Es ist eine Floskel, aber wo passt sie besser als hier: Ein verdammt wichtiger Sieg war das in Charlotte. Die Seattle Seahawks haben am Sonntagabend mit 30:27 bei den Carolina Panthers gewonnen. Sie haben ihren direkten Konkurrenten dadurch aufgrund des gewonnenen Tiebreakers überholt und können sich trotz eines schweren Spielplans zum Ende der Saison hin berichtigte Hoffnungen auf den Playoff-Einzug über die Wild Card machen. Sweet Carolin(a)! Nun der Rückblick auf die positiven und negativen Aspekte des Spiels:
Positiv:
QB Russell Wilson: Erstmals seit Woche 4 haben die Seahawks weniger als 150 Rushing Yards als Team, um genau zu sein waren es sogar nur 75 Yards. Und trotzdem gewann das Team – wegen eines sehr gut aufgelegten Russell Wilson. Der schaffte 10,9 Yards pro Passversuch und kam auf zwei Touchdowns und keine Interception. Durch seine 329 Passing Yards schaffte er es auch, in Person von Tyler Lockett (107 Yards, 1 TD) und David Moore (103 Yards, 1 TD) gleich zwei Receiver mit mehr als 100 Yards zu haben. Besonders die Play Actions waren wieder eine effiziente Waffe. Aber auch trickreiche Spielzüge wie der Pass auf Fullback Tre Madden, der fast in einem Passing Touchdown resultierte, waren erfolgreich.
Klitzekleines Manko – man sollte ja immer auch ein wenig kritisch sein – war der misslungene Pass zum weit offenen Doug Baldwin, der früh im Spiel der erste Touchdown hätte sein können.
Maaaaaaaaaaaaan that hurts pic.twitter.com/QvVB6HeSOc
— Computer Cowboy (@benbbaldwin) November 25, 2018
Redzone-Defense: So schlecht die Defense gegen Carolina auch war (dazu später mehr), in der Redzone war sie doch herausragend. Begonnen hatte alles mit einem millimeterknappen Stop von Defensive Tackle Jarran Reed bei 4th Down. Im darauffolgenden Drive zwangen die Seahawks die Panthers zum Field Goal, weil der über Wochen hinweg nicht eingesetzte Nazair Jones diesmal spielte und einen perfekten Lauf-Stop zeigte. Später folgte noch eine Interception von Safety Bradley McDougald. Das macht unterm Strich bei sieben Besuchen der Redzone drei Touchdowns und zwei Field Goals. Das ist herausragend. Die Panthers benötigten spät im Spiel ein umstrittenes Pick Play, um ihren Running Back Christian McCaffrey frei in die Endzone zu schicken.
Ein Sonderlob erhält Rookie-Cornerback Tre Flowers, der im Gegensatz zu seinem schwächelnden Kollegen Shaquill Griffin mit dem Passangriff der Panthers halbwegs zurecht kam und kurz vor Spielende mit einem Tackle Carolinas First Down verhinderte – was dann zum verschossenen Field Goal und dem Gegenangriff der Seahawks führte.
Wide Receivers: Woche für Woche übertreffen sich die Passempfänger der Seahawks – aber nicht nur spielerisch, sondern vor allem bei dem, was danach passiert. Nach Tanzeinlagen, nachgespielten Filmsequenzen gab’s diesmal eine Szene aus der NBA. Neuestes Highlight in Seattle Jubel-Sortiment: Der Allen Iverson Step.
Lockett broke out the AI/Lue step 🐐
(via @thecheckdown)pic.twitter.com/ELW0sgB9Kj
— Bleacher Report (@BleacherReport) November 25, 2018
RB Chris Carson: Der Running Back Nummer eins der Seahawks ist seinen zwei ebenfalls nicht so schlechten Kollegen Mike Davis und Rashaad Penny körperlich sowas von überlegen. Kurz gesagt: Er ist ein Monster. Das zeigte sich immer wieder bei gebrochenen Tackles, aber vor allem, als er Anfang des dritten Quarters bei einem versuchten Sprung über einen Verteidiger keine Wahl mehr hatte, als den Salto einzuleiten. Bis hierhin ist das noch nicht ganz ungewöhnlich, da Carson zuletzt immer wieder über Gegenspieler sprang. Doch dass er nach dem ungewollten Überschlag auf den Füßen landete und noch ein paar Meter weiter lief, das grenzt schon an Wahnsinn. Das Potenzial als Szene der Saison ist vorhanden.
Flippin' awesome!!@ccarson_32 | #SEAvsCAR pic.twitter.com/wnbtJjuUDY
— Seattle Seahawks (@Seahawks) November 25, 2018
Neutral:
P Michael Dickson: Diesmal bekamen wir eine mittelmäßige Leistung von unserem Rookie-Punter zu sehen. Zwar kam er wieder auf über 50 Yards pro Punt, doch gerade sein letzter Versuch ging nur über 40 Yards und positionierte die Panthers hervorragend, um anschließend einen Touchdown-Drive hinzulegen. Für viele gute Punts sei ihm dieser misslungene selbstverständlich verziehen.
Negativ:
Defensive: Wie im ersten Satz weiter oben beschrieben, war die Defense gewöhnungsbedürftig. Mit 476 zugelassenen Yards war Seattle hier so schlecht wie noch nie in dieser Saison. Dazu waren die Seahawks wieder gewohnt anfällig beim Laufspiel und trugen ihren Teil dazu bei, dass McCaffrey seinen Karriereabend erlebte. Am Ende stand der flinke Läufer der Panthers bei 125 Rushing Yards (7,4 pro Lauf) und 112 Yards im Passspiel.
Pass Rush: Gegen eine anfällige Offensive Line der Panthers schaffte Seattle keinen Sack und wirkte auch nicht so, als ob es Newton wirklich unter Druck setzen könnte. Dabei war völlig egal, wo der Pass Rush ansetzte, nirgends war ein Durchkommen. So kann man langfristig keine Spiele defensiv gewinnen.
Fumble-Eroberung: Fumbles überall! Obwohl die Seahawks fünf Fumbles forcieren konnte, gelang es der Defensive nicht, auch nur einen Fumble zu erobern und somit der eigenen Offense eine bessere Ausgangsposition zu liefern. Das ist teils eine Glückssache, kann durch bessere Aufmerksamkeit aber auch beeinflusst werden. Gleichzeitig hatte die Offensive aber auch Dusel, dass die Ballverluste von Chris Carson nicht bestraft wurden.
Fazit:
Das sei kurz erwähnt: Der Kollege Henri Wolfarth lag mit seinem Ergebnistipp vollkommen richtig. Die Seattle Seahawks haben nach diesem wichtigen Sieg weiter Chancen auf die Wild Card und somit auch Playoffs. Nun muss der Pflichtsieg gegen die San Francisco 49ers folgen – und dann kommt das Schlüsselspiel gegen die Minnesota Vikings, die in der vergangenen Nacht die Green Bay Packers besiegten auch noch eine Wild Card haben wollen.