Nach der schmerzlichen Niederlage in Overtime bei den Steelers stehen die Seattle Seahawks jetzt bei einer Bilanz von 2-4. Es ist das zweite Mal unter Head Coach Pete Carroll, dass die Seahawks mit 2-4 in die Saison gestartet sind. 2015 konnten die Hawks das Ruder noch einmal herumreißen. Doch die Vorzeichen für eine Wende sind dieses Jahr nicht gegeben. Denn Seattle wird bis auf weiteres ohne Russell Wilson auskommen müssen. Der Mann, der mit Hilfe von Doug Baldwin 2015 den Playoff-Run ermöglichte.
#Seahawks Week 7 injury report updated with Saturday practice participation: pic.twitter.com/SUGHd2MBhb
— John Boyle (@johnpboyle) October 23, 2021
Nun geht es im dritten Primetime-Spiel in Folge für die Seahawks gegen die New Orleans Saints (3-2). Das Team von Head Coach Sean Payton kommt am Montagabend frisch aus ihrer Bye Week nach Seattle. Während die Saints ihren langjährigen Quarterback Drew Brees verloren haben und bereits früh in der Saison auf zahlreiche Starter verzichten mussten, haben Spieler wie Marshon Lattimore, Alvin Kamara und nicht zuletzt Jameis Winston Verantwortung übernommen. Aber auch die Rollenspieler Taysom Hill, Deonte Harris und Co. konnten zeigen, was sie drauf haben.
Ein Produkt jahrelanger guter Scoutingarbeit der Saints. Das Team kann trotz Ausfällen von Starspielern wie Michael Thomas und Terron Armstead gute Leistungen zeigen. Das liegt an den vielen guten Draft-Jahrgängen der Saints. Spieler wie Kamara, Lattimore, Davenport und Williams sind zu Grundpfeilern dieses Teams geworden. Ein Unterschied zu den schwächelnden Seahawks. Viele schwache Drafts mussten mit Trades innerhalb der Saison aufgefangen werden. Das Produkt ist ein Team, das ohne Wilson große Probleme hat, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Das Spiel:
- Kickoff: Dienstag, 26.10.2021, 2:15 Uhr (Monday Night Football)
- Austragungsort: Lumen Field (Freiluft)
- Wettervorhersage: 12 Grad Celsius, Regen
- Schiedsrichter: Shawn Hochuli
- Empfang: NFL GamePass, DAZN
- Wettprognose: Seahawks +4,5
- Hashtag: #NOvsSEA
Der Injury Report:
Nach der Schrecksekunde in Pittsburgh kurz vor Ende der regulären Spielzeit hat DE Darrell Taylor (Nacken) bereits wieder eingeschränkt trainiert. Ein Einsatz am Montag ist aber fraglich. RB Alex Collins (Leiste) konnte die Partie letzten Sonntag nicht beenden. Carroll hat seine Beschwerden jedoch im Gespräch mit den Pressevertretern heruntergespielt. Ob er am Montag auf dem Feld stehen wird, ist ebenfalls offen. LG Damien Lewis‘ Schulterverletzung führte dazu, dass er zwei Tage lang nicht trainieren konnte. Es bleibt zu hoffen, dass er sich vor Montag wieder zurückkämpft. Auch ein Auftritt vom CB John Reid (Knie) ist fraglich.
Aufseiten der Saints wird WR Michael Thomas wohl noch länger brauchen, bis er wieder auf dem Feld steht. Die beiden O-Liner Terron Armstead und Eric McCoy standen hingegen bereits wieder auf dem Trainingsplatz, haben jedoch nicht die komplette Einheit absolviert, werden gegen die Seahawls aber spielen. Die Einsätze von WR Deonte Harris (Oberschenkel), QB Taysom Hill (Gehirnerschütterung), RB Dwayne Washington (Nacken) und DE Payton Turner (Wade) sind dagegen ausgeschlossen.
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— John Boyle (@johnpboyle) October 23, 2021
Die Matchups:
Seahawks-Defensive Line vs. Saints-Offensive Line:
Es ist die alte Regel im Football: Ohne Druck auf den Quarterback, wird es schwieriger für die eigene Passverteidigung. Diese Erkenntnis hatten die Seahawks bereits in der letzten Saison, als die Defense von Pete Carroll mit einer ähnlich katastrophalen Bilanz nach den ersten Spielen da stand. Ein Jahr später stehen die Seahawks wieder am gleichen Punkt. Die Defense ist schwach und der Pass-Rush dementsprechend auch.
