Möglicherweise hätte man den Ausgang dieses Spiels anhand einer Personalie vorhersagen können. DT Brandon Mebane fehlte den Seattle Seahawks am Sonntag so sehr, wie selten zuvor. Dies nutzten die Kansas City Chiefs auf dem Boden aus und verließen das Spielfeld im Arrowhead Stadium am Ende als verdienter Sieger – auch wenn die Statistik es anders andeutet. Endstand in Kansas City aus Sicht der Hawks – 20:24.
KC vs SEA More passing yards- SEA More rushing yards-SEA Turnover margin-SEA Time of possession-SEA Winner of the game-KC
— Daniel Jeremiah (@MoveTheSticks) 17. November 2014
Die Seahawks kämpften mit dem „Herz eines Champions“, das sagte RB Marshawn Lynch nach dem Spiel. Die Statistik zeigt das ebenfalls. Und sie spricht eindeutig für den aktuellen Super Bowl-Sieger. Mehr Raumgewinn, mehr Turnovers, mehr Ballbesitz. 204 Rushing Yards standen am Ende zu Buche, die Chiefs mit 190 Yards nur knapp dahinter. Es war vorhersehbar, dass beide Teams den größten Raumgewinn auf dem Boden verbuchen würden, doch Seattle fehlte in den entscheidenden Situationen das Vertrauen ins Laufspiel. Vielleicht, weil Kansas City in dieser Saison noch keinen Rushing-Touchdown kassiert hat, vielleicht aber auch, weil es den Seahawks weiterhin schwer fällt, sich zur eigenen Stärke zu bekennen.
Am Ende waren es zwei Faktoren, die dafür sorgten, dass die Seahawks ohne W den Heimflug antraten. Die Defense war in der ersten Hälfte zu keinem Zeitpunkt in der Lage, den Laufangriff der Chiefs zu stoppen, die Offense bekannte sich in den entscheidenden Spielszenen wieder einmal nicht eindeutig zu ihrer Identität.
Meanwhile, Seahawks‘ run defense extremely rough, special teams extremely rough. Two FF, ground game kept them in the game.
— Danny Kelly (@FieldGulls) 16. November 2014
Brandon Mebane (Hamstring-Verletzung) fehlte den Seahawks in dieser Woche erstmals, das wird noch bis Ende der Spielzeit der Fall sein. Als Nose Tackle spielte er 2014 seine wohl beste Saison in Seattle. Sein Fehlen machte sich sofort bemerkbar. Jamaal Charles (159 Yards, 2 TD) war überhaupt nicht zu stoppen, er erledigte Seattle in den ersten zwei Drives der Chiefs im Alleingang. Beim zweiten dauerte es nur ein wenig mehr als zwei Minuten, bis die Chiefs die Endzone fanden. Der dritte Touchdown erfolgte gar nach weniger als zwei Minuten.
Erfreulich war der Auftritt von Earl Thomas, der zwei Fumbles erzwang und die Seahawks erneut mit den meisten Tackles anführte. Beim 47 Yard-Lauf von Charles sah er jedoch unglücklich aus. Anders als bei den Niederlagen gegen Dallas oder San Diego hatte Seattle diesmal also genug Zeit, um das Spiel in der Offensive umzukrempeln und die Weichen auf Sieg zu stellen. Die Offense sah zu Beginn der Partie nicht schlecht aus. Mit Ausnahme des ersten Drives (Three & Out) punkteten die Seahawks in allen drei Drives der ersten Halbzeit (TD, FG, FG). Auch nach der Pause sahen die Seahawks vielversprechend aus. Russell Wilson (71 Yards) und Marshawn Lynch (124 Yards) wechselten sich im Laufspiel ab und hielten die Seahawks im Spiel. Beim Spielstand von 24:20 für die Chiefs und etwa neun Minuten auf der Uhr mit Ballbesitz Seattle verletzte sich Center Max Unger. Er musste vom Spielfeld transportiert werden. Die erste Diagnose ist eine schwere Knöchelverletzung, genauere Informationen sollte eine MRT am Montag liefern. Patrick Lewis übernahm als Center.
Unger has a high ankle sprain and twisted knee, according to Pete Carroll. #Seahawks — Stephen Cohen (@scohenPI) 16. November 2014
Daraufhin strauchelte auch das Laufspiel, Marshawn Lynch wurde kurz vor der Goal Line gestoppt. Die Seahawks entschieden sich nach einem Timeout der Chiefs für einen nicht nachvollziehbaren Passspielzug beim 4th & 2 (Goal), anstatt die eigene Stärke, das Laufspiel, konsequent durchzuziehen. Der Passversuch von Wilson zu Baldwin landete hinter der Endzone, für einen kleinen Rempler durfte Baldwin nicht ernsthaft auf eine Flag hoffen.
Den Drive der Chiefs anschließend konnte Seattle erstmals stoppen, Kansas City musste punten. Der erneuten Ansturm der Seahawks endete mit einem 4th & 1, dass die Seahawks nicht in neue Downs verwandeln konnten. Diesmal bekam Marshawn Lynch zwar den Ball, wie es in solch einer Situation der Fall sein sollte, wurde von seiner O-Line jedoch kläglich im Stich gelassen.
Erneut wurden die Chiefs darauf zum Punt gezwungen, den Seahawks blieben noch knapp drei Minuten Zeit, um das Spiel zu drehen. Einmal mehr zeigte sich in diesem Drive jedoch, dass Seattle momentan nicht auf Pässe in die Tiefe zurückgreifen kann, weil Russell Wilson seit einigen Wochen die Genauigkeit fehlt und die Receiver keinen Abstand zu ihren Gegenspielern mehr generieren können. Den Chiefs fiel es in dieser Situation nicht mehr schwer, zu erraten, dass die unter Zeitdruck stehenden Seahawks auf das Passspiel setzen würden, sie bedrängten Russell Wilson so sehr, dass dieser keinen vernünftigen Pass mehr an den Mann brachte.
Fazit:
Wieder einmal waren die Seattle Seahawks bis zum bitteren Ende in der Lage, noch als Sieger vom Feld zu gehen. Zum vierten Mal zogen sie jedoch den Kürzeren (Niederlage mit neun Punkten oder weniger). Mit einem Record von nun 6-4 sind die Hoffnungen auf die Playoffs zwar kleiner geworden, doch keinesfalls verloren. Es stehen in der Division noch fünf Duelle aus (2x Arizona, 2x San Francisco, 1x St. Louis), die die Reihenfolge in der NFC West komplett verändern können.
St. Louis, San Francisco und Arizona gewannen an diesem Wochenende. Die Seahawks stehen momentan auf Platz drei in der Division. Sie sind von nun an gefordert und dürfen sich keinen Ausrutscher mehr erlauben, wollen sie sich nicht in die lange Liste der Super Bowl-Sieger eintragen, die in der darauffolgenden Saison die Playoffs verpassten.
Beobachtungen:
+++ Kam Chancellors Rückkehr in die Startformation sah ordentlich aus, er hatte sechs Tackles. +++ Die Seahawks hatten nur einen Tackle for Loss und erreichten den gegnerischen Quarterback kein einziges Mal. Die Front Seven schwächelt weiterhin und macht es der Secondary schwer, Turnovers zu erzwingen. +++ Die Seahawks-Receiver straucheln gewaltig. Sie können kaum Raum zwischen sich und die Verteidiger bringen und zwingen Russell Wilson so oft zu riskanten Pässen. +++