Recap: Regular Season 2015 (Week 11) – 49ers @ Seahawks

Mit 29:13 haben die Seattle Seahawks die San Francisco 49ers im zweiten Aufeinandertreffen der beiden NFC West-Teams geschlagen. Und wie im Hinspiel war der Sieg der Mannschaft von Head Coach Pete Carroll nie wirklich in Gefahr. Das lag diesmal zum einen wieder an der aktuell schwachen Verfassung der Niners und zum anderen daran, dass zwei Rookies bei den Seahawks einen perfekten Tag erwischten.

https://twitter.com/evan_hill1/status/668588197710983168

Am Tag nach dem Spiel wollen wir uns ein wenig mit den Ereignissen auseinandersetzen und formulieren daher ein paar Beobachtungen. Außerdem haben wir Tweets zusammengetragen, die das Spielgeschehen unserer Meinung nach gut beschreiben:

  • Vorab ein paar mahnende Worte, die die Freude über den klaren Sieg nicht dämpfen, aber dabei helfen sollen, das Ergebnis richtig einzuordnen. Der Gegner der Seahawks war am Sonntagabend ein Team, das in dieser Saison zu den schwächsten der ganzen Liga gehört, weil es sich aktuell in einem großen Umbruch befindet. Das sollten wir bei der Einordnung der Partie im Hinterkopf behalten.
  • Thomas Rawls – der Rookie-Running Back übernahm vom verletzten Marshawn Lynch kurzfristig die Rolle als Starter und schien so bereit wie nur möglich zu sein. Rawls legte los, schlug Haken, überrannte Gegenspieler, verweigerte den Schritt ins Seitenaus und freute sich über jeden Raumgewinn wie ein kleines Kind. Diese Spritzigkeit tat dem Spiel der Seahawks enorm gut. Am Ende hatte er eine Statistik, von der manch etablierter Running Back nur träumen kann: 30 Carries, 209 Rushing Yards, 1 Rushing Touchdown, 3 Receptions, 48 Receiving Yards, 1 Receiving Touchdown

  • Marshawn Lynch – Thomas Rawls ist die Zukunft. Die Frage ist nur, wie schnell kommt diese Zukunft? Wie steht es um die Gesundheit von Marshawn Lynch, der am heutigen Montag einen Spezialisten in Philadelphia besucht, um  seine Bauchverletzung untersuchen zu lassen. Durch diese Saison schleppte sich Lynch mit einigen Blessuren. Zu 100 Prozent fit war er wahrscheinlich nie. Die Antwort auf die Frage nach der Zukunft kann wohl nur er selbst geben aktuell. Doch aktuell hält er sich bedeckt und unterstützte seinen Thronfolger am Sonntag vor dem Spiel mit folgenden Worten: „Look, youngun’, I’m going to pass you the torch for the day. You know what to do.“ – Die Verantwortung, sie war keine Last auf der Schulter des jungen Running Backs.

Have a day, Thomas Rawls! #SFvsSEA

Ein von @nfl gepostetes Foto am

  • Tyler Lockett – der Rookie-Receiver schien das Gleiche gefrühstückt zu haben wie sein Kollege Thomas Rawls. Lockett war von der 49ers-Secondary nicht in den Griff zu bekommen, weil er ein ums andere Mal den Turbo einschaltete. Mich persönlich erinnert Tyler Lockett ein bisschen an Golden Tate – nur noch flinker und schneller und ohne die vielen Taunting-Strafen. Auch seine Statistik konnte sich sehen lassen: 4 Receptions, 48 Receiving Yards, 2 Touchdowns, 1 Carry, 5 Rushing Yards

  • An dieser Stelle sei jedoch erneut angemerkt, dass die beiden Rookies zwar wie entfesselt spielten, die 49ers aber ebenfalls ihren Teil dazu beitrugen, dass Lockett und Rawls so erfolgreich waren. San Francisco tackelte unterirdisch schlecht. Davon profitierte unter anderem auch…
  • Doug Baldwin – Dieser verletzte sich leider spät in der Partie am Fuß, gab jedoch kurz nach Spielende Entwarnung:

