Won the West. Die Seattle Seahawks sind Champions der NFC West und beginnen die Playoffs in ihrer Conference mindestens auf Seed 3. Gegen die Los Angeles Rams waren dafür eine souveräne Verteidigungsleistung und zwei Touchdowns nötig.
Ein lange Zeit an Highlights armes Spiel ging mit einem leistungsgerechten 6:6 in die Halbzeit. Beide Offenses kamen nicht gut ins Spiel und die Verteidigungsreihen machten ihren Job wirklich gut. Anpassungen auf Seiten der Seahawks drehten die Partie in Richtung des Teams aus dem Pacific Northwest. So reichte es letztlich zu einem 20:9-Sieg und dem abermaligen Gewinn der Division.
Die Ausgangslage vor dem Spiel war klar: Ein Sieg der Seahawks würde zum Division-Sieg reichen – eine Niederlage hätte die Situation vor Woche 17 noch komplexer gemacht. Letztlich reichten ein paar gute Spielzüge in Halbzeit zwei und eine überragende Defense-Leistung zum Divisiontitel – zum ersten Mal seit 2016. Ein toller Erfolg in einer wirklich starken Division.
Der Spielverlauf:
- 1. Quarter: Das Spiel beginnt mit Punts auf beiden Seiten, danach bringen die Rams den ersten vernünftigen Drive auf den Platz und landen auch direkt auf dem Scoreboard: Per Field Goal durch Matt Gay. Danach gibt es wieder Punts auf beiden Seiten. Beide Teams sind noch nicht so ganz im Spiel und so steht es nach dem ersten Quarter 0:3.
- 2. Quarter: Die Seahawks beginnen mit einem ersten langen Drive, kommen aber letztlich auch nur zu einem Field Goal durch Jason Myers und gleichen so aus. Den folgenden Drive nutzen die Rams, um die alte Führung wieder her zu stellen, 3:6 per Kick durch die Stangen. Nach einem Punt der Seahawks sind die Rams eigentlich schon wieder vom Feld – eine dumme Strafe für Roughing the Kicker gegen Ryan Neal verlängert den Drive jedoch. Schließlich findet Jared Goff nach einem Rollout Quandre Diggs – Interception für die Seahawks! Kurz vor der Pause gleich Myers per FG aus und die Rams bekommen nichts mehr aufs Brett. 6:6 – Adjustments needed…
- 3. Quarter: Die gewünschten Anpassungen zeigen die Seahawks sofort. Nach einem langen Pass auf David Moore findet Russell Wilson zu Fuß erstmals in diesem Spiel die Endzone und die Seahawks gehen erstmals in Führung. Den folgenden Drive der Rams verhindern die Seahawks vier mal ganz kurz vor der Endzone (Danke an Jordyn Brooks!) und bekommen zum Ende des Quarters so nach Turnover on Downs wieder den Ball.
- 4. Quarter: Es reicht allerdings leider wieder nur zu einem Punt und im folgenden Drive verkürzen die Rams per Field Goal auf 13:9. Danach müssen beide Teams wieder punten. Die Seahawks haben nun viel Zeit und laufen das Feld herunter – kurz vor der Redzone wirft Wilson dann den perfekten Pass auf Jacob Hollister und es steht 20:9. Die Rams gehen danach mit Turnover on Downs wieder vom Feld und die Seahawks können das Spiel abknien. CHAMPS OF THE WEST!
Die Hauptdarsteller:
Defensiv-Reihen beider Teams: Das Spiel war eine Defense-Schlacht, vor allem in der ersten Halbzeit. Insgesamt fünf Field Goals und neun Punts sprechen eine deutliche Sprache. Die Offensiven fanden lange kein Mittel gegeneinander, was an hervorragend eingestellten Defensiv-Reihen beider Teams lag. Egal ob Lauf- oder Passspiel – es wurde getackelt und verhindert, wo es nur ging und das meist sehr erfolgreich. Einmal flog war bei den Seahawks Strong Safety Jamal Adams wie ein Wahnsinniger übers Feld und war neben den Linebackern Jordyn Brooks und K.J. Wright hauptverantwortlich für den spektakulären Vier-Spielzug-Stop an der Goalline.
