Rassismus bekämpfen

Wie sicher viele von Euch haben mich die Ereignisse und die aktuelle Situation in den USA über die vergangenen beiden Wochen sehr getroffen, aufgewühlt und auch wütend gemacht.

Als Fans der Sportart American Football, deren Austragung auf höchstem Level nunmal in den USA stattfindet, haben viele von uns automatisch einen größeren Bezug zu diesem Land als vielleicht manch anderer in Europa. Einige von Euch waren vielleicht auch schon selbst in den USA und haben dort Eindrücke gesammelt, dieses Land und seine Menschen kennengelernt, Beziehungen aufgebaut.

Umso schlimmer fühlt es sich daher an, mitzuverfolgen, was dort passiert – und noch einmal deutlich vor Augen geführt zu bekommen, welch großes Problem Polizeigewalt und Rassismus in den USA sind.

Aber Rassismus gibt es nicht nur in den USA. Auch in Deutschland und Europa sind rassistische Gewalt, Benachteiligung und Ausgrenzung an der Tagesordnung. Wie viele Menschen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis möchte ich dabei nicht länger untätig zusehen und unsere Gesellschaft zum Besseren verändern.

Daher stellte ich mir selbst die Frage: Wie kann ich Menschen mit schwarzer und nicht-weißer Haut effektiv helfen? Was kann ich konkret tun, um gegen Rassismus anzukämpfen?

Auf der Suche nach Antworten bin ich bei Instagram auf den Post „10 Steps To Non-Optical Allyship“ von Mireille Cassandra Harper gestoßen. Darin beschreibt die freie Autorin in zehn Schritten, wie man ein “non-optical” – also nicht-kosmetischer oder nicht-oberflächlicher – Verbündeter von Menschen mit schwarzer oder andersfarbiger Haut wird. „Allyship“ ist ein schwer zu übersetzendes Wort, das die Rolle oder den Status eines Menschen beschreibt, der als Verbündeter Gruppen unterrepräsentierter oder marginalisierter Menschen in der Gesellschaft unterstützt.

Die Aspekte, die Mireille in ihrem Post nennt, sind für mich sehr konkret und pointiert aufgeschrieben, daher haben wir bei den German Sea Hawkers versucht, sie so sorgfältig wie möglich ins Deutsche zu übersetzen. Auf diese Weise wollen wir sie noch mehr Menschen zugänglich machen und so einen kleinen Beitrag im Kampf gegen Rassismus leisten.

10 Schritte zu nicht-oberflächlicher Allyship:

  1. Verstehe, was oberflächliche Verbündete sind
    Nach Latham Thomas: Verbündete, die den Unterstützten nur oberflächlich eine Plattform bieten, senden zwar eine Botschaft, doch diese geht nicht in die Tiefe. Sie zielen mit ihrer Botschaft auch nicht darauf ab, sich von unterdrückenden Machtsystemen zu lösen.
  2. Melde dich bei deinen schwarzen FreundInnen, Familienmitgliedern, PartnerInnen, Angehörigen und KollegInnen
    Es ist eine emotionale und traumatische Zeit für die Gemeinschaft schwarzer Menschen und dein Kontakt bedeutet mehr, als du dir vorstellen kannst. Frage, wie du sie unterstützen kannst.
  3. Sei bereit, die Arbeit zu leisten
    Verstehe, dass die Auseinandersetzung mit deinen eigenen Privilegien nicht schön oder spaßig sein wird. Es ist notwendig, während des gesamten Prozesses Schuldgefühle, Scham und Wut zu empfinden.
  4. Informiere dich über antirassistische Werke
    Es reicht nicht aus, Rassismus abzulehnen. Du musst auf Antirassismus hinarbeiten. Die folgenden Werke sind unverzichtbar für deinen Lernprozess: „Me and White Supremacy“ von Layla Saad und „How To Be An Antiracist“ von Ibram X. Kendi. (Anm. d. Red.: Das Buch von Kendi ist voraussichtlich ab September 2020 auch auf Deutsch erhältlich. Ein deutscher Buchtipp ist ganz unten verlinkt.)
  5. Vermeide das Teilen traumatischer Inhalte
    Was auch immer deine Absichten sein mögen, es ist wichtig in Betracht zu ziehen, dass das Teilen von Videos, in denen schwarze Menschen missbraucht oder verletzt werden, für diese traumatisch sein oder bei ihnen starke Gefühle auslösen kann. Vermeide es, diese Art Content zu verbreiten, da er auch zur Entmenschlichung von schwarzen Menschen beiträgt.
  6. Spende an Fonds und unterstütze Initiativen
    Ziehe in Erwägung, Plattformen und Initiativen wie den Minnesota Freedom Fund* zu fördern, die schwarze Menschen unterstützen. Unterstütze von Schwarzen betriebene Finanzierungsplattformen wie zum Beispiel Kwanda und unterzeichne Petitionen. Setze dein GELD und deinen STIFT ein, um auf deine Worte Taten folgen zu lassen.
  7. Mache diese Geschichte nicht zu einer über dich
    Es ist zwar schön, dass du dich mit den Problemen verbunden fühlst und dich einfühlen kannst, aber jetzt ist nicht die Zeit, um deine persönlichen Erfahrungen in eine Geschichte einzubringen, die sich nicht um dich dreht. Das ist tatsächlich schädlich und nimmt der Situation ihr Gewicht. Lasse dein Ego außen vor.
  8. Erhalte deine Unterstützung auch nach der anfänglichen Empörung aufrecht
    Es sollte nicht erst einen Akt der Brutalität oder die Viralität einer Situation benötigen, damit du plötzlich deine Unterstützung zeigst. Unterstütze schwarze Medien, schwarze Initiativen und Wohltätigkeitsorganisationen weiterhin und setze deine Arbeit fort, auch NACHDEM die Aufmerksamkeit nachgelassen hat.
  9. Höre auf, Organisationen zu unterstützen, die Hass fördern
    Wenn du Beiträge auf Medienplattformen liest, die Hass fördern oder rassistische und hasserfüllte Organisationen unterstützen, trägst du zum Problem bei. Unterstütze keine Organisationen, die “schwarze Kultur” lieben, die aber darin versagen, sich tatsächlich für Probleme einzusetzen, die die schwarze Community betreffen.
  10. Starte deine langfristige Strategie
    Wie erzeugst du Langzeitwirkung oder beeinflusst Veränderung? Kannst du junge Menschen als Mentor begleiten? Kannst du Teil einer Organisation werden, die die schwarze Community unterstützt? Kannst du deine Zeit als ehrenamtlicher Helfer zur Verfügung stellen? Mach dir die Mühe, etwas Wertvolles über einen längeren Zeitraum zu tun.

Weiterführende Links:

 

*Die Initiatoren des Minnesota Freedom Fund haben inzwischen bekanntgegeben, dass sie ausreichend Spenden erhalten haben. Sie verweisen nun auf andere Organisationen, an die gespendet werden soll.