Preview: Postseason 2019 (Wild-Card Round) – Seahawks @ Eagles

It’s Playoff Time! Zum achten mal in der zehnjährigen Pete-Carroll-Ära stehen die Seattle Seahawks in den Playoffs. Nach dieser Saison liegt hinter dem Team aus dem Pacific Northwest die mit Abstand erfolgreichste Dekade der Franchise-Geschichte. Für manche 12s ist die Teilnahme an der Postseason daher fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden, doch sollten Seattles Anhänger diesen Moment auch nutzen, um dankbar für ein weiteres Playoff-Spiel ihres Lieblingsteams zu sein. Denn das ist alles andere als selbstverständlich und spricht für die gute Arbeit, die Cheftrainer Carroll und General Manager John Schneider seit 2010 in Seattle machen.

Die Seahawks treffen wie schon in Woche 12 beim 17:9-Sieg auswärts auf die Philadelphia Eagles und ihren Quarterback Carson Wentz, der sein erstes Playoff-Spiel überhaupt bestreiten wird (2017 führte Nick Foles das Team durch die Postseason). Die Partie wird natürlich kein Selbstläufer. Wenngleich die Seahawks (11-5) eine etwas überzeugendere Regular Season als die Gastgeber (9-7) gespielt haben, ist ein Spiel im windigen Philadelphia bei den Eagles mit deren enthusiastischen Fans immer eine immense Herausforderung. Erinnert sei nur an vergangene Saison, als die Seahawks noch während der regulären Runde die Dallas Cowboys bezwungen hatten, nur um dann in der Wild-Card Round aufgrund fraglichen Play Callings auswärts in Arlington zu scheitern. Mut macht in jedem Fall, dass Seattle die letzten fünf Partien gegen die Eagles allesamt für sich entscheiden konnte.

Das Spiel:

Injury Report:

Wide Receiver Malik Turner (Gehirnerschütterung) und Linebacker Mychal Kendricks (Kreuzbandriss im Spiel gegen die San Francisco 49ers) fallen aus. Darüber hinaus schafft es Left Tackle Duane Brown aufgrund von Verletzungen im Knie und im Bizeps nach seiner Meniskus-Operation vor zwei Wochen nicht rechtzeitig zurück. Spielt sein Ersatz George Fant jedoch ähnlich gut wie gegen die 49ers, muss man sich hier keine Sorgen machen. Im Falle eines Sieges stünden die Chancen auf einen Einsatz von Brown in der Divisional Round der Playoffs nicht schlecht.

Fraglich sind Wide Receiver Jaron Brown (Knie) und Left Guard Mike Iupati (Nacken). Letzterer hat die gesamte Woche über nicht trainiert, jedoch wäre sein Einsatz sehr wichtig, da er der O-Line vor allem im Laufspiel Stabilität verleiht.

Positiv ist, dass Free Safety Quandre Diggs zurückkehrt. Man könnte argumentieren, dass er zur Zeit der wichtigste Spieler der Seahawks-Defensive ist. Auch Defensive End Jadeveon Clowney wird spielen können, obwohl er die meisten Trainingseinheiten zur Schonung aussetzte.

Bei den Eagles wird im Vergleich zum Spiel in Woche 12 Cornerback Ronald Darby nicht spielen, da er kurz vor Weihnachten auf die Injured-Reserve-Liste gesetzt wurde, auf der sich seit wenigen Tagen auch Right Guard Brandon Brooks befindet. Wide Receiver Alshon Jeffery wird nicht rechtzeitig fit. Fraglich sind die Einsätze von Right Tackle Lane Johnson sowie Tight End Zach Ertz. Letzterer wird aber wohl auflaufen. Running Back Miles Sanders ist einsatzbereit.

Die Matchups:

Seahawks-O-Line vs. Eagles-Pass-Rush: Wie eingangs erwähnt, wird Backup George Fant auf Left Tackle auflaufen. Iupatis Einsatzfähigkeit wird sich erst kurz vor Beginn des Spiels herausstellen. Spielt der Left Guard nicht, wird ihn entweder Jamarco Jones, Jordan Roos oder Rookie Phil Haynes ersetzen. Die Defensive Ends Derek Barnett, Brandon Graham sowie Vinny Curry sind die besten Quarterback-Jäger der Eagles und hauptverantwortlich für einen Pass Rush, der in der abgelaufenen Regular Season durchschnittlich fast drei Sacks pro Spiel erzielte. Die Seahawks-O-Line muss Wilson ausreichend Zeit geben und damit verhindern, dass die Eagles die Stärke ihrer Defensive ausspielen. Hierfür ist aber auch schlaues Play Calling sowie die Wachsamkeit Russell Wilsons nötig. Der Quarterback darf den Ball nicht zu lange festhalten und muss ihn notfalls auch einfach mal wegwerfen.
Das Matchup zwischen Defensive Tackle Fletcher Cox und Center Joey Hunt macht Sorgen. Wilson sollte sich auf jede Menge Druck durch einen der besten Interior D-Liner der NFL gefasst machen. Gelingt es Seattle, die große Stärke der Eagles-Defensive zu neutralisieren, sollte das Team in der Lage sein, am Sonntag einige Punkte aufzulegen.

