ARLINGTON, TEXAS – AUGUST 26: DaRon Bland #30 of the Dallas Cowboys breaks up a pass intended for Penny Hart #19 of the Seattle Seahawks in the second quarter in an NFL preseason football game at AT&T Stadium on August 26, 2022 in Arlington, Texas. (Photo by Richard Rodriguez/Getty Images)
12 Beobachtung aus dem dritten Preseason-Spiel der Seahawks
Vorhang zu, bevor der echte sich hebt. Mit dem Gastspiel der Seattle Seahawks bei den Dallas Cowboys endete die NFL-Preseason 2022 jetzt auch für das Team von Pete Carroll. In der Nacht von Freitag auf Samstag war das Ergebnis (26:27) im AT&T-Stadium zunächst zweitrangig. Denn am Ende war diese Partie vor allem für die Spieler die letzte Möglichkeit sich vor den finalen Roster-Cuts noch einmal dem Coaching Staff zu zeigen und zu beweisen, dass sie in den 53 Mann-Kader für die Regular Season am Puget Sound gehören. Die wichtigsten Szenen und Beobachtungen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) des Auftritt der Seahawks in Texas, haben die German Sea Hawkers an dieser Stelle aufgeschrieben.
Die Beobachtungen:
- Die Dallas Cowboys waren in der Saison 2021 das Team, das in der NFL die meisten Flaggen kassierte. Mit viel zu vielen Penalties im Spiel gegen die Bears standen ihnen die Seahawks in der letzten Woche dort in nichts nach. Entsprechend klar waren die Folgen, die das Duell dieser beiden Teams mit sich bringen würden. Alleine bis zum Ende der ersten Halbzeit mussten die Schiedsrichter neunmal ihre gelben Flaggen werfen. Teilweise waren die Strafen auch in der zweiten Halbzeit haarsträubend. So schubste ein Cowboys-Verteidiger Seahawks-Quarterback Drew Lock plump zu Boden, nachdem der den Ball einfach bei einem dritten Versuch nur ins Aus geworfen hatte. Das Ergebnis: Aus diesem Spielzug entwickelte sich Seattles zweiter Touchdown-Drive des Abends, was wiederum der Beweis dafür war, wie wichtig Disziplin ist. So hätten die Gastgeber das Carroll-Team hier mit ein bisschen weniger „Elan“ direkt vom Feld schicken können. Stattdessen machten die Seahawks aus einem todgeglaubten Drive sieben Punkte. Am Ende des Spiels standen für Seattle und Dallas kombiniert 18 Flaggen für 182 Yards Raumstrafe. Selbst für Preseason-Verhältnisse ist das definitiv viel zu viel.
- Alle Signale deuten darauf hin, dass der Starter auf Quarterback für die Seattle Seahawks in 2022 tatsächlich Geno Smith heißt. So bekam er vom Coaching Staff einen Drive mit vielen Startern und zeigte dort, was mit Spielern wie Tyler Lockett gegen große Teile der Starting Defense der Cowboys möglich war. Die Zahlen bei zwei Würfen von Smith auf Lockett: Zwei Catches für 35 einwandfreie Yards.
- Dass Drew Lock viel spielen würde, hatte Pete Carroll vor dem Spiel bereits angekündigt und der Head Coach hielt Wort. Bis auf den ersten Drive von Smith und die beiden letzten von Jacob Eason spielte Lock durch. Dabei erlebte er ein Wechselbad der Gefühle. Die Bilanz seines ersten Drives: Drei Snaps, ein Yard Raumgewinn und dann die erste von gleich drei Interceptions. Zu gute zuhalten ist ihm seine Reaktion auf diese furchtbare Sequenz. Denn schon im nächsten Drive feuerte er einen Russell Wilson-esqen Moonball Richtung Endezone, den Penny Hart trotz fast schon hautenger Deckung durch seinen Gegenspieler nach 40 Yards in seinen Armen empfing. Am Ende des Abends standen für Drew Lock 24 Pässe, von den 13 für 171 Yards und einen Touchdown ankamen, aber eben auch drei Picks. Und damit wohl keine abschließende Bewerbung auf den Starter-Job als Quarterback der Seattle Seahawks.
