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Millionenspiel – Seahawks starten in die Free Agency 2025
Die Free Agency ist nun ganz offiziell gestartet und auch im Pacific Northwest sollte es in dieser Zeit der Offseason wohl turbulenter werden als in den Saisons zuvor. Dafür, dass John Schneider und Co in der Offseason aktiv sein werden und müssen sprechen nämlich mehrere Faktoren.
Allen voran die Abgänge der WR DK Metcalf und Tyler Lockett und QB Geno Smith reißen beachtliche Lücken im Kader auf. Außerdem waren Schwachstellen vor allem in der O-Line ein entscheidender Faktor für das Nicht-Erreichen der Playoffs und verlangen personelle Verbesserungen. Das Front Office in Seattle hat dabei verglichen mit den Vorjahren diesmal die Möglichkeiten viele und vor allem große Verpflichtungen in der Free Agency einzugehen – schließlich steht genügend Cap Space zur Verfügung.
Wer in den ersten Stunden der Free Agency bereits gesigned wurde wer die heißesten Kandidaten für bestehende Kaderlücken sind (passender Weise stellen wir euch 12 vor) lest ihr im folgenden Artikel.
Bisherige Verpflichtungen
QB Sam Darnold
QB Sam Darnold soll also der Nachfolger für den erst kürzlich überraschend zu den Las Vegas Raiders getradeten Geno Smith sein. Nach momentanen Informationen erhält Darnold einen Drei-Jahres-Vertrag, der ihm knapp bis zu 100 Millionen Dollar einbringen kann. Damit kommt er die Seahawks wohl günstiger als Geno Smith, der bei den Raiders voraussichtlich knapp 45 Millionen Dollar pro Jahr verdienen wird.
Der ehemalige 3rd Overall Pick der New York Jets kommt aus seiner bisher besten Saison. In seinen ersten Jahren konnte er seinem hohen Draft Status noch nicht gerecht werden, wechselte anschließend zu den Carolina Panthers, wo er auch aufgrund eines schwachen Kaders nicht endgültig überzeugen konnte. Nach einer Saison bei den San Francisco 49ers, bei der er hauptsächlich als Backup von Brock Purdy fungierte, gaben ihm schließlich die Minnesota Vikings noch eine Chance. Diese nützte Darnold und spielte eine beachtliche Saison, die ihm zeitweise sogar in das Gespräch um den MVP-Titel brachte.
Mit Darnold kommt der QB mit den fünfmeisten Passing Yards der vergangenen Saison (4.319 Yards) nach Seattle. Funfact: damit warf er nur einen Yard weniger als Geno Smith über die ganze NFL Saison 2024 hinweg. 35 Touchdowns waren ebenfalls der fünftbeste Wert der Liga, dazu kamen 12 Interceptions. Darnolds größter Kritikpunkt war sein schlechte Performance in den Playoffs – gegen die Rams gelang lediglich ein Touchdown bei einer Interception und die Vikings konnte nicht mehr als 9 Punkte erzielen. Gerade gegen die Seahawks gelangen Darnold jedoch drei Touchdowns bei null Interceptions. Womöglich hat er hier schon zum Leidwesen der Seahawks Coaches beeindruckt.
Darnold ist definitiv ein Spieler mit einer Menge Potenzial, der im Stande ist Seattles Offensive gut zu führen – ohne dabei zu viel Cap Space zu verbrauchen. Wenn dieses übrige Geld gut in die O-Line und den ein oder anderen Receiver investiert wird, kann das ganze eine erfoglreiche Strategie werden!
MLB Ernest Jones
Diese Verlängerung haben sich die meisten 12s bereits kurz nach Jones Ankunft in Seattle gewünscht. Der Middle Linebacker kam unter der Saison via Trade aus Tennessee und etablierte sich sofort als Schlüsselspieler in der Defense auf einer Position, die bis dato eine große Schwachstelle im Team war. Sein Vertrag lief mit Ende dieser Saison aus und nach seinen Leistungen lag es auf der Hand, ihn im Pacific Northwest halten zu wollen. Mit einem Drei-Jahres-Vertrag mit bis zu 33 Millionen Dollar steigen die Seahawks definitiv vergleichsweise günstig aus, sichern sich aber einen Starspieler auf dieser Position.
