Aus, aus, die Saison ist aus. Okay, rein rechnerisch gibt es vielleicht noch die 0,5%-Chance auf die Playoffs, die für den ein oder anderen ausreicht um sich an den letzten Strohalm zu klammern. Realistisch gesehen sollte aber mittlerweile klar sein, dass die Seahawks diese Saison mit den Playoffs ungefähr so viel zu tun haben werden, wie Russell Wilson mit seiner ersten MVP-Stimme. Was bleibt uns Fans nun übrig in dieser Saison? Worin finden wir jetzt noch Trost? Spannend wird in erster Linie die Entwicklung rund um den Quarterback der Seahawks. Kriegt „Dangeruss“ noch einmal die Kurve oder wird diese Sasion von vorn bis hinten zur Katastrophe? Auch die Ausbildung der jungen Spieler muss weiter beobachtet werden. Bereits jetzt muss das Team für die Zukunft evaluiert werden. Im schlimmsten Fall aber, stehen die Seahawks vor einem jahrelangen Umbruch.
Doch nun erst einmal zum Spiel gegen das Washington Football Team selbst. Jedem der das Spiel nicht live sehen konnte, sei gesagt: Glück gehabt! Die Offensive rund um Spielmacher Russell Wilson machte dort weiter, wo sie in den verganenen zwei Spielen aufgehört hatte. Es gelang nicht einmal ansatzweise einen gewissen Flow in die Drives zu bringen. Die Seahawks egalisierten ihren eigenen Rekord aus Woche 4 mit den meisten Three-and-out’s am Stück: Fünf an der Zahl. Die einzige Möglichkeit Raumgewinn zu erzielen, waren wie immer die Big Plays, die zumindest hier und da für das ein oder andere Highlight sorgten. Eine Baseline hat dieses Team aber nach wie vor nicht. Und so langsam darf gezweifelt werden, ob sich das unter Russell Wilson jemals ändern wird.
Der Spielverlauf:
- 1. Quarter: Vor Beginn des Spiels gelingt den Seahawks der größte Erfolg des Abends: Sie gewinnen den Coin Toss. Seattle entscheidet sich dafür, zuerst zu verteidigen und überlässt dem Gastgeber den Ball. Washington legt ordentlich los und erreicht mit einer ausgeglichenen Mischung und Lauf- und Passspiel die Redzone. Dort besinnt sich die Defense ihrer Aufgaben und sorgt für den Stop. Field Goal: 0:3. Washington bliebt fast zehn Minuten auf dem Feld. Typisch für diese Offense. Es folgt aufseiten der Seahawks ein typischer Russell Wilson-Drive. In nur etwas über zwei Minuten findet er TE Gerald Everett in der Endzone und sorgt mit einem Strahl für den ersten Touchdown der Partie: 7:3. Zuvor konnte mal wieder ein schönder Deep Ball auf WR Tyler Lockett bewundert werden. Wenn etwas klappt, dann das.
- 2. Quarter: Das zweite Quarter beginnt mit der zweiten Interception durch SS Jamal Adams in den letzten drei Spielen. Der Mann mutiert noch zu einem echten Ballhawk. Starkes Pass Brakeup an der Stelle durch FS Quandre Diggs, der Washingtons TE Logan Thomas in der Luft wüst daran hindert, den Ball zu fangen. Adams steht wartend für den Pick bereit. Eine weitere tiefe Bombe auf Lockett später, ist es dann an RB Alex Collins, den eben gewonnenen Ball mittels Fumble an das Heimteam zurückzugeben. SS Landon Collins schlägt seinem Namensvetter das Ei aus der Hand und setzt den Grundstein für den nun folgenden Touchdown. Einige, teils schmeichelhafte Flaggen später, läuft Ex-Seahawk-RB J.D. McKissic in die Endzone und bringt Washington mit 9:7 in Führung. Doch noch ist nicht Halbzeit. Washingtons Extrapunkt wird geblockt (Vierter Block bei Washingtons Kicks in diesem Jahr) und DE Rasheem Green nimmt sich des Balles an. Der Defensive End läuft den gesamten Weg zurück in die Endzone des Football Teams und sorgt für den Halbzeitstand von 9:9.