- Ken Walker verletzt, keine Spur von Boye Mafe. Im Bezug auf die Top 4-Rookies der Seahawks aus 2022 hätte der Unterschied nicht größer sein können. Denn mit Charles Cross und Abe Lucas spielten gerade die beiden Offensive Linemen die erste Halbzeit komplett durch. Ein mehr als deutlicher Fingerzeig, dass Seattle plant, die beiden Frischlinge auf der Tackle-Position auch in der Regular Season starten zu lassen. Nach einem wackeligen Outing gegen die Bears vor einer Woche zeigte sich Cross vor allem disziplinarisch deutlich stabiler. Von einer frühen Flagge im ersten Quarter ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und sicherte die linke Seite der O-Line konstant ab. Im Run Blocking hat der First Round-Pick weiter Nacholbedarf, Lucas ist hier dagegen schon weiter. Auf der rechten Seite ließ er kaum etwas anbrennen und riss immer wieder Lücken für die Running Backs.
- Im Gegensatz zu den ersten beiden Spielen in der Preseason lag der Fokus der Coaches und auch der der 12s auf einem großen Thema: Tackling. Während die Seahawks-Verteidiger gegen die Steelers noch reihenweise an ihren Gegenspielern vorbeiflogen und auch gegen die Chicago Bears nur selten richtig zupackten, war die Vorstellung gegen die Cowboys in diesem Bereich schon besser. Zwar saß hier gerade gegen Dallas‘ Laufspiel nicht immer jeder Griff, was aber beim Blick auf das Personal nicht verwunderlich ist. Wie im dritten Preseason-Spiel üblich kamen viele Rollenspieler und tendenzielle Practice Squad-Kandidaten zum Einsatz. Nach Catches im offenen Feld passten die Tacklings aufseiten der Seahawks dagegen deutlich besser, sodass die texanischen Receiver hier meist nur wenige Yards machen konnten.
- Wenn es um die Besetzung des defenisven Backfields der Seattle Seahawks vor der Regular Season 2022 geht, dann wurde in den letzten Wochen und Monate viel über die beiden Rookies Coby Bryant und Tariq Wollen gesprochen. Auch die Namen Justin Coleman, Artie Burns, Sidney Jones und Tre Brown tauchten in der Competition um die Cornerback-Spots immer wieder auf. Ein weiterer Name, den 12s bereits nach dem Spiel gegen die Bears und erst recht nach der Partie in Dallas auf die Liste setzen sollten, ist der von Mike Jackson. Gegen das Team, das ihn im Jahr 2019 in der fünften Runde des NFL-Drafts zog, zeigte der Cornerback einmal mehr eine absolut einwandfreie Leistung, besonders in Coverage und in Eins-gegen-Eins-Duellen. Insgesamt wehrten die Seahawks als Team in Dallas sieben Pässe ab, drei davon gingen auf das Konto von Jackson. Leistungen wie diese im dritten und letzten Preseasonspiel sorgen in 90 Prozent der Fälle dafür, dass der Spieler sich einen Roster-Spot erkämpft. Und als Seahawks-Fans können wir nur hoffen, dass das auch für Mike Jackson zutrifft!
- Zu vier Field Goals und zwei Extrapunkten durfte Jason Myers antreten und alle sechs Kicks segelten in einer wunderbaren Höhe extrem mittig durch die Torstangen des AT&T Stadiums. Hurra!
- Zweimal standen die Seahawks kurz vor der Endzone der Cowboys und hatten dabei vierten Versuch und ein Yard zu gehen. Die Reaktion von Head Coach Pete Carroll auf beide Situationen dürfte bei den 12s doch für verwunderte Blicke gesorgt haben. In beiden Fällen ließ er die Offense auf dem Feld und in beiden Fällen, unter anderem durch einen QB-Sneak von Drew Lock, stand schließlich das First Down. Doch das war noch nicht alles: Es gab wenig später auch jeweils Punkte. Dieser wenig konservative, moderne und aus Carrolls Sicht vielleicht schon fast „verruchte“ Ansatz, sollte ihm doch mit Blick auf die anstehende Regular Season einmal zu Denken geben.
