Week 14 steht vor der Tür, oder ein weiteres Duell mit den San Francisco 49ers und damit, um es vorwegzunehmen, wohl wieder ein ernüchternder Sonntagabend für alle Fans der Seattle Seahawks. Denn nach dem offensiv hochklassigen, aber letztlich bitteren Spiel bei den Dallas Cowboys wartet nun das dritte Spiel in Folge gegen ein spielerisches Schwergewicht der NFC auf das Team von Head Coach Pete Carroll. Und die Chancen, dass die Mannen um Geno Smith, DK Metcalf, Bobby Wagner und Co. am Ende etwas Zählbares – in diesem Fall einen Sieg – aus Südkalifornien an den Puget Sound mitnehmen, sind leider verschwindend gering.
Der Grund für die Mammutaufgabe gegen die Niners liegt dabei nicht nur darin, wie dominant Kyle Shanahan Seattle mit seinen Stars wie McCaffrey, Samuel, Bosa und Warner Seattle an Thanksgiving im Lumen Field auseinandergenommen hat. Nein, auch die Tatsache, dass der amtierende NFC-Champion und das Conference-Powerhouse aus Philadelphia (übrigens der übernächste Gegner der Seahawks) vor Wochenfrist vor eigenem Publikum gegen San Francisco ähnlich dramatisch Schiffbruch erlitt wie die Carroll-Bande, sollte uns 12s fast ebenso erschrecken.
Hat Seattle also keine Chance mehr, das Spiel im Levis Stadium zu gewinnen? Die Antwort dürfte ein zartes „Jein“ sein, denn in Week 14 kann das Roster der Seahawks mit der vorhandenen individuellen Qualität zeigen, wie man die folgenden Matchups gewinnt:
Das Spiel:
- Kickoff: Sonntag, 10. Dezember 2023, 22.05 MEZ
- Austragungsort: Levis Stadium, Santa Clara, CA (Freiluft, Naturrasen)
- Wettervorhersage: 16 Grad Celsius, bewölkt
- Schiedsrichter: Brad Rogers
- Empfang: NFL GamePass, DAZN
- Wettprognose: Seahawks +7 (Underdogs)
- Hashtag: #SEAvsSF
Der Injury Report:
Am Mittwoch, dem ersten vollen Trainingstag vor Week 14, mussten die Seattle Seahawks bei den Trainingseinheiten im VMAC auf die RBs Ken Walker (Bauchmuskel) und Zach Charbonnet (Knie) sowie LB Jordyn Brooks (Knöchel), S Jamal Adams (Knie), DT Leonard Williams (Knöchel) und CB Tre Brwon (Ferse) verzichten. Eingeschränkt trainieren konnten hingegen G Anthony Bradford und OT Abraham Lucas (beide Knie) sowie WR Jake Bobo (Knie und Schulter) und C Evan Brown (Daumen).
Bei den 49ers mussten am selben Tag DE Arik Armstead (Fuß und Knie), G Spencer Burford (Knie), TE Ross Dwelley (Knöchel), CB Darrell Luter Jr. (Oberschenkel), RB Elijah Mitchell (Knie) und OT Trent Williams (geschont) aussetzen. WR Ray-Ray McCloud (Rippe) konnte hingegen wieder einige Übungen absolvieren.
#Seahawks injury report for Wednesday: pic.twitter.com/ECth4kRtrv
— John Boyle (@johnpboyle) December 7, 2023
Die Matchups:
Seahawks-Secondary vs. 49ers-Receiver: Will Seattle in Week 14 erfolgreich sein, müssen sie verhindern, dass 49ers-QB Brock Purdy seine Receiver anspielen kann. Denn wenn Mr. Irrelevant-2022 neben den WRs Deebo Samuel und Brandon Aiyuk auch TE George Kittle bedient, ist San Francisco kaum zu stoppen. Das mussten vor Wochenfrist auch die Eagles erfahren, denen Purdy 314 Yards und vier Touchdowns (148,8 Passer Rating) durch die Luft einschenkte.
