Week 6 in der NFL-Saison 2024 stand an und damit auch der bislang wahrscheinlich größte Stresstest für die Seattle Seahawks in dieser Spielzeit. In der Nacht auf Freitag waren nämlich die San Francisco 49ers im Lumen Field zu Gast. Im Kampf um den Platz an der Sonne der NFC West mussten sich Head Coach Mike Macdonald und Co. also ausgerechnet mit dem alten Erzrivalen aus Kalifornien auseinandersetzen. Und das gerade einmal vier Tage nach der peinlichen Heimniederlage gegen die New York Giants.
Dass die Seahawks pünktlich zum Spiel erneut auf wichtige Puzzlestücke in der Defense verzichten mussten, darunter nicht nur DE Uchenna Nwosu, der wegen einer Oberschenkelverletzung sogar auf die Injured Reserve-Liste wanderte, sondern auch noch Nr. 1-CB Riq Woolen (Knöchel), wog mehr als schwer. Zwar gingen auch die 49ers das Matchup in Seattle ohne RB Christian McCaffrey (Achillessehne) und damit ohne einen ihrer größten Stars an. Ob dieser Verlust am Ende aber „groß genug“ war, damit die Seahawks gegen das Super-Roster aus San Francisco bestehen konnten, zeigen wir euch in unserer Recap:
Der Spielverlauf:
- 1. Quarter: Die Seahawks empfingen den Kickoff und brachten ihre Offense in Week 6 als Erstes aufs Feld. Schnell ging es dabei in den dritten Versuch, doch hier fand QB Geno Smith zum ersten Mal WR DK Metcalf für viel Raumgewinn. Einen Snap später war es dann leider Rookie-S Malik Mustapha, der kurz vor der Endzone den Spielverderber machte und eine Interception sicherte. Und natürlich kamen die 49ers gut in Gang und marschierten mit QB Brock Purdy das Feld herunter, wo es unter anderem Rookie-RB Jordan Mason war, dem ein 38-Yard-Lauf gelang. Seinen Abschluss fand der 97-Yard-Drive der Gäste dann durch ein Field Goal von Backup-K Matthew Wright. 0:3 49ers Nach einem schlechten Return startete Seattles Offense im Anschluss in ungünstiger Feldposition. Weit kam Smith nicht und so war es nach nur einem First Down Zeit für P Michael Dickson. Aus dem Ballbesitz machten die Niners jedoch nicht viel und gingen 3&out.
- 2. Quarter: Was die 49ers konnten, schafften die Seahawks natürlich ebenfalls und lieferten im ersten Drive des zweiten Viertels ihr erstes 3&out mit folgendem Punt. Eine Einladung, die WR Deebo Samuel annahm und nach einem Catch für 76 Yards in die Endzone zum Touchdown spurtete. 0:10 49ers Besserung war für die Seahawks in Week 6 aber weiter nicht in Sicht, denn den Kick-Return fumbelte WR Laviska Shenault umgehend zu den Niners zurück. Seattles Defense konnte man im Anschluss zugutehalten, dass sie kein First Down zuließ und Matthew Wright zum Field Goal antreten musste. 0:13 49ers Ein Tackle for Loss gegen RB Ken Walker und eine Holding-Strafe gegen C Connor Williams waren dann jedoch wieder echte Drive-Killer, obwohl 49ers-DE Nick Bosa mit einer Strafe gegen sich den Ballbesitz der Seattle-Offense verlängern wollte. Nach dem Dickson-Punt legte Purdy seinerseits tief vor der eigenen Endzone los. An dieser Stelle machten die Niners erneut Niners-Sachen und die Seahawks, Seahawks-Sachen, als sie Purdy und Co. weitestgehend freies Geleit das Feld heruntergaben, Face Mask-Strafe gegen DE Dre’Mont Jones inklusive. Aber: Nutzen konnten das die Gäste schließlich nur für ein Field Goal. 0:16 49ers Die Two-Minute-Offense hielt Geno Smith mit drei guten Pässen auf WR Jaxon Smith-Njigba am Leben, bevor es in die Redzone ging. Eine Pass Interference-Strafe gegen San Francisco in der Enzone, brachte den Ball schließlich bis an die 1-Yard-Line. Ohne Timeout konnte Seattle aber nicht Laufen und drei kurze Pässe blieben erfolglos, den letzten fing Metcalf nur knapp im Aus und so war es K Jason Myers mit den ersten Punkten für Seattle – Halbzeitstand: 3:16 49ers
- 3. Quarter: Die zweite Hälfte begannen die Seahawks zunächst typisch mit einer Flagge beim Kickoff. Ob sich die Macdonald-Defense davon einschüchtern ließ? Es schien zumindest so, da Purdy und die Niners offensiv weiter freie Hand hatten. Den dominanten Drive krönte TE George Kittle aus San Franciscos Sicht endlich mit dem zweiten Touchdown. 3:23 49ers Und wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt in Week 6 von irgendwo ein Laviska Shenault her und trägt den Kickoff für 97 Yards zurück in die Endzone. 10:23 49ers Kurz vor der Mittellinie hielt die Seahawks-Defense in der Folge dann ihrerseits so weit Stand, dass den Gästen nur der Punt übrig blieb. Schnell, effektiv, kreativ und bei 3rd Down eiskalt, so manövrierte sich die Offense der Hausherren auch dank eines überragenden Catches von WR Tyler Lockett über 90 Yards Richtung Niners-Endzone, wo Ken Walker den Drive mit einem kurzen Rushing-TD abschloss. 17:23 49ers Zu diesem Zeitpunkt war das Momentum klar aufseiten der Seahawks, sodass auch die Defense wach wurde und die Niners in Week 6 erneut 3&out schickte.
