Der wohl schwierigste Test in der Regular Season 2017 steht bevor. Zur besten Sendezeit in den USA treffen die Seattle Seahawks (7-4) im CenturyLink Field auf die hervorragend aufgelegten Philadelphia Eagles (10-1). Die vom jungen Quarterback Carson Wentz angeführten Gäste werden von den meisten Experten als das aktuell beste Team in der NFL angeführt und sind eine Standortbestimmung für Russell Wilson und Co. Was die Eagles so gefährlich macht, ist nicht nur ihre nach Punkten beste Offensive der Liga. Auch ihre Defensive gehört in dieser Saison zu den besten der Liga. Mit nur 17,4 zugelassenen Punkten pro Spiel belegt Philadelphia in dieser Kategorie den dritten Platz.
Glaubt man den Experten und den Buchmachern in Las Vegas, geht Seattle als Underdog ins Spiel. Mut macht, dass die Seahawks unter Pete Carroll als Außenseiter im eigenen Stadion noch nie verloren hat. Darüber hinaus haben sie in Seattle in dieser Ära noch nie drei Spiele in Serie im Heimstadion verloren, was sich bei einer Niederlage ändern würde.
Das Spiel:
- Kickoff ist am Montag, den 04.12.2017, um 2.30 Uhr deutscher Zeit.
- Austragungsort ist das CenturyLink Field (67.000 Plätze) in Seattle, Washington.
- Übertragen wird die Partie auf DAZN (kostenpflichtig) mit deutschen Kommentatoren. Sie ist außerdem wie gewohnt über den NFL GamePass (kostenpflichtig) zu sehen.
- Schnellcheck: Philadelphia Eagles
Der Injury Report:
Re: Earl Thomas listed as questionable: #Seahawks have had players "questionable" 40 times this season. Only 10 of those 40 did not play in the game. So there's that. pic.twitter.com/WR2673PDOA
— Gregg Bell (@gbellseattle) December 1, 2017
Die Matchups:
Eagles-Laufspiel vs. Seahawks-Laufverteidigung: Anders als in Seattle trägt der Quarterback der Eagles die Offensive nicht fast alleine. Carson Wentz bekommt große Unterstützung von einem überragenden Laufspiel. Mit 147,5 Rushing-Yards pro Spiel hat Philadelphia das ligaweit zweitbeste Laufspiel. Das liegt nicht nur an der guten Blockarbeit der Offensive Line, sondern auch am hochkarätig besetzten Backfield.
In der Offseason wurde Running Back LeGarrette Blount via Free Agency verpflichtet, eine gute Transaktion, wie sich im Laufe der Saison heraussstellte. Er hat bereits 658 Yards sowie zwei Touchdowns bei starken 4,8 Yards pro Lauf gesammelt. Darüber hinaus ist Undrafted Free Agent Corey Clement eine weitere Waffe, die Trainer und Fans vor der Saison nicht hatten kommen sehen. Bereits vier Touchdowns hat der Rookie auf dem Konto – der Bestwert unter den Eagles-Running Backs. Ergänzt wird die Positionsgruppe durch Jay Ajayi, der vor wenigen Wochen per Trade aus Miami kam. Der wohl talentierteste Läufer im Kader weist starke 9,7 Yards pro Lauf für insgesamt 194 Yards vor.
Um das dreiköpfige Monster im Laufspiel der Eagles zu bändigen, müssen die Seahawks ihr volles Potenzial abrufen. Es passt ganz gut, dass Seattles Laufverteidigung nach ein paar Aussetzern zu Beginn der Saison immer besser in Fahrt kommt und in den vergangenen vier Partien gerade einmal 64,5 Yards pro Spiel erlaubte. Eine gute Performance der Defensive Line ist für einen Sieg unabdingbar.