  • Russell Wilson – Am Spielmacher gab es diesmal keine Kritik. Vielleicht auch deshalb, weil er einen Game Plan umsetzen durfte, wie er ihm aus den vergangenen Jahren bekannt sein dürfte. Sicher aber auch, weil er die richtigen Entscheidungen traf. Viel Laufspiel, ein bisschen Passspiel, ab und zu ein eigener Run aus dem Zone Read heraus. Eigentlich kann man das nicht als Fortschritt bezeichnen, denn das alles war schon einmal da. Vielleicht ist es eher ein positiver Rückschritt zur alten, erfolgreichen Spielweise der Seahawks. Die Erkenntnis, dass es damit am besten funktioniert ist dann aber wiederum ein Fortschritt. Die Statistik ist erfreulich: 24/29, 260 Yards, 3 Touchdowns
    Ein Lob muss an dieser Stelle auch an die O-Line gehen, die in den vergangenen drei Spielen einen deutlichen Aufwärtstrend gezeigt hat:

  • Sein Gegenüber bei den 49ers, Blaine Gabbert, machte ebenfalls ein solides Spiel. Der ehemalige Backup zeigte, dass auch er die Beine in die Hand nehmen kann wie Colin Kaepernick. Und er zeigte, dass er in der Pocket vielleicht sogar der stärkere, mit Sicherheit aber der abgeklärtere Quarterback ist. Mit seiner Statistik hätte er manch anderem Team zum Sieg verholfen: 22/34, 264 Yards, 1 Touchdown
    Probleme bereitete er mit seinen Pässen vor allem der Seahawks-Secondary. Und besonders dann, wenn er in Richtung eines seiner Tight Ends warf – ein altbekanntes Problem in Seattle. Von Pete Carroll wurde dieses damit begründet, dass die Seahawks die Außenseiten stärker abdecken und deshalb in der Mitte des Spielfeld Freiräume entstehen – kostspielige Freiräume waren das in dieser Saison bisher.

  • Secondary – Das Prunkstück der Seahawks kann nicht mehr als solches bezeichnet werden. Cary Williams, die Schwachstelle in der Passverteidigung, wurde auf die Bank gesetzt, nachdem er mehrere große Raumgewinne hergegeben hatte. Richard Sherman erlebte einen eher ruhigen Tag und wurde selten so getestet, dass man seine Form dadurch beurteilen könnte. Earl Thomas war mehrfach zur Stelle, als es in der Secondary lichterloh brannte. Das kann man von Kam Chancellor hingegen nicht behaupten. Es ist gut möglich, dass er wieder zuständig war, als die Seahawks den Touchdown durch 49ers-TE Vance McDonald kassierten. Für den überfordert wirkenden Williams übernahm Safety DeShawn Shead die zweite Cornerback-Position und erntete dafür nach dem Spiel Lob von Pete Carroll. Alles in allem bleibt die Secondary die Schwachstelle der Defense – das konnte auch gegen einen schwachen Passangriff von San Francisco nicht widerlegt werden.

Abschließend bleibt zu sagen:

https://twitter.com/whoisjoserivera/status/668588515706302464

Gewinnen macht mehr Spaß als verlieren. Damit das so bleibt, müssen die Seahawks beim Erfolgsrezept bleiben, koste es was es wolle. Seattle ist kein Passspiel-Team. Seattle läuft zuerst und ist damit effektiv. Das zeigte am Sonntagabend eindrucksvoll die Statistik: 44 Run Plays, 29 Pass Plays

Bleibt es in den verbleibenden sechs Spielen dabei, sind die Playoffs in greifbarer Nähe.

Und die Konkurrenz kann sich noch gegenseitig die Siege klauen: