Erst dachten alle, Doug Baldwin habe einen freien Tag bekommen, so wie das bei Veterans öfter der Fall ist. Merkwürdig wurde es erst, als der Wide Receiver noch ein zweites Training aussetze – und dann auch in der dritten Einheit in Serie nur am Spielfeldrand stand. Spätestens durch ein Reporter-Video, das Baldwin zeigt, wie er beim lockeren Fangen eines Balles sein linkes Bein nicht belastet, wurde klar, dass da etwas nicht stimmt. Head Coach Pete Carroll sprach später von einem entzündeten Knie. Wie steht es um Doug Baldwin, Herr Dr. Grünwald?
„Als ich nach dem Training Pete Carroll bei Doug Baldwin von ein paar Wochen Ausfall habe sprechen hören, war ich überrascht. Der stets extrem positive Cheftrainer, der nach außen meist recht locker wirkt, machte da eine wenig verheißungsvolle Aussage. Denn wenn Carroll schon von ein paar Wochen Pause spricht, dann ist das vielleicht noch optimistisch kalkuliert. Eine genaue Diagnose ist für mich aus der Ferne natürlich nicht möglich, aber die Umschreibung des Trainers deutet darauf hin, dass Baldwins Knie auf Überlastungsschäden, Verschleiß oder eine akute Verletzung reagiert hat. Nach nur zwei Trainingseinheiten zuvor mit dem Team wäre eine Überlastung natürlich schon etwas merkwürdig, da die Belastung noch nicht wirklich hoch war. Aber es ist ja auch bei anderen Teams zu sehen, wie viele Verletzungen es Jahr für Jahr in den ersten Tagen gibt (bereits sieben Kreuzbänder sind gerissen).
Carroll says Doug Baldwin has a knee issue and will be out a few weeks. pic.twitter.com/7AmRnQg43U
— Bob Condotta (@bcondotta) July 31, 2018
Für die Ärzte und Physiotherapeuten der Seahawks ist die Suche nach Ursachen nicht so einfach, denn die Spieler trainieren einen Großteil der Offseason mit privaten Coaches. Auf die haben die Verantwortlichen in Seattle keinen Einfluss, sie wissen also auch nicht, wie die Spieler im privaten Training gegen Verletzungen vorsorgen oder gar gesundheitliche Risiken eingehen.
Was bei Carrolls Aussagen zu Baldwin zwischen den Zeilen zu verstehen war ist, dass der Spieler mit dieser Verletzung kein Risiko gehen darf, da sonst vermutlich die Saison in Gefahr wäre. Insgesamt ist es überraschend, dass der Trainer sich überhaupt so ausführlich zu Baldwins Verletzung geäußert hat. Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison ist er nicht verpflichtet, konkretere Angaben zu machen, wie das durch den Injury Report zwischen den Spieltagen vorgeschrieben ist. Auch das könnte ein Indiz dafür sein, dass der Ausfall Baldwins ein ernstes Problem ist.
Bei Dion Jordan dürfte es ebenfalls noch eine Weile dauern, bis wir ihn wieder auf dem Spielfeld sehen. Der Verteidiger wurde in der Offseason am Knie operiert, um ein paar kleinere Probleme zu beheben. Nun fällt er wegen einer Stressreaktion im anderen Bein aus, dort bereitet ihm nun das Schienbein Probleme. Der unpräzise Begriff Stressreaktion könnte bedeuten, dass Jordan eine Knochenhautentzündung hat. Das ist schlicht unangenehm und benötigt rund sechs bis acht Wochen Zeit zur Heilung. Aber auch hier bewegen wir uns in im Bereich der Spekulation.
Meine persönliche Einschätzung zu Jordan ist, dass die Seahawks ihn bald entlassen werden. Er schafft es leider nicht, über längere Zeit gesund zu bleiben, das zeigt seine lange Verletzungshistorie (neben den Suchtproblemen abseits des Spielfelds, die Vergangenheit sind).
Ich gehe nicht davon aus, dass wir Baldwin oder Jordan im Training Camp oder der Preseason noch auf dem Spielfeld sehen werden, höchstens im letzten Vorbereitungsspiel für ein paar Snaps. Damit müssen die Seahawks – und das ist problematisch – über einen langen Zeitraum hinweg auf zwei wichtige Säulen von Offense und Defense verzichten.“