Was für ein Ende dieses Spieles! Die Seattle Seahawks beendeten ihren vier Spiele Negativlauf auf spektakuläre Art und Weise und schlugen die Philadelphia Eagles im heimischen Lumen Field mit 20:17 und stehen nun bei 7:7 Siegen. In der letzten Minute des Spieles gelang ein kaum mehr für möglich geglaubter Sieg und die Philadelphia Eagles müssen den Glauben an den Nummer eins Seed der NFC wohl begraben.
Die Seahawks mussten verletzungsbedingt weiterhin auf QB Geno Smith (Leiste) und auf CB Devon Witherspoon (Rippe) verzichten, während Philly auf seinen QB Jalen Hurts zurückgreifen konnte. Es sollte ein nervenaufreibendes Spiel werden und nur wenige trauten dem Team aus Washington nach den jüngsten Eindrücken einen Sieg zu. Noch dazu, dass Drew Lock im Spiel gegen die 49ers vor einer Woche seinen ersten Start seit über zwei Jahren verzeichnen konnte und die Defensive über die letzten Wochen alles andere als sattelfest war. Wie es dennoch zum unverhofften Sieg reichte, lest ihr in der folgenden Recap:
Der Spielverlauf:
- 1. Quarter: Das Spiel begann denkbar schlecht: die Gäste aus Philadelphia erhielten den Ball und gaben ihn für sage und schreibe 15 Plays und knapp neun Minuten nicht mehr her, bis QB Jalen Hurts sein Glück an der Goal – Line in die Hand nahm, um zum 7:0 Touchdown Eagles lief. Ein schnelles „Three and out“ auf der Gegenseite. RB Ken Walker biss sich durch die Mitte die Zähne aus und QB Drew Locks Pass erreichte DK Metcalf zu kurz – Punt. Mehr Zugriff für die Defensive im nächsten Eagles – Drive. Unterstützt durch die 12s und die Flagge für den Frühstart, setzte S Quandre Diggs TE Dallas Goedert unter Druck und verhinderte den Pass. Einen Drive der gut begann, machten sich die Gastgeber selbst zu Nichte. Knapp vor der Mittellinie die bereits zweite Flagge für das Heim – Team (!) für den Frühstart, dieses Mal durch WR Jake Bobo – und erneut konnte die Offensive das Team nicht im Spiel halten und musste punten.
- 2. Quarter: Das zweite Viertel startete, wie das erste Viertel begann. Die Eagles bewegten den Ball sicher und souverän über das Feld und die Gäste nahmen dabei erneut viel Zeit von der Uhr. S Quandre Diggs war es dann in der Red Zone vorbehalten, den Drive mit physischer Präsenz zu stoppen und somit „nur“ ein Fieldgoal zum 10:0 Philadelphia zuzulassen. Eine Strafe für Pass Interference gleich im ersten Play verschaffte Drew Lock und co. einen passablen Start in den nächsten Angriff. RB Ken Walker fand die erste Lücke des Abends, G Damien Lewis half dabei kräftig mit, ehe WR Jaxon Smith Njigba erstmal frei im Slot angespielt wurde. Mehr als ein Field Goal sprang trotz aller Mühen nicht hinaus und somit verkürzte das Heimteam auf 3:10 Seattle. Erstmals in diesem Spiel schaffte es auch der Pass Rush aktiv zu werden und setzte QB Jalen Hurts zu und erzwang einen schnellen Ballwechsel. Noch 78 Sekunden in der ersten Halbzeit für einen Gegenangriff und die Chance für Drew Lock? Pustekuchen. Ein völlig unnötiges „Intentional Grounding“ brachte neben der Strafe und dem Verlust des Spielversuches lediglich Frust für seine Farben und den erneuten Ballwechsel ein. Halbzeit.
