Seahawks Offense 2024 – die Gretchenfrage als Neustart?

Ein komplett neuer Trainerstab zum Neubeginn in der „Post-Carroll-Ära“: das bedeutete auch, mit Ex-Huskies Coach Ryan Grubb neue Impulse in der Offensive zu setzen. So jedenfalls der Plan. Bekanntermaßen waren die Seahawks um Headcoach Mike MacDonald nicht vollends zufrieden mit den Ideen von Grubb und co. und so ist die Position des Offensiv – Koordinators bereits wieder vakant, mit offenem Ausgang in personeller Hinsicht. 

Doch ist es wirklich nur der Playcaller, der die „Schuld“ an den offensichtlich ungenügenden Leistungen trug oder war es erneut die viel zu häufig löchrige und umformierte Offensive Line? Hätte General Manager John Schneider QB Geno Smith nicht mittels Draft oder Free Agency mehr Hilfe zur Seite stellen müssen? Andere zeigten mit den Fingern auf das WR Corps um DK Metcalf, dessen Potential sicher höher liegt, als das, was er in der abgelaufenen Saison zeigte. Quo Vadis, Seahawks Offensive? Wohin geht die Reise 2025? Zunächst ein Fazit aus der vergangenen Saison im Bereich Offensive.

Die Ideen von OC Ryan Grubb: ausgezaubert.  

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne und so hoffte sicherlich auch HC Mike Macdonald etwas von seiner „Vision“ in der Offensive der Seahawks wieder erkennen zu können. Indes, es blieb bei dem Versuch, denn nach seiner Entlassung bekam OC Grubb in seine Vita von eben jenem Head Coach geschrieben, „er sei ein toller Coach, aber ich hatte gehofft, mehr von meinen Ideen vom Football zu sehen“. Offensichtlich hatten Beide eine unterschiedliche Auffassung davon, wie man spielen mochte. Indes, der Ball liegt nun beim Chef, der nun ausdrücken muss, was denn seine Inspiration ist.

Fakt ist, die Hawks sind entgegen der Vorsaison vermehrt über den Pass ins Spiel gekommen. Dies brachte zwar Geno Smith einige Karrierezahlen (und vertragliche Boni), doch lahmte dafür das Laufspiel.

21 Touchdowns über den Pass, 17 über den Lauf – das liest sich noch recht ausgeglichen, doch in netto Yards sprechen 4020 zu 1627 Yards eine deutliche Sprache in Richtung des Passspiels. Fair, RB Ken Walker fiel öfter aus und Kollege RB Zach Charbonnet versuchte nach Kräften auszuhelfen, doch bekam man das Gefühl nicht los, dass man die Runningbacks hätte öfter und gewinnbringender einsetzen müssen.

22.1 zu 21.6: was sich anhört wie Fantasy Football sind die Punkte pro Spiel laut ESPN. Und genau dort fanden sich die Seahawks am Ende der Saison wieder, im Mittelfeld der Tabelle. Für Viele sicherlich eine Frage, ob denn die Saison als Erfolg oder Misserfolg zu verstehen war.

Klar, für QB Geno Smith lasen sich die Zahlen hervorragend: 4320 Yards, 21 Touchdowns – aber eben auch 15 Interceptions. Das System Grubb ließ das Passspiel glänzen. Davon profitierte auch WR Jaxon Smith – Njigba, welcher sein „Breakout – year“ hatte. Die bevorzugte Anspielstation (bei 100 Receptions) erzielte 1130 Yards und sechs Touchdowns.

Trade – Gerüchte gehören rund um WR DK Metcalf schon seit längerer Zeit dazu. Klar, er polarisiert (und zählt auch zu den besseren Verdienern) doch in nur zwei Spielen weniger als JSN kommt er auf knapp 1000 Yards und fünf Touchdowns – und zwei kostspielige Fumbles. Zur Wahrheit gehörte aber auch, der neue OC wird DK, so er denn bleibt, mehr in die Offensive integrieren müssen.

Ob dann Fanliebling Tyler Lockett noch dabei sein wird ist höchst unsicher. Ein Kandidat zum cutten oder auch zum Karriereende? Wer die Bilder aus der Kabine im letzten Saisonspielen bei den L.A. Rams sah, mit dem Receiver als Letzter in der Umkleide und seinen traurigen Posts, der dürfte ahnen, dass Locketts letzte Saison in den Büchern steht (zwei Touchdowns – 600 Yards).

Im Bereich Runningback stachen natürlich RB Ken Walker mit sieben Touchdowns und 573 Yards heraus (allerdings in nur 12 Spielen) – sein „Ersatz“ Zach Charbonnet kam in 17 Spielen auf acht Touchdowns und 569 Yards. Man hatte zwar bei Charbonnet das Gefühl, dass er mehr der Scorer und weniger das Workhorse ist, doch in Spielen wie in Arizona war er zur Stelle. Der Runningback, der eher den flinken Laufstil pflegte als die Dampfwalze Walker war genauso wie sein Kollege auch mal ins Passspiel eingebunden (beide um 300 Yards und je einen Touchdown), doch kam man nie umher zu sagen, dass mehr „laufen“ könnte. Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass die Reihe davor, nun ja, ein ums andere Mal wackelte:

Fix the O-Line? Doch mal investieren?

Und hier kommen wir zur Gretchenfrage: wieder in die Line investieren? Mit T Charles Cross sah man bei der letzten Playoff – Teilnahme, dass sich diese (gefühlt langweiligen) Picks lohnen. Man ist zwar als Seahawks Fan gewohnt, dass es hier für den Gegner Lücken gibt und gab und frag nach bei Russell Wilson, diese Thematik schon lange gärt. Doch GM John Schneider weigerte sich standhaft, einen Guard entsprechend zu zahlen – das rächte sich, wie die Zahlen zeigten:

39.4 % erlaubte die Offensive Line um T Charles Cross im Bereich Pressure Rate (Rang 30) und eine 8.3% Sack- Rate (Rang 24). Ob es im Run-blocking besser lief? Als Drittletzter wohl kaum. Abseits der Zahlen und Statistiken musste die Line viel zu häufig umgebaut werden. Klar, Verletzungen sind Teil des Geschäfts, doch nur Laken Tomlinson und Charles Cross spielten 60% der Snaps – so ließ sich keine Konstanz aufbauen. Dazu noch das jähe Karriereende von C Connor Williams inmitten der Saison.

Der Fairness halber muss man OC Ryan Grubb anrechnen, der zwar in der Vergangenheit für die O-Line bei seinen Stationen zuständig war, dass John Schneider ihn nicht unbedingt auf Rosen bettete. Ein Guard von Format ist eben sein Geld wert, die Draft Klasse von 2025 ist in diesem Bereich wohl auch eher dünn besiedelt. Ob sich die Taschen von GM John Schneider doch noch einmal weiten?

Was fiel sonst noch auf?

Für Viele flog TE Noah Fant vor der Saison unter dem Radar. Betrachtet man die Zahlen des Tight Ends, so blieb er auch genau dort: 500 Yards und ein Touchdown, da wäre mehr Luft nach oben. Unter OC Shane Waldron und co. band man die Tight Ends noch erfolgsversprechender ins Spiel ein, doch blieb dies in 2024 gänzlich aus. TE Pharao Brown erhielt mehr Flaggen als Yards und lediglich A.J. Barner erzielte immerhin vier Touchdowns.

Fehlgeschlagen wohl auch der Versuch um Returner Laviska Shenault: 456 Yards und einen sehenswerter Touchdown gegen die 49ers, doch endete seine erste Saison am Puget Sound gleich mit der Entlassung. Auch hier dürfte man sich neu aufstellen, da auch Ersatz Kenny MacIntosh seine Stärken woanders haben dürfte.

Wer auch immer die Nachfolge von Ryan Grubb antritt, wird Vielfältiges vorfinden. Einen QB, welchem der Headcoach vertraut, einen JSN, der am Anfang seiner Karriere steht und mit DK einen (potentiell) kongenialen Partner hat. Aber eben auch eine löchrige Offensive Line, die es zu stopfen gilt. Also, alles wie gehabt am pazifischen Nordwesten?