DT Jarran Reed
Bei all den vielen Entlassungen und Trades der letzten Tage tut es auch gut einem altbekannten Spieler wie DT Jarran Reed eine Vertragsverlängerung zu geben. In drei Jahren wird er bis zu 25 Millionen Dollar verdienen können. Reed ist als Veteran wichtig für den Locker Room, das wurde u.a. letztes Jahr bei Derrick Hall sichtbar, den er sich während eines Spieles harsch und bestimmt zur Brust nahm. Neben seiner Führungsqualität ist er vor allem auch ein exzellenter Pass Rusher und gehörte unter den Defensive Tackles zu den besten in diesem Aspekt.
CB Josh Jobe
Zu Beginn der Saison hatte wohl keiner Erwartungen an Jobe. Aufgrund von Ausfällen holte HC Mike Macdonald ihn aus dem Practice Squad in den Gameday Roster, wo er seine Chance nutzte und sich in Seahawks Defense nach und nach etablierte. Diese Leistung wurde honoriert und Jobe erhielt einen neuen Vertrag in Seattle
Potenzielle Free Agency Targets – Interior O-Line
In der O-Line sind es vor allem die Interior O-Liner (Center und Guards) gewesen, die den 12s des öfteren Kopfschmerzen bereitet haben. Einige Top-Optionen wie C Drew Dalman (zu den Bears) haben bereits ein neues zu Hause gefunden, dennoch gibt es vielversprechende verfügbare Spieler im Zuge der Free Agency. Folgende Optionen sind Stand jetzt für mich am spannensten:
OG Will Fries (Update: von Vikings gesigned)
Der wohl begehrteste noch verfügbare Guard sollte auch eine Priorität für GM John Schneider sein. Laut PFF war er in der vergangenen Saison der viertbeste Guard der Liga. Seine Stärke liegt vor allem im Run Blocking, aber auch in der Passverteidigung stellte er sein Können unter Beweis. So ließ er lediglich sechs Pressures in fünf Spielen zu. Seine Saison musste er jedoch aufgrund eines Schienbeinbruchs frühzeitig beenden – für die Saison 2025 sollte er jedoch wieder fit sein. In seinen fünf Spielen verursachte er außerdem nur einen Penalty – ein Zeichen für einen ruhigen, disziplinierten und technisch sauber spielenden Guard.
OG Mekhi Becton
Unter den ohnehin großen O-Liner ist OG Mekhi Becton mit über 2m und 165kg einer der größten. Deshalb startet der ehemalige First Round Pick der Jets auch als Tackle in der NFL. Er konnte den Erwartungen nicht gerecht werden, war aber schließlich nach dem Wechsel auf Guard ein wichtiger Bestandteil der übermächtigen O-Line der Eagles. Diese werden wohl versuchen ihn in Philadeplphia zu halten, dennoch könnte er eine interessante, sehr physische Option für Seattle sein. Ähnlich wie Fries hat er seine Stärke im Laufspiel, ist technisch allgemein aber als etwas schwächer einzuordnen.
OG Kevin Zeitler
Wie auch Becton spielte Zeitler in der vergangenen Saison in einer der stärksten O-Lines der NFL. Laut PFF war der Lions Guard in den Top 5 auf seiner Position. Seine größte Stärke liegt ebenfalls im Run Game, wobei lediglich 18 Pressures über die Saison hinweg auch für einen sehr guten Pass Blocker sprechen. Mit nur zwei Penalties in der Saison 2024 könnte er zudem die Disziplin der Seahawks O-Line verbessern, die sich durch unnötige Strafen häufig selbst schadete.
OG James Daniels (Update: von Dolphins gesigned)
In seinen ersten drei Spielen der Saison 2024 machte Daniels mit sehr guten Leistungen auf sich aufmerksam, bevor er sich einen Achillessehnenriss zuzog. In diesen Spielen gehörte er zu den besten Run Blockern der Liga, verursachte keinen Penalty und ließ lediglich fünf Pressures zu. Im Gegensatz zum Scheinbeinbruch von Fries sind die langfristigen Auswirkungen seiner Verletzung jedoch schwerer abzuschätzen und riskanter.
C Ryan Kelly (Update: von Vikings gesigned)
Der beste verbleibende Center ist vermutlich Ryan Kelly. Er war Teamkollege von Will Fries bei den Indianapolis Colts und im Gegensatz zu den bisher genannten Spielern ist er ein besserer Run als Pass Blocker. Seine 2024er Saison war schwächer als seine starke Saison 2023 – dennoch sollte er als bester verbleibender Free Agent Center einige Interessenten haben.