- 3. Quarter: Die Seahawks beginnen mit ihrer Offensive, werden jedoch direkt wieder vom Feld geschickt. Washington legt erneut einen langen Drive aufs Feld und vollendet ihn am Ende mit einem weiteren McKissic-Touchdown. Da sich Kicker Joey Slye beim Extrapunkt-Return verletzt hat, ist Washington seitdem gezwungen für zwei Punkte zu gehen. In diesem Fall funktioniert es: 9:17. Besonders viel passiert im restlichen Quarter nicht mehr. Beiden Seiten gelingt kaum noch etwas, die beiden Punter bekommen viel zu tun.
- 4. Quarter: So geht es dann auch im vierten Quarter weiter. Es ist mittlerweile ein wirklich nicht mehr schön anzusehendes Spiel. Washington schickt sich zum Ende an, den Sack zuzumachen. Mit einem weiteren langen Dive, der die Defense sichtlich zermürbt, marschieren sie unaufhörlich über das Feld. In der Redzone werden sie dann gestoppt. 4th&Goal ohne Kicker. Was tun? Natürlich ausspielen. QB Taylor Heinicke erkauft sich Zeit und wirft einen kräftigen Ball auf TE Logan Thomas. Die Schiedsrichter entscheiden auf Touchdown, doch die Review zeigt: Der Ball berührte beim Aufprall den Boden. Incomplete Pass, die Seahawks bekommen den Ball. 97 Yards in 2:19 Minuten. Für Russell Wilson trotz Formtief absolut machbar. Plötzlich läuft die Offense runder, Wilson bedient hier und da RB DeeJay Dallas auf kurzen Checkdowns und sorgt so für konstantes Movement der Chaines. Aus knapp 30 Yards findet er dann den freien WR Freddy Swain in der Endzone. Die nötige Two Point-Conversion wird jedoch intercepted. Letzter Ausweg: Onside Kick. Im Falle einer Recovery reicht den Seahawks ein Field Goal zum Sieg. Es klappt tatsächlich, wird aufgrund einer illegal formation aber zurückgenommen. Washington recovert das Wiederholungs-Play und gewinnt alles in allem verdient mit 17:15.
Die Hauptdarsteller:
QB Russell Wilson: Es fällt schwer, nach so einem Spiel positive Worte zu finden. Das Gefühl sich jede Woche zu wiederholen, drängt sich zusehends auf. Russell Wilson steckt im größten Formtief, das er in seiner NFL-Karriere je hatte. Die Gründe dafür lassen sich nicht an einzelnen Faktoren wie der Finger-Verletzung oder Unzufriedenheit festmachen. Vermutlich ist es wie immer eine Mischung vieler Probleme, die zu dem führen, was wir Fans uns wöchentlich am TV oder im Stadion auf dem Rasen ansehen müssen. Typisch für Wilson ist, dass es aber durchaus noch diese ganz speziellen Plays und Momente gibt, die dafür gesorgt haben, dass wir ihn alle irgendwann mal in unser Football-Herz geschlossen haben. Lange Bälle auf Lockett und aufregende Two-Minute-Drives allein reichen aber leider nicht aus, um dieses Team durch eine ganze Saison zu führen.
QB Taylor Heinicke: Auf der anderen Seite zeigte ein Mann, der mit deutlich weniger Talent gesegnet ist als Russell Wilson, wie man es besser machen kann. Heinicke trägt das Team mit konstant soliden Leistungen so sehr auf seinen Schultern, wie es vonnöten ist. Seine Statlines sind nicht besonders beeindruckend, aber am Ende reicht es dann eben. Washington spielt seine langen Drives meist sauber zuende und sorgt damit für viel Entlastung der eigenen Defense. Dabei ist Heinicke keineswegs ultra konservativ. Die WR Terry McLaurin und DeAndre Carter werden auch auf tiefen Routen bedient und sorgen hier und da für Big Plays. Alles in allem wirkt die gesamte Offense des WFT einfach ausbalancierter.
TE Gerald Everett: Eine der wenigen positiven Storylines der letzten Wochen. Everett wird immer mehr in die Offense eingebunden und sorgt zumindest für den Hauch einer Baseline. Besonders auf kurzen Routen oder Screens ist der athletische Tight End anspielbar. Am Ende stehen neun Targets und fünf Catches zu Buche. Beides Bestwerte bei den Seahawks. Als Sahnehäubchen kommt noch der Touchdown, gerne weiter so!
