Die Seahawks bekommen neue Mitbewohner. In einem gemeinsamen Pressestatement haben der Gouverneur des US-Bundesstaats Washington, Jay Inslee, sowie der Commissioner der NHL, Gary Bettman, in der vergangenen Nacht verkündet, dass das Lumen Field mit einer mobilen Eisfläche ausgestattet wird. Auf dieser soll Seattles neues Eishockeyteam zukünftig dem Puck hinterher jagen.
Bereits in den vergangenen Monaten hatte sich immer wieder abgezeichnet, dass der Umbau der Climate Pledge Arena (früher KeyArena) im Herzen Seattles nicht so voranschreitet wie eigentlich geplant. Der Eröffnungstermin im Sommer 2021 wurde bedingt durch die Covid-19-Pandemie schon einmal in den Spätsommer verlegt, nun scheint aber auch die Absage des September-Termins nur noch eine Formsache zu sein. Ursprünglich sollte das NHL-Erweiterungsteam Seattle Kraken ab der Saison 2021/22 in der renovierten Halle seine Heimspiele austragen. Dies wird vorerst nicht der Fall sein.
Das Konsortium rund um die Seattle Kraken hat nun eine gemeinsame Lösung mit den NHL-Bossen und Lumen-Field-Betreiber First & Goal Inc. gefunden und präsentiert. Diese sieht vor, dass eine mobile Eisfläche auf dem Kunstrasen errichtet wird, damit sowohl die Seahawks, die Sounders als auch die Kraken ihre Heimspiele austragen können. Die Verantwortlichen haben hier aus der Not eine Tugend gemacht und sich am traditionellen Winter Classic orientiert, das seit 2008 einmal jährlich am Neujahrstag zwischen zwei NHL-Teams in einem Freiluftstadion ausgetragen wird.
Gouverneur Inslee führte in seinem Statement aus: „Es war nicht leicht, die verschiedenen Interessen aller Partner gegeneinander abzuwägen.“ Letztlich sei aus Sicht der Betreibergesellschaft, die mehrheitlich dem Staat Washington gehört, aber klar gewesen, dass die neue Eishockey-Franchise unbedingt unterstützt werden müsse – „koste es, was es wolle“. Bettman bedankte sich bei den beteiligten Parteien für die konstruktive Ideenfindung und betonte, wie wichtig der NHL Seattle als zukünftiger Eishockey-Standort sei.
Fragen der Sportreporter lokal ansässiger Medien zielten vor allem auf die Dreifachnutzung des Stadions und die Schwierigkeiten bei der Verbindung der Terminkalender ab (NFL, MLS und NHL haben stark überschneidende Spielpläne). Inslee und Bettman blockten diese jedoch ab. Sie seien in guten Gesprächen mit der NFL und der MLS. Falls es allerdings doch einmal zu Kollisionen kommen sollte, so habe man einen Plan B bereitliegen.
Bettman skizzierte diesen auf Nachfrage: „Direkt neben dem Lumen Field steht mit dem T-Mobile Park noch ein weiteres Großstadion zur Verfügung, zur Not bestellen wir ein paar Helikopter und bringen die Eisfläche nach nebenan.“ Wie diese Aussage mit dem bewusst ökologisch und klimafreundlich gewähltem Image der Seattle Kraken sowie der Climate Pledge (deutsch: Klimaversprechen) Arena zusammen passt, muss dann wohl Amazon-Gründer Jeff Bezos noch einmal erklären.
Auch im Falle von heftigen Regengüssen, wie sie im Pacific Northwest im Herbst und Winter häufig sind, wäre ein Ausweichen auf das Baseballstadion der Seattle Mariners denkbar. Option Nummer eins bleibt aber nach wie vor das Lumen Field, welches durch die offene Bauweise eine ideale Einflugschneise für Helikopter bietet. Der etwas kompaktere T-Mobile Park ist aufgrund seiner beweglichen Dachkonstruktion deutlich schwieriger anzufliegen und birgt Risiken, die die Verantwortlichen gerne vermeiden wollen.
Auch wenn bisher noch kein Puck die Eisfläche im Lumen Field berührt hat, so ist jetzt schon klar: Mit dem ersten Bully wird das Kraken-Stadion das größte Eishockey-Stadion der Welt sein. Die bisherige Bestenliste führt laut Wikipedia die SKK Peterburgski in Russland mit einem Fassungsvermögen von 25.000 Zuschauern an. Das Lumen Field lässt im Maximalfall über 72.000 Zuschauer zu – dieser bisherige Rekord dürfte also pulverisiert werden.
Was die Spieler der Seahawks zur neuen Mitbewohnerin sagen, könnt Ihr hier nachlesen.