Honorable Mentions:
- C Josh Myers
- OG Brandon Scherff
- OG Will Hernandez
- OG Teven Jenkins
Potenzielle Free Agency Targets – Wide Receiver
Da die Seahawks in WR Jaxon Smith-Njigba bereits ihren WR1 der Zukunft gefunden haben, sind sie hier nicht auf eine große und teure Verpflichtung angewiesen. Auch der Trade von WR DK Metcalf zeigt, dass die Seahawks wohl auch nicht bereit sind einem Receiver einen sehr teuren Vertrag anzubieten. Dabei ist die aktuelle WR-Free-Agency-Klasse (abgesehen von Tee Higgings und Chris Godwin) ohnehin nicht mit absoluten Top-Spielern besetzt. Folgende Optionen könnten für die Seahawks am interessantesten sein:
WR Darius Slayton (Update: Resigned mit Giants)
Schlechte Quarterback Leistungen bei den New York Giants verhinderten in den letzten Jahren, dass Slayton bislang der große Durchbruch gelingen konnte. 2022 und 2023 erzielte Slayton in einer mehr als unterdurchschnittlichen Offensive jeweils mehr als 700 Yards. Im Quarterback Chaos der letzten Saison und neben Star-Rookie Malik Nabers konnte er nur noch Bälle für 573 Yards fangen und zwei Touchdowns erzielen. Slayton ist ein schneller Spieler, der im richtigen Team ein solider WR2 und im schlechtesten Fall ein sehr guter WR3 sein kann und aufgrund seiner Explosivität eine zusätzliche Dimension in eine Offense bringt.
WR Diontae Johnson
Johnson hatte keine einfache Saison 2024. Nach seinem Trade zu den Panthers vor der Saison wurde er schließlich von Team zu Team gereicht und stand schlussendlich für vier verschiedene Franchises auf dem Platz. Sollte ein Team seine Charakterprobleme in den Griff bekommen, hat es aber definitiv einen soliden Receiver und eine sichere Anspielstation für seinen Quarterback.
WR Elijah Moore
Bis heute gelang Moore nicht der endgültige Durchbruch – da half auch der Wechsel von den Jets zu den Browns nur kaum. In seinen vier NFL Seasons bewegte er sich immer rund um die 500 Receiving Yards Marke und erzielte insgesamt neun Touchdowns. Aufgrund seines Potenzials wäre er aber eine durchaus interessante aber vor allem auch günstige Option, um den WR-Room in Seattle aufzustocken.
Veteran Wide Receiver
Es gibt eine Vielzal von verfügbaren Veteran Wide Receivern mit ähnlichem Profil. Daher drücken wir ein Auge zu und fassen hier fünf Receiver als eine neunte potenzielle Free Agency Verpflichtung zusammen. Je nach Präferenz könnte womöglich einer der folgenden Verteran Wide Receiver seinen Weg in den Pacific Northwest finden:
WR Keenan Allen
Allen ist die vermutlich sicherste Kombination aus Erfahrung, Leistung und Charakter. Vergangene Saison konnte er bei den Bears sieben Touchdowns und über 700 Yards erzielen. Keenen Allen kann auch die offene Führungslücke einnehmen, die Locketts Abgang hinterlassen hat und dabei für den neuen Quarterback in Seattle Sam Darnold eine sichere Anspielstation darstellen.
WR Amari Cooper
Cooper ist sicherlich nicht mehr der Spieler, der er noch vor wenigen Jahren bei den Raiders und Cowboys war. Aber dennoch könnte er eine interessante Veteran Option für ein Team sein, dem es an erfahrenen Wide Receivern und Führungsspielern auf dieser Position fehlt. Aufgrund der statistisch schwächeren Saison (550 Yards, 5 Touchdowns) und seines Alters sollte ein neuer Vertrag für Cooper trotz seines Namens einigermaßen günstig ausfallen.
WR Stefon Diggs
Was für Amari Cooper gilt, kann man zu einem großen Teil auch auf Stefon Diggs übertragen. Diggs hatte zwar die statistisch bessere Saison (relativ zur Anzahl der Spiele), musste sie aber aufgrund eines Kreuzbandrisses vorzeitig beenden. Es bleibt abzuwarten, ob die Texans an ihm festhalten wollen, fest steht aber, dass seine Verletzung ein gewisses Risiko birgt und auch sein Charakter könnte nicht dementsprechen, was sich HC Mike Macdonald von einem Veteran erwartet.
WR Deandre Hopkins
Bei den Chiefs konnte Hopkins nicht an seine vergangenen Leistungen anschließen. Es ist jedoch unumstritten, dass er jahrelang mitunter die besten Hände der Liga hatte – eine Eigenschaft, die man nicht so schnell verlernt. Große Namen kosten in der Regel aber auch eine Menge Geld und nach Hopkins vergangenen Stationen liegt die Vermutung nahe, dass er zu einem unmittelbaren Contender möchte.