Letztes Jahr konnte durch den Trade für DE Carlos Dunlap dieses Problem für die zweite Saisonhäfte aus der Welt geschafft werden. Doch nachdem man in der Offseason vermeintlich für eine gute Pass Rush-Rotation sorgte, funktioniert das mit dem Druck auf den gegnerischen Quarterback erneut nicht. Dunlap hat bislang jede Gefahr für den Quarterback vermissen lassen und auch DT Kerry Hyder hat bislang wenig ausrichten können. Allein OLB Darrell Taylor (4 Sacks) konnte bisher überzeugen und regelmäßig Druck auf den Quarterback ausüben.
Keine guten Voraussetzungen für ein Spiel in dem Druck auf Jameis Winston unabdingbar ist. Denn der Saints-QB ist der beste Quarterback der NFL, wenn er keinen Druck verspürt. Ohne Druck wirft Winston für acht Touchdowns und keine Interception mit einem Passer Rating von 131,9. Unter Druck hingegen warf er alle seine Interceptions und hat ein Passer Rating von nur 59.3.
Seahawks-Wide Receiver vs. Saints-Secondary:
So richtig in Tritt sind DK Metcalf und Tyler Lockett noch nicht gekommen. Letzterer konnte in den ersten beiden Spielen der Saison überzeugen, hat seitdem aber wenig von sich gezeigt. Metcalf hat sich hingegen nach schwachem Start in besserer Form präsentiert, ist jedoch noch weit von seinen Leistungen aus dem letzten Jahr entfernt. Beide wirken nicht als wären sie bei Hundert Prozent. Locketts Leistungen haben seit der Verletzung gegen die Vikings abgenommen und Metcalf wurde in den letzten Wochen immer wieder mit einer Fußverletzung auf dem Injury Report gesichtet – so auch diese Woche.
Doch leichter wird es für die beiden Star-Receiver der Seahawks in Woche 7 nicht. Auf sie wartet die Secondary der Saints um CB Marshon Lattimore. Ein Spieler, der nach eigener Aussage gegen Top-Competition am besten spiele. Etwas, dass er erst jüngst beweisen konnte. Denn Lattimore hat im Duell mit Wahsingtons-WR Terry McLaurin in Woche 5 starke sechs Pässe verteidigen können. Mehr konnte kein anderer Cornerback bisher in dieser Saison in einem Spiel abwehren. Für diese Leistung wurde Lattimore NFC Defensive Player of the Week.
Seahawks-Run Game vs. Saints-Run Defense:
Es war der Faktor der für die Wende in Pittsburgh verantwortlich war: das Laufspiel der Seahawks. Nachdem die Seahawks in der ersten Hälfte keine Punkte auf die Anzeigetafel packen konnten, sorgte das Laufspiel direkt nach Wiederanpfiff für die nötige Unterstützung für QB Geno Smith. Obwohl die RBs Chris Carson und Rashaad Penny nicht zur Verfügung standen, lief es plötzlich. Alex Collins marschierte förmlich allein das Feld herunter und sorgte für die ersten Punkte der Seahawks. Am Ende lief er für über 100 Yards.
Ein starkes Laufspiel würde der Seahawks-Offense gegen die Saints gewiss nicht schlecht tun. Smith hat gezeigt, dass er die Seahawks in Schlagdistanz halten kann, dafür jedoch mehr Unterstützung als Russell Wilson benötigt. Doch die Saints-Defense kommt aus der Bye Week und nicht nur das, sie stellt ebenfalls die beste Laufverteidigung der Liga mit 3,3 erlaubten Yards pro Laufversuch. Damit braucht es von der Offensive Line Seattles ein komplettes Spiel. Ansonsten könnte die Offense um Geno Smith bereits früh ins Stocken geraten.
Der X-Faktor: Jameis Winston
Es ist eine komplett neue Situation für Saints-Head Coach Sean Payton. Nach jahrelanger Zusammenarbeit mit Drew Brees, steht nun Jameis Winston für sein Team als Quarterback auf dem Feld. Zwei Typen, die von ihrer Spielweise nicht unterschiedlicher sein könnten. Der eine jemand, der nur selten Fehler macht und als ein sicherer Kandidat für die Hall of Fame gilt, der andere jemand, den man auch als Gunslinger bezeichnen kann.
