In der Nacht von Donnerstag auf Freitag absolvierten die Seattle Seahawks ihr drittes Spiel der Preseason und empfingen dabei die Dallas Cowboys im heimischen CenturyLink Field. Das dritte Vorbereitungsspiel gilt als Generalprobe vor dem Beginn der Regular Season, da die erste Garde in keiner anderen Partie der Preseason so viel Spielzeit erhält. Am Ende siegte das Team von Head Coach Pete Carroll mit 27:17.
Was im Spiel gut lief und in welchen Bereichen es noch Verbesserungspotenzial bis Auftakt gegen die Miami Dolphins gibt, erfahrt Ihr in unseren Notizen.
Positiv:
- Die O-Line war etwas wackelig, aber sah schon wesentlich besser aus als gegen Minnesota. Einmal kam Russell Wilson sehr in Schwierigkeiten, als der Snap von Center Justin Britt zu tief kam. Das Play war bereits von Anfang an ruiniert. Ansonsten war die Leistung der Unit soweit ok. Auf Tackle gab es die angekündigte Rotation. Erst spielten Gilliam (RT) und Sowell (LT) mit der ersten Einheit. Anschließend kamen Webb auf RT und Gilliam auf LT zum Einsatz. Leider reicht jedoch die Übertragung ohne Coachen Tape nicht aus, um die O-Line richtig zu beurteilen. Etwas überraschend war es, dass Rookie-Center Hunt mit der zweiten Unit spielte. Der Kampf um den Job als Backup-Center ist in vollem Gang. Auch wenn Hunt mehr langfristiges Potential hat, wäre es wünschenswert, Patrick Lewis als relativ erfahrenen Backup in die Saison zu schicken. Zudem könnte es Hunt in die Practice Squad schaffen. Aufgrund seiner Größe ist er jedoch wohl für einige andere Teams kein Kandidat.
- Die erste Offense hat endlich Punkte auf das Scoreboard gebracht. WR Paul Richardson wusste beispielsweise gut zu gefallen.
- C.J. Prosise mit seinem ersten Einsatz als Pro – er erhielt zwar nur vier Aushing-Versuche, aber die sahen nicht so schlecht aus. Die Seahawks werden mit ihm zunächst viel probieren, um herauszufinden, wo sie ihn am besten einsetzen können. Nächste Woche soll Prosise laut Pete Carroll noch mehr Spielzeit erhalten. Auch Alex Collins und Troymaine Pope erhielten nur wenige Attempts. Ihr Schicksal wird sich voraussichtlich erst nach dem vierten Spiel herausstellen.
- Christine Michael sieht weiterhin unglaublich spritzig und gut aus bei seinen Runs. Allerdings kamen die meisten erst nach der Halbzeit, als die Cowboys ihre zweite Unit auf dem Feld hatten. Das muss man schon in Relation sehen. Thomas Rawls ist die klare Nummer eins, wenn er fit ist. Was stellen die Seahawks dahinter mit Michaels an?
- Die Secondary sah recht gut aus – vor allem die Backup-Safeties spiegelten die enorme Tiefe im Kader wieder. Doch von 184 Snaps für die Defense gingen nur elf gegen den voraussichtlichen Starting-Quarterback des gegnerischen Teams. Der TD-Pass der Cowboys auf TE Jason Witten war gut geworfen, kann bzw. muss von K.J. Wright aber auch noch besser verteidigt werden. Aber das mit den Tight Ends ist ja in Seattle keine große Neuigkeit mehr.
- QB Trevone Boykin und Jake Heaps konnten beide nicht viel zeigen, denn sie hatten kaum Spielzeit. Aktuell dürfte Boykin den Backup-Job sicher haben, doch warten wir mal ab, was der Free Agent-Markt noch bringt.
- Tanner McEvoy erhielt Einsatzzeit als TE und fing einen langen Pass von Wilson. Wenn man wetten müsste, sollte man sein Geld auf ihn als sechsten WR im Kader setzen. Vor ihm ist Paul Richardson inzwischen fast schon sicher als Nummer vier. Der an höchster Stelle im Draft ausgewählte Receiver der Seahawks ist endlich wieder fit und liefert konstant gute Leistungen ab. Mehr davon bitte in der Regular Season.
- So schnell kann es gehen – Will Tukuafu hatte bis vor ein paar Tagen keinen Job. Jetzt ist der so gut wie gesetzt als Fullback.
- Was war noch gut?
- Russell Wilson wurde nicht gesacked. Dafür war er – wie immer – selbst hauptverantwortlich.
- Doug Baldwin. Wir sind es schon fast gewohnt, ihn so spielstark zu sehen. Deshalb hier erwähnt.
- Die Offense hat 5,5 Yards pro Play erarbeitet.
