[Achtung: Heute ist die Vorschau etwas emotionaler.]
Die Seattle Seahawks befinden sich in einer ungewohnten Situation, die viele der Spieler aus dem aktuellen Kader noch nicht erlebt haben. Der Super Bowl-Champion hat einen ausgeglichenen Record (3-3, .500) und steht mit schon drei Niederlagen in dieser Saison erstmals richtig unter Druck. Soll es in die Playoffs gehen, darf Seattle kein größerer Ausrutscher mehr passieren.
Auch die Bilanz spricht nicht wirklich für die Seahawks. Sie sind der fünfte Champion, der mit einer ausgeglichenen oder negativen Bilanz aus den ersten sechs Spielen in die darauf folgende Saison gestartet ist. Nur eines dieser fünf Teams kam am Ende der regulären Spielzeit noch in die Playoffs – die New England Patriots.
Doch drehen wir es um. Auch zum jetzigen Zeitpunkt sind die Playoffs noch absolut im Bereich des Möglichen. Und die Titelverteidigung. Die Patriots zeigten genau dies nach ihrem durchwachsenen Start 2005.
Damit dies auch den Seahawks noch gelingt, muss sich einiges ändern. Doch nicht alles war schlecht. Hier sind die Schlüssel, die den Seahawks am Sonntag zum Sieg gegen die Carolina Panthers verhelfen sollen.
ACHTUNG: Das Spiel beginnt aufgrund der Zeitumstellung bereits um 18 Uhr deutscher Zeit!
- Start nicht verschlafen
Gegen St. Louis hatte das Spiel kaum begonnen und die Seahawks lagen 3:21 zurück. Seattle lief von Anfang an einem Rückstand hinterher, das stellt einen psychologischen Nachteil dar und sollte beim aktuellen Zustand der Mannschaft nicht mehr passieren. Wichtig ist, dass die Offensive von Beginn an hellwach agiert (also wie in der zweiten Halbzeit gegen die Rams) und nicht in Third & Long-Situationen gerät (siehe Schlüssel drei) und, dass die Special Teams wieder zur Form von vor dem Rams-Spiel zurückkehren. An dieser Stelle knüpft der zweite Schlüssel an.
- Verlass auf die Special Teams
Das war in der Pete Carroll-Ära immer der Fall, doch der Status bröckelt in dieser Saison ein wenig. Am vergangenen Sonntag war er dann plötzlich da, der Totalausfall unserer Special Teams. Der lange Kickoff Return der Rams zu Beginn des Spiels, das Fake Play beim Punt der Seahawks, der Fake Punt von Johnny Hekker, der das Spiel entschied. Klar, zu diesen Calls gehörte viel Mut von den Rams, aber eben auch eine gewisse Unaufmerksamkeit der Seahawks-Special Teams. Einen Fake, wie ihn Tavon Austin gegen Seattle gebracht hat, wird es so schnell nicht wieder geben. Und dennoch sollten die Seahawks wieder ein wenig aufmerksamer und konzentrierter ihren Aufgaben in den Special Teams nachgehen.
- O-Line-Strafen eliminieren
Und täglich grüßt das Murmeltier. Konzentration ist das Stichwort für die O-Line. Denn dort wird diese seit Wochen schmerzlich vermisst. Zu viele Holdings, False Starts,… zerstören die Drives der Seahawks. 14 Flags in den letzten drei Spielen – diese Zahl tut weh. Und sie kostet Punkte.
Als das Problem erstmals ernsthaft benannt worden war, meinte Pete Carroll, er bekomme das während der Trainingswoche in den Griff. Inzwischen wissen wir, dass das nicht der Fall war. Hoffen wir, es lag nur daran, dass die Zeit zu kurz war.
- Feed The Beast
Dieser Punkt muss nicht weiter erklärt werden. Es liegt auf der Hand, dass das Running Game und der spielerische Erfolg der Seahawks unmittelbar miteinander zu tun haben. Es mag nicht immer schön aussehen, aber darum geht es in der aktuellen Situation auch nicht. Wer auch die dreckigen Spiele gewinnt, wird Champion. Wir haben zwei dieser Spiele verloren, jetzt wird es Zeit, ein paar zu gewinnen.
- Turnover kreieren
Ach wären es doch sechs statt fünf. Auch dann wäre die Zahl noch zu klein und kein Vergleich zur vergangenen Saison. Ein sechster Ballgewinn hätte jedoch bedeuten können, dass die Seahawks vor dem Spiel am Sonntag mit 4-2 statt 3-3 dastehen. Es hilft aber nicht, verpassten Chancen nachzutrauern. Ganz im Gegenteil, der Blick muss nach vorne gerichtet werden. Picks und Fumbles müssen wieder regelmäßiger in den Händen der Seahawks landen. Klappt das nicht, wird es von vornherein schwer. Klappt das, kann man sich schon vorstellen, was unsere Offense anstellt, wenn sie die Leistung aus der zweiten Halbzeit gegen die Rams abliefert.
Was brauchen wir, damit es wieder öfters klappt? Nun, zuallererst etwas mehr Glück. Von neun Fumbles, die die Seahawks verursacht haben, eroberten sie letztendlich nur zwei. Mickrige 22%. Was noch? Ganz klar, mehr Kadertiefe. Red Bryant, Chris Clemons und Clinton McDonald fehlen uns in der D-Line extrem. Dadurch bekommen die beiden Stars Cliff Avril und Michael Bennