Seahawks Offseason 2024 – Grüße aus dem Training Camp

WR Jake Bobo im Training Camp der Seahawks

Die ersten zwei Wochen im Training Camp sind um – und ehe wir in den kommenden Wochen einen genaueren Blick auf die einzelnen Units werfen, haben wir hier einen kleinen Überblick zusammengestellt. Was sieht das erste Camp unter dem neuen Head Coach Mike MacDonald aus? Welche Dinge fallen besonders positiv auf? Und was gefällt vielleicht nicht ganz so gut?  

Training Camp: Pete Carroll, wer?  

Bei vielen Fans der Hawks galt Mike MacDonald schon vor seiner Berufung zum HC als absoluter Wunschkandidat, weil sich der frische Wind, den er qua seines Alters mitbringt, auch in seinem Playcalling wiederfindet. Viele haben ihn für die absolute Gegenthese zu Pete Carroll gehalten, bei dem gerade in den ersten Einheiten der neuen Saison eher die Gleichung Vibe > Taktik galt.   

Die ersten Tage im Training Camp zeigen: Neben seiner taktischen Finesse kann MacDonald aber auch in puncto Vibe überzeugen. Auch unter ihm läuft Musik, die Stimmung ist gut; alle Beteiligten haben ein Lächeln auf den Lippen und zeigen ihre -nicht selten diamantbesetzten Zähne in die Kameras. Dazu gibt es stellenweise mal einen kleinen Gag in Interviews (nicht selten vom HC selbst, aber dazu später mehr) und als Highlight bekommt täglich ein Mitglied der Unit, die die jeweilige Session im Training Camp gewonnen hat, einen Championship Belt der Wrestling-Promotion TNA.  

Training Camp: Highlights, Verwunderliches und Philosophie – das Positive 

Schon in den ersten Einheiten im Pacific Northwest wurde klar, dass eine Unit bei den Seahawks das Potenzial hat, zu einem der besten der Liga zu gehören: die Wide Receiver. Highlight-Catches von Jake Bobo, One-Hander von DK Metcalf oder Jaxon Smith-Njigba und dazu viel Interview-Charme von Tyler Lockett. Die Jungs machen im Training Camp jetzt schon einfach Spaß.  

Apropos Interviews. Wie auf dem Feld hat Devon Witherspoon auch vor dem Mikrofon immer eine schlagfertige, passende Antwort parat. Auf die Frage, wie man die schwache defensive Performance bei 3rd Downs in der kommenden Saison steigern möchte, lieferte er eine recht einfache Antwort. Aber seht selbst:  

Eine Frage, die man sich nach den ersten Einheiten im Training Camp stellen kann: Wäre Mike MacDonald vielleicht auch ein guter Philosoph geworden? Bei einem Gehalt von schätzungsweise 9 Millionen US-Dollar hat er sicherlich die richtige Entscheidung getroffen, aber die Karriere in der „brotlosen Kunst“ wäre sicher auch nicht ganz erfolglos. Hier ein paar Highlights:  

  • „It´s a lot of fun. We are out here, playing football, we´re the Seattle Seahawks […] it´s tough to beat“ (Es macht eine Menge Spaß. Wir sind hier draußen und spielen Football, wir sind die Seattle Seahawks […] das ist schwer zu schlagen.)
  • „It´s like christmas out here, special. It´s a blessing to be out here with a bunch of really cool people.“ (Es ist wie Weihnachten hier draußen, etwas Besonderes. Es ist ein Segen, hier draußen, mit einem Haufen wirklich cooler Leute zu sein.) 

Training Camp: Verletzungen & Pete-Sehnsucht – das Negative 

Dass Abe Lucas nicht aktiv am Training Camp partizipieren würde, war von vornherein klar. Die von Pete Carroll bereits in der vergangenen Saison als chronisch bezeichnete Knieverletzung verdammt den Right Tackle der Seahawks dazu, von der Seitenlinie zuzuschauen. Zwar wurde er im Januar operiert und ist seitdem auf der PUP-Liste (was bedeutet, dass er theoretisch zur Regular Season wieder am Start sein sollte). HC Mike MacDonald wirkt jedoch wenig optimistisch und spricht von unklaren Zeitplänen:  „Tough with Abe Lucas. It´s a process right now. No time table, trying to get there as fast as we could. I hoped it would go a little faster.“ (Schwierig, mit Abe Lucas. Es ist ein Prozess. Wir haben keinen Zeitplan und versuchen, so schnell wie möglich dorthin zu kommen. Ich hatte gehofft, es würde etwas schneller gehen.)  

Zu Lucas auf die Seitenlinie wird sich Quarterback Geno Smith gesellen. Einige Beschwerden an Hüfte und Knien sollen genauer untersucht werden, weshalb der 33-Jährige auf unbestimmte Zeit („out indefinitely“) ausfällt. Einem Veteranen wie Geno ist das sicherlich nicht allzu schlimm, dennoch wird ihm die Eingewöhnungs- und Einspielzeit im neuen Scheme von Offensive Coordinator Ryan Grubb zwangsläufig fehlen. [UPDATE: Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Verletzung nicht so schlimm ist, Geno trainiert schon wieder mit]

Trotz all dem Hype um Mike MacDonald fehlt einer dann doch an der Seitenlinie: Keine charmanten Auftritte mit lässiger Pilotenbrille mehr, kein von Erfahrung gezeichnetes Grinsen und die fehlende mireißende Art – Pete Carroll vermissen die meisten eingefleischten Seahawks-Fans wohl schon ein bisschen. Wie zu erwarten taucht Carroll nicht am VMAC auf, begrüßt keine Fans und redet nicht mehr mit Reportern. Erinnert sei hier noch einmal an die Vielzahl der cringe-würdigen Momenten, in denen er als über 70-jähriger Coach neben den 40 bis 50 Jahre jüngeren Spieler hergelaufen ist, mit ihnen gejubelt und gefeiert hat. Hach, Pete! Wer erinnert sich nicht gern an die QB1-Momente aus dem Training Camp im vergangenen Jahr?

Das war unser Rückblick auf die ersten Tage im Training Camp. In den kommenden Wochen nehmen wir Offense, Defense und Special Team dann in gewohnter Manier etwas genauer unter die Lupe. Was macht der neue Coaching Staff aus Geno, DK und Co? Kann Mike MacDonald die Defensive wieder zu einer Stärke der Seahawks formen? Und wie kommen die Hawks mit dem neuen Kickoff in der NFL zurecht? Das erfahrt ihr bei uns!