Eagles-QB Carson Wentz vs. Seahawks-Passverteidigung: Zweifellos ist die starke zweite Saison des jungen Quarterbacks Carson Wentz der Hauptgrund für die starke Offensive der Eagles. Er führt die Liga in Touchdowns an und warf dabei erst fünf Interceptions. Im Vergleich zu seinem Rookie-Jahr hat Wentz einen deutlichen Leistungssprung gemacht – unterstützt von einer rundum verbesserten Offensive, die auf den Spielmacher zugeschnitten wurde.
Bei den Seahawks kehrt Defensive Back Shaquill Griffin nach einer Gehirnerschütterung wieder zurück. Er wird als womöglich leistungsstärkster Cornerback direkt im Fokus stehen. In der Passverteidigung muss er gemeinsam mit Jeremy Lane (vermutlich zweiter Starter auf CB) die Wide Receiver Alshon Jeffery (619 Yards, 6TD) und Nelson Agholor (458 Yards, 6TD) in Schach halten.
Die größten Sorgen dürfte den Seahawks jedoch Tight End Zach Ertz bereiten. Die Lieblingsanspielstation von Carson Wentz führt das Team in Catches (55), Yards (639) und Touchdowns (7) an. Da Seattle in der Vergangenheit auch in besserer Besetzung öfter Probleme mit dem Decken der gegnerischen Tight Ends hat, sind die Eagles hier offensichtlich im Vorteil. Höchstwahrscheinlich wird SS Bradley McDougald sich meist um Ertz kümmern.
Doch egal, wie gut die Secondary Philadelphias Passfänger aus dem Spiel nimmt, das geht immer nur auf bestimmte Zeit gut. Kommt dann nicht genug Druck vom Pass Rush gegen Wentz, können auch die besten Defensive Backs nichts ausrichten. So gut Seattle den Lauf verteidigt, gegen den Pass ist die D-Line trotz namhafter Besetzung bislang erschreckend ineffektiv.
Dass die Seahawks auf dem Papier das unterlegene Team sind, untermauert zuletzt auch die Leistung bei Third Downs. Gegen die Atlanta Falcons hatte Seattles Passverteidigung bei dritten Versuchen enorme Probleme. Carson Wentz gehört übrigens zu den besten Passgebern bei Third Downs.
Seahawks-O-Line vs. Eagles-D-Line: Vergangene Woche lieferte die Offensive Line der Seahawks ihre beste Saisonleistung ab. Darüber hinaus scheinen die fünf Starter nun endlich gefunden zu sein. Sie müssen die gute Leistung aus der Vorwoche nun gegen Philadelphia bestätigen. Keine leichte Aufgabe, geht es doch gegen eine der besten Verteidigungslinien der Liga.
Bereits 31 Mal brachte Philadelphia den gegnerischen Quarterback in dieser Saison zu Boden. Hauptverantwortlich hierfür sind zwei gefährliche Quarterback-Jäger: Der ehemalige First-Round Pick und Defensive Tackle Fletcher Cox bringt viel Druck über die Mitte. Er sammelte bereits 5,5 Sacks sowie 15 Tackles und wird die Guards der Seahawks Snap für Snap demütigen, sollten diese nicht einen Sahnetag erwischen. Und auch Defensive End Brandon Graham spielt eine hervorragende Saison. Er brachte Quarterbacks sogar schon sieben Mal zu Boden, forcierte zwei Fumbles und sammelte insgesamt 34 Tackles. Dazu ist der diesjährige First-Round Pick Derek Barnett immer für Sacks oder Druck auf den Quarterback gut (bisher 4,5 Sacks).
