anderem gegen die Giants oder Blowouts wie gegen Detroit, Buffalo oder eine ganz bittere Overtime-Niederlage gegen die Rams. Letztere nahm vielen Fans die Hoffnung, dass es gerade defensiv eine bessere Saison werden sollte. Einen entscheidenden Turning Point gab es dabei bereits vor dem Bills-Spiel. Hier wurde mit dem Trade für Linebacker Ernest Jones IV die künftige Nummer 1 auf dieser Position von den Tennessee Titans nach Seattle geholt. Im Gegenzug gingen Jerome Baker und ein Draft-Pick in die andere Richtung.

Nach leichten Verbesserungen, besonders im Spiel gegen die Rams, wurde dann Tyrel Dodson völlig überraschend in der Bye Week entlassen. Hinzukam, dass Neuzugang Rayshawn Jenkins sich im Oktober an der Hand verletzte und Coby Bryant die Starter-Rolle als zweiter Safety nach Julian Love kampflos gewann. Mit Blick auf die Free Agency vor der Saison war das also ein völliger Griff ins Klo der Front Office-Verantwortlichen um Gerneral Manager John Schneider. Dazu kam auch, dass viele Spieler Probleme hatten, ihre Aufgaben in der komplizierten Defensive zu erledigen und sich an das System von Macdonald zu gewöhnen. Dies machte sich besonders bei dem jungen Kern um die Cornerbacks Riq Woolen, Devon Witherspoon und eben Coby Bryant bemerkbar.

Jedoch waren hier in der abgelaufenen Saison, obwohl gerade der Start in die Saison defensiv nicht optimal lief, viele Verbesserungen zu sehen. Das negativste Thema gegen Ende der Pete Carroll-Ära war das der verpassten Tacklings. 2023 noch unter den schlechtesten drei Teams wurde dies besonders nach der Ankunft von Ernest Jones verändert und das Team landete unter den Top-11 der Liga in dieser Kategorie. Die allseits geliebte Schwäche gegen den Lauf wurde also fast abgestellt. In der Vorsaison hatte die Seahawks-Defense mit 2.352 Yards noch die zweitmeisten Rushing Yards der NFL zugelassen, wohingegen die 2024er-Defensive nur 2.053 Yards zuließ und damit auf dem 16. Platz von 32 Teams rangierte.

Im Hinblick auf die Sacks (45 zur Vorsaison 47) fiel jedoch auf, dass die Seahawks mehr Pressures generieren konnten bei fast gleich viel gecallten Blitz-Plays. Dies machte sich besonders bei den zugelassenen Passing Yards bemerkbar. In der Vorsaison noch mit 3.961 zugelassenen Passing Yards im Mittelfeld, entwickelte sich das Team von Mike Macdonald im Jahr 2024 zu einer Top-10 Passing Defense (3.603 Passing Yards).

Zukunftsaussichten und der Wunsch einer Top 5-Defense

Gerade weil die Phase nach der Bye Week wirklich eine 1+ war, stellt sich hier jedoch die Frag, was das Front Office und das Coaching Team in Seattle investieren kann. Mit Hinblick auf unsere eigenen Free Agents fällt dabei sofort der Name Ernest Jones auf. Er war am Ende der Anker der Defense und ist bereits nach einer Halbserie als Seahawk Free Agent. Dieser will nach eigenen Aussagen in Seattle bleiben und lässt das Front Office sowie sein eigenes Management nun in Verhandlungen treten:

Dies ermöglicht allerdings nur ein optimaler Cap Space, den die Seahawks, Stand jetzt, bisher nicht haben, was uns an dieser Stelle zu möglichen Entlassungen führt. Denn Cut Kandidaten auf der defensiven Seite des Balles gibt es nach 2024 einige, darunter D-Liner Dre’Mont Jones, Outside Linebacker Uchenna Nwosu sowie Safety Rayshawn Jenkins. Jones hat in seiner Karriere bisher nicht bewiesen, dass er ein Spieler ist, der seinem derzeitigen Vertrag gerecht wird. Mit einem Cap Hit von 25 Millionen Dollar impliziert der NFL-Fan, dass er einer der besseren Defensive Linemen oder Edge Rusher in der Liga ist. Eine Entlassung würde je nach Zeitpunkt etwa 11,5 Millionen bis 16,5 Millionen Dollar einsparen.

Bei Nwosu ist die Situation jedoch noch eklatanter. Der Outside Linebacker ist öfter verletzt und hat in den letzten zwei Saisons viele Spiele verpasst. Aufgrund der guten Entwicklungen der letzten Draft Classes um Derick Hall und Boye Mafe, wird ein Abschied von Nwosu immer wahrscheinlicher. Hier kann das Front Office mit einem Cut knapp 8,5 Millionen Dollar einsparen. Der dritte Kandidat in der Defensive ist Rayshawn Jenkins, welcher sich früh in der Saison verletzte und von Coby Bryant mehr als gut vertreten wurde. 5,4 Millionen könnten hier eingespart werden. Die Offensive gibt natürlich auch Möglichkeiten her, um Geld einzusparen, was wir in dieser Recap zusammengefasst haben.

Je nach Vertragsentscheidungen wird der kommende NFL-Draftt ebenfalls sehr interessant. Hier müssen sicherlich die zweite Cornerback-Position, welche während der Saison von vier verschiedenen Spielern bekleidet wurde, sowie die Safety oder D-Line Positionen ergänzt werden, um weitere Tiefe in den Kader zu bringen. Dies werden wir in der Offseason noch näher beleuchten.

Spannende Jahre für die Zukunft der Macdonald-Defense

Durch die erfolgreichen Drafts auf der defensiven Seite über die letzten Jahre wurde bei den Seahawks ein junger defensiver Kern mit erfahrenen Spielern in den Free Agencies kombiniert. In Kombination mit Playcaller Mike Macdonald und Defensive Coordinator Aden Durde ist das ein spannendes Projekt für die Zukunft. Damit sind die Zeiten vorbei, in denen die Fans hoffen mussten, dass die zukünftigen Gegner an der Goal Line gestoppt werden könnten. Mit einigen Ergänzungen im Draft und der Disziplin, die im System von Macdonald benötigt wird, dürfte es den Seahawks in den nächsten Jahren möglich sein, eine Top 5-Defense in der Liga zu werden.

Dies wird in einer Division mit kreativen offensiven Köpfen wie Sean McVay und Kyle Shanahan vonnöten sein, um den NFC West-Titel nach Seattle zu holen und einen tiefen Playoff-Run zu ermöglichen. Stay tuned.