In Philadelphia fing Samuel vier von vier Pässen für 116 Yards und zwei Touchdowns. WR Jauan Jennings kam auf 44 Yards und einen Touchdown, Aiyuk auf 46 Yards und ebenfalls einen TD, während Kittle Bälle für 68 Yards fing. Und drei Tage zuvor wurde Seattles Secondary von Cowboys-QB Dak Prescott teilweise vorgeführt, als sie ein Passer-Rating von 115,8 sowie 299 Yards und drei Touchdowns durch die Luft zuließ. Dass die CBs Devon Witherspoon, Riq Woolen und Tre Brown es besser können, haben sie in dieser Saison schon bewiesen und sollten das auch gegen die Niners tun.
Seahawks-QB Geno Smith vs. 49ers-Pass Rush: Druck, Druck und nochmals Druck. Das musste QB Geno Smith an Thanksgiving in Seattle gegen den Pass Rush der Niners aushalten. Mit lädiertem Ellbogen wurde er von den DEs Nick Bosa, Chase Young und Co. regelrecht malträtiert. So kam er nur auf 180 Passing Yards, warf unter Stress eine böse Interception und musste insgesamt sechs Sacks auf dem Kunstrasen des Lumen Field hinnehmen.
Damit ihm das in Week 14 nicht noch einmal passiert, sollte Smith den Weg weitergehen, den er bereits gegen die Cowboys erfolgreich beschritten hat. Und das bedeutet, den Ball einfach viel schneller loszuwerden. Gegen Dallas wurde der Spielmacher der Seahawks bei mehr als der Hälfte seiner Pässe von LB Micah Parsons und seinen Kollegen unter Druck gesetzt. Das führte zwar wieder zu einer Interception, aber Geno wusste sich auch mit schnellen Pässen dem Druck zu entziehen.
Und so stand Geno Smith hier am Ende zur besten Sendezeit, mit einem Passer Rating von 97,0, 334 erworfenen Yards und drei Touchdowns, die zählten, sowie zwei TDs, die wegen „interessanter“ Schiedsrichterentscheidungen aberkannt wurden.
Seahawks-WR DK Metcalf vs. 49ers-Secondary: Wird DK Metcalf in Week 14 statistisch rasieren oder nicht? Dass Seattles Nr. 1-Receiver gegen exzellente Passverteidiger zwei Gesichter haben kann, hat er gerade in den letzten beiden Wochen gezeigt. Gegen San Franciscos Secondary, die am vergangenen Sonntag gegen die Eagles gegen zwei Receiver jeweils über 95 Yards zuließ, sah Metcalf an Thanksgiving kein Land. Und das, obwohl Geno Smith ihn neunmal anspielte und er dabei nur drei Bälle für magere 32 Yards fing.
Und genau sieben Tage später bot sich uns 12s gegen die Cowboys ein ganz anderes Bild, nämlich das des dominanten DK. Dieser spielte mit CB DaRon Bland, einen Anwärter auf den Titel „Defensive Player of the Year“, komplett an die Wand. Gleich sein erster Catch gegen Bland war ein 73-Yard-Touchdown. Danach fing die Nummer 14 noch fünf von sieben Pässen für zusätzliche 61 Yards und zwei weitere TDs! Damit dürfte klar sein, welchen DK sich die Seahawks-Fans in Week 14 gegen die 49ers wünschen.
Der X-Faktor: Run the f***ing Ball!
Ja, wir können es selbst kaum glauben, dass wir das an dieser Stelle sagen müssen, aber die Seahawks sind in dieser Saison nur dann erfolgreich, wenn sie den „f***ing Ball“ laufen! Von den sechs Spielen, die Seattle vor Week 14 in dieser Saison gewonnen hat, wurden in fünf mehr als 100 Yards erlaufen. Nur gegen die Lions in Week 2 gelang ein Sieg, bei dem die RBs Ken Walker und Zach Charbonnet mit zusammen 82 Yards unter der magischen dreistelligen Marke blieben. In den letzten drei Spielen, von denen K9 allerdings in zweien verletzungsbedingt komplett fehlte, standen 68, 88 und 72 Yards am Boden zu Buche und am Ende jeweils eine Niederlage.
