Letzte Ausfahrt Arizona – oder stolpern die Green Bay Packers erneut am letzten Spieltag vor heimischen Publikum und verlängern die Saison der Seattle Seahawks? Damit es zu einem versöhnlichen Abschluss der Saison überhaupt reicht, kommt vor der Kür erst einmal die Pflicht. Und die heißt Arizona. In jenem Stadion, dass für die Seahawks (8-8)so viele schlechte Erinnerungen bereithält. Die Arizona Cardinals (4-12) können frei aufspielen und sich mit Anstand von ihren Fans im heimischen Stadion verabschieden und sorgten jüngst für einen Überraschungssieg bei den Philadelphia Eagles. Können sie auch zum Stolperstein für den Divisionsrivalen werden oder gibt es das überraschende Happy End?
Eine Woche nach dem enttäuschenden Heimspiel gegen die Pittsburgh Steelers haben die Seahawks nun das Heft des Handelns aus der Hand gegeben und sind erneut auf fremde Hilfe angewiesen. Ein De-ja-Vu gefällig? Am letzten Spieltag der vergangenen Saison verhalfen die Detroit Lions zum Einzug in die Playoffs mit einem Sieg im Lambeau Field. Immerhin laufen dieses Mal die Spiele zeitgleich und somit ist für Spannung gesorgt. Die „Seitwärts – Entwicklung“ der Seahawks (vergangenes Jahr 9-8, jetzt 8-8) lässt so oder so auf eine spannende Offseason blicken. Freie Fahrt werden die Cardinals ihrem Rivalen sicher nicht gewähren, denn nach der Rückkehr von QB Kyler Murray spielte das Team wieder wettbewerbsfähigen Football und kann dem Team vom Puget Sound durchaus gefährlich werden. Wie? Das lest ihr in der folgenden Preview auf das letzte Spiel der Regular Season 2023.
Das Spiel:
- Kickoff: Sonntag, 07. Januar 2024, 22:25 MEZ
- Austragungsort: State Farm Stadium, Glendale, AZ (Freiluft/ Dome)
- Wettervorhersage: 10 Grad Celsius, wolkig bis regnerisch
- Schiedsrichter: Adrian Hill
- Empfang: NFL GamePass, DAZN
- Wettprognose: Seahawks – 3 (Favorit)
- Hashtag: #SEAvsARI
Der Injury Report:
Nach Mike Dougar rechnet Head Coach Pete Carroll derzeit nicht einem Einsatz von T Abraham Lucas (Knie), LB Jordyn Brooks (Knöchel) und C Evan Brown (Gehirnerschütterung) werden hingegen zurück erwartet. DE Mario Edwards (Knie) und OT Jason Peters (Fußverletzung) konnten bislang noch nicht trainieren und drohen erneut auszufallen.
Bei den Gastgebern fehlen DT D.J. Humphries (Kreuzband) und WR Marquise Brown (Ferse). Auf Injured Reserve stehen derzeit: DE Jonathan Ledbetter (Knie) undDT Leki Fotu (Handverletzung). Fraglich sind zudem LB Dennis Gardeck (Knie) und WR Zach Pascal.
#Seahawks practice report for Thursday: pic.twitter.com/7sdeqCsuHi
— John Boyle (@johnpboyle) January 5, 2024
Die Matchups:
QB Kyler Murray vs. SEA Pass Rush: Er hat den „Groove“ gefunden, wie Kyler Murray nach dem Auswärtssieg bei den Eagles feststellte. 232 Yards, drei Touchdowns und ein Passer Rating von 116.7 – dabei hielt die O-Line der Cardinals perfekt, denn diese ließen nur einen Sack gegen ihren Ballverteiler zu und ließen Murray glänzen. Nach seiner Verletzung steht Murray in sieben Spielen bei nun 1537 Yards, neun Touchdowns, aber eben auch fünf Interceptions. Auf den Pass Rush der Seahawks kommt so einiges an Arbeit zu – und wenn es keine Optionen für den Pass gibt, kann Murray immerhin auch noch laufen: 211 Yards zu Fuß und zusätzlich drei selbst erlaufene Touchdowns sprechen für sich.
Seahawks- Run Defense vs. RB James Conner: Auch mangels Alternativen (WR Marquise Brown fehlt verletzt, TE Zach Ertz entlassen) geht mit einem mobilen Quarterback mehr über den Lauf, denn über den Pass. Aber auch, weil sie es können, denn mit 134,9 Yards per Game rangieren die Cardinals auf Rang sechs der kompletten NFL. An der Spitze des Running Back Corps steht der ehemalige Steeler James Conner mit 890 Yards und sechs Touchdowns in 12 Spielen. Die Laufverteidigung der Seahawks ist also gewarnt, konnte man zuletzt die Runningbacks aus Pittsburgh, Jaylen Warren und Najee Harris nicht mal im Ansatz aufhalten, geschweige denn tacklen.