- 3. Quarter: Die Seahawks suchten ihr Heil im Laufspiel, genauer gesagt über die Intention von RB Ken Walker III, der zu Beginn ein Tackle nach dem Anderen brach und konnte erstmals an diesem Abend auch den zweiten RB Zach Charbonnet integrieren. Und es war die „Nähmaschine“ Ken Walker, der mit freundlicher Blocking – Mithilfe von TE Noah Fant die Lücke in der Defensive fand und zum Touchdown 10:10 ausglich. Die offensive Qualität der Gäste ließ sich in der Folge nicht kontrollieren. Über die Mitte suchte sich RB DeAndre Swift den Raum, die Receiver Smith und Brown traten in Erscheinung und Jalen Hurts war erneut nicht stoppen. So endete der Drive aus kürzester Entfernung durch die Mitte zur erneuten Führung der Gäste: 17:10 Touchdown Eagles. D-Liner Fletcher Cox setzte dem Gegenangriff der Hausherren mit seinem Sack gegen Drew Lock ein schnelles Ende. Zuvor überwarf Lock den steil startenden WR Tyler Lockett, der ebenfalls noch kein Faktor im Spiel war. Auch die Eagles brachten einen Punter mit in den pazifischen Nordwesten, der gleich darauf zum Einsatz kam und das Spiel verlief beidseitig etwas zerfahrener.
- 4. Quarter: Wenn die Eagles eine Sache an diesem Abend nicht stoppen konnten, dann war es RB Ken Walker: zu Beginn des letzten Viertels bereits mit 17 Carries und 109 Yards ausgestattet, hielt er sein Team im Spiel und brach weiter Tackle um Tackle. Der Drive wurde dann durch Rookie Jalen Carter beendet, der durchbrach und Drew Lock zu Fall brachte. Immerhin: ein Field Goal aus 43 Yards zum 13:17 Seattle. Philly schaffte es nun mit Selbstvertrauen den Ball zu bewegen. Höhe Mittellinie wagt QB Jalen Hurts einen tiefen Ball, doch S Julian Love kam Receiver Justin Watkins zuvor und fing den Ball in der eigenen Endzone mit starker Coverage ab. Kapital schlagen konnten die Hausherren daraus nicht, denn in Rekordzeit ging es vom Feld mit dem erneuten Ballwechsel. Da hätte mehr daraus gemacht werden müssen, denn die Zeit lief Seattle nunmehr davon. D-Liner Leonard Williams, omnipräsent in diesem Spiel, drückte Hurts merklich zurück und erzwang so noch einmal Ballbesitz für sein Team mit knapp zwei Minuten auf der Uhr. Mit dem Mut der Verzweiflung fand Drew Lock DK Metcalf auf Außen für mehr als 40 Yards und konnte ebenfalls die Uhr anhalten. Aus dann 29 Yards bei noch 28 Sekunden auf der Uhr fand Drew Lock den Rookie Receiver Jaxon Smith – Njigba, der CB James Bradbury alt aussehen ließ zum 20:17 Touchdown und der ersten Führung des Abends! Jalen Hurts nahm nun volles Risiko und warf den Ball tief aus der eigenen Hälfte und fand – S Julian Love! Interception, die Zweite! Die Seahawks gingen auf`s Knie und gewannen in einem Herzschlagfinale.
Die Hauptdarsteller:
QB Drew Lock: 208 Yards standen am Spielende zu Buche und zwischenzeitlich auch viele „3 and outs“. Doch den entscheidenden Spielzug zum Schluss erzwang Lock mit Mut und Armstärke. 22 Completions bei 33 Versuchen stand am Ende des Spieles in den Statistik Büchern. Doch viel wichtiger: der Sieg!
S Julian Love: Die Verteidigung der Seahawks, insbesondere die Secondary, wurde zuletzt stark kritisiert. Konzepte, die nicht umgesetzt wurden oder Duelle die schlicht verloren gingen. Julian Love aber war in diesem Spiel zwei Mal zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle und gewann mit der zweiten Interception das Spiel für seine Farben.
WR Jaxon Smith – Njigba: Nur vier Mal war der Rookie aus Ohio Ziel seines Quarterbacks für insgesamt 48 Yards. Ein Großteil davon verbuchte er aber mit dem entscheidenden Touchdown in letzter Minute, als er dem Gäste Cornerback entwischte und die Playoff Hoffnungen in Seattle am Leben hielt.
