Im zweiten Teil unseres Preseason-Lageberichts beschäftigen wir uns heute mit der Defense. Dieser Mannschaftsteil war in den vergangenen Jahren das Prunkstück der Seattle Seahawks und in der gesamten NFL gefürchtet. Wie steht’s zum Training Camp-Start um die Verteidigung? Hier der aktuelle Stand:
Defensive Line
Vor dem Training Camp wurde in den Medien spekuliert, ob Defensive End Michael Bennett teilnimmt oder sich in den Holdout begibt, um Druck auf das Front Office auszuüben. Bennett hat sich in der Offseason immer wieder unzufrieden mit seinem Vertrag gezeigt und gilt in Betracht seiner Leistungen als einer der wohl unterbezahltesten Spieler der Liga. Letztendlich atmeten alle Beteiligten und Fans auf, als Bennett brav zum Training erschien und in der ersten Einheit direkt wieder seine Wichtigkeit für die Seahawks zeigte. So verhält sich ein Teamplayer. Er stellt die Interessen der Mannschaft über die eigenen – im Sinne des Erfolgs.
Im Camp stehen vor allem zwei Spieler der Defensive Line unter Beobachtung: Frank Clark und Jarran Reed. Clark, Second-Round Pick aus 2015, überzeugte mit seinen Leistungen in der vergangenen Preseason. Leider konnte er die guten Ansätze nicht dauerhaft mit in die Regular Season nehmen und enttäuschte einige Experten. Wie Head Coach Pete Carroll bereits in einem Interview sagte, soll Clark jetzt stärker in die Defensivrotation eingebunden und mehr Spielanteile erhalten. Es ist davon auszugehen, dass er in Passing-Situation vor allem die Rolle von Bruce Irvin als Speed Rusher einnehmen wird. Reed, Second-Round Pick aus dem diesjährigen Draft, wird als bester Laufverteidiger der Talentauswahl angesehen. Viele Experten bezeichnen ihn als den Steal schlechthin im Draft und rechnen damit, dass er von Beginn seiner Karriere an auf hohem NFL-Niveau spielen kann. In Seattle soll er hauptsächlich die Fußstapfen von Brandon Mebane ausfüllen, der in der Offseason nach San Diego wechselte.
Linebacker
Mit Bruce Irvin hat das Team einen hochtalentierten Spieler verloren, der als Edge Rusher sowie als SAM-Linebacker eingesetzt werden konnte. Um den vakanten Platz neben Bobby Wagner und K.J. Wright kämpfen jetzt unter anderem Cassius Marsh, Mike Morgan und Eric Pinkins. Alle drei bekamen in den ersten Tagen bereits Trainingszeit mit der First Unit und können sich berechtigte Hoffnung auf den Starter-Posten machen. Starter sein bedeutet allerdings nicht automatisch viel Spielzeit. In der heutigen NFL spielt eine Defensive in rund 70 Prozent der Snaps mit fünf Spielern in der Secondary. In diesen Fällen wird in der Regel der SAM-Linebacker durch den Nickelback ersetzt.
Cornerbacks
Richard Sherman ist als einer der besten Cornerbacks in der NFL natürlich gesetzt. Dahinter streiten sich aber gleich mehrere Talente um die weiteren Jobs. DeShawn Shead und Jeremy Lane kämpfen als Favoriten um den zweiten Startplatz neben Sherman. Derzeit deuten vieles darauf hin, dass die beiden Kandidaten in der Base Defense (4-3 Under) viel rotieren werden. In Situationen, in denen Defensive Coordinator Kris Richard mit drei Cornerbacks spielen lässt, erhält Lane voraussichtlich die meiste Spielzeit als Nickel, der den gegnerischen Slot Receiver aus den Spiel nehmen soll. Hinter Shead und Lane streiten sich Tharold Simon, Tye Smith und Marcus Burley um die verbleibenden Plätze.
Safeties
Eine Personalien war heute vor einem Jahr nicht im Training Camp anwesend – Strong Safety Kam Chancellor, der per Holdout probierte, seine vertraglichen Konditionen zu verbessern. Am Ende war er erfolglos und kehrte mit etwas Verzug in der Regular Season zum Team zurück. Dieses Jahr ist Chancellor von Beginn an anwesend. Und auch Free Safety Earl Thomas ist in diesem Jahr wieder vom Anfang mit von der Partie, nachdem er im vergangenen Jahr erst kurz vor dem Start der Regular Season fit wurde.
Viele Augen richten sich auf den Rückkehrer Brandon Browner. Browner, der Teil des 2013er-Super Bowl-Teams war und 2015 eine entscheidende Rolle spielte, als er mit den New England Patriots die Seahawks besiegte, kehrte in dieser Offseason nach Seattle zurück. Sein Aufgabenbereich hat sich in der Zwischenzeit jedoch etwas verändert. Die Coaches sehen Browner als Hybrid zwischen Safety, Cornerback und Linebacker, der während der Saison individuell eingesetzt werden soll. Eine Aufgabe, bei der Browner sehr nützlich sein könnte, wäre das Covern von großen, kräftigen Tight Ends. So gut die Defensivleistung des Teams in den vergangenen Jahren war, sie hatte eine große Schwachstelle: Die Deckung von Tight Ends. Mit seiner Erfahrung als Cornerback sowie seinem Körperbau ist Browner in der Lage, einen Greg Olsen oder Rob Gronkowski zu covern. Allerdings nur, wenn er seine Geschwindigkeit nicht verloren hat und von Verletzungen verschont bleibt.
Hier geht’s zum Preseason-Lagebericht Offense.
Der aktuelle Kader ist hier zu finden.