- Spieler des Spiels: In Week 14 müssen die Seahawks Rookie-RB Kenny McIntosh ran lassen. So muss der National Champion aus Georgia endlich seine Chance bekommen, nachdem Ken Walker weiterhin kaum trainieren konnte und Zach Charbonnet an einer Knieverletzung laboriert. Denn dass DeeJay Dallas kein Lead Back sein kann, hat er leider schon oft genug bewiesen. Und so ist es der junge McIntosh, der gegen die 49ers über 75 Yards und seinen ersten NFL-Touchdown erläuft.
- Statistik des Spiels: Wenn am kommenden Sonntag, den 10. Dezember 2023, der Ball zum Kickoff von Week 14 auf dem Naturrasen in Santa Clara aufgelegt wird, ist es genau 798 Tage her, dass die Seahawks das Levis Stadium zum letzten Mal als Sieger verließen. Mit Russell Wilson als Quarterback gewann Seattle am 3. Oktober 2021 gegen Jimmy Garoppolo und die Niners mit 28:21.
- Anekdote des Spiels: Wie absurd hochklassig das Roster der Niners auch vor Week 14 und dem Duell mit den Seahawks besetzt ist, zeigt sich nicht nur auf der Receiver-Position, mit Purdy als Spielmacher oder den zahlreichen Gamewreckern in der Defense der Gastgeber. Denn damit der QB im Shanahan-System funktionieren kann, muss seine Offensive Line ihn beschützen und ihm Zeit verschaffen. Und niemand verkörpert das besser als OT Trent Williams. So hat der All-Pro nämlich vor sage und schreibe 368 Tagen, also vor mehr als einem Jahr, zum letzten Mal einen Sack gegen seinen Quarterback zugelassen!
Der Hype-Faktor: Let’s go Rook!!!
Einer der wenigen Lichtblicke in einer bisher eher durchwachsenen Saison der Seattle Seahawks ist sicherlich CB Devon Witherspoon. Der im NFL Draft 2023 an fünfter Stelle gewählte Rookie macht genau das, was man von einem Spieler mit dieser vermeintlichen Qualität erwarten kann. Er ist in fast jedem Spiel der Unterschied auf seiner Position, und das bereits nach 12 NFL-Spielen. Bei den Pro Bowl-Votes auf der Position des Cornerbacks ist er vor Week 14 ligaweit bisher nicht einmal unter den Top 10! Doch mit solchen Zahlen (siehe unten) treibt er seine Kampagne für den Titel „Defensive Rookie of the Year“ weiter voran und zeigt, wie ein elitäres Blue-Chip-Talent ein NFL-Roster verbessern kann.
.@Seahawks CB @DevonWitherspo1's Def. Rookie of the Year résumé, so far: 65 tackles (1st*), 3.0 sacks (T9th*), 1 INT (T4th*), one TD (T1st among def. rookies), 15 PD (1st*), 4 TFL (T10th*), named NFC Def. Player of the Wk 4 & NFL Def. Player of the Month for Oct. (*among rookies) pic.twitter.com/r6j3v5Ofq8
— Seahawks PR (@seahawksPR) December 6, 2023
Das Fazit:
An dieser Stelle können wir uns kurzfassen: Ja, die Seahawks haben auch vor Week 14 ein talentiertes Roster. Die Niners haben zudem aber einen elitären Coaching Staff, der das Potenzial seiner Spieler voll ausschöpfen kann. Seattle hingegen, das haben die letzten Wochen mehr als schmerzhaft für uns 12s gezeigt, hat nicht die passenden Coaches mit den richtigen Gameplänen. So hagelte es in Santa Clara die vierte Niederlage in Folge für die Männer vom Puget Sound. Ein Novum in der über zehnjährigen Amtszeit von Pete Carroll …
Prognose: Die Seattle Seahawks kassieren gegen die 49ers erneut eine herbe Klatsche und verlieren in Week 14 mit 10:33.