Von 2012 bis 2016 erreichten die Seattle Seahawks jedes Jahr die Playoffs, zweimal stand das Team im Super Bowl, einmal gewann es die Vince Lombardi Trophy. Nur die Green Bay Packers und die New England Patriots können im gleichen Zeitraum ähnliche oder noch bessere Serien vorweisen. So war es keine Überraschung, dass vor der Saison 2017 der Gewinn der NFC West und das damit verbundene Erreichen der Playoffs definiertes Ziel waren. Dieses Vorgaben hat das Team von Head Coach Pete Carroll nicht erfüllt. Mit einem Record von 9-7 verpassen die Seahawks sowohl den Sieg in der Division als auch einen Wild Card-Platz. Die längste Serie an Postseason-Teilnahmen in der Franchise-Geschichte ist vorbei.
Im mehrteiligen Saisonrückblick nennt die Redaktion die Gründe des Scheiterns, richtet aber auch schon den Blick auf die Offseason. Denn es könnte viel passieren. Von kleinen Modifikationen bis hin zum großen Umbruch in Kader und/oder Trainerstab ist alles denkbar. Teil vier der Serie beschäftigt sich mit der statistischen Seite der Saison 2017. Wie schnitten die Seattle Seahawks im ligaweiten Vergleich ab?
Offense
- Punkte pro Spiel: 22,9 (#11)
- Third-Down Conversions: 37,26% (#21)
- Touchdown-Quote bei Erreichen der Redzone: 55,56% (#13)
- Ballverluste: 17 (#7)
Laufspiel: Nicht nur optisch war das Laufspiel eine Katastrophe, sondern auch statistisch gesehen. Insgesamt liefen die Seahawks für 1.629 Yards und für 4,0 Yards pro Laufversuch. Dass der Durchschnitt in diesem Bereich liegt, hat Seattle nur einem Spieler zu verdanken – und der ist kein Running Back: Russell Wilson. Mit 586 Yards auf dem Boden ist Wilson mit Abstand der beste Läufer der Seahawks. Zieht man seinen Raumgewinn vom Gesamtwert ab, erzielten die restlichen Spieler insgesamt noch 729 Yards und durchschnittlich nur 2,31 Yards per Laufversuch.
„Bester“ tatsächlicher Running Back war Mike Davis mit 240 Yards und einem Schnitt von 3,5 Yards pro Laufversuch. Der bereits im Rookie-Rückblick erwähnte Chris Carson, der nur knapp vier Spiele absolvierte und dann verletzt ausfiel, war bis kurz vor Ende der Saison der beste reine Läufer der Seahawks (208 Yards, 4,2 Yards pro Lauf).
Die Verpflichtung von Eddie Lacy war ein totaler Reinfall (179 Yards, 2,6 Yards pro Lauf in neun Spielen). Auch der einst so hochgelobte Thomas Rawls zeigte, dass er nicht die Lösung ist (157 Yards, 2,7 Yards pro Lauf in zwölf Spielen). Bei C.J. Prosise deutete sich ähnliches an. Aufgrund von immer neuen (oder alten, nicht ganz auskurierten) Verletzungen konnte er wieder nur eine Handvoll Spiele bestreiten.
Neben Davis und Carson, die gute Ansätze zeigten, war J.D. McKissic eine positive Überraschung – und nahm die Position ein, in der zuvor alle Prosise erwartet hatten. Vor allem als Third-Down Back stellte McKissic seine Gefährlichkeit einige Male unter Beweis.
Passspiel: Quarterback Russell Wilson war bereits im ersten Teil der Analyse ausführlich ein Thema. Der Blick geht daher Richtung Receiver. Doug Baldwin war wieder der beste Ballfänger der Seahawks und verpasste nur knapp eine weitere Saison mit 1.000 Yards Raumgewinn. Am Ende fehlten neun Yards. Auf Platz zwei und drei folgen Paul Richardson und Tyler Lockett. Die meisten Touchdowns fing Jimmy Graham (10), der in der Redzone endlich effektiver eingesetzt wurde als in den vergangenen Jahren.
Defense
- Gegner – Punkte pro Spiel: 20,8 (#13)
- Gegner – Third-Down Conversions: 38,12% (#15)
- Gegner – Touchdown-Quote bei Erreichen der Redzone: 47,62% (#7)
- Gegner – Yards pro Laufversuch: 4,0 (#11)
- Sacks: 39 (#13)
- Ballverluste erzwungen: 25 (#9)
Unter Anbetracht der Verletzungen zahlreicher Stammkräfte sind einige der Werte durchaus in Ordnung. In Cliff Avril, Kam Chancellor und Richard Sherman fehlten große Stützen in Seattles Defense über längeren Zeitraum hinweg. Weitere Leistungsträger verpasste zumindest ein paar Spiele, weil sie verletzt waren. Das ist keine Entschuldigung, aber eben relevant: Nach dem Ausfall von Sherman und Chancellor ließen die Seahawks die siebtmeisten Punkte in der NFL zu.
Dass die Defense nicht komplett auseinander fiel, lag insbesondere an Middle Linebacker Bobby Wagner, der wieder eine Spielzeit auf höchstem Niveau absolvierte und sich damit um den Titel des Defensive Player of the Year bewarb. Wie wichtig Wagner für die Defense der Seahawks ist, war in den Spielen gegen die Jacksonville Jaguars und Los Angeles Rams sichtbar, als der Linebacker ausfiel und die Gegner praktisch freie Bahn in die Endzone hatten. Mit 97 Tackles (133 Combined Tackles) beendete er die Saison auf einem geteilten ersten Platz. Demario Davis von den New York Jets erzielte den gleichen Wert. Wo Davis 3,5 Sacks aufweisen kann, stehen für Wagner 1,5 Sacks. Dazu kommen jedoch zwei Interceptions, ein forcierter Fumble, zwei eroberte Fumbles sowie ein Touchdown. Nur die verpassten Playoffs könnten Wagner den Award streitig machen.
Im fünften Teil des Saisonrückblicks blickt die Redaktion nach vorne. Die Offseason steht an und mit ihr wichtige Entscheidungen in Trainerstab und Kader. Ein paar Entwicklungen gab es bereits. Um die und alles, was noch folgen könnte, geht es der Super Bowl LII-Woche. Teil eins der Serie ordnete die Bilanz der Spielzeit 2017 ein und beschäftigt sich mit dem Spieler, der das Team am Leben hielt, Teil zwei analysierte die vielen Schwachstellen, in Teil drei wurde das Abschneiden der Rookies betrachtet.