Im Gedenken an Ian Robert Smith

Nachruf Ian Robert Smith

Im Südwesten von London, genauer gesagt in Kingston upon Thames, gibt es einen kleinen englischen Pub, das Willoughby Arms, in dem sich von September bis Februar American Football-Fans treffen, um die Spiele der NFL gemeinsam zu schauen. Die Zahl der Seahawks-Fans dort ist von Jahr zu Jahr gestiegen, denn ein Mann hat diesen kleinen Pub zum Treffpunkt vieler UK Sea Hawkers gemacht und sich dort Sonntag für Sonntag mit ihnen getroffen – Ian Robert Smith. An diesem Sonntag beim Wild Card-Spiel der Seahawks wird der Präsident der UK Sea Hawkers nicht mehr Fans und Freunde im Willoughby Arms empfangen.

Die Fangemeinde der Seattle Seahawks trauert um einen großartigen Menschen und einzigartigen Fan. Die German Sea Hawkers trauern um einen tollen Unterstützer und ein ehrwürdiges Mitglied. Ich trauere um einen Freund und Weggefährten.

Ian Robert Smith war genau das und noch so viel mehr. Ich hatte das große Glück – es war wirklich ein Zufall – dass ich ihm 2012 in London begegnen durfte. Bei den NFL International Series in London kam Ian beim Fanfest auf dem Trafalgar Square auf mich zu, weil ich mein blaues Seahawks-Trikot mit der Nummer 24 trug. Ian, großgewachsen, in einer Seahawks-Lederjacke und mit einem Seahawks-Banner in der Hand, sprach mich auf mein Lieblingsteam, das auch sein Lieblingsteam ist, an. Wir unterhielten uns ein wenig und er gab mir dann zum Abschied eine Visitenkarte – die der UK Sea Hawkers.

Kurzentschlossen trat ich diesen eine Woche nach meiner Rückkehr bei und war seither immer wieder in Kontakt mit Ian. So kam es, dass er vorschlug, ich solle 2013 mit ihm und ein paar anderen UK-Fans zu einem Heimspiel nach Seattle reisen, zum Motherland-Treffen (jährliches Zusammenkommen der Sea Hawkers von überall auf der Welt zu einem Heimspiel). Dort trafen wir uns wieder und erlebten ein paar tolle Tage, in denen ich Ian stets freudetrunken erlebte, wenn er gemeinsam mit vielen Freunden vor Ort für seine große Leidenschaft, die Seahawks, lebte. Er war immer bemüht, allen Neulingen die Stadt Seattle und die Seahawks näherzubringen. Seine liebevolle Art, Freundinnen “Flower” zu nennen, Freunde als “Brothers in the Blue” zu bezeichnen und mit den Worten “Our Kid” immer die Gemeinschaft zu betonen und jedem ein besonderes Wertgefühl zu geben, wird unvergessen bleiben.

In Seattle entstand die Idee, die Sea Hawkers auf Deutschland auszuweiten. Mit Ians Hilfe nahm ich dieses Projekt in die Hand. Und heute stehen wir als Fanklub da, wo wir ohne ihn nicht stehen würden. Symbolisch dafür ist das Stadionbanner der German Sea Hawkers, das ohne Ian in dieser Saison nicht im CenturyLink Field gehangen hätte. Das war nur einer von vielen seiner Verdienste.

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Zweimal durfte ich Ian treffen – nur zweimal. Ich wünschte, es wären noch viele weitere Treffen dazugekommen, bei denen wir auch endlich die Entstehung des deutschen Chapters gebührend hätten feiern können. Das müssen wir jetzt verschieben auf den Tag, an dem wir gemeinsam von oben auf das CenturyLink Field herabblicken und unsere Seahawks siegen sehen. Bis dahin werden wir Dich nicht vergessen, Ian.

Ian war ein Pionier für die Seahawks-Fangemeinde in Europa. Weil er weit weg von Seattle für unser Lieblingsteam einstand und es anderen ans Herz legte. Weil er Freunde mitnahm in den Pacific Northwest. Auch weil er Fanartikel mitbrachte aus dem Motherland. Und weil er Menschen mit den gleichen Interessen vernetzte. Ian war ein Visionär, der Brücken zwischen Seattle und dem Rest der Welt baute. Nicht nur nach Großbritannien oder Deutschland. Auch nach Australien oder Skandinavien zum Beispiel. Ian hat uns allen vorgelebt, wie wir unser Team respektvoll und fair anderen gegenüber unterstützen können – auch weit weg von Seattle. Er würde wollen, dass wir es anderen vorleben und seinen Weg weitergehen. Dass wir sein Erbe weiterführen. Dass wir als Fangemeinde weiter zusammenwachsen und gemeinsam viel Spaß haben. Ich bin mir sicher, er verfolgt unseren Weg.

Im Willoughby Arms werden die UK Sea Hawkers auch an diesem Sonntag den Seattle Seahawks zujubeln. Dass sich der Pub als Treffpunkt etabliert hat, ist der Verdienst von Ian. Er würde es nie zugeben, doch er ist der Grund, warum sich die vielen 12s dort treffen. Ian wird sie dann zwar nicht mehr willkommen heißen können, doch er wird da sein. Nicht körperlich anwesend, aber im Geiste.

 


Ian Robert Smith verstarb am 3. Januar 2016 im Alter von 48 Jahren, nachdem er an Heiligabend einen schweren Schlaganfall erlitten hatte. Spenden für seine Beerdigung können hier getätigt werden. Die German Sea Hawkers werden eine Kondolenzkarte an Ians Familie schicken. Mitglieder und Freunde können uns eine Nachricht zukommen lassen, die wir für sie auf die Karte schreiben sollen.


 

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