Seahawks-Edge-Rusher vs. Eagles-RT: In Week 12 war es Defensive End Ezekiel Ansah, der seinen Durchbruch für die Seahawks erlebte. Damals stand er Rookie Andre Dillard gegenüber, der Right Tackle Lane Johnson aufgrund einer Verletzung ersetzte. Nun ist der Einsatz von Johnson wieder unsicher, da er eine Blessur am Sprunggelenk hat. Laut Reportern aus Philadelphia kann Johnson seinen Knöchel aktuell kaum belasten. Selbst wenn er spielen sollte, wird er wohl nicht annähernd bei 100 Prozent sein und könnte gegen die Edge Rusher der Seahawks so seine Probleme bekommen. Und falls er nicht spielt, wird Halapoulivaati Vaitai von Right Guard auf Tackle rücken. Vaitai ist selbst ein eher wackeliger Tackle. Für ihn würde dann Matt Pryor, ein Sechstrundenpick aus dem Jahr 2018, die Guard-Position besetzen und wahrscheinlich eine weitere Schwäche in der Eagles-O-Line aufmachen. Egal wer in der Angriffslinie am Sonntag letztendlich für Philadelphia aufläuft, das Matchup mit Ansah, Clowney und Rasheem Green ist ein sehr wichtiges für die Seahawks. Und übrigens: Shaquem Griffin schrammte in Woche 12 zweimal ganz knapp an seinem ersten NFL-Sack vorbei. Es wird Zeit!

Seahawks-WRs vs. Eagles-DBs: Unter der Woche waren drei Cornerbacks der Eagles (Sidney Jones, Avonte Maddox und Jalen Mills) allesamt mindestens einmal als angeschlagen auf dem Practice Report geführt. Spielen werden sie wohl alle, dass sie aber bei 100 Prozent sind, darf bezweifelt werden. Darüber hinaus fehlt nun seit Woche 16 der Starting-Cornerback Ronald Darby, der bislang eine gute Runde gespielt hat. Daraus muss Seattle Kapital schlagen. DK Metcalf und Tyler Lockett, der im Vergleich zum Spiel in Woche 12 nun endlich wieder komplett fit ist, sind Mismatches gegen die angeschlagene Eagles-Secondary – wenn sie auch so eingesetzt werden.
Vielleicht zaubert Schottenheimer aber auch eine Überraschung aus dem Hut, bindet Rookie John Ursua verstärkt ins Passspiel ein und erwischt damit die Eagles eiskalt.

X-Faktor „Let Russ cook“: Philadelphia wird alles daran setzen, mit seiner dominanten Verteidigungslinie das Laufspiel der Seahawks zu stoppen. Nachdem Seattle im ersten Spiel gegen Philly noch ein starkes Laufspiel gegen eine der besten Laufverteidigungen der NFL aufziehen konnte, kann man sich auch aufgrund der Veränderungen im Backfield und einer O-Line, die eventuell ohne den starken Lauf-Blocker Iupati auskommen muss, nicht sicher sein, dass selbiges noch einmal gelingt. Im Schnitt ließen die Eagles in dieser Saison nur etwa 90 Rushing-Yards pro Partie zu (Platz 3 in der NFL).
Es wäre wirklich verheerend, sollte Pete Carroll ähnlich wie im Playoff-Spiel gegen die Cowboys im vergangenen Jahr wieder darauf beharren, unbedingt den Lauf zu etablieren und damit Seattles größte Stärke zu limitieren: Russell Wilson. Ihn den Ball auch in frühen Down-Situationen werfen zu lassen, bleibt der Schlüssel zum Sieg. Vorbild hierfür sollte die zweite Hälfte gegen die 49ers sein. Kurze, sich schnell entwickelnde Passrouten, Rollouts sowie auch ein paar Läufe von Wilson gepaart mit einem kreativen Laufspiel über zwei grundverschiedene Running Backs wären wünschenswert und auch hilfreich. Gerade Wilsons Fähigkeiten als Läufer sollte Offensive Coordinator Brian Schottenheimer in den Playoffs verstärkt nutzen, um die Defensive der Eagles auseinander zu ziehen. Darf der Spielmacher aber nach Läufen bei First und Second Down wieder nur bei langen dritten Versuchen werfen, wird abermals das Passspiel der Seahawks darunter leiden. Lassen Schotty und Pete Russell Wilson bei frühen Downs aber häufig werfen, wird Wilson das Spiel für Seattle gegen eine angeschlagene Eagles-Secondary gewinnen.

Fazit:

Vieles spricht für die Seattle Seahawks, die bei den Buchmachern leicht favorisiert sind. Doch in einem Playoff-Duell kann alles passieren. Entscheidend wird sein, dass Seattles Verantwortliche am Spielfeldrand ihren besten Spieler auch als Schlüssel zum Sieg sehen, aus der Playoff-Niederlage Anfang 2019 gegen die Dallas Cowboys gelernt haben und gleich auf Russell Wilson und nicht das Laufspiel (!) setzen. Auch die Rückkehr von Quandre Diggs ist enorm wichtig. Die Zahlen belegen, dass er für die Defensive der Seahawks sogar wichtiger ist als Jadeveon Clowney.

Aufgrund dessen sollten die Seahawks-Fans mit einer guten Portion Optimismus in dieses hoffentlich nicht letzte Playoff-Spiel der Saison 2019 gehen. Die Aussicht auf eine Revanche gegen die 49ers sollte zusätzliche Motivation sein.

Prognose: Die Seahawks besiegen die Eagles mit 27:23.