Nach der herben Enttäuschung gegen die New Orleans Saints ist für die Seattle Seahawks ein Erfolg gegen die Arizona Cardinals Pflicht. Das sich im Umbruch befindende Team um Rookie-Quarterback Kyler Murray wartet noch auf den ersten Saisonsieg. Um diesen zu verhindern, müssen die Seahawks vor allem mehr Disziplin zeigen als in Week 3.
Mut macht die in der Pass Protection stark verbesserte Performance von Seattles O-Line in der vergangenen Woche sowie die Tatsache, dass die Seahawks seit der Rookie-Saison von Russell Wilson nicht mehr auswärts bei den Cardinals verloren haben. Eine Reihe von weniger positiven Ereignissen – die bittere Super-Bowl-Niederlage im Februar 2015, die Verletzungen von Kam Chancellor, Richard Sherman, Will Dissly und Earl Thomas sowie der Mittelfinger von Thomas in Richtung Pete Carroll – wird dagegen immer wieder als eine Art Fluch bezeichnet, mit dem die Seahawks in den vergangenen Jahren im State Farm Stadium (ehemals University of Phoenix Stadium) belegt waren.
Das Spiel:
- Kickoff ist am Sonntagabend um 22.05 Uhr deutscher Zeit.
- Austragungsort ist das State Farm Stadium in Glendale, Arizona (63.400 Plätze).
- Übertragen wird die Partie nur über den NFL GamePass (hier 7 Tage kostenlos testen).
- Schnellcheck: Arizona Cardinals
Injury Report:
Am Einsatz von Guard/Center Ethan Pocic darf gezweifelt werden. Der O-Liner tauchte unter der Woche neu mit einer Rückenverletzung auf dem Practice Report auf und wird wohl eher nicht auflaufen können. Die Defensive Ends Ziggy Ansah (Rücken) und Quinton Jefferson (Hüfte) sind fraglich, Running Back Rashaad Penny (Oberschenkel) ebenfalls. Bei allen drei Spielern sind die Aussichten auf einen Einsatz jedoch nicht schlecht.
Updated #Seahawks Week 4 injury report with Friday practice participation. pic.twitter.com/dAQ4ACjtuq
— John Boyle (@johnpboyle) September 27, 2019
Die Matchups:
Seahawks-Passverteidigung vs. Cardinals-Air-Raid-Offense: Die Cardinals gehen mit ihrem Offensiv-Personal bislang in dieser Saison einen Weg, der vom Liga-Mainstream abweicht – genau wie Seattle in der Defensive. Während die Cardinals unter Kliff Kingsbury meist mit drei oder oft gar vier Wide Receivern auf dem Feld stehen, setzte Pete Carroll bei den Seahawks auf der anderen Seite des Balles bisher zumeist auf die Base-Defensive mit drei Linebackern. Mit dieser recht statischen Formation wird es gespannt zu verfolgen sein, wie Seattle die Receiver-Sets der Cardinals verteidigen möchte, denn eigentlich ist das mit der Base-Defense eher schwer vorstellbar. Die Seahawks müssten hier normalerweise mehr auf Nickel- oder Dime-Packages setzen (mit einem oder zwei zusätzlichen Cornerbacks anstelle der Linebacker), um Arizona gut verteidigen zu können. Mal sehen, was Carroll und Defensive Coordinator Ken Norton Jr. sich einfallen lassen, um dieses spezielle Problem zu lösen.
Seahawks-O-Line vs. Cardinals-Pass-Rush: Chandler Jones ist noch immer einer der besten Edge Rusher der Liga. Germain Ifedi wird auf Right Tackle alle Hände voll mit ihm zu tun bekommen. Jones ist der gefährlichste Verteidiger der Cardinals – ihn zu stoppen wäre ein wichtiger Baustein, um die Defensive der Cardinals zu bezwingen. Jones ist zusammen mit Veteran Terrell Suggs für fünf der sieben Cardinals-Sacks in dieser noch jungen Saison verantwortlich. Auf diese beiden Spieler muss die Seahawks-O-Line, die im Spiel gegen die Saints in der Pass Protection einen überraschend guten Job machte, besonders aufpassen.
Seahawks-Quarterback Russell Wilson vs. Cardinals-Secondary: Star-Cornerback Patrick Peterson ist auf Seiten der Cardinals noch immer gesperrt. Und die junge Secondary der Cardinals um Rookie Byron Murphy und Safety Budda Baker ist in dieser Saison noch ziemlich wackelig. Gerade gegen einen kleineren Cornerback wie Murphy hätte der physisch herausragende DK Metcalf einen Vorteil. Darüber hinaus hatte Russell Wilson zumindest statistisch gesehen den besten Saisonstart seiner Karriere (erste drei Spiele). Sieben Pass-Touchdowns und zwei selbst erlaufene schenkte er gegnerischen Defensivreihen bei noch keiner Interception ein. Es scheint so, als könne er die Passverteidigungen der Liga nach Belieben dominieren. Daher sollte Seattle auch dringlichst versuchen, den Ball hauptsächlich seinem besten Offensivspieler in die Hände zu legen. (Das sieht übrigens auch Gemmi Schottenheimer, die Frau von Offensive Coordinator Brian Schottenheimer so.) Bereits gegen Kyle Allen sah die Passverteidigung der Cardinals vergangene Woche ziemlich schlecht aus, als der Backup von Panthers-Quarterback Cam Newton vier Touchdown-Pässe warf.
X-Faktor Disziplin: Im Spiel gegen die Saints musste jeder Seahawks-Fan mit ansehen, wie sich die Seahawks geradezu selbst besiegten. Durch fehlende Disziplin und ärgerliche Fehler wie beispielsweise die Strafe beim verschossenen Field Goal der Saints, die später zum Touchdown führte, schenkte Seattle dem Gegner die Punkte regelrecht. Disziplin heißt auch, den Ball bis zum Ende des Spielzugs mit zwei Händen vor den Schlägen des Gegners zu beschützen, um Fumbles zu vermeiden. Das darf nicht mehr passieren. Seattle kann einen noch so guten Quarterback haben: Mit solch fatalen Fehlern in der Menge, in der sie am vergangenen Spieltag vorkamen, nehmen die Seahawks sich selbst aus dem Spiel.
Fazit:
Die Seattle Seahawks müssen dieses Spiel gewinnen. Eine weitere Niederlage würde die Aussichten auf eine Playoff-Teilnahme sehr trüben und auch das Leistungsniveau des Teams in dieser Saison in Frage stellen. Die San Francisco 49ers und die Los Angeles Rams sind bislang ungeschlagen und die Arizona Cardinals befinden sich wie eingangs erwähnt im Umbruch.
Prognose: Seattle ist auf dem Papier besser und wird aus den Fehlern der vergangenen Woche lernen. Die Seahawks gewinnen in der Wüste von Arizona mit 27:20.