Die Nebendarsteller:
Ehrenvolle Erwähnung: DL Leonard Williams für das konsequente „unter Druck setzen“ von Jalen Hurts. Omnipräsent und mit fünf Tackles ging er voran und zeigte sich mit einer starken Verbesserung und ließ erahnen, warum John Schneider einen Zweitrunden – Pick nach New York zu den Giants schickte. RB Ken Walker für 86 Yards bei 19 Versuchen und der immerwährenden Gefahr, wenn es die Seahawks über den Lauf versuchten. Ein Touchdown zum zwischenzeitlichen Ausgleich und 4.5 Yards im Schnitt.
Stets bemüht: WR Tyler Lockett: 21 Yards bei neun Anspielen. Deutlich unter den Möglichkeiten geblieben und irgendwie ohne richtige Verbindung zu Drew Lock blieb Lockett an diesem Abend ein Fremdkörper in der Offensive. Positionsgruppe TE: alle drei Tight Ends zusammen kamen auf 31 Yards und waren einmal mehr als Blocker für die eigene Laufarbeit gefragt. Diese Arbeit hingegen führten die drei selbstlos und erfolgreich aus und verhalfen ihrem Team damit zum Sieg.
Meh: Team Disziplin: insbesondere die Flaggen für das falsche Starten an das Heimteam sind unnötig, ebenso wie das absichtliche Ball wegwerfen von Drew Lock. Es zieht und zog sich wie ein roter Faden durch die Saison, dass es sich das Team immer wieder selbst schwer macht. Immerhin: an diesem Abend ging es noch mal gut.
Die Highlights:
Tolles Blocking der gesamten Offense für Ken Walker
.@Kenneth_Walker9 cuts back for a 23-yard TD!
📺: #PHIvsSEA on ESPN/ABC
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Game-winning Touchdown, toll gesehen von Lock, noch besser umgesetzt von JSN
Lock to JSN for the lead!
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Game-sealing Interception – von und mit: Liebe.
Two hands. Two feet. Two Julian Love INTs.#ProBowlVote + @_jlove20 pic.twitter.com/0E5yIdOswp
— Seattle Seahawks (@Seahawks) December 19, 2023
Die Randnotizen:
- C Jason Kelce hatte bis vor dem Spiel übrigens fast gegen alle NFL Teams einen Sieg erzielen können. Ausnahme: Die Seattle Seahawks.
- Wechsel vor dem Spiel im defensiven Play – Calling der Gäste: Sean Desai, aktuell Defensiv Koordinator in Philadelphia gab dieses Amt an Matt Patricia ab.
Die Verletzten:
Zumindest zu den bekannten Ausfällen gesellten sich keine neuen Verletzen aus dem Spiel dazu.
Das Zitat:
„It`s been a Long Time! I am just…: Wow!“ QB Drew Lock im Interview auf dem Feld direkt nach dem Sieg überwältigt von seinen Emotionen bei ESPN.
Der Tweet:
Gute Nacht aus Frankreich :-)
AHAHAHA
BONNE NUIT ET GO HAWKS 💙💚 pic.twitter.com/JgxgM2vEOb
— Seahawks France (@SeahawksFrance) December 19, 2023
Das Fazit:
Das war so wichtig! Nach einem tollen Two-Minute-Warning stehen die Seahawks jetzt bei 7-7 und sind wieder voll im Playoffrennen. Die Chance, in der Postseason dabei zu sein, lag vor dem Spiel noch bei nur rund 20%. Jetzt liegt sie bei fast 50%. Was für ein wichtiger Sieg!
Können von den kommenden Spielen bei den Titans, gegen die Steelers und bei den Cardinals mindestens zwei, besser alle drei gewonnen werden, so kann es doch noch eine Postseason für die Seahawks geben.
Ausblick: In Week 16 gastieren die Seahawks am 24.12.2023 um 19.00 Uhr in Tennessee, bei den Titans.