Preview: Postseason 2019 (Divisional Round) – Seahawks @ Packers

Weiter geht die Reise quer durch die USA auf dem Weg nach Miami. Die Seattle Seahawks treffen in der Divisional Round der Playoffs im altehrwürdigen Lambeau Field auf die Green Bay Packers. Bei eisigen Temperaturen um den Gefrierpunkt will Quarterback Russell Wilson das Team aus dem Pacific Northwest zum ersten NFL-Sieg in Wisconsin seit 1999 und zum zweiten Divisional-Playoff-Auswärtserfolg der Franchise-Geschichte führen. Es ist also gleich doppelt an der Zeit, Geschichte zu schreiben.

Dabei hoffen alle Sympathisanten der Seahawks auf Verstärkung durch von Verletzungen zurückkehrenden Stammspieler. Left Guard Mike Iupati ist ein guter Blocker und könnte Seattles Laufspiel verbessern, Left Tackle Duane Brown wäre eine extrem wichtige Verstärkung für Russell Wilsons Pass Protection, die gegen die gefährlichen Pass Rusher der Packers auch dringend in guter Form benötigt wird. Vieles deutet auf ein spannendes und enges Spiel hin, das durch kleinste Fehler entschieden werden könnte.

Das Spiel:

Injury Report:

Klarheit bezüglich der O-Line der Seahawks wird’s erst am späten Sonntagabend deutscher Zeit geben. Sowohl Left Tackle Duane Brown (Knie) als auch sein Backup George Fant (Leiste). Brown trainierte unter der Woche nicht mit dem Team, absolvierte nach seiner Meniskus-Operation aber individuelle Einheiten, die zuversichtlich machen. Können beide nicht spielen, wird wohl Chad Wheeler auflaufen, der unter der Woche aus der Practice Squad kam. Am Einsatz von Left Guard Mike Iupati darf derweil gezweifelt werden, denn sein Stinger ist nicht besser geworden. Sein Backup ist wie schon in der vergangenen Woche Jamarco Jones.

Einsatzbereit sind die Wide Receiver Jaron Brown (Knie) und Malik Turner (Gehirnerschütterung) sowie Defensive End Jadeveon Clowney (Rumpf). Bei den Defensive Ends Ezekiel Ansah (Nacken) und Quinton Jefferson (Sprunggelenk) und Safety Marquise Blair (Sprunggelenk) ist Head Coach Pete Carroll zuversichtlich.

Bei den Packers ist D-Liner Kenny Clark fraglich.

Die Matchups:

Seahawks-O-Line vs. Packers-Edge-Rusher: Die Packers-Verantwortlichen um General Manager Brian Gutekunst machten in der Free Agency 2019 einen hervorragenden Job. Allein schon aus dem Grund, dass sie die zwei besten Quarterback-Jäger des Teams im März verpflichten konnten. Defensive End Preston Smith erzielte in der Regular Season 12,5 Sacks, während ihn Defensive End Za’Darius Smith sogar noch um einen Quarterback-Sack übertraf. Letzterer spielt eine exzellente Saison und ist klar der stärkste Spieler in der D-Line der Packers. Bei Pro Football Focus (PFF) wird er in puncto Pass Rush mit hervorragenden 89,8/100 Punkten bewertet und insgesamt mit einer Note von 90,2/100. Somit ist er nach der Bewertung von PFF der drittbeste Edge Rusher in der NFL. Die beiden Starting-Tackles der Seahawks – wer auch immer sie diesmal sein mögen – erwartet ein wichtiges und schwieriges Matchup.
Abgesehen von den beiden Edge Rushern der Packers gilt es, bei den Defensive Tackles vor allem auf Kenny Clark zu achten, der ebenfalls ein exzellenter Jäger ist und den Guards der Seahawks Probleme bereiten wird. Die Offensive Line der Seahawks hat hier eine harte Aufgabe vor sich. Es wäre daher wünschenswert, wenn Seattle am Spiel gegen die Eagles anknüpft und viel auf das Kurzpassspiel setzt, das die O-Line in der Pass Protection entlastet und in dieser Saison oft gut funktioniert hat. Vernachlässigen werden die Seahawks das Laufspiel aber auch diesmal nicht, denn Green Bay ist in der Laufverteidigung anfälliger als Philadelphia.