Negativ:
- Run-Defense – Gegen Ezekiel Elliot sah das überhaupt nicht gut aus. Vor allem bei den Outside Runs wurde der Edge nicht gesetzt, wodurch die Runs ermöglicht wurden. Im Verlauf des Spiels wurde die Leistung zwar besser. Das lag aber eher daran, dass die Cowboys ihre Starter vom Feld nahmen. Man sollte die Leistung dennoch nicht überbewerten, da niemand genau wusste wie Eliot von den Cowboys eingesetzt werden würde, sprich es gab keinen Plan dafür. Beim nächsten Mal ist die Defense schlauer.
- Pass Rush – Nur auf die Starter bezogen. Cliff Avril konnte zwar zwei Sacks verbuchen, aber im Grunde kam hier viel zu wenig. Dak Prescott hatte viel Zeit in der Pockett. Vor allem gegen den Four-Man Rush dominierte die O-Line der Cowboys. Nur bei Blitz-Spielzügen konnte spürbarer Druck ausgeübt werden. Hier muss wesentlich mehr kommen.
- Russell Wilson – Achtung, das ist Meckern auf einem sehr, sehr hohem Niveau. Der TD-Pass auf Paul Richardson war sehr nett, aber dafür gab es einige Pässe, die einfach nicht gut waren. Richardson, der komplett frei war, wurde bei einem Third Down verfehlt. Selbiges war bei einem Pass auf Jermaine Kearse der Fall. Selbst bei dem TD-Pass auf Lockett war der Wurf etwas ungenau, was beim Scramblen aber zu entschuldigen ist. Dennoch: Wilson wirft den Pass auf die innere Schulter und gibt dem Defender so die Chance, den Ball abzuwehren. Das gelang diesem zwar nicht, doch wenn Wilson den Pass auf die Außenschulter wirft, besteht überhaupt keine Gefahr. Kritik auf hohem Niveau.
- Third Downs – Die erste Offense-Unit hatte letztendlich eine Bilanz von 2/6. Die Ausbeute war auch so niedrig, weil man sich durch Strafen das Leben unnötig schwer gemacht hat.
- Niedrige Snaps von Nolan Freese – „You had one job“ trifft nirgends besser zu als bei dieser Position. Wieder gab es bei drei Punts Low Snaps. Einer davon hätte fast zu einer Verletzung von Punter Jon Ryan – selbst übrigens in unglaublicher Form – geführt. Ganz ehrlich, wo ist Clint Gresham? Ein Long Snapper hat eine Aufgabe und sollte diese zu 100% erfüllen. Selbst 99% sind zu wenig. Ein schlechter Snap kann ganz schnell das Spiel kosten. Wann hatte Clint Gresham zuletzt einen schlechten Snap?
- Was war sonst noch schlecht?
- Wo war Brandon Browner? Ein Spieler mit neuer Position sollte Einsatzzeit bekommen, auch wenn er dem Coach schon bekannt ist.
- Frank Clark zeigte sich nicht in seiner Rolle als Preseason-Champion.
- Die Backup-WR Kenny Lawler, Kevin Smith, EZ Nwachukwu, Montario Hunter hatten gemeinsam insgesamt zwei (!) Targets. Beide davon gingen Richtung Lawler. Beide gingen incomplete. Ohne Snaps kann man in der NFL keinen Job bekommen – auch nicht als WR Nummer fünf oder sechs. Hoffentlich gibt’s wieder mehr Chancen im letzten Spiel.
Verletzungen: Nur Tanner McEvoy hat sich wohl eine leichte Blessur (Leiste) zugezogen. Ansonsten gibt es keine Verletzungen zu beklagen. Pete Carroll meinte nach dem Spiel, dass Graham auf dem Basketballfeld sein Knie getestet hatte und alles gut aussieht. Auch am Warmup vor dem Spiel nahm er teil und sah wohl gut aus. Mittlerweile schätzt Carroll Grahams Chance auf ein Comeback in Week 1 auf 50% ein.
Noch ein Wort zum Kampf um den Starter-Platz als SAM-Linebacker: Eric Pinkins hat gegen Dallas keinen einzigen Snap mit der Defense gespielt. Nur in den Special Teams kam er zum Einsatz. Von Cassius Marsh kommt auch zu wenig. Das deutet darauf hin, dass der Kampf entschieden ist und Mike Morgan als Starter in die Saison gehen wird. Die frühe Entscheidung bedeutet aber lange nicht, dass Seattle hier gut aufgestellt ist. Morgan ist immer noch ein Downgrade im Vergleich zu Bruce Irvin.
Roster Cuts: Am Dienstag steht die erste Kaderreduzierung von 90 auf 75 Spieler an. Bis 22 Uhr deutscher Zeit werden 25 Spieler über ihre Entlassung informiert.