Auch in diesem Jahr haben die vier großen deutschen Fangruppierungen der Arizona Cardinals, Los Angeles Rams, San Francisco 49ers und Seattle Seahawks für eine gemeinsame Saisonvorschau die Rivalität beiseite gelassen und gemeinsam die wichtigsten Fragen zu ihren Lieblingsteams aus der NFC West beantwortet. Das Ergebnis lest Ihr aufgeteilt in zwei Blöcke auf unseren Plattformen. Und keine Sorge, zu den NFC-West-Duellen haben wir dann sicher wieder den ein oder anderen Spruch auf Lager. Fair in der Sache und frech in der Formulierung. In diesem Sinne: Möge auch 2018 das beste Team gewinnen.
Für die German Birdgang im Einsatz: Dominik Hoch. Bei den Los Angeles Rams Germany an der Tastatur: die Redaktion. Im Namen des Niner Empire Germany unterweges: Lars Riedenklau.
Block 1:
1) Welche Headlines gebt ihr der Offseason eures Teams?
Eine neue Ära beginnt: Was sich im Verlauf der letzten Saison immer wie mehr abzeichnete, wurde kurz darauf Tatsache. Head Coach Bruce Arians und Quarterback Carson Palmer traten zurück. Steve Wilks, ehemaliger DC der Carolina Panthers, wurde zum neuen Head Coach ernannt. Er und sein Coaching Staff sollen die Cardinals über die nächsten Jahre zurück auf die Erfolgsspur bringen und wieder zu einem ernsthaften Titelanwärter formen.
The Rosen One: Die Liste, der in der ersten Runde gezogenen Quarterbacks seit die Cardinals vor 30 Jahren nach Arizona dislozierten, ist sehr kurz. Besonders in jüngerer Vergangenheit war das Konzept eines gestandenen Veteranen, wie Kurt Warner oder Carson Palmer als Signal Caller, deutlich erfolgsversprechender. Das soll sich nun ändern. Im diesjährigen Draft konnten sie sich die Dienste von Josh Rosen sichern. Dies nachdem der ehemalige University of California, Los Angeles (UCLA) Quarterback etwas überraschend an zehnter Stelle noch verfügbar war und man diese Position durch einen Trade mit den Oakland Raiders erlangte. Die Arizona Cardinals rund um General Manager Steve Keim sind davon überzeugt, dass Josh Rosen die Franchise über die nächste Dekade und länger zu grossen Erfolgen führen kann.
Aufrüstung: Nachdem man letzte Saison das erste Playoff-Spiel gegen die Atlanta Falcons verlor, will man nun alles daran setzten in diesem Jahr weiter zu kommen. Deshalb hat man mit Brandin Cooks, Ndamukong Suh, Marcus Peters und Aqib Talib Hochkaräter verpflichtet die wissen, wie man in den Super Bowl kommt.
All aboard the hype train: Bis zum März des Jahres 2018 warteten die Fans der San Francisco 49ers auf diese eine Nachricht, die dafür sorgen sollte, dass man in und um San Francisco wieder Hoffnung hat. Hoffnung in die 49ers, das ehemals so erfolgreiche Team an der Westküste der USA. Und obwohl ein Deal nur noch Formsache war, schlug die Nachricht ein wie ein Blitz: Jimmy Garoppolo unterschreibt für fünf Jahre bei den 49ers. Doch auf den zweiten Blick stand vor allem die Datierung des Vertrages im Vordergrund: Fünf Jahre, 137,5 Millionen US-Dollar, davon 74,1 Millionen US-Dollar garantiert. Ein Beben ging durch die Welt der NFL, denn für kurze Zeit bedeutete dies, dass Jimmy Garoppolo, der nur sieben Spiele in der NFL startete, der bestbezahlteste Football Spieler der Welt war. Es entbrannten wilde Diskussionen darüber, ob Garoppolo tatsächlich so viel Wert sei – der Druck auf den 26-jährigen vor der kommenden Saison ist dementsprechend immens hoch. Kann er diesem Druck standhalten? Diese Frage schwebte über allem – doch die Entwicklungen der kürzesten Zeit scheinen für die 49ers zu sprechen. Kirk Cousins, Aaron Rodgers, Matt Ryan unterschrieben Verträge, die deutlich höher datiert sind, als Garoppolos. Wenn Jimmy G jetzt noch Leistung bringt, haben die 49ers alles richtig gemacht – denn der Vertrag ist stark “front loaded”, was bedeutet, dass Garoppolo in den kommenden Jahren immer weniger Anteil des Caps einnehmen wird.
