Recap: Regular Season 2015 (Week 4) – Lions @ Seahawks

Monday Night Football und die Seattle Seahawks – treffen diese beiden Faktoren aufeinander, ist die Brisanz nicht weit entfernt. Drei Jahre nach dem legendären „Fail Mary“ haben die Fans im CenturyLink Field die nächste kontroverse Schiedsrichterentscheidung erlebt. Diese überschattet eine ansonsten solide Performance von Seattles Verteidigung und rückt eine grandiose Rettungsaktion von Kam Chancellor in den Hintergrund. Für die Offense hingegen kommt die Diskussion über den Touchback Call zur rechten Zeit, denn auch in Week 4 spielten die Seahawks im Angriff nicht ihr Potenzial aus.

Es war insgesamt ein komisches Spiel. Bis neun Minunten vor Schluss sah es nach einer von den Seahawks kontrollierten Partie aus, die das Team sicher nach Hause bringen würde. Und deshalb haben die Seahawks auch verdient gewonnen. Die Fehlentscheidung der Schiedsrichter am Ende des Spiels ändert daran nichts. Aber hätten die Lions einen Touchdown erzielt, hätte den Seahawks wohl in der aktuellen Situation die Durchschlagskraft im Angriff gefehlt, um das Spiel nochmals zu drehen.

Offense:

Nur 13 Punkte erzielten die Seahawks gegen Detroit – nur ein einziges Mal fand Seattle die Endzone. Für manch anderen Gegner reicht das nicht, für die Lions war es gerade genug.

  • Es gibt wenige Quartierbacks, die wie Russell Wilson hinter dieser O-Line eine vergleichbare Leistung zustande gebracht hätten. Wilsons Fähigkeit Plays am Leben zu erhalten ist außergewöhnlich. Seine Stats: 287 Yards, 1 TD und 76,92% Completions. Dazu kommen 40 Rushing Yards. Wilson macht das beste aus den aktuellen Möglichkeiten – und das ist beachtlich.
  • Es grenzt fast schon an ein Wunder, dass Wilson nach vier Spielen noch keine schwere Verletzung davongetragen hat. Nur Kansas City hat mehr Sacks zugelassen als die O-Line der Seahawks. Alleine gegen die Lions ließ die Line sechs Sacks zu gegen eine Defense, die nicht über einen herausragenden Pass Rush verfügt. Die schlechte Leistung ist nicht an ein oder zwei Spielern festzumachen, sondern an der gesamten Unit. Weder die erfahrenen Spieler wie Russell Okung und J.R. Sweezy noch die Jungspunde machen ihren Job ordentlich. In der Nacht von Montag auf Dienstag kamen auch noch schlechte Snaps von Center Drew Nowak hinzu, die es Russell Wilson nicht einfacher machten. Zudem verschuldete Nowak zwei False Starts, weil er den Ball beim Snap nicht schnell genug weitergab. Head Coach Pete Carroll sprach in den vergangenen Wochen von einem Entwicklungsprozess, den die Offense Line durchlaufen muss. Leider ist bislang kein Fortschritt zu erkennen und es ist zu befürchten, dass die derzeitige Zusammenstellung der O-Line es auch nicht rechtzeitig schaffen wird, vorhandene Probleme abzustellen. Das ist aber zwingend erforderlich, um in die Playoffs zu kommen. Russell Okung sagte nach dem Spiel, dass die O-Line mit Formationen konfrontiert wurde, die sie bisher noch nicht gesehen habe und somit auf diese nicht vorbereitet gewesen sei. Das macht nicht gerade Mut für die kommenden Spiele.
  • Nochmals Russell Wilson. Zwar war die Offensive Line schlecht, aber auch Wilson muss einen Teil der Schuld auf sich nehmen. Teilweise sah es so aus, als ob er leichte Panik bekommen hätte oder unbedingt noch ein Play machen wollte. Damit muss man wohl leben, da er in den meisten Fällen erfolgreich ist.  Beim ersten Fumble im 4. Quarter liegt die Schuld jedoch komplett bei Wilson. Bei dem Read-Option Play sah er den Lions-Defender nicht rechtzeitig bzw. las das Play falsch.
  • Weiterhin massive Probleme haben die Seahawks in der Redzone und im Abschließen von Drives. In 42  Drives hat Seattle bislang nur fünf Touchdowns erzielt. Auch gegen die Lions stand die Offense nach einem guten Drive am Ende der 1. Hälfte in der Redzone. Ein First & Goal von der 9- Yard-Linie endete mit einem Field Goal aus 51 Yards. Voraus gingen ein Sack, ein False Start, ein Lauf für wenig Raumgewinn und ein Sack, bei dem sowohl Russell Okung als auch Gary Gilliam aussahen wie Schuljungen.
  • Im Grunde genommen war vom Running Game der Seahawks nicht viel mehr zu erwarten. Rookie Thomas Rawls machte das Beste aus seiner Situation und hatte den ein oder anderen guten Run. Ob Marshawn Lynch in diesem Spiel wesentlich mehr Yards herausgeholt hätte, ist mehr als fraglich.

