Frisch ans Werk nach der (frühen) Bye-Week in Woche fünf: Die Seattle Seahawks gastierten am Sonntag bei den wiedererstarkten Cincinnati Bengals um Star-QB Joe Burrow. Ein Duell, vor dem die Pause hier nicht nur der bislang stark verletzungsgeplagten Offensive Line vom Pudget Sound die Pause sicherlich geholfen haben dürfte. Denn so ging es fast in Bestbesetzung Richtung Ohio, nachdem das Team zuvor in Woche vier im MetLife Stadium noch „Sacks“ in the City feiern konnte. Trotzdem konnten drei Spieler die Reise ins Paycor Stadium nicht antreten: G Damien Lewis, LB Devin Bush und CB Artie Burns.
Indes gingen die Bengals ihrerseits mit einer Bilanz von 2-3 in die Partie. Trotzdem ist die eigene Division noch überraschend offen und bis auf das Spiel bei den Arizona Cardinals war ihr Star-WR Ja’Marr Chase bislang kein Faktor in der überraschend dürftigen Offensive. Jene war bislang immer stark auf die Verbindung „Chase-Burrow“ angewiesen und zeigte sich verstärkt passlastig. Also nicht die einfachsten Voraussetzungen für einen von Verletzungen geplagten Joe Burrow. Immerhin: die Offensive erhielt mit WR Tee Higgins nach seiner Rippenverletzung wieder eine Anspielstation zurück, weil er mit Spezial-Pad spielte.
Der Spielverlauf:
- 1. Quarter: Die Seattle Seahawks erhielten den Ball zum Auftakt an der 25-Yard-Linie und die Vielseitigkeit der Offensive von Shane Waldron zeigte sich mit einer Variabilität zwischen Lauf und Pass. Auffällig erneut, wie viele verschiedene Spieler eingebunden wurden, ebenso die zu erwartende anfällige Laufverteidigung der Bengals. Jene konnte den ersten Touchdown der Seahawks dann auch nicht verhindern: RB Ken Walker III spazierte nach starker Blocking-Arbeit von Rookie-WR Jake Bobo zum 7:0 Seahawks. Dann kam Joe Burrow nach 317 Passing Yards aus dem Spiel in Arizona aufs Feld. Zunächst ging es aber über RB Joe Mixon. Den Drive der Bengals verlängerte Seahawks-NT Jarran Reed unfreiwillig und unnötig, denn im vierten Versuch „zuckte“ er zu früh und gewährte dem Heimteam so ein neues First Down. In der Folge war ein Zugriff auf die Offensive der Hausherren nicht auszumachen und so stand das Team von Head Coach Zach Taylor schnell an der Endzone und der erste Touchdown ließ nicht lange auf sich warten: Joe Borrow fand seinen WR Tyler Boyd aus acht Yards, während DE Uchenna Nwosu das Nachsehen hatte: 7:7 Ausgleich. Aber zurück zu Seattles Offensive, die auch schnell wieder vom Feld ging, denn nach einer ersten Incompletion von QB Geno Smith konnte WR DK Metcalf den tiefen Pass nicht veredeln, auch weil benglas-CBCam Taylor-Britt das Big Play verhinderte. So kam es zum ersten Auftritt von P Michael Dickson.
- 2. Quarter: Zu Beginn des zweiten Viertels hieß es dann „Always Open“: Denn die Verbindung von Chase und Burrow funktionierte einmal mehr durch die Mitte und die Seahawks bekamen so kaum Zugriff. So stand Cincinnati erneut fix an der Endzone und die zehnte Completion in Folge – dieses Mal auf Rookie-WR Andrei Iosivas – führte zum TD, also 14:7 für die Bengals. Mit unnötigen Flaggen machte es sich Seattle dann selbst schwer. Insbesondere durch die Frustration von Metcalf, der durch Unbeherrschtheit mal wieder ein persönliches Foul und 15 Yards Strafe zog. Nach einem erneuten Punt von Dickson trat jedoch erstmals die Defensive der Seahawks in Erscheinung. Knapp vier Minuten vor der Pause war das auch mehr als nötig. Denn nachdem die Unit zunächst noch als zahnloser Tiger unterwegs war, konnten die Bengals nun erstmals im Spiel gestoppt werden. Drei Minuten vor dem Pausentee sorgte schließlich die O-Line der Seahawks und hier speziell der Rückkehrer auf OT, Charles Cross, dafür, dass Ken Walker eine große Lücke für reichlich Raumgewinn nutzte. Zwei weite Bälle, beide jenseits von Gut und Böse sowie ein Field Goal aus 55 Yards brachten schließlich das 10:14 aus Sicht der Hawks. Die restlichen 43 Sekunden nutzte Cincinnati offensiv im Anschluss nicht mehr.