WR Tyler Lockett
Es mag auf den ersten Blick absurd wirken, aber ich schließe es nicht komplett aus, dass Lockett doch in Seattle bleibt – natürlich mit einem weitaus günstigeren Vertrag. Das wird von vielen Faktoren abhängen: Will er weiterspielen? Was bieten andere Teams? Und natürlich … „Was wäre er Seattle noch Wert?“. Fakt ist, dass die Seahawks noch Wide Receiver benötigen und, dass kaum ein Spieler die Seahawks in den letzten Jahren so verkörpert hat wie Tyler Lockett.
Potenzielle Free Agency Targets – Defense
In der Defense bestehen weitaus weniger Lücken als in der Offense. Diese drei Spieler könnte ich mir aber dennoch gut bei den Seahawks vorstellen:
CB Byron Murphy (Update: von Vikings resigned)
Viele der Top Cornerbacks haben bereits ein neues Team gefunden. Byron Murphy ist noch zu haben und könnte in Kombination mit CB Devon Whiterspoon und CB Riq Woolen ein starkes Trio bilden, das es gegnerischen Offenses sehr schwer machen würde, den Ball erfolgreich zu passen. Mit dem Breakout Spieler des letzten jahres CB Josh Jobe hätte man dann zusätzlich noch einen starken vierten Cornerback in der Hinterhand. Gerade in Anbetracht dessen, dass auch Woolen während seiner Karriere immer wieder inkonstante Leistungen gezeigt hat, würde eine Verpflichtung von einem Kaliber wie Murphy die Konstanz der Cornerbacks erheblichen erhöhen. Zudem könnte Spoon sich dann noch mehr auf die Nickel Position konzentrieren. Das hätte aber mit Sicherheit auch seinen Preis.
OLB Dante Fowler Jr.
Fowler ist eine echte Sack-Machine – 22 Sacks in den letzten drei Jahren, davon 11 letztes Jahr, stehen beim Edge Rusher zu Buche. Bei den Commanders spielte er letztes Jahr seine beste Saison seit 2019, dementsprechend teuer könnte er werden. Dennoch wäre Fowler eine erfahrene und produktionsstarke Option für die Seahawks Defense. Darüber hinaus bringt er eine tolle Athletik mit und hatte letzte Season sogar einen Pick-6.
Top Plays from Commanders Players this season, day 2:
Dante Fowler Jr. pic.twitter.com/bm9s4FR0QE
— CommandersMuse (@CommandersMusee) January 8, 2025
DE Chase Young (Update: von Saints resigned)
Chase Young würde im Gegensatz zu Fowler noch mehr Masse an die Edge Position der Seahawks bringen. Chase Young hat ohne Zweifel riesiges Potenzial und selbst wenn er niemals die Leistungen bringen wird, die man von einem First Overall Pick erwartet, kann er einen Versuch wert sein – vor allem wenn der Preis stimmt.
Fazit
In wen auch immer Schneider und Macdonald ihr Vertrauen setzen werden, in Seattle wird es große personelle Veränderungen in Fom von Neuzugängen geben (müssen). In einer Liga, die Interior O-Liner immer mehr wertschätzt und besser bezahlt, dürfen die Seahawks nicht zu viel Zeit vergehen lassen, sich einen der besten verbleibenden Guards und/oder Center in der Free Agency zu sichern.
Wide Receiver werden zunehmend overpaid, auch DK wollten bzw. konnten die Seahawks nicht den Vertrag anbieten, den er sich wünschte. Dementsprechend gilt es jetzt aber auch den verfügbaren Optionen nicht mehr zu zahlen als sie wert sind. Dennoch muss man sich eingestehen, dass die Seahawks unter Zugzwang sind, denn mit drei Receivern kann kein Team in eine Saison gehen und der Draft wird vermutlich nicht ausreichen, um die Lücken zu füllen. Eine der zahlreichen Veteran-Optionen am Markt könnte sich hier anbieten.
Zuletzt ist auch nicht auszuschließen, dass Macdonald noch den ein oder anderen Spieler für seine Defense verpflichtet. Hier muss ohnehin das Ziel sein, dass er sich die Spieler holen kann, die sein System am besten umsetzen können. Der Fokus in der Free Agency muss dennoch „Offense“ und allen voran „O-Line“ lauten!
P.S. einen aktuellen Free Agency Tracker findet ihr hier.