Und wer so viel kostet, den muss man auch beschützen: So oder so ähnlich wird das GM John Lynch gedacht haben, dafür sprechen zumindest die Transaktionen der 49ers in der gesamten Off-Season. Bereits in der Free Agency schlugen die 49ers kräftig zu, zumindest was die Position der Offensive Linemen angeht. Mit Center Weston Richburg holte man sich einen jungen, aber dennoch erfahrenen Center ins Boot, der mit seiner Athletik genau dem Profil Shanahans entspricht. Sein Vorgänger, Daniel Kilgore, wurde kurzerhand zu den Dolphins getradet. Doch damit nicht genug: Mit den Guards Jonathan Cooper und Mike Person wollte man den ehemaligen First Round Pick Josh Garnett etwas Konkurrenz machen, und das ist gelungen: Person wird wohl zunächst auf der Position des rechten Guards beginnen, Garnett steht jedoch in den Startlöchern und überzeugte durch zwei starke Pre Season Spiele. Ex-Cowboy Cooper wurde hingegen entlassen. Und auch im Draft verstärkte man sich in der Offensive Line: Mit Notre Dames Mike McGlinchey zog man den besten Tackle des Drafts und versucht nun, einen Nachfolger von Joe Staley zu etablieren, eine Rolle, die man Trent Brown nicht zutraute – er wurde zu den Patriots getradet, wo er nun startet.
Wenn der Feind zum Freund wird: …ist das meist nicht für jeden verständlich, so auch im Fall des Cornerbacks Richard Sherman. Der langjährige Leistungsträger der Seahawks, der sich im letzten Jahr die Achillessehne riss, wollte einen Paycut der Seahawks nicht akzeptieren, sodass diese ihn kurzerhand vor die Tür setzten. Ein Schock für viele Hawks-Anhänger, der noch größer wurde, als die Nachricht durchsickerte, dass er mit den San Francisco 49ers in Kontakt stand. GM John Lynch und HC Kyle Shanahan zögerten keine Sekunde, als sie hörten, dass Sherman verfügbar war. Sie luden ihn zum Essen ein und nur einen Tag später war der Deal perfekt: Sherman war ein 49er. Er unterzeichnete einen stark leistungsbasierten Vertrag, der ihm in drei Jahren 37 Millionen US-Dollar einbringen kann. Sherman handelte seinen Vertrag selbst aus und scheint weiterhin von seinen Fähigkeiten überzeugt, denn viele Millionen erhält er nur, wenn er bspw. ins All-Pro Team gewählt wird bzw. im Pro Bowl spielt. Eine Win-Win Situation also, denn spielt Sherman gut, profitiert er – und natürlich die 49ers selbst, die mit Sherman den idealen Cornerback für ihr System verpflichtet haben.
Abschiedsschmerz für junges Herz: Diesen schlechten Reim muss ich erklären. Die Seahawks haben sich in der Offseason mal mehr, mal weniger freiwillig von einigen älteren Spielern ihrer Defensive getrennt. Cliff Avril und Kam Chancellor haben aus gesundheitlichen Gründen die Karriere beendet, Richard Sherman wurde freigegeben und Michael Bennett nach Philadelphia getauscht. Kritische Fans sagen, dass dieser Schritt ein Jahr zu spät kommt. Fest steht, dass die Defense ein neues Gesicht haben wird. Ihr Herz ist Linebacker Bobby Wagner. Um ihn herum müssen K.J. Wright sowie die Jungstars Shaquill Griffin und Frank Clark jetzt Führungsaufgaben übernehmen.
Run, Seahawks, run: Offensive Coordinator Brian Schottenheimer, blockstarke Tight Ends, Rashaad Penny in der ersten Runde des NFL Draft. All diese Akteure sind ein Zeichen dafür, dass Head Coach Pete Carroll es auf Teufel komm raus nochmals mit einer auf dominantem Laufspiel basierenden Offensive versuchen will, wie einst 2013 und 2014. Scheitert die Rückkehr zu den Wurzeln, ist Carrolls Zeit in Seattle abgelaufen.
2) An welche Spieler habt ihr besondere Erwartungen im Hinblick auf die kommende Saison?
Defensive Back Budda Baker: Nach einer vielversprechenden Rookie Season inklusive Pro Bowl als Special Teams Spieler, ist Budda als Starter vorgesehen. Vergangene Spielzeit zeigte er bereits, dass er das Potenzial zum Leistungsträger hat und lieferte überzeugende Leistungen ab. Nun soll er, wie es wohl bereits im Draft 2017 vorgesehen war, den entlassenen Tyrann Mathieu nicht nur ersetzen, sondern diese Position «upgraden», was ihm angesichts der durchzogenen Leistungen des Honey Badgers der letzten beiden Jahre absolut zuzutrauen ist.
Left Guard Mike Iupati: Aufgrund von Verletzungen kam er nicht mehr auf sein gewohnt starkes Niveau. Nach einem Paycut und im Gegenzug dafür in einem «Contract Year», scheint er zusätzlich motiviert, allen zu beweisen, dass er immer noch einer der besten Guards der NFL sein kann. Die Leistungen der Preseason waren sehr überzeugend. Von Pro Football Focus wurde er in seinen beiden längeren Einsätzen mit einer herausragenden Note von über 90 ausgezeichnet. Hoffentlich kann er diese Form in die Regular Season mitnehmen.