- 3. Quarter: In Halbzeit zwei hatten die Bengals zunächst Ballbesitz, bevor sich der Vorhang für CB Tre Brown hob. Der sicherte sich nämlich erneut eine Interception und konnte damit für einen Momentum-Wechsel für die Seahawks sorgen? 18 Yards Raumgewinn durch Metcalf, der Taylor-Britt auf Außen alt aussehen ließ und eine Face Mask-Strafe gegen die Bengals sorgten dafür, dass Seattle an der Endzone anklopfte. Doch statt eines Touchdowns gab es den ersten Turnover von Smith, der WR Jaxon Smith-Njigba an der drei Yard Linie suchte, doch nur die Arme von CB Mike Hilton fand. Profitieren konnten die Hausherren allerdings nicht, da Burrow nach zwei Sacks für DT Dre’Mont Jones und Jarran Reed wieder 3&out ging. Der folgende Punt geriet allerdings recht kurz und RB DeeJay Dallas brachte die Gäste mit seinem Return in passable Feldposition. Ein langer Pass auf Bobo, der anschließend durch S Dax Hill einen harten Hit einstecken musste, brachte die Seahawks zum wiederholten Male an den Rand der Endzone. Allerdings hielt die Bengals-Defense und so durfte K Jason Myers erneut zum Field Goal antreten: 13:14 Bengals.
- 4. Quarter: Nachdem Cincinnati erneut gegenüber der Seahawks-Defense kapitulieren und punten musste, war es an den 12s die nächste Interception von Smith zu ertragen. Die Schuld hier beim Quarterback zu suchen, war aber nicht angebracht, da DK Metcalf seine Route einfach nicht zu Ende liefe und Taylor-Britt das Lederei im Sprung sicherte. Durch die gute Feldposition kämpften sich die Bengals zumindest in Field Goal-Reichweite, sodass K Evan McPherson aus 52 Yards zum 17:14 für Cincinnati erhöhte. Was jetzt folgte, war Unvermögen von beiden Offensiven. Denn weder die Seahawks, noch die Gastgeber waren bis fünf Minuten vor Ende in der Lage zählbares für ihre Teams zu liefern. So stand Seattle zu diesem Zeitpunkt erneut in der Redzone, doch DE Trey Hendrickson sackte Smith mit seiner starken Physis für 12 Yards Raumverlust. Daher mussten die Seahawks den vierten Versuch ausspielen und scheiterten pünktlich zum Two-Minute-Warning wieder einmal an der D-Line der Bengals. Nach dem „Turnover on downs“ kam die Defense vom Puget Sound erneut wie gerufen und eine Passabwehr von Tre Brown 99 Sekunden vor dem Ende gegen Chase gab der Seahawks-Offense noch einmal eine Chance den Sieg einzutüten. Und wenn bei dieser Unit wenig bis gar nichts geht, dann hat sie eben noch WR Tyler Lockett. Der wurde für 36 Yards in der Redzone angespielt, wo sich aber das gleiche Trauerspiel bot. Erneut fand Smith nach wenig Raumgewinn beim vierten Versuch keine Anspielstation und Cincinnati kniete das Spiel ab. Endstand: 17:14 Bengals.
Die Hauptdarsteller:
CB Tre Brown: Es waren die Defensiven beider Seiten, die das Spiel insbesondere in der zweiten Spielhälfte dominierten. Stellvertretend sei hier der sehr präsente Tre Brown genannt, der erneut eine Interception ablieferte und zudem zwei entscheidende Pässe abwehrte.
QB Geno Smith: Nein, es war nicht alles schlecht und seine Statistiken lasen sich in puncto Wurfdistanz passabel mit insgesamt 323 Yards. Dem gegenüber standen aber auch zwei Interceptions, von denen zumindest eine nur zum Teil auf seine Kappe ging. Jedoch führte er eine Offensive an, die in diesem Spiel mit ihrem Kapital bei Weitem unter ihren Möglichkeiten blieb.
Die Nebendarsteller:
Ehrenvolle Erwähnung: K Jason Myers verwandelte beide Field Goals, eines sogar aus beachtlichen 55 Yards. RB Kenneth Walker: Zunächst schien es, als machte es ihm die zahnlose Bengals-Laufverteidigung einen schönen Nachmittag, als er zum ersten Touchdown des Spiels einlief. Dem folgten dann aber nur noch 62 Yards, also 3,3 im Durchschnitt.