Seahawks Wide Receiver vs. Cardinals Secondary: Rang 31 für die Arizona Cardinals im Bereich Pass Verteidigung. Auf der anderen Seite steht mit WR DK Metcalf ein Spieler, der zum zweiten Mal in Folge eine 1000 Yard – Saison hinlegte. Die Herausforderung für Arizona wird nicht kleiner, wenn im Slot der Rookie Jaxxon Smith – Njigba häufiger gesucht und gefunden wird als zuletzt (zwei Targets, ein Touchdown). Auf CB Antonio Hamilton oder S Budda Baker wartet also allerhand Arbeit, denn das gesamte Team konnte bislang „nur“ 60 Pässe verteidigen und als Einheit 11 Interceptions verbuchen. Vier davon gingen auf das Konto von SS Jalen Thompson. Zwar predigt Seahawks Coach Pete Carroll von Anbeginn seiner Tage, das Laufspiel zu dominieren, doch die Schwachstelle des Gegners ist eben (auch) eine Andere.
Der X-Faktor: Stop the run!
„It`s all about tackling!“ bemerkte HC Pete Carroll am Neujahrsabend beim übertragenden Sender Fox. Gebracht hat es jedoch wenig, denn sollte es je taktische Anweisungen in der Halbzeit gegeben haben, wurden diese entweder ignoriert oder konnten vom Personal nicht umgesetzt werden. Der kommende Gegner erzielte bei den Eagles 221 Yards (449 Yards ingesamt) und konnte so 32 First downs erzielen und so den Ball für insgesamt 40 Minuten halten und die Uhr kontrollieren.
- Spieler des Spiels: Geno Smith. Wann immer es eng wurde, nahm der Quarterback der Seahawks das Heft des Handelns in die Hand, bzw. Verantwortung auf sich. Selbstredend ging so viel Ehrenmut nicht immer mit einem Sieg einher, versteckt hat sich der QB 1 der Hawks jedoch nie. Es ist davon auszugehen, dass eine starke Offensive erneut benötigt wird, um die Schwachstellen in der eigenen Defensive zu kaschieren, denn ohne die desolate Laufverteidigung gegen die Steelers (und ohne sein Fumble im vierten Quarter) würde die Bewertung von Geno Smith aus dem letzten Spiel eine ganz andere sein. Neues Spiel, neues Glück?
- Statistik des Spiels: In der Historie der beiden Teams gab es bislang 49 Spiele. Davon gewannen die Seahawks 26, die Cardinals 22, bei einem Unentschieden. Vier der letzten fünf Begegnungen konnte das Team aus Washington für sich entscheiden.
- Anekdote des Spiels: Eben jenes Unentschieden gab es im Oktober 2016 in Arizona: ein 6-6 in Overtime, was zwar ein Ergebnis mit Seltenheitswert war, jedoch beileibe kein Spiel für Feinschmecker darstellte.
Der Hype-Faktor: Pro Bowl Debüt für den Rookie
Wohlverdient steht CB Devon Witherspoon für die Seahawks als einer von drei Spielern im diesjährigen Pro Bowl. Für den Rookie ist es die logische Folge einer starken Debüt – Saison und sollte er seine Form konservieren können, nur der Anfang einer (möglicherweise) großen Karriere.
The first of many for @DevonWitherspo1. 🥄 pic.twitter.com/gcWhvu25xt
— Seattle Seahawks (@Seahawks) January 4, 2024
Das Fazit:
Wenn zwei schwache Verteidigungsreihen aufeinandertreffen, die sich darüber hinaus als Divisionsrivalen nur zu gut kennen, dann sind Punkte garantiert. 48 Punkte werden laut Statistikern erwartet und die Seahawks gehen als Favorit ins Spiel und diese Rolle sollten sie annehmen und möglichst schnell für klare Verhältnisse sorgen, denn die Heimmannschaft weiß durchaus den Ball zu bewegen und insbesondere zu laufen. Gelingt es, den Lauf in Schach zu halten und die offensive Leistung aus der Vorwoche zu wiederholen, ist ein Sieg machbar. Für den weiteren Saisonverlauf sind die Augen und Ohren am Sonntag zusätzlich auf das Spiel Green Bay gegen Chicago gerichtet. Für Spannung ist also gesorgt.
Prognose: Die Seattle Seahawks gewinnen gegen die Arizona Cardinals mit 34:31.