Die Nebendarsteller:
Ehrenvolle Erwähnung: DE Rasheem Green für die erste Extrapoint-Return-Two Point Conversion seit 2019. WR Tyler Lockett für seine Catches bei wunderschönen langen Bällen. P Michael Dickson für sage und schreibe 400 Punt Yards bei acht Punts. Durchschnittlich 50 Yards pro Punt, drei Stück Inside 20.
Stets bemüht: LB Jordyn Brooks sammelte 10 Tackles, einige davon sehr wichtig, ließ sich aber hin und wieder von RB Antonio Gibson verladen.
Meh: RB Alex Collins, der aus seinen (zugegeben eher begrenzten) Möglichkeiten kaum etwas machte und mit seinem Fumble nach der Adams-Interception das gewonnene Momentum wieder aus der Hand gab…. Die Offensive Line, der es nicht gelang im Run Blocking Räume für Dallas oder Collins zu kreieren. OG Damien Lewis Fehlen wurde schmerzlich bemerkbar.
Die Highlights:
Die Seahawks übernehmen mit diesem Dart die Führung.
This throw 😱 @DangeRussWilson
📺: #SEAvsWAS on ESPN
📱: https://t.co/2WYXwxxKrL pic.twitter.com/rBuveroOSI— NFL (@NFL) November 30, 2021
Eine Interception als Gruppenleistung.
The @Seahawks safety duo forces the INT! @qdiggs6 @Prez
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Vermutlich DAS Highligth des Spiels.
BLOCKED PAT RETURNED FOR TWO POINTS. #Seahawks
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Die Randnotizen:
- Das Washington Football Team holt zuhause seinen ersten Sieg in einem Monday Night Game.
- Die Offense der Seahawks ist durchschnittlich 24:09 Minuten auf dem Feld. Platz 32 in der NFL.
- DE Rasheem Green ist mit 279 Pfund der schwerste Spieler, der je einen geblockten Extrapunkt returned hat.
- Die Seahawks hätten momentan den vierten Pick im kommenden Draft, wenn da nicht … ach, lassen wir das
Das Zitat:
„Looks like Von Miller comes around the edge.“ – ESPN Kommentator Steve Levy über DE Darrell Taylor beim Sack gegen Taylor Heinicke. Ein Ritterschlag.
Der Tweet:
Vielleicht hätte man ihn behalten sollen.
Brian Schottenheimer did nothing wrong.
— Dugar, Michael-Shawn (@MikeDugar) November 30, 2021
Das Fazit:
Wie bereits zu Anfang müssen wir uns die Frage stellen, was uns den Rest der Saison jetzt noch schmackhaft machen soll. Playoffs sind kein Thema mehr, Vorfreude auf den Draft will aufgrund fehlender First Rounder auch nicht so recht aufkommen. Die aktuellen Rookies der Seahawks sind entweder auf IR (CB Tre Brown), finden kaum ins Spiel (WR Dee Eskridge) oder werden nicht berücksichtigt (OT Stone Forsythe). Auch an der Stelle kann man sich also keinen Trost abholen. Wer schon tief in die Offseason eintauchen möchte, kann natürlich bereits einen genaueren Blick auf die Free Agents der Seahawks werfen. Mit wem muss langfristig verlängert werden, wer muss sich beweisen und wen lässt man ziehen? Die Liste ist unangenehm lang. Die beiden Tackles Duane Brown und Brandon Shell, Running Back Alex Collins, aber auch die beiden Stützpfeiler der Secondary DJ Reed und Quandre Diggs haben für nächstes Jahr keinen Vertrag.
Für alle anderen bleibt natürlich noch Fantasy Football oder macht es wie ich und sucht euch für den Rest der Saison ein Team, dem ihr zumindest mal die Daumen drückt. Zum Beispiel das mit den hübschen Trikots in Burgund-rot, gegen das die Seahawks gerade gespielt haben: Ich sag’s ja nur. Hauptsache ihr bleibt dabei und haltet uns und den Seahawks langfristig die Treue. Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen. Und vielleicht kann man zumindest noch den Rivalen die Playoffs versauen. Kommende Woche zum Beispiel.
Ausblick: In Week 13 empfangen die Seahawks am 05.12.2021 um 22.25 Uhr die San Francisco 49ers.