Running Back David Johnson: Über ihn braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Was für eine grandiose Waffe er im Lauf- und Passspiel ist, stellten wir spätestens letzte Saison fest, als er schmerzlich vermisst wurde. Seine Rückkehr wird der neuen Offensive der Cardinals enorm weiterhelfen.
Quarterback Jared Goff und Head Coach Sean McVay: In der vergangenen Saison haben wir gesehen, dass immer, wenn der Gegner Todd Gurley aus dem Spiel nahm, die Offense ins Stocken kam. Da es ziemlich wahrscheinlich ist, dass dies diese Saison öfter passieren wird, muss McVay Wege finden das passing game zu verbessern, wenn der Gegner Gurley aus dem Spiel nimmt. Wenn Goff dann auch noch abliefert steht einer erfolgreichen Offense nichts mehr im Weg.
Defensive End Solomon Thomas: Der dritte Pick des letztjährigen NFL Drafts blieb in seiner Rookie Saison noch einiges schuldig. Obwohl er im Run Game die erhoffte Verstärkung war, registrierte der bullige Defensive End nur mickrige drei Sacks. Seine Pass Rush Skills wurden bereits vor dem Draft hinterfragt und in der letzten Saison gab Thomas seinen Kritikern reichlich Futter. In der Off-Season arbeitete der Stanford-Absolvent hart an sich, die ersten Erträge seines harten Trainings wurden bereits in der Pre Season sichtbar. Gegen den Run ist Thomas weiterhin ein überdurchschnittlicher Verteidiger, aber auch von der Edge-Position übt er mittlerweile mehr Druck auf gegnerische Quarterbacks aus. Es ist davon auszugehen, dass er bei Passing-Downs in die Mitte rückt, denn von dort ist er ein deutlich besserer Pass Rusher, als von außen. Man darf durchaus auf ein Breakout Year des erst 22-jährigen Amerikaners hoffen.
Cornerback Ahkello Witherspoon: Ähnliches gilt für CB Ahkello Witherspoon, der nun auch in sein zweites NFL Jahr startet. Nachdem er die ersten Spiele der letzten Saison nicht einmal als “active” gelistet war, eroberte er sich gegen Mitte der Spielzeit einen Starting-Spot und gab diesen bis heute nicht mehr her. Er zeigte starke Spiele in der letzten Saison und wurde immer physischer, nachdem zunächst seine Tackling Skills in Frage gestellt wurden. Er fing insgesamt drei Interceptions und man darf darauf hoffen, dass es in dieser Saison mehr werden, da er sich auf der Gegenseite von Richard Sherman wohl des Öfteren gegen starke Receiver präsentieren darf – allein die Menge der Targets könnte dafür sorgen, dass diese Hoffnung in Erfüllung geht.
WR Marquise Goodwin: Zu guter Letzt wäre da noch der letztjährige Top Wide Receiver der 49ers, Speedster Marquise Goodwin. Dieser erlebte in der letzten Saison sein Breakout Year, als nur eine Verletzung im letzten Spiel gegen die Rams verhinderte, dass er die 1000 Yards Marke knackte. Diese Marke soll in dieser Saison fallen, denn Goodwin ist unstreitig das Lieblingsziel von Quarterback Jimmy Garoppolo. Am tiefen Ball haben beide in der Off-Season intensiv gearbeitet, und auch in den Pre Season Spielen zeigten die beiden auf, dass die Chemie zwischen ihnen weiterhin stimmt. Goodwin, der im letzten Jahr mehrere Schicksalsschläge hinnehmen musste, ist motivierter denn je und macht Lust auf die neue Saison. Wir wünschen uns nicht nur einige Touchdowns für den Ex-Hürdenläufer, nein, wir gönnen sie ihm von Herzen.
Defensive End Frank Clark und Cornerback Shaquill Griffin: Von Bobby Wagner und K.J. Wright kann man nicht viel mehr erwarten, als das was sie schon liefern. Extrem wichtig für die ausgewechselte D-Line wird die Leistung von Frank Clark sein, der als Führungsspieler auftreten muss. Er ist jetzt der mit Abstand talentierteste Spieler in Seattles Verteidigungslinie, schaffte es aber nicht immer, das in der Vergangenheit zu zeigen. Shaquill Griffin muss als neuer Nummer-eins-Cornerback in riesige Fußstapfen treten, aber ihm ist das zuzutrauen. Genauso, wie sein Zwillingsbruder Shaquem Griffin zur Überraschung der Saison werden kann. Wenn er das nicht jetzt schon ist.