Preview: Regular Season 2018 (Week 15) – Seahawks @ 49ers

Vor knapp zwei Wochen bezeichnete ein wohl noch etwas verbitterter Richard Sherman sein Ex-Team als Mittelmaß der NFL. Dass Seattle nun ausgerechnet zwei Wochen später beim alten Rivalen, den San Francisco 49ers (3-10), die Playoffs endgültig klar machen kann, lässt den Cornerback und seine Meinung über die Seahawks etwas alt aussehen. Nach dem zähen, aber wichtigen Sieg gegen die Minnesota Vikings steht das Team von Pete Carroll bei einem Record von 8-5 und könnte sich bei einer Niederlage der Wikinger sogar schon den fünften Seed im Wild-Card-Rennen sichern.

Nach der dominanten Performance der Seahawks-Defensive im letzten Spiel will diese nun beim zweiten Aufeinandertreffen mit den 49ers zeigen, dass sie es besser kann als noch im ersten Duell, in dem die Secondary alles andere als gut aussah. Auch die Offensive und vor allem Quarterback Russell Wilson möchten sich nach einer schwachen Vorstellung gegen Minnesota wieder von ihrer besseren Seite präsentieren.

Das Spiel:

  • Kickoff ist Sonntagabend um 22.05 Uhr deutscher Zeit.
  • Austragungsort ist das Levi’s Stadium in Santa Clara, Kalifornien (68.500 Plätze).
  • Übertragen wird die Partie ausschließlich über den NFL GamePass.
  • Schnellcheck: San Francisco 49ers

Injury Report:

Die Matchups:

Seahawks-Passverteidigung vs. 49ers-Passspiel: Binnen zwei Jahren mauserte sich George Kittle vom Fünftrundenpick zu einem Top-3-Tight End in der NFL. Die Pass-Offensive der 49ers steht und fällt mit ihm. Er fing in dieser Saison 1.103 Receiving-Yards und macht in dieser Kategorie etwa ein Drittel der Offensive von Kyle Shanahan aus. Kittle wird von den 49ers aber auch hervorragend eingesetzt und ist so zur Lieblingsanspielstation der Quarterbacks der 49ers geworden. Nun ist es der ungedraftete Rookie-Quarterback Nick Mullens, welcher seine Bälle regelmäßig in seine Richtung verteilt. Pro Passfang kommt Kittle auf 16 Yards pro Catch und ist in dieser Hinsicht sogar besser als Tyler Lockett (15,4). Es wird im wahrsten Sinne des Wortes Teamarbeit erfordern, ihn aus dem Spiel zu nehmen, denn Kittle wird von Head Coach Kyle Shanahan sehr vielseitig eingesetzt. Gegen Seattle in Woche 13 sah Kittle Snaps als er direkt neben der Offensive Line aufgestellt war, als Slot-Receiver sowie außen auf der Position eines Wide Receivers. Die Seahawks könnten sich ein Beispiel am letzten Spiel nehmen, als die Defensive oftmals in der sogenannten „Dime-Formation“ spielte, also mit sechs Defensive Backs. Auf diese Weise konnte Seattle die beiden Top-Receiver der Vikings weitgehend aus dem Spiel nehmen und vielleicht schafft sie es möglicherweise auch so gegen den Star-Tight End. Neben Kittle gilt es noch auf Rookie WR Dante Pettis zu achten, welcher den Cornerbacks der Seahawks im ersten Aufeinandertreffen große Probleme bereitete. Dass er mit gerade einmal 363 Receiving Yards noch der zweitbeste Receiver der 49ers ist, sagt auch etwas über die fehlende Tiefe bei der Mannschaft aus San Francisco auf dieser Position aus. Es wird jedenfalls spannend zu sehen sein, ob die Defensive diesmal besser gegen Nick Mullens aussieht. Vor etwa zwei Wochen von dem ein oder anderen Seahawks-Fan noch belächelt, nahm er die Secondary mit über 400 Passing-Yards auseinander. Mullens macht jedenfalls von den drei Quarterbacks, welche für San Francisco bereits starteten die beste Figur. Zwar sind neun Touchdowns bei sechs Interceptions nur unteres Mittelfeld, doch spielt er in etwa auf dem Niveau vom ersten Pick des NFL Draft 2018 Baker Mayfield, wenn man das Passer-Rating der Beiden vergleicht (93,5 vs. 93,4). Ihm hilft natürlich auch das Scheme von Kyle Shanahan, das ihm seine Aufgaben sehr erleichtert, doch es gibt in dieser Saison viele Quarterbacks, die wesentlich schlechter spielen als der Rookie.

Seahawks-O-Line vs. 49ers-Pass Rush: Bei diesem Matchup liegt der Fokus vor allem auf einem Spieler der 49ers: DT DeForest Buckner. Er ist mit Abstand der beste Pass-Rusher in dieser Defensive-Line und brachte Russell Wilson vor zwei Wochen bereits zweimal zu Boden. Mit neun Sacks ist er der Defensive Tackle mit den Zweitmeisten Sacks in der NFL hinter Aaron Donald (16,5), welcher in seiner eigenen Liga zu spielen scheint. Nach zwei guten Spielen von Right Guard Jordan Simmons, welcher durchaus als eine der größten, positiven Überraschungen bezeichnet werden darf, könnt er sogar einen Anspruch auf einen Stammplatz in der Offensive-Line gegenüber dem verletzten D.J. Fluker erheben. Mit Buckner erwartet ihn jedenfalls ein hartes Matchup, bei dem Center Justin Britt gleichermaßen dazu beitragen muss, ihn aus dem Spiel zu nehmen. Zeigt Simmons wieder eine starke Leistung, hat John Schneider im Bezug auf die Personalie Fluker eine sehr schwierige Entscheidung zu treffen.

Seahawks-QB Russell Wilson vs. 49ers-Secondary: Dass Russell Wilson es besser kann als gegen die Vikings, bewies er eindrucksvoll im Spiel gegen die 49ers, wo er vier Touchdowns warf. Gegen eine schwache und verletzungsgeplagte Secondary der 49ers wird Wilson es etwas leichter haben, als gegen die gute Passverteidigung der Vikings. So wie man Wilson kennt, wird er sich vom Spiel gegen die Vikings,
welches wohl eher unter der Kategorie „Ausrutscher“ zu verbuchen ist, unbeeindruckt zeigen und sich in gewohnt guter Form zeigen. Alle Augen werden wohl wieder auf dem Duell Wilson vs. Sherman liegen, wenngleich das für den Quarterback der Seahawks wohl kaum eine Rolle spielen wird.

Fazit:

Es ist eigentlich alles für einen Playoff-Einzug im „Feindesland“ angerichtet – das würde das Thanksgiving-Festessen auf dem Spielfeld der San Francisco 49ers von vor ein paar Jahren noch toppen. Die Seattle Seahawks sind in bestechender Form, haben das bessere Team und sollten auch dieses Spiel unter normalen Umständen gewinnen.

Prognose: Die Seahawks machen den Playoff-Einzug klar und gewinnen mit 27:14.