Recap: Regular Season 2014 (Week 14) – Seahawks @ Eagles

Chiefs, Cardinals, 49ers, Eagles, 49ers, Cardinals, Rams… die Spielplanplaner haben es sehr gut gemeint und fast alle schweren Gegner in die zweite Saisonhälfte gepackt. Wie passend ist es da, dass die Seahawks seit ein paar Wochen wieder bewiesen haben, dass sie am besten sind, wenn sie am besten sein müssen.

So auch am Sonntag, als die Seahawks auswärts in der City of Brotherly Love antreten mussten. Doch mit viel Liebe für Gastmannschaften ist es nicht so weit her in Philadelphia, denn alle sechs Gegner in dieser Saison wurden mit einer Niederlage wieder nach Hause geschickt. Doch mit einer erneut dominanten Vorstellung schaffte es der Super Bowl-Champion beim 24:14-Sieg, die Heimserie der Gastgeber zu zerstören und zugleich den dritten wichtigen Sieg in Serie einzufahren.

Das Endergebnis mit gerade mal zehn Punkten Unterschied kann nur zum Teil darstellen, wie souverän und dominant die Seahawks an die schwere Aufgabe beim Tabellenführer der NFC East herangegangen sind. Die Eagles, unter Chefcoach Chip Kelly vor allem für ihre schnelle, effektive und explosive Offense bekannt, kamen erst gar nicht richtig zur Entfaltung.

„You think you play fast? We know we play fast. Let’s go!“ – Kam Chancellor nach dem Spiel.

Wie bereits in den letzten Spielen angedeutet, bekommen wir momentan wieder eine beeindruckend starke Seahawks-Defense zu sehen, die Erinnerungen an die vergangene Saison weckt. Um dies zu untermauern, ein paar Zahlen:

  • Im Schnitt kam die Eagles-Offense in dieser Saison bislang auf 416.2 Yards bei 73 Plays resultierend in 31.2 Punkten. Gegen die Seahawks waren es gerade mal 139 Yards bei 45 Plays und magere 14 Punkte. Es war der Tiefpunkt in der Ära Chip Kelly.
  • LeSean McCoy, mit über 1000 Yards Rushing einer der stärksten Running Backs in der Liga, schaffte mit seinen 17 Carries gerade mal 50 Yards, also 2.9 Yards per Carrie (1.7 Yards unter seinem Karrieredurchschnitt).
  • Doch nicht nur das Running Game der Eagles war quasi nicht existent, auch das Passing Game wurde von der Legion of Boom erheblich eingeschränkt: Jeremy Maclin, Top Ten-Receiver was die Receiving Yards angeht (über 1000 Yards), hätte sich das Auflaufen gegen die Hawks eigentlich fast sparen können. Zwar erzielte Maclin direkt zu Beginn, kurz nach einem Fehler von Seahawks-Punter Jon Ryan, den ersten Touchdown der Partie nach einem 1-Yard-Pass, damit war sein Arbeitstag aber auch schon wieder fast vorbei, denn es kamen nur noch zwei Receptions mit 20 Yards hinzu.
  • Quarterback Mark Sanchez, zu Spielbeginn ähnlich wie Maclin noch mit einem akzeptablen Start, sah schon bald kein Land mehr gegen den Pass Rush und die enge Manndeckung der Seahawks. Sanchez knackte bei einer Completion-Rate von nur 50% nicht einmal die 100 Yards Passing. Die Leistung der Seahawks wird noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass Sanchez in den vergangen drei Spielen im Schnitt über 300 Yards pro Spiel erworfen hatte.

Doch die Seahawks-Defense beschränkte sich nicht nur darauf, die Eagles-Offense in allen Bereichen zu stoppen, sie machten auch selbst wieder Big Plays, die zum positiven Spielausgang beitrugen. Cornerback Tharold Simon zum Beispiel, musste zwar erst von Richard Sherman beruhigt werden, um sich nicht wegen seiner Hitzköpfigkeit weitere unnötige Strafen einzufangen, schaffte dann aber mit kühlem Kopf seine erste Interception, die neun Minuten vor Spielende einen Fumble und den damit einhergehenden Ballverlust von Marshawn Lynch vergessen machte.

Simon war nicht der einzige Nachwuchsspieler, der glänzte. Defensive Back Marcus Burley hatte zum Beispiel seinen ersten Sack, Defensive Tackle Jordan Hill konnte einen Sack und einen Tackle for a Loss zum Sieg beitragen und Running Back Christine Michael wagte es sogar, Marshawn Lynch zurück zur Seitenlinie zu schicken.

