Vor einer überragenden Kulisse im Londoner Wembley Stadium mit einem neuen Rekord von 84.922 Zuschauern schenkten die Seattle Seahawks all ihren Fans da draußen in der Welt einen überzeugenden und ungefährdeten 27:3-Sieg über die Oakland Raiders. Mehr als 200 Mitglieder unseres Fanklubs waren vor Ort und trugen einen großen Teil dazu bei, dass sich Seattle – formal eigentlich das Auswärtsteam – wie eine Heimmannschaft fühlen konnte.
Dazu sagte Seahawks-Quarterback Russell Wilson direkt nach dem Spiel: „Die Zuschauer waren beeindruckend. Unsere Fans reisen so eifrig wie sonst niemand.“ Beim Sieg in der britischen Hauptstadt konnte Seattle in fast allen Mannschaftsteilen überzeugen. Selbst ein Touchdown im ersten Drive des Spiels gelang nach über zwei Jahren mal wieder.
Positiv:
DE Frank Clark: Ja, eigentlich müsste hier die gesamte Defensive Line der Seahawks stehen, die eine schwache und von Verletzungen geplagte Raiders O-Line dominierte und Derek Carr sechs Mal zu Boden brachte. Auch in der Laufverteidigung konnte die Line sehr überzeugen.
Aber es ist wichtig den (mal wieder) besten und dominantesten Pass-Rusher der Seahawks hervorzuheben. Sein Vertrag läuft nach dieser Saison aus und er zeigt Woche um Woche, weshalb er sich eine saftige Gehaltserhöhung verdient hat. Vor der Saison war es verständlich, dass John Schneider und Co. erst einmal sehen wollten, ob Clark die Rolle als klare Nummer Eins im Pass-Rush übernehmen kann und dies hat er bisher eindrucksvoll bewiesen. Selbst wenn es im Pass-Rush nicht so gut läuft, ist er meist der einzige Lichtblick in der Defensive Line. Gegen die Raiders bescherte er Rookie LT Kolton Miller Albträume. Obwohl er nur eine (!) Halbzeit spielte, kam er auf 2,5 Sacks und zwei erzwungene Fumbles. Eine überragende Leistung und man könnte meinen dass Clark teurer und teurer wird, je länger John Schneider mit einer Vertragsverlängerung wartet. Clark muss unbedingt als Anker im Pass-Rush gehalten werden.
Daher mein Tipp: Da die Bye-Week zwischen dem nächsten Spiel liegt, wird Clark das nächste Spiel mit einer frisch unterzeichneten Vertragsverlängerung bestreiten.
Seahawks-O-Line: Tatsächlich findet sich die O-Line der Seahawks immer öfter im positiven Bereich unserer Recaps wieder. Und das mit gutem Grund. Ein starke Performance im Run-Blocking trug dazu bei, dass Seattle 155 Yards bei 37 Versuchen erlief. Eine gute Leistung in Sachen Pass-Protection rundete den starken Abend ab und ließ Wilson nach dem Spiel über seine fünf Beschützer schwärmen. Dass Germain Ifedi immer besser seinen Rythmus findet weiß nun schon fast jeder. Aber es wird oft nicht beachtet, was die Wechsel auf den beiden Guard-Positionen bewirkten. Seit D.J. Fluker und J.R. Sweezy diese Positionen bekleiden, ist die Leistung in Sachen Pass-Protection aber vor Allem im Run-Blocking viel besser geworden.
QB Russell Wilson: Wilson spielt bisher eine starke Saison. In Verbindung mit dem guten Laufspiel ist er sehr effektiv. Er führt die Liga in Touchdown-Percentage an. 7,9 Prozent seiner Pässe finden den Weg in die Endzone – ein starker Wert. Bis auf die etwas hässliche Interception lieferte Wilson ein blitzsauberes Spiel ab und brachte fast jeden Pass an den Mann (17/23; 3 TD, INT; 222 YDS). Die Raiders fanden kein Mittel ihn aufzuhalten. Darüber hinaus bewegte sich Wilson sehr gut in der Pocket und man merkte, dass sein Vertrauen in die O-Line mehr und mehr wächst. Anstatt nach hinten auszuweichen ging er oft in die Pocket hinein oder steuerte nach rechts und links um den Pass-Rush auszuweichen. Er zeigte einmal mehr, warum er einer der besten Pocket-Passer der Liga ist. Sogar aus einem missratenem Snap zauberte Wilson in Houdini-Manier noch einen Touchdown-Pass auf David Moore, der bisher die Entdeckung der Saison ist. Er und Chris Carson, die beide im Jahr 2017 im NFL-Draft von den Seahawks in der gleichen Runde gezogen wurden sind mindestens eine der besten siebten Draft-Runden der Franchise-Historie.
Wilson ist auf dem Weg seine bisher statistisch beste Saison zu spielen. Nach sechs Spielen kommt er auf 13 Touchdowns bei vier Interceptions und ein Passer Rating von 104,8. Das wäre sein bisher bester Start in eine Saison, zumal er oftmals in der zweiten Hälfte der Saison noch mehr brilliert. Davor lag sein Bestwert nach sechs Spielen im Jahr 2014, als er ein Passer-Rating von 101,9 vorweisen konnte.
Neutral und Negativ:
Auch wenn es hier und da immer Raum für Verbesserung gibt, ist hier aufgrund der guten Gesamtleistung der Seahawks ausnahmsweise nichts hinzuzufügen.
Ausblick:
Mit einer Bilanz von 3-3 geht es für Seattle erst einmal in die Bye Week. In Sachen Playoffs ist für die Seahawks noch alles drin. Dass Seattle nach vier Auswärtsspielen bei einer ausgeglichenen Bilanz steht ist sehr gut. Die starke Phase der Seahawks kann nun kommen.