Week 9 oder der nächste Halt in der wilden Achterbahnfahrt der Seahawks: Baltimore! Eine Woche nach dem nervenaufreibenden Heimsieg gegen die Cleveland Browns gastiert das Team vom pazifischen Nordwesten in der „Charm City“. Ein erneutes Matchup also gegen ein Team aus der AFC North und die Ravens stehen dabei mit einem Record von 6-2 an der Spitze ihrer Division. Traditionell stark ist bei den Hausherren die Abteilung Defensive: Bislang ließ das Team von Head Coach John Harbaugh nur 15,1 Punkte im Schnitt zu. Ob die Mannschaft in Violett noch einem weiteren Team das Fürchten lehrt, wie der berühmte Raben in Edgar Allen Poes Roman; oder krächzt ein anderer Vogel die berühmten Worte „nimmermehr?“
Den Fehler, die Baltimore Ravens „nur“ auf die Defensive zu konzentrieren, sollte nämlich kein Gegner begehen. Das Team aus Maryland weist mit 25,3 selbst erzielten Punkte pro Spiel einen veritablen Schnitt auf und sollte nicht nur monoschematisch auf den „Dual Threat“-QB Lamar Jackson reduziert werden, der schon fünf erlaufene Touchdowns auf der Habenseite vorweisen kann. Verstecken müssen sich die Gäste vom Puget Sound als aktueller Division Leader der NFC West vor Week 9 ohnehin nicht, denn auch die eigene Verteidigung erreichte bislang mehr, als ihr viele vor der Saison zugetraut hätten.
Die Seahawks-Unit um Defensive Coordinator Clint Hurtt ist durch die konstant guten Auftritte auf dem Weg zur „Legion of Spoon“ und weist insbesondere in der Laufverteidigung starke Zahlen auf – das dürfte am Sonntag also ein spannendes Matchup werden.
Das Spiel:
- Kickoff: Sonntag, 5. November 2023, 19.00 MEZ
- Austragungsort: M&T Bank Stadium, Baltimore, MD (Naturrasen, Freiluft)
- Wettervorhersage: 18 Grad Celsius, Sonne
- Schiedsrichter: Shawn Hochuli
- Empfang: RTL, NFL GamePass
- Wettprognose: Seahawks +6 (Underdogs)
- Hashtag: #SEAvsBAL
Der Injury Report:
Vor Week 9 dürfen die Seahawks derzeit schon dreimal auf Holz klopfen, dass hauptsächlich in der Offensive Line nicht noch mehr Verletzte dazu gekommen sind. So wartete der Injury Report aus Seattle am Freitag nämlich ausnahmsweise mit leeren Blöcken in den Bereichen „Out“ und „Doubtful“ auf! Stattdessen stehen nur die Einsätze von G Phil Haynes (Wade), G Anthony Bradford (Knöchel, Knie) sowie RB Kenny McIntosh und NT Austin Faoliu (beide Knie) am Sonntag in Baltimore auf der Kippe.
Bei den Gastgebern des „Battle of the birds“, den Ravens, sind vor Week 9 ebenfalls keine Ausfälle zu beklagen. Stattdessen ist lediglich die Spielfähigkeit von OT Morgan Moses (Schulter) unklar, während die Auftritte von S Marcus Williams (Oberschenkel) sowie S Daryl Worley (Schulter) und S Rock Ya-Sin (unbestimmte Krankheit) fraglich zu sein scheinen.
#Seahawks injury report for their Week 9 game at Baltimore. No players ruled out or doubtful. We'll get more info from Pete Carroll after the end of Friday's practice: pic.twitter.com/kg621O93NK
— John Boyle (@johnpboyle) November 3, 2023
Die Matchups:
Seahawks-Pass Rush vs. Ravens-QB Lamar Jackson: Die Seahawks haben vor Week 9 bisher 26 Sacks zu verzeichnen (Platz 5 in der Liga) und machen zudem mit Platz 8 bei den Quarterback-Hits auf sich aufmerksam. Das ist insofern interessant, als das Ravens-QB Lamar Jackson selbst bei Baltimores letztem Auftritt gegen Arizona sogar vier Sacks hinnehmen musste. Heuer steht der laufstarke Quarterback aber auch bei neun Touchdown-Pässen und nur drei Interceptions, dazu kommen fünf selbsterlaufene Touchdowns.
Wenn Jackson dann einmal nicht selbst läuft, ist seine bevorzugte Anspielstation TE Mark Andrews. Dieser kommt bislang auf sechs Touchdowns und respektable 56,7 Yards pro Spiel. Im Angesicht dessen macht den Seahawks die eigene Leistung der letzten vier Spiele Mut, in denen der Gegner jeweils unter 21 Punkten gehalten wurde. Doch Vorsicht! Seattle verteidigt gegen laufstarke Quarterbacks schwach und lässt hier 5,4 Yards pro Lauf zu, was den 31. und damit vorletzten Platz in der NFL bedeutet.
Seahawks-Rush Defense vs. Ravens-RB Gus Edwards: Wenig überraschend läuft das Heimteam schon vor Week mehr, als dass es wirft. Grund hierfür, ist neben Lamar Jackson und der fehlenden Breite auf der Receiver-Position gerade Ersatz-RB Gus Edwards. Gegen die Cardinals schaffte Edwards drei Touchdowns bei 19 Versuchen und insgesamt 80 Yards. Saisonübergreifend steht er somit bei fünf Touchdowns und 426 erlaufenen Yards. Die Rush Defense der Seahawks lässt diese Saison allerdings nur 3,1 Yards pro Lauf zu und wird gegen Baltimore trotzdem weiterhin gutzutun haben. Denn die Ravens sind das Team, das in der Liga am häufigsten den Erfolg über den Lauf sucht und im Vergleich dazu in der Häufigkeit des Passspiels nur auf dem 29. Rang liegt.