Stets bemüht: TE „alle“ bei Colby Parkinson waren es 16 Yards, bei Noah Fant standen immerhin neun Yards zu Buche und Will Dissly war mit vier Yards ebenfalls „anwesend“. WR DK Metcalf: Wenn er sich und sein Team nicht mit Flaggen selbst schwächte, war er bei zehn Targets und „nur“ vier Receptions für 69 Yards dabei und blieb ebenso wie seine Kollegen offensiv unter Niveau.
Meh: Team-Disziplin: Vor dem Spiel auf Rang 31 liegend, was Strafen anbetrifft, sammelten die Seahawks gefühlt alle möglichen Flaggen ein, die das Regelbuch der NFL kennt und schwächte sich ein ums andere Mal selbst. Zumal, wenn undisziplinierte Aktionen wie jene von Metcalf massiv Yards kosteten. Redzone-Offensive: Dieses Spiel zu verlieren, schmerzte schon sehr. Zwei „Turnover on downs“ vor der Endzone, dazu eine Interception und insgesamt eine mitunter ratlose Offensive. Das ging schon mal besser.
Die Highlights:
Der Tag geht, Kenneth Walker III kommt und startet das Spiel für seine Farben frei nach dem Motto: „ab durch die Mitte“!
No better way to start a day. ☀️
📺 CBS pic.twitter.com/79DGq29ohK
— Seattle Seahawks (@Seahawks) October 15, 2023
Interception kann er, der Tre Brown. Denn im ersten Drive der Bengals in Halbzeit zwei spielte der Cornerback gleich groß auf:
Big play made, courtesy of @T_Brown25!
📺 CBS pic.twitter.com/1jBZypyNkV
— Seattle Seahawks (@Seahawks) October 15, 2023
Die Randnotizen:
- Win Spiel ohne Strafe gegen DK Metcalf? Fast undenkbar. Lediglich in Woche vier gegen die Giants kam er in dieser Saison ohne Flagge davon.
- Franchise Rekord für Kicker Jason Myers: 20 Spiele in Folge mit mindestens einem Field Goal. Respekt!
- Zum bereits vierten Mal in Folge verloren die Seahawks ein Spiel im Anschluss an eine Bye-Week.
Die Verletzten:
Rookie-Receiver Jake Bobo musste zum Ende des dritten Viertels für ein medizinisches Time Out vom Feld, nachdem er zuvor einen Hit von Safety Dax Hill einstecken musste. Er kehrte später aufs Feld zurück.
Wenig später begab sich dann Bobos Receiver-Kollege DK Metcalf ins blaue Medizinzelt und hielt sich die Hüfte. Sein Status war zunächst „fraglich“, doch auch DK kehrte aber alsbald zurück.
Das Zitat:
„Run the Ball better and convert third downs“ – Seahawks-Head Coach Pete Carroll erklärt in der Halbzeitpause gegenüber CBS-Reporter Evan Washburn Football für Anfänger.
Der Tweet:
Die Diskussion ist doch noch zu früh. Oder?!
🚨BREAKING🚨 After a long game with the Bengals, Geno Smith has beat the Seahawks. pic.twitter.com/c1EbXJej8n
— tflw (@tenflw) October 15, 2023
Das Fazit:
Eine mehr als unnötige Niederlage mit zwei mehr als wechselhaften Halbzeiten. Zu Beginn sahen die Fans im Stadion noch eine dominante Offensive der Hausherren, gegen die die Seahawks keine Mittel fanden. Knapp 170 Yards in der ersten Hälfte ließen viele Zuschauer auf ein Shootout mit vielen Punkten hoffen. Doch die zweite Hälfte dominierten dann die jeweiligen Defensiven. Cincinnati fand offensiv kaum mehr statt und es war für die Seahawks alles bereitet, das Spiel zu gewinnen. Wem jedoch in fünf Redzone-Besuchen nur ein Touchdown gelingt, der muss sich fragen, wie eine effektive Offensive funktioniert. Am Ende war es also ein Spiel, dass zwei Sieger verdient gehabt hätte: nämliche die beiden Defenses.
Ausblick: In Week 7 treten die Seattle Seahawks im heimischen Lumen Field gegen die Arizona Cardinals an. Das Division-Duell startet am Sonntag, dem 22. Oktober 2023, um 22.05 MESZ.