WRs und TEs der Seahawks: Egal was Russ ihnen servierte – wenn möglich fingen sie es. Sowohl die Receiver als auch die Tight Ends der Seahawks machten ein gutes Spiel und holten über 200 Yards aus der Luft. Jacob Hollister, letztes Jahr noch tragische Gestalt der super knappen Niederlage gegen die San Francisco 49ers, fing heute den spielentscheidenden Touchdown. DK Metcalf scheiterte wieder nur sehr knapp daran, den All-Time-Receiving-Rekord von Steve Largent zu brechen (6 Yards fehlen), Tyler Lockett und Will Dissly holten wichtige Yards. Auch der blitzgeheilte Greg Olsen verzeichnete einen Passfang.
Adjustments zur zweiten Hälfte: Die oftmals geforderten Anpassungen während des Spiels klappten diesmal wirklich gut. Nachdem die Offense in der ersten Hälfte fast nichts aufs Feld gebracht hatte, funktionierte das in der zweiten Halbzeit schon deutlich besser. Eine andere Auswahl von Spielzügen, deutlich effektiveres Passspiel und die bessere Verwandlung von dritten in neue erste Versuche – all das brachte in der zweiten Halbzeit 14 Punkte aufs Board und sicherte den Sieg.
Die Nebendarsteller:
Ehrenvolle Erwähnung: RB Chris Carson für ein insgesamt gutes Spiel mit einigen guten Läufen. Leider war in der Spielzugauswahl auch wieder einiges an Trash dabei. Die Special Teams für eine abermals famose Leistung, vor allem K Jason Myers und P Michael Dickson. Wenn sie jetzt den zwischenzeitlich erorberten Ball auch noch dauerhaft sichern würden… LB Jordyn Brooks, für super Tacklings in mehreren Plays hintereinander, die das Spiel auf Messers Schneide zu Seattles Gunsten mit entschieden. Bei dem Erstrundenpick bekommt man ein immer besseres Gefühl.
Stets bemüht: QB Russell Wilson – was immer es ist, es lässt ihn nicht los. Klar, das war kein schlechtes Spiel. Aber es war auch wieder nicht der Russ, den wir aus den vergangenen Jahren und den ersten Wochen dieser Saison kennen. Die Souveränität und Leichtigkeit fehlte immer noch. Die Chemie mit den Receivern fehlt bei tiefen Routen oft. S Ryan Neal, der in Dime-Formation immer wieder aufs Feld kam und nach anfänglichen Schwierigkeiten der Defense mithalf, Third-Down Conversions zu verhindern, der aber auch mit einem dummen Foul gegen P Johnny Hekker einen Rams-Drive unnötig verlängerte.
Meh: Die Streifenhörnchen legten selbst ohne Fanbrille teils seltsame Calls hin. Sei es ein übersehenes First Down, „DK not set“ vor dem Spielzug, der (nicht) gesicherte Fumble der Special Teams oder auch der angeblich aufgegebene Spielzug von WR Josh Reynolds: Das war doch oft sehr unglücklich – gerade aus Seahawks-Sicht.
Die Highlights:
Quandre Diggs mit seiner fünften Interception in dieser Saison. Und Jared zeigt Goffmagic:
#Seahawks ball ‼️@qdiggs6 gets a huge interception on Jared Goff, his fifth of the season!