Doch bisher wirkt es nicht so, als würden wir den alten Winston aus Tampa Bay Zeiten sehen, als er noch für 30 Touchdowns und ebenso viele Interceptions warf. Aktuell steht der ehemalige First Overall Pick bei 12 Touchdowns und nur 3 Interceptions nach fünf Spielen. Wenn Winston diesen Trend in Seattle bestätigen kann, wird es für die Seahawks eine Mammut-Aufgabe am Montagabend.
- Spieler des Spiels: Jason Myers. Auf den Kicker der Seahawks ist Verlass. Myers sorgt mit seinen Kicks gegen die Saints dafür, dass das Team im Spiel bleibt. Ohne Fehl und Tadel verwandelt er alle 5 Kicks gegen die Saints. Der letzte sorgt sogar für den Sieg in aller letzter Sekunde aus unglaublichen 56 Yards.
- Statistik des Spiels: Die Seahawks sind unter Pete Carroll berüchtigt für ihre ausgezeichnete Bilanz in Primetime-Spielen. Das gilt besonders für Montagsspiele. Die Seahawks sind, seit Pete Carroll das Traineramt in Seattle 2010 übernommen hat, das Team mit der besten Bilanz in Monday Night Football-Spielen. Sie stehen bei 11 Siegen und nur 2 Niederlagen.
- Anekdote des Spiels: Mittlerweile ist es mehr als 10 Jahre her und dennoch kommt dieser legendäre Moment in der Franchise-Geschichte der Seahawks immer wieder hoch, wenn die Hawks gegen die Saints spielen. Es geht um den unvergessenen Lauf von Marshawn Lynch in der Wild Card-Runde 2011, als der Running Back mit einem Touchdownlauf in dem er 9 Tackles brach und damit für Ekstase in Seattle sorgte. Die Fans jubelten so gewaltig auf den Rängen, dass der Seismograf ein schwaches Erdbeben in der Region Seattle registrierte.
Der Hype-Faktor: Matt Hasselbeck
Es ist erneut soweit: Der Ring of Honor der Seahawks bekommt Montagnacht sein neuestes Mitglied. Matt Hasselbeck wird das 13. Mitglied, dem diese Ehre zuteil wird. In neun Jahren als Seahawks-QB brach er zahlreiche Franchise-Rekorde und führte die Seahawks in den ersten Super Bowl ihrer Franchise-Geschichte. Bedenkt man, dass sein letztes Spiel als Quarterback der Seahawks jenes Wild Card-Duell mit den Saints gewesen ist, in dem „Beastmode“ ein Erdbeben auslöste, gibt es wohl kein passenderes Spiel als dieses für die wohlverdiente Ehrung des heutigen ESPN-Experten.
.@Hasselbeck tells the story of how he acquired his game ball from @MoneyLynch, and it's a must-listen 😂 pic.twitter.com/m16keribgF
— Seattle Seahawks (@Seahawks) October 23, 2021
Das Fazit:
Eines ist klar: Ohne einen Sieg gegen die Saints können die Seahawks die Hoffnungen auf einen Wild Card-Platz in den Playoffs begraben. Es wäre die zweite Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten im Wild Card-Rennen der NFC nachdem Seattle bereits in Minnesota verlor. Sollte es dem Team von Pete Carroll jedoch gelingen gegen die Saints zu gewinnen, muss man die Hoffnung auf Playoff-Football noch nicht ganz begraben. Schließlich klingt es so als würde Wilson gute Fortschritte in seiner Genesung machen. Der Star-Quarterback könnte bereits gegen die Packers in Woche 10 nach der Bye Week wieder für die Seahawks auf dem Feld stehen.
Doch erst einmal gilt die Konzentration einem Team aus New Orleans, das in der jüngsten Vergangenheit eine sehr gute Figur gegen die Seahawks machte. Die letzten beiden Duelle gegen die Seahawks entschieden die Saints für sich. Es wird eine sehr schwierige Aufgabe für Seattle in der Nacht von Montag auf Dienstag. Selten kam eine Bye Week für ein Team besser gelegen. Bis zu acht Starter könnten in den nächsten Wochen für die Saints von Verletzungen zurückkehren, einige davon schon diese Woche.
Prognose: Die Seattle Seahawks gewinnen 20:17.