Defense:

Die Verteidigung rettete Seattle einmal mehr den Sieg. Und Kam Chancellor zeigte mit einem Big Play, dass er immer noch ein enorm wichtiger Erfolgsfaktor für die Seahawks ist. Ohne die Leistung der Defense hätten die Seahawks dieses Spiel nicht gewonnen. Über das gesamte Spiel hat die Defense zwei lange Drives der Lions zugelassen. Einer führte zum Field Goal im 2. Quarter und der andere endete mit dem Fumble von Calvin Johnson. Bei dem letzten Drive der Lions gelangte deren Offense auch zum ersten Mal überhaupt in die Redzone. Der Touchdown der Lions erfolgte durch einen Fumble Return. Zusammengefasst: Zehn Drives der Lions, ein Field Goal, ein Turnover und acht Punts.

  • Gegen eine gegnerische O-Line, die über ähnliche Probleme verfügt wie die der Seahawks, schaffen Cliff Avril, Michael Bennett und Co. keinen einzigen Sack. Wer sich das Spiel im Nachhinein nochmals anschaut, wird aber sehen, dass der Pass Rush sehr wohl vorhanden war. Stanford wurde oft unter Druck gesetzt und in seinem Timing gestört. So waren seine Würfe teilweise ungenau oder wurden zum Beispiel von Avril an der Line of Scrimmage geblockt.
  • Richard Sherman und seine Kollegen aus der Secondary profitierten vom Pass Rush und machten einen guten Job gegen Calvin Johnson, Golden Tate und die anderen Receiver der Lions. Am Ende hielt die Verteidigung das Passpiel von Matthew Stanford auf 203 Yards und 5,8 Yards pro Passversuch. Erst im letzten Drive schien Stafford seinen Rhythmus gefunden zu haben. Die Secondary der Seahawks stand tief, um Big Plays zu verhindern, was jedoch nur bedingt funktionierte. Sowohl Tate als auch Wright gelangen Plays über 20 Yards.
  • Drei Spieler in der Secondary haben einen besonders guten Job gemacht: CB Carey Williams spielte häufig gegen Johnson und sah ordentlich aus. DeShawn Shead konnte erneut als Nickelback überzeugen, nachdem Marcus Burley mit einem gebrochenen Daumen ausfiel. Allerdings profitierten die Seahawks auch vom Ausfall von Lions-TE Eric Ebron. Hervorgehoben werden muss Kam Chancellor. Nicht nur sein Play an der Goalline gegen Johnson war stark, sondern auch seine gesamte Performance auf und neben dem Feld. Seit seiner Rückkehr ist die Defense wesentlich stabiler geworden und hat gegen Detroit nochmals besser gespielt als gegen Chicago.
  • Der Ausfall von Brandon Mebane wurde in der Run Defense gut kompensiert. Allerdings muss auch ganz klar gesagt werden, dass das Laufspiel der Lions keine allzu große Gefahr war – 53 Rushing Yards bei 18 Laufversuchen.

Special Teams:

  • In Woche 4 hatten gefühlt 16 Teams Probleme mit ihren Kickern, die wichtige Field Goals aus machbaren Distanzen verschossen. Zum Glück konnten sich die Seahawks auf Steven Hauschka verlassen, der zwei Field Goals aus über 50 Yards Entfernung zuverlässig verwandelte und somit maßgeblich den Sieg nach Hause geschossen hat.
  • Returner Tyler Lockett fing einen Punt nicht, der Ballbesitz ging direkt wieder an die Lions. Ein Fehler, den man dem jungen Mann verzeihen kann. Er wird verbucht unter Rookie Mistakes.

Verletzungen:

Cornerback Marcus Burley brach sich den Daumen. Es ist fraglich, ob er mit einer Schiene schon bald wieder spielen kann. Running Back Fred Jackson hatte Glück im Unglück, als ihm ein gegnerischer Spieler ins Knie fiel. Derzeit sieht es aus, als ob das Knie keinen größeren Schaden genommen hat. Ob er kommenden Sonntag spielen kann, ist ebenfalls fraglich. Wide Receiver Ricardo Lockette konnte nur das 1. Quarter bestreiten und musste anschließend mit Erkältungserscheinungen vom Feld. Defensive End Michael Bennett hatte Probleme mit dem Knöchel, verpasste aber trotzdem nur einen Snap. Die Woche wird zeigen, ob es schlimmer ist. Die Einsätze von Marshawn Lynch und Brandon Mebane sind auch nächsten Sonntag fraglich.

Fazit und Ausblick:

Nach dem Spiel können die Seahawks froh sein, dass sie das Spiel gewonnen haben. Eine Niederlage zu Hause gegen die Lions wäre ein herber Rückschlag für die Playoff-Hoffnungen gewesen. Dennoch ist der Sieg aufgrund der gezeigten Leistungen in 52 Minuten des Spiels für verdient. Dass Seattle sich am Ende trotz der guten Performance der Defense sowie den Zaubereinlagen von Russell Wilson fasst um den Sieg gebracht hätte, ist beängstigend und macht nicht viel Hoffnung für das nächste Spiel gegen die Bengals. Nach Cincinnati wird das Team als Außenseiter fahren. Zu der Tatsache, dass die Bengals derzeit sehr guten Football spielen kommen eine verkürzte Woche, ein früher Kickoff sowie ein langer Flug hinzu.