Auch die ältereren Spieler hielten da mit, so gab es unter anderem einen Fumble Recovery von Earl Thomas nach einem Forced Fumble von K.J. Wright. Bei 13 Possessions der Eagles erzwangen die Seahawks acht Punts, sowie vier Three-and-Outs. Durch diese Dominanz in der Defense konnte Seattle mit den Eagles das machen, was vor ein paar Wochen noch der Schlüssel zum Cowboys-Sieg in Seattle war: Dem Gegner den Ball einfach nicht geben und wenn er ihn hat möglichst schnell wieder wegnehmen. So hatte das Team von Chip Kelly gerade mal 18.04 Minuten den Ball im eigenen Besitz. Die Seahawks hatten den Ball also über die Zeit von 41.56 Minuten, produzierten 28 First Downs und kamen so zu einem riesigen Vorsprung in Sachen Raumgewinn: 188:57 Rushing Yards und 252:82 Passing Yards führten zu 440:139 Total Yards, angeführt von einem wiedererstarkten Russell Wilson.

Mit 48 Yards und einem Rushing Touchdown war Wilson erneut stark zu Fuß unterwegs, doch auch sein Passspiel funktionierte diesmal. Er beendete das Spiel mit 22 erfolgreichen Pässen bei 37 Versuchen, 263 Yards und zwei Touchdowns durch die Luft. Christine Michael und Marshawn Lynch (nach diesem Spiel die vierte Saison in Serie mit +1000 Yards) taten ihr Übriges dazu, dass es auch in Philadelphia mit 188 Rushing Yards einen starken Auftritt der besten Rushing-Offense der Liga gab.

„This was a really nice effort across the board. Our defense came back again for the third week in a row – just playing the way that we hoped we would play and really set the stage for the game.“ – Coach Pete Carroll nach dem Spiel

Wilson verteilte munter seine Bälle, was die Arbeit der Eagles-Defense erschwerte, denn wie soll man den richtigen Receiver decken, wenn Wilson seine 22 erfolgreichen Pässe zu zehn unterschiedlichen Receivern warf. Herausragend hier war Doug Baldwin mit fünf Receptions für 97 Yards und einem Touchdown und auch Jermaine Kearse wurde besser in das Passing Game eingebunden als zuletzt. Dazu schafften es die Seahawks auch endlich wieder zuverlässig in die Endzone. Hauptsächlich durch Steven Hauschka-Field Goals zu gewinnen, wie gegen Niners und Cardinals (jeweils vier Field Goals und ein Touchdown), hat natürlich auch etwas, aber es ist aber doch befriedigender, wenn man sich nicht mehr so oft mit drei statt sechs Punkten begnügen muss.

„Those guys are electric for us and when they can make plays like that, it’s going to be hard to beat us.“ – Russell Wilson nach dem Spiel über Doug Baldwin und Jermaine Kearse

Die restlichen Teams der NFC dürften spätestens jetzt alamiert sein: Die Seahawks sind zurück – und wie! Die letzten drei Gegner kamen zusammen auf gerade mal 20 Punkte. Die Legion of Boom lässt den Receivern keine Luft zum Atmen, die Front Seven setzt die gegnerischen Quarterbacks und Running Backs unter Druck und jetzt greifen auch noch in der Offense die einzelnen Rädchen ineinander. War denn aber nun alles positiv in Philadelphia? Nein, denn neben dem Fehler von Punter Jon Ryan, der zum TD für die Eagles führt, gab es da noch diese amüsante aber unnötige Einlage von Ricardo Lockette:

FeuerwerkPhilly
„Seahawks win!“ Die Eagles verloren gegen Seattle ihr erstes Heimspiel in dieser Spielzeit. (Bild: M. Länge)

Die Seahawks sind nun bei einem Record von 9-4, haben zu den Topteams in der NFC aufgeschlossen und noch immer die Möglichkeit die Division oder gar die Conference zu gewinnen und somit eine Woche zusätzliche Erholung mit anschließendem Heimrecht zu erhalten. Doch Vorsicht ist angebracht, denn in den nächsten Spielen warten, wie zu Beginn bereits erwähnt, mit 49ers, Cardinals, Rams drei schwere Gegner aus der eigenen Division und das Playoffrennen in der NFC wird bis zum Saisonende offen und umkämpft bleiben. Ein Rematch mit Philadelphia in der Post Season ist übrigens nicht ausgeschlossen. Denn trotz Niederlage haben auch die Eagles ihr Schicksal als Tabellenführer ihrer Division weiter in der eigenen Hand.