- Trotzdem gibt es weiterhin Dinge in der Spielanlage der Seahawks, die sich einfach nie ändern. Gegen Dallas callte Offensive Coordinator Shane Waldron mehrfach Sweeps und End Arounds statt klassischen Pässen und Laufspielzügen. Der „erfolgreichste“ dieser eigentlich dynamischen Spielzüge brachte einmal sechs Yards. Der Rest? Insgesamt gefühlt drei…
- Kurz vor dem Start in die Regular Season hofft ganz Seattle vor allem eins: Dass die Seahawks Tyler Lockett und DK Metcalf in Watte packen und außerhalb des Feldes wie rohe Eier behandeln. Grund dafür ist der Eindruck, den Seattles Receiving Corps hinter den beiden Starspielern in der Preseason hinterlassen hat. Gegen Dallas muss gerade die zweite von insgesamt vier Interceptions dem Quarterback angekreidet werden. Doch für die anderen drei Picks der Cowboys waren auch zu großen Teilen die angespielten Receiver verantwortlich. Zunächst erstarrte Dee Eskridge im ersten Quarter zu Eis und schaute seinem Gegenspieler dabei zu, wie er problemlos den Ball abfangen konnte. Und im dritten Quarter ließ ein abtauchender Aaron Fuller einen Drew Lock-Pass so durch seine Hände flutschen, dass der texanische Defender genüsslich „Danke“ sagte und den Ball aus der Luft fing. Das Gleiche galt kurz vor Spielende für Receiver Kevin Kassis, dem dasselbe nach einem Wurf von Jacob Eason passierte. Dazu ließen auch die anderen eingesetzten Seahawks-Receiver wie etwa Rookie Dareke Young immer wieder fangbare Bälle fallen.
- Während die Cowboys vier Bälle der Seahawks-Offense abfingen, machten die Passverteidger aus Seattle zwar auch einen guten Job und wehrten mehrfach Bälle der Cowboys-Quarterbacks ab, teilweise nicht nur mit den Händen, sondern im Fall von Rookie-Cornerback Coby Bryant auch mit dem Kopf. Doch dabei blieb es auch. Und genau das dürfte Pete Carroll, der sein Mantra „It’s all about the Ball“ fast schon predigt, nicht gefallen. Denn bis auf zwei Turnover on Downs gab es wieder keine Interceptions und keine aufgenommen Fumbles der Seahawks-D.
- Das wenig aussagekräftige Geplänkel der Preseason ist vorbei. Die Spieler haben Bock auf Vollgas-Football in der Regular Season und wir Fans auch. In zwei Wochen geht es dann auch endlich los und das Warten hat ein Ende!
Die Highlights:
So kann ein Quarterback eine Interception einmal wegstecken! Drew Lock mit dem Dime auf Penny Hart:
AND THAT'S A TOUCHDOWN! 🥳@DrewLock23 ➡️ @pennyhart2_ pic.twitter.com/HNORZJohM9
— Seattle Seahawks (@Seahawks) August 27, 2022
Nomen est omen: Was macht ein Dallas in Dallas? Punkten, natürlich.
Deejay Dallas scores a TD in Dallas! 😅 @DallasDeejay
📺: #SEAvsDAL on @NFLNetwork (check local listings)
📱: Stream on NFL+ https://t.co/NuFDwY3j8a pic.twitter.com/k2wL2iN3Oz— NFL (@NFL) August 27, 2022
Die Verletzten:
Nach einem halben Sack und einem Tackle for Loss im ersten Quarter musste Defensive End Alton Robinson nach einem Tackle im offenen Feld auf dem Kunstrasen behandelt werden und konnte aus eigener Kraft wieder zurück zur Seitenlinie laufen. Dort wurde er im Anschluss im blauen Zelt untersucht und kam im Spielverlauf auch nicht wieder aufs Feld. Ansonsten blieben die anderen Seahawks-Spieler auch im dritten Preseason-Spiel vorerst von schweren Verletzungen verschont.
Das Fazit:
Das Ergebnis war zweitrangig, die Personalentscheidungen dagegen nicht. Im dritten Preseason-Spiel haben die Seattle Seahawks endgültig die Weichen für den Beginn der Regular Season gestellt, zumindest was die Offense angeht. Während es in der Defense noch viel Rotation, gerade im Backfield und dort speziell auf den Cornerback-Positionen gibt, scheint in der Abteilung Attacke alles klar zu sein. Smith als Quarterback, zwei Rookies als Offensive Tackles, eine erfahrenen Interior O-Line und zwei Playmaker auf Wide Receiver. Ob das am Ende für eine halbwegs solide Saison für das Team aus dem Pacific Nothwest und die 12s reicht oder ob sich Seahawks-Spiele nur mit schwerem Alkohol ertragen lassen, wird sich erst zeigen, wenn in Week 1 endlich Starter auf Starter treffen.
Ausblick: In Week 1 der Regular Season 2022 empfangen die Seahawks am 13. September um 2.15 Uhr deutscher Zeit die Denver Broncos mit Russell Wilson im Lumen Field.