Es geht wieder los – wenn auch nur mit der Preseason. Die Seattle Seahawks empfangen in Woche 1 die Denver Broncos zum Testspiel. Die Vorbereitungspartien dienen vor allem den Wackelkandidaten im Team, die sich einen Platz im 53er-Kader sichern wollen. Sie geben außerdem einen ersten Eindruck, wie sich NFL-Rookies in Spielsituationen schlagen. Kickoff im CenturyLink Field ist um 4 Uhr deutscher Zeit in der Nacht von Donnerstag auf Freitag.
Welche Fragen stellen wir uns vor Week 1 der Preseason 2019?
- Ist schon absehbar, wer Defensive Tackle Jarran Reed in den ersten sechs Wochen der Regular Season in der Verteidigungslinie ersetzen wird?
Reed muss aufgrund einer Sperre wegen Verstoßes gegen die Verhaltensregeln der NFL (Häusliche Gewalt) in den ersten sechs Wochen der Regular Season 2019 pausieren. In der Preseason darf er spielen, doch es ist davon auszugehen, dass die Seahawks-Trainer andere Kandidaten für die frei gewordene Position testen wollen. - Welche Defensive Backs bekommen im Slot (Nickelback) Spielzeit?
Kandidaten, die auf Nickelback aktuell im Gespräch sind: Akeem King und Kalan Reed. Außerdem: Ugochukwu Amadi, der im Training Camp bislang eher auf Safety eingesetzt wurde. Einer von ihnen wird wohl 2019 den zu den Detroit Lion abgewanderten Justin Coleman ersetzen. - Wie stellen sich die Rookie-Wide-Receiver DK Metcalf, Gary Jennings, John Ursua, Jazz Ferguson und Terry Wright bei ihrem ersten Auftritt im CenturyLink Field an?
Alle hier genannten Passempfänger werden Stand Mittwochabend wohl auflaufen und zum ersten Mal NFL-Luft schnuppern. Dass sich die vier Metcalf-Kollegen aus dem Schatten des gehypten Rookies hervorspielen können, ist unwahrscheinlich. Dass sie dennoch auf sich aufmerksam machen können, liegt in ihrer eigenen Verantwortung und der der Backup-Quarterbacks. - Kann Kicker Jason Myers den guten Eindruck aus dem Training bestätigen und Field Goals aus 60 Yards auch unter Druck verwandeln?
Schon 2018 war Myers im Training Camp der Seahawks anwesend, verlor damals aber das interne Duell gegen Oldie Sebastian Janikowski. Ein Jahr später ist Seabass Geschichte und Myers kehrt als für die New York Jets in den Pro Bowl gewählter Kicker mit Vierjahresvertrag in den Pacific Northwest zurück. Nun muss er den guten Eindruck aus dem Training Camp in realen Spielsituationen bestätigen. - Sehen wir O-Liner George Fant als Receiver?
Wer nicht zugibt, dass er das sehen möchte, lügt. Auch, weil die Situation auf Tight End angespannt ist. In der Regular Season 2018 hatte Fant bereits einen Einsatz als Passempfänger und wurde dafür im Stadion frenetisch bejubelt. Seinen Mitspielern blieb eher der Moment im Kopf, in dem Fant wenige Sekundenbruchteile nach dem Fang vom Turf-Monster gefressen wurde. - Wie wachsen Barkevious Mingo und Shaquem Griffin in die Rolle als Pass Rusher hinein?
Für beide Linebacker könnte der Wechsel in eine Pass-Rush-lastigere Rolle die größte Chance auf einen Kaderplatz sein. Griffin schwächelte 2018 in der Passverteidigung, Mingo überzeugte am College vor allem als Quarterback-Jäger. Auch vermeintlich große Namen – die Feel-Good-Story schlechthin und ein ehemaliger Erstrundenpick – sind nicht gegen die Roster Cuts immun. - Welche Safety-Duos stehen zusammen auf dem Spielfeld?
Gesetzt sind wohl zunächst Bradley McDougald und Tedric Thompson. Dahinter kämpft auch Rookie Marquise Blair um einen Platz als Starter. Der lange verletzte Lano Hill, der 2018 zeitweise als Stammspieler eingesetzt wurde, fehlt in Week 1 noch, dürfte aber später in der Preseason auch noch ein Wörtchen mitreden bei der Vergabe der Kaderplätze. - Wer übernimmt auf Middle Linebacker, falls neben Bobby Wagner auch noch Rookie Cody Barton ausfällt?
Beide scheinen auf ihren Positionen bereits gesetzt zu sein – Wagner als Starter, Barton als Backup. Der Rookie fällt trotz jungen Alters bislang als lautstarker Leader auf, was ihn zum idealen Quarterback der Defense macht. Doch egal wie gut der erste Eindruck auch sein mag, an All-Pro Wagner kommt er so schnell nicht vorbei. Geduld ist angesagt. - Wie sieht die Situation auf der Tight-End-Position aus, nachdem im Training Camp so viel Fluktuation herrschte?