Nicht nur in der Pass Protection, sondern auch beim Blocken für das Laufspiel wartet auf die Seahawks-O-Line eine schwierige Aufgabe. Die dominante D-Line der Eagles ist als beste Laufverteidigung der Liga bekannt. Gerade einmal 65,1 Yards lassen die großen Jungs durchschnittlich pro Spiel zu. Seahawks-Head Coach Pete Carroll und sein Trainerstab sollten in erster Linie auf den Pass setzen und Läufe über die rechte oder linke Seite mit McKissic einstreuen, da die Eagles über die Außenbahnen anfälliger sind als bei Läufen durch die Mitte. Zurück im Kader ist Lichtblick Mike Davis, der sich zur Entlastung des Passspiels ins Getümmel im Zentrum werfen könnte. Und dann ist da ja auch noch die Möglichkeit, Russell Wilson optional ins Laufspiel einzubinden.
Seahawks OL Pass Blocking Efficiency Rank (per @pff):
Since Week 1: 24th (75.7)
Since Week 4: 14th (79.1)
Since Week 8: 8th (82.3)
Last Week: 3rd (90.4)
The improvement is undeniable.
— Brian Nemhauser (@hawkblogger) November 28, 2017
Seahawks-Passspiel vs. Eagles-Passverteidigung: Der schwächste Mannschaftsteil der Eagles ist die Secondary, wobei Schwachstelle hier relativ ist. Durchschnittlich 226,5 zugelassenen Yards pro Spiel sind in der Liga aktuell nur Mittelmaß, doch in Kombination mit den vielen Stärken der Eagles ist das immer noch ziemlich gut und ein Beweis für die Ausgeglichenheit im Kader Philadelphias.
Die Vorgabe für Seattle ist daher klar: Die laufschwachen Seahawks müssen gegen die beste Laufverteidigung der Liga versuchen, die Eagles vorwiegend durch die Luft zu attackieren. Russell Wilson muss die gelegentlichen Schwächen bei der Genauigkeit auf ein Minimum reduzieren. Wilson und seine Receiver müssen es in der Nacht von Sonntag auf Montag unter anderem mit Safety Malcolm Jenkins und Cornerback Ronald Darby aufnehmen. Die Secondary der Eagles bestrafte Fehler der Gegner bisher schon 16 Mal mit einer Interception.
Zwei Gedanken: Russell Wilson sollte angespornt sein von der Tatsache, dass er sich mit einem Konkurrenten um die MVP-Krone im sozusagen direkten Duell messen kann. Die Augen der Experten werden auf zur Primetime auf Seattle gerichtet sein. Und dann ist da noch Jimmy Graham, der in den vergangenen sieben Spielen acht Touchdowns erzielte. Hochgerechnet auf 16 Spiele sind seine Stats bei 78 Catches, 697 Yards, 18 Touchdowns. Wer soll ihn in der aktuellen Verfassung stoppen?
X-Faktor Turnovers: Es kam in der Vergangenheit durchaus vor, dass die Seahawks Underdogs waren oder gar ein Spiel verloren. Wenn das aber der Fall war, so war es stets eine extrem enge Angelegenheit. Die möglicherweise beeindruckendste Statistik zu Seattle ist folgende: In 113 der letzten 115 Spielen führten die Seahawks im letzten Quarter oder lagen nur mit maximal einem Score zurück. Es ist extrem schwierig, gegen Seattle einen Vorsprung herauszuspielen. Sollte es auch diesmal wieder knapp werden, kann schon ein Ballverlust spielentscheidend sein. Eine Interception oder ein Forced Fumble könnte die entscheidenden Punkte bringen.
Das Fazit:
Auf dem Papier spricht fast alles gegen Seattle. Die Eagles sind derzeit das kompletteste Team der Liga, spielen beeindruckenden Football und tun dies mit großer Konstanz. Sie sind das Team, das es zu schlagen gilt. Doch schon allein aus Erfahrung gilt: Mit Seattle und Russell Wilson ist immer zu rechnen. Spielen bei den Seahawks beide (!) Mannschaftsteile auf gutem Niveau, dann ist der Sieg absolut drin. Vor heimischer Kulisse sowieso.
Prognose: Seattle gewinnt durch ein Field Goal von Blair Walsh kurz vor Schluss mit 34:31.