📺: #LARvsSEA on FOX pic.twitter.com/yqnVtN2r9F
— Seattle Seahawks (@Seahawks) December 27, 2020
Verdeckte Sicht, Seitarmwurf, First Down. Mahomes würde dafür ein Denkmal gebaut bekommen…
DK clearing room to pick up the first 💪 @dkm14 @Seahawks
📺 #LARvsSEA on FOX pic.twitter.com/v0kXBnjUGs
— The Checkdown (@thecheckdown) December 28, 2020
Wie schnell aus dem Play des Jahres einer der umstrittensten Calls des Jahres werden kann:
This is 100% a fumble. He wasn't touched… You can't convince me otherwise. pic.twitter.com/wBnIArxNGz
— Samuel Gold (@SamuelRGold) December 28, 2020
Die Randnotizen:
- QB Jared Goff zeigte mal wieder, warum er kein First-Overall Pick ist. Kaum machten die Seahawks Druck auf seine Pocket, verlor er die Nerven, warf unkonzentrierte Bälle oder fand seine offenen Receiver nicht mehr.
- Die Third-Down Conversions als X-Factor auf beiden Seiten des Balles hatte schon Redaktionskollege Jonas in der Preview des Spiels ausgemacht. Hier die Statistiken: Erste Halbzeit? Drei von neun verwandelt. Zweite Halbzeit? Vier von sechs verwandelt. Genau das macht den Unterschied aus. Zumal die Seahawks es auf der anderen Seite nach anfänglichen Problemen mit Cooper Kupp schafften, die Rams mehrfach zu stoppen.
Die Verletzten:
Cornerback Jayson Stanley verletzte sich am Oberschenkel. Was genau das heißt, kann allerdings jetzt noch nicht gesagt werden. Linebacker Bobby Wagner zog sich eine Prellung am Unterarm zu, konnte aber weiter spielen. Laut Coach Carroll ist es keine tatsächliche Verletzung – und auch der restliche Kader scheint relativ gesund aus dem Spiel gekommen zu sein.
Das Zitat:
„This is the best defense in the league. You can quote me on that.“ -Safety Jamal Adams (bevor er sich eine Zigarre anzündete) über seine Seite des Balls, die in den ersten Wochen der Saison noch überragend schwach war (vor allem gegen den Pass), seit Woche 10 aber mächtig aufgedreht hat
Es ist das erste Mal seit 2014, dass die Seahawks ihre Gegner in fünf aufeinanderfolgenden Spielen bei unter 20 Punkten gehalten haben. Und erst das fünfte Mal überhaupt in der Geschichte des Teams. Läuft.
Der Tweet:
Zum ersten Mal seit vier Jahren – Sieger der jedes Jahr aufs Neue verdammt starken NFC West!
WON THE NFC WEST!!!!! 🏆 pic.twitter.com/IyL1i1ypNn
— Seattle Seahawks (@Seahawks) December 28, 2020
Das Fazit:
Es fehlen wirklich nur kleine Elemente, um diesem Team einen tiefen Playoff-Run zu ermöglichen. Die Verteidigung der Seattle Seahawks ist endlich da, wo wir sie alle zu Beginn der Saison schon gesehen hatten: an der Spitze der NFL. Die Offense macht zwar immer noch Sorgen, aber der Trainerstab schaffte es gegen das Washington Football Team und jetzt die Los Angeles Rams zumindest, die richtigen Antworten auf Probleme zu finden. Gegen zwei starke Verteidigungen. Das macht Mut für die nächsten Spiele.
Und selbst falls das nicht funktioniert: Defense wins Championships – oder etwa nicht?
Ausblick: In Week 17 gastieren die Seahawks am 3. Januar 2021 um 22.25 Uhr bei den San Francisco 49ers im State Farm Stadium in Glendale (wegen Covid-19-Beschränkungen in der Bay Area) zum nur begrenzt wichtigen Abschlussspiel vor den Playoffs. Zumindest falls die New Orleans Saints und die Green Bay Packers nicht patzen.
Für Platz 1 in der NFC muss am kommenden Wochenende (Sunday Night Football ist für die #Seahawks in der Hinsicht irrelevant) Folgendes passieren:
Sieg Chicago vs. Green Bay
Sieg Carolina vs. New Orleans
Sieg Seattle vs. San Franciscohttps://t.co/IVkeltX7Ax— German Sea Hawkers (😷) (@SeaHawkersGER) December 28, 2020