Ed Dickson fällt nach einer Knie-Operation wohl rund fünf Wochen aus. Justin Johnson und Tyrone Swoopes sind aufgrund von Verletzungen inzwischen nicht mehr im aktiven Kader. Will Dissly wird nach überstandener Verletzungspause noch geschont. Jacob Hollister hat eine kleinere Blessur an der Leiste und läuft deshalb nicht auf. Wer bleibt da noch von den Etablierteren? Nick Vannett. - Kann sich die größtenteils unveränderte O-Line gegen den starken Pass Rush der Denver Broncos empfehlen?
Falls die Stammformation zum Einsatz kommt, dürfte Mike Iupati erstmalig im Seahawks-Trikot auflaufen. Die ansonsten unveränderte Angriffslinie bekommt es direkt mit der berüchtigten Verteidigungslinie der Broncos um Von Miller zu tun. Ein kleiner Härtetest für eine Positionsgruppe, von der man Stabilität inzwischen erwarten darf, ohne als wahnsinnig bezeichnet zu werden. - Sehen wir Formationen ohne regulär positionierte Running Backs (Empty Sets) oder auch Running Backs in Motion, die (wie von Offensive Coordinator Brian Schottenheimer angekündigt) stärker ins Passspiel eingebunden sind?
Ein Element, das bei den Seahawks 2019 wohl häufiger zu sehen sein wird, sind intensiv ins Passspiel eingebundene Running Backs. Alle Läufer im Team sind solide bis gute Fänger und können daher vielseitig eingesetzt werden. Möglicherweise bekommen wir in Week 1 der Preseason eine erste Kostprobe vom etwas weiter geöffneten Playbook Brian Schottenheimers. - Wer spielt sich im Kampf um die Position als Backup-Quarterback in die Favoritenrolle – Paxton Lynch oder Geno Smith?
Russell Wilson wird in Week 1 nicht auflaufen. Smith und Lynch haben also genug Zeit, um Eigenwerbung für die Backup-Rolle hinter dem gesetzten Topverdiener der Seahawks zu betreiben. Im Camp bewiesen beide bislang, warum die weitläufig verbreitete Meinung, dass die Saison bei einem Ausfall Wilsons zu Ende wäre, so weitläufig verbreitet ist.
Und natürlich darf auch die folgende (Bonus-)Frage nicht fehlen:
- Ist der erste Spielzug der Offensive ein Lauf durch die Mitte?
Höhö.
Wer spielt? Wer spielt nicht?
Head Coach Pete Carroll ließ in den vergangenen Jahren stets die Starter für ein paar Drives auflaufen. Im Vorfeld dieser Partie aber deutete er erstmals an, dass viele der Stammspieler überhaupt nicht oder nur für wenige Minuten auf dem Feld stehen werden. Eine Änderung der Strategie, die den langjährigen Leistungsträgern gewiss entgegenkommt.
In addition to Russell Wilson, here's who Pete Carroll said won't play tomorrow: C.J. Prosise (hip strain), Travis Homer, Delano Hill, Will Dissly, Jacob Hollister.
Will play: DK Metcalf, Ben Burr-Kirven, Marquise Blair.
Not sure: J.D. McKissic.
— Brady Henderson (@BradyHenderson) August 7, 2019
Wo kann ich die Partie verfolgen?
Alle Preseason-Spiele der Seattle Seahawks sind empfangbar per NFL GamePass (in der Preseason kostenlos). In den USA überträgt der regionale Sender Q13 FOX die Partien live. Der Streaming-Dienst DAZN zeigt genau wie ProSieben MAXX und ran vereinzelt Testspiele live. Die Seahawks sind ohne NFL GamePass in Deutschland jedoch nur in Week 2 der Preseason (gegen die Minnesota Vikings) live und kostenlos in TV und Stream zu sehen, während sie in Week 3 immerhin über den 24-Stunden-Kanal NFL Network auf DAZN laufen.
Hat das Spiel Aussagekraft?
Das Ergebnis mit Sicherheit nicht. Die Plays an sich? Teilweise schon, ja. Preseason-Spiele geben eher Auskunft zu einzelnen Spielern im Duell mit ihren Gegenspielern als zum großen Ganzen. Daher ist es ratsam, sich bei der Bewertung eines Spielers anhand eines Vorbereitungsspiels immer auch anzuschauen, welche Qualität der Gegenspieler hat. Dass Tyler Lockett einen Cornerback vernascht, der nur geringe Chancen auf einen Kaderplatz hat, ist wenig überraschend. Dass Duane Brown seinem Quarterback einen Defensive End vom Leib hält, der in der Depth Chart nur an fünfter Stelle steht, ist auch noch nicht weltbewegend. Wenn aber DK Metcalf sowohl Chris Harris Jr. als auch Justin Simmons überläuft, könnte das schon etwas Positives aussagen über das Leistungsniveau des Rookies.