Seahawks-QB Geno Smith vs. Ravens-Secondary: An Seattles QB Geno Smith und der Seahawks-Offensive um Coordinator Shane Waldron scheiden sich auch vor Week 9 die Geister. Beleg hierfür war auch das letzte Spiel gegen die Browns, als Smith zwar 254 Yards erwarf sowie zwei Touchdowns servierte, aber eben auch zwei Interceptions sowie ein Passer Rating von 78,0 auf der „Habenseite“ stehen hatte. Betrachtet man danach die letzten drei Spiele in ihrer Gesamtheit, hat Smith sich hier fünf Interceptions geleistet. Leichte Beute also für die gegnerische Secondary um S Kyle Hamilton und CB Marlon Humphrey? Vielleicht. Denn acht abgefangene Bälle von gegnerischen Quarterbacks sowie sieben Forced Fumbles lassen aufhorchen.
Der X-Faktor: Defense wins!
Beide Verteidigungsreihen stehen derzeit vor Week 9 vor allem für Qualität, denn seit Woche vier liefern die Defenses ab. An der Spitze liegen beide Teams etwa bei den zugelassenen Yards pro Play (4,1 Seattle und 4,2 Baltimore) – ebenso bei erlaubten Yards pro Spiel: 274 Seattle und 267 Baltimore. In dieser Statistik stehen die Kontrahenten von Sonntag ebenfalls auf den ersten zwei Plätzen. Beachtlich auch, die Sacks pro Spiel (5,3 Seattle und 4,0 auf für Baltimore); auch wenn hier freilich das außergewöhnliche Spiel der Seahawks in New York bei den Giants mit allein 11 Sacks (!) zugezählt wurde.
- Spieler des Spiels: Ansteigende Form auch bei SS Jamal Adams. Seit seiner Rückkehr nach gefühlt ewiger Verletzungspause steigert er seine Zahlen und seinen Wert für das Team von Woche zu Woche. Pro Spiel erzielte er vor Week 9 mehr als zwei Tacklings und dann kam natürlich noch sein „Kopfball“ gegen die Browns dazu, der hier zur spielentscheidenden Interception durch S Julian Love führte. Gegen einen physisch starken Gegner, der ebenso stark über den Lauf agiert, könnte dies in Baltimore genau der richtige Moment sein, den nächsten Schritt zurück zu alter Form zu machen.
- Statistik des Spiels: Ausgeglichen ist die Serie vor Week 9 der NFL-Saison 2023 in der Historie beider Teams: drei Siege jeweils für Baltimore und Seattle. Das letzte Spiel in Baltimore jedoch war eine klare Angelegenheit für die Gäste. So fuhr Seattle hier im Dezember 2015 einen ungefährdeten 35:6-Auswärtssieg ein.
- Anekdote des Spiels: Bei besagtem Sieg 2015 stach besonders Doug Baldwin hervor, der für seine Farben gleich drei Touchdowns erzielen konnte. WR Kollege Tyler Lockett, der heute vor Week 9 weiterhin im Roster der Seahawks steht, steuerte damals mit weiteren zwei Touchdowns ebenso einen deutlichen Beitrag zum Erfolg in Baltimore bei. Bemerkenswert an diesem Nachmittag vor fast acht Jahren: die sonst so laufstarken Ravens rannten sich hier gegen die Seahawks förmlich fest und schafften nur 28 Yards.
Der Hype-Faktor: The Legion of „Spoon“!
Was für ein Einstand für den 2023er Erstrundenpick der Seattle Seahawks im letzten Monat! Mit der Ehrung zum Defensiv-Rookies im Oktober, bestätigt Devon Witherspoon seine auch vor Week 9 bestechende Form und trägt so maßgeblich dazu bei, dass die Defensive in Seattle sich weiter zum Positiven entwickelt. Sein Beitrag in Zahlen: 33 Tackles, 2 Sacks, ein Pick-6 und acht verteidigte Pässe; dazu gefühlt unzählige Hits, die bei den Gegnern einen bleibenden Eindruck hinterließen.
Had himself a month. 🥄 pic.twitter.com/o8C5K3Wcw3
— Seattle Seahawks (@Seahawks) November 2, 2023
Das Fazit:
Eine starke Defensive haben die Männer um Pete Carroll bereits vor einer Woche gegen die Cleveland Browns überstanden. Folgen die Spieler der Ansage ihres Coaches, mehr zu laufen und sind insbesondere bei dritten Versuchen effektiver, ist auch in Week 9 ein Auswärtssieg möglich. Die Offensive der Ravens ist über den Pass und TE Mark Andrews recht eindimensional, wenn QB Lamar Jackson in Schach gehalten werden kann. Betrachtet man Seattles restlichen Spielplan in der zweiten Saisonhälfte, werden die Gegner ohnehin nicht leichter. Die Seahawks haben sich durch die letzten Auftritte ein gewisses Standing erarbeitet, womit sie sich auch im M&T Bank Stadium nicht verstecken müssen.
Prognose: Die Seattle Seahawks gewinnen in Week 9 ein enges Spiel mit 23:20 und behaupten sich an der Spitze der NFC West.