- 4. Quarter: Nach kurzer Verwirrung um eine mögliche Kick-Recovery von San Francisco, bekam Geno Smith doch den Ball, bevor dem Drive in der eigenen Hälfte die Puste ausging. Und weil es statt einer Strafe gegen die 49ers, eine Flagge gegen DT Leonard Williams gab, hielt die Seahawks-Defense das Offensivspiel der Gäste in der nächsten Serie am Leben. Doch ein starker Stopp von CB Devon Witherspoon und Co. kurz hinter der Mittellinie erzwang zum wiederholten Male einen Punt der Niners-Special Teams. Nutzen konnten die Seahawks das aber erneut nicht, weil Geno eine Inteception gegen Rookie-CB Renardo Green in der eigenen Hälfte warf. Bestraft wurde das umgehend von Kittle, der nach wenigen Plays den Touchdown fing und dazu wollten die Niners den Schmerz für die 12s in Week 6 weiter mit einer Two-Point-Conversion einreiben, die jedoch nicht klappte. 17:29 49ers Kaltstellen ließ sich Seattle aber zum Glück noch nicht und nach einem langen Drive über das gesamte Spielfeld war es Lockett, der nach dem Two-Minute-Warning bei 4th&Goal einen Touchdown fing! 24:29 49ers Zum Leid aller Seahawks-Fans, wollte das Team das Spiel aber nicht mehr gewinnen und ließ im ersten Snap einen 76-Yard-Lauf von Rookie-RB Isaac Guerendo zu, der bis kurz vor die Endzone ging. Von da aus lief FB Kyle Juszczyk zum abschließenden Touchdown. Endstand: 24:36 49ers
Die Hauptdarsteller:
Seahawks-QB Geno Smith: Hatte in der zweiten Halbzeit seine guten Momente, aber ansonsten vollkommen von der Rolle an diesem Abend. Warf zwei vollkommen unnötige Interceptions, war auch im Pocketmanagment selten auf der Höhe und übersah, als das Spiel noch eng war, einen vollkommen zum Touchdown frei stehenden Ken Walker vor der Endzone. Musste insgesamt 52 Mal werfen für 312 Yards, einen TD und eben zwei Picks.
Seahawks-WR Tyler Lockett: Der Veteran-Receiver ist und bleibt trotz aller Unkenrufe, was sein Alter angeht, weiter eine zuverlässige Anspielstation für Smith. In Primetime jetzt wieder mit vier Catches, darunter ein traumhafter in Coverage für 65 Yards und einem Touchdown.
49ers-DE Nick Bosa: Terrorisierte die O-Line der Seahawks mit seinem raketenschnellen Getoff im Pass Rush. Obwohl er nur zwei QB-Hits vorzuweisen hatte, machte er gefühlt das ganze Spiel über konstanten Druck auf Geno Smith und verunsicherte diesen massiv.
Die Nebendarsteller:
Ehrenvolle Erwähnung: K Jason Myers war an diesem Abend erneut fehlerlos und versenkte ein Field Goal sowie drei Extrapunkte sicher – so viel zum Thema Kicker-Diskussion. TE Noah Fant war bislang über die ganze Saison komplett unauffällig, doch gegen San Francisco mit sechs Catches für 63 Yards ein wichtiger Teil der Offense.
Stets bemüht: CB Artie Burns jüngst aus dem Practice Squad berufen, füllte er die Woolen-Lücke als einer der Starting-Cornerbacks solide aus und wehrte zwei Pässe ab, bevor er sich leider verletzte.