Seahawks-Pass-Rush vs. Packers-O-Line: Seattle muss es irgendwie schaffen, Packers-Spielmacher Aaron Rodgers unter Druck zu setzen, da dieser die Defensive sonst auseinandernehmen wird. Genau das aber wird eine große Herausforderung, denn die Packers sind in der Pass Protection eine der besten fünf Mannschaften der Liga. Fun Fact: Sollte Duane Brown nicht spielen sollte, hätte der von PFF am schlechtesten bewertete Starter in der O-Line der Packers (Right Guard Billy Turner) mit einer Note von 64,8/100 immer noch eine bessere Note als jeder O-Line-Starter der Seahawks.
Gegen eine verletzungsgeplagte Angriffslinie der Philadelphia Eagles gelang es Seattles Pass Rush noch, mächtig Druck auf den Quarterback auszuüben und sieben Sacks zu sammeln. Gegen die O-Line der Packers um das vielleicht beste Tackle-Duo der Liga (links David Bakhtiari und rechts Bryan Bulaga) müssen Jadeveon Clowney, Rasheem Green und Ezekiel Ansah (sofern er nicht verletzungsbedingt fehlt) eine ihrer besten Leistungen der bisherigen Saison zeigen.

Seahawks-Front-Seven vs. Packers-RB Aaron Jones: Running Back Aaron Jones spielt eine hervorragende Saison für Green Bay. In dieser Runde kommt er auf 1.084 Rushing-Yards und 16 (!) Touchdown-Läufe (NFL-Bestwert). Jones ist extrem explosiv und auch dank einer starken O-Line immer für ein Big Play gut – auf dem Boden wie durch die Luft. Das macht den Fünftrundenpick aus dem Jahr 2017 so brandgefährlich und zu einer großen Herausforderung für die Linebacker der Seahawks. Im Spiel gegen die Eagles machte Rookie Cody Barton auch in der Manndeckung ein gutes Spiel. Das muss er mit seinen beiden Kollegen Bobby Wagner und K.J. Wright gegen den Packers-Running Back definitiv wiederholen.
Seine starke Lauf-Note bei PFF von 81,3/100 wird sogar noch von seiner Bewertung als Receiver (82,8/100) übertroffen. Gerne wird Jones von Packers-Cheftrainer Matt LaFleur auch auf tiefere Passrouten geschickt, weshalb er in dieser Saison bereits drei Touchdowns fing. Auf diesen Spieler müssen die Seahawks vorbereitet sein.

X-Faktor Quarterback-Duell: Die Packers sind der Favorit. Doch solange Russell Wilson auf der anderen Seite den Snap entgegen nimmt, haben die Seattle Seahawks immer eine Chance. Während Wilson auch dieses Jahr wieder auf Top-Niveau spielte, durchlebt sein Pendant Aaron Rodgers nun bereits seit ein paar Jahren für seine Verhältnisse schwache Spielzeiten. PFF listet Rodgers in der Saison 2019 mit einer Note von 81,2/100 nur als zehntbesten Quarterback. Von seinen Top-Saisons zwischen 2010 und 2014 ist er momentan entfernt. Zum Vergleich: Wilson wird mit einer Note von 91,3/100 als zweitbester Quarterback bewertet.
Green Bays Spielmacher hat die Grundvoraussetzungen, den Seahawks-Quarterback auszustechen, weil er eine wesentlich bessere Pass Protection von seiner O-Line bekommt. Wilson muss das Quarterback-Duell gegen Rodgers trotzdem gewinnen, um seinem Team eine Chance zu geben, diese Partie zu gewinnen. Das Laufspiel alleine wird’s nicht richten können. Die tiefen Pässe müssen sitzen.

Fazit:

Quarterback Russell Wilson hat in drei Anläufen zwar noch kein Spiel gewonnen im Lambeau Field, doch er hat bewiesen, dass er die Green Bay Packers schlagen kann. Zu Hause entschieden die Seattle Seahawks alle vier Aufeinandertreffen in der Wilson-Ära für sich. Wie man gegen die Mannschaft aus Wisconsin gewinnt, weiß der Spielmacher also.

Mit dem Wetter sollten Wilson und seine älteren Kollegen derweil keine Probleme haben. Der leichte Schnee, der für den Samstag angesagt ist, wird kaum auf dem Spielfeld liegenbleiben (Rasenheizung). Die Temperaturen in Green Bay sind im Vergleich zur klirrenden Kälte von Minnesota im Januar 2016 fast tropisch. Und gerade Wilson dürfte als ehemaliger College-Athlet der Wisconsin Badgers mit der Witterung vertraut sein.

Viel wird davon abhängen, ob und in welcher Verfassung die beiden verletzten O-Liner der Seahawks zurückkommen und ob Seattles Trainer das Offensiv-Play-Calling früher als beispielsweise gegen die Philadelphia Eagles anpassen, falls wie in der Wild-Card Round das Laufspiel nicht funktioniert.

Prognose: Die Seahawks gewinnen mit 27:24.