Meh: Am Anfang versuchte die Offense das Seahawks-Laufspiel im Gang zu bringen, was aber überhaupt nicht zu fruchten schien. Das Ergebnis am Ende: 20 Läufe für 52 Yards und 2,6 Yards pro Lauf – also kein NFL-Niveau. Die Seahawks-Laufverteidigung ließ 255 Rushing-Yards von sieben verschiedenen Ballcarriern zu. Mehr muss man dazu nicht sagen. WR DK Metcalf wurde elfmal von Smith angespielt, fing aber nur drei Bälle für 48 Yards. Positiv: kein Fumble, mehr aber auch nicht.
Die Highlights:
Das hätten die ersten Punkte für Seattle sein können, wobei die Betonung auf dem Konjunktiv liegt.
The Seahawks were this close to a TD before the half.#SFvsSEA on Prime Video
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Was DeeJay Dallas für Arizona kann, kann Laviska Shenault für Seattle schon lange: einen Kickoff zum Touchdown zurücktragen.
LAVISKA. 97 YARDS. pic.twitter.com/2iQKsCYWcu
— Seattle Seahawks (@Seahawks) October 11, 2024
Ken Walker wie eine Dampframme von der Goalline in die Endzone.
Kenneth Walker III makes it a one-possession game #SFvsSEA on Prime Video
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Mal wieder ein Touchdown von Tyler Lockett – woohoo!
Touchdown @TDLockett12! pic.twitter.com/Dla0j1CnV4
— Seattle Seahawks (@Seahawks) October 11, 2024
Die Randnotizen:
- Richard Sherman wurde als TV-Experte an alter Wirkungsstätteherzlich von Leonard Williams begrüßt.
Die Verletzten:
CB Tre Brown humpelte Mitte des dritten Viertels verletzt vom Feld. Ebenfalls direkt im Spielabschnitt nach der Halbzeit fiel ein Niners-Defensive Back WR Jake Bobo unabsichtlich von hinten in die Beine, sodass auch Nr. 19 runter vom Kunstrasen musste. Beim folgenden Kick-Return der Gäste war Bobo aber wieder da und setzte ein krachendes Tackling. Und im vierten Quarter lichteten sich dann auch weiter die Reihen im defensiven Backfield, als es für CB Artie Burns in Begleitung der Physios in die Umkleide ging.
Das Zitat:
„Obviously we did a lot of things you don’t want to do if you want to win football games.“ – Seahawks-QB Geno Smith nach dem Spiel auf die Frage, was in Seattles Offense an diesem Abend falsch lief.
Der Tweet:
Persönlich muss man Nick Bosa nicht mögen, aber was der Mann in Week 6 auf dem Kunstrasen des Lumen Field mit der O-Line der Seahawks anstellte, ist absolute Weltklasse. Ein ausgewachsener Mann gegen Kinder – zumindest gefühlt.
Nick Bosa generated 14 pressures against the Seahawks, tied for the most pressures by a pass rusher in a game over the last four seasons (when Bosa also had 14 pressures in Week 4, 2022 against the Rams).
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— Next Gen Stats (@NextGenStats) October 11, 2024
Das Fazit:
Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich mich von den drei Siegen der Seahawks aus den ersten drei Saisonspielen komplett habe blenden lassen. Dieses Team ist unter Mike Macdonald noch lange nicht dort, wo es bestimmt einmal sein wird. Bis es so weit ist, müssen die 12s leider noch ertragen, dass Top-Teams wie die Niners ihnen ganz klar die Grenzen aufzeigen. In Week 6 war Seattle dem Erzrivalen in allen Belangen unterlegen. Wäre San Francisco nicht so von Verletzungen geplagt, hätte das Ergebnis noch schlechter für die Gastgeber ausgesehen.
Teile der Mannschaft wurden wie gegen die Giants vor Wochenfrist von Rookies vorgeführt. Geno Smith warf zwei Interceptions auf Liga-Neulinge und Rookie-RB Isaac Guerendo schaffte mit Leichtigkeit 99 Laufyards gegen die Seahawks-Defense. Auf der offensiven Seite des Balles war der Gameplan von Ryan Grubb weiter stark verbesserungswürdig. 52 versuchte Pässe bei nur 20 Laufversuchen zeugen von einer kaum vorhandenen Balance3, wozu auch eine unterirdische O-Line-Leistung beiträgt. Besserung ist hier kaum in Sicht, und so sollten wir 12s uns im Laufe der Saison auf viele weitere Niederlagen einstellen – leider.
Ausblick: In Week 7 gastieren die Seahawks am 20. August 2024 um 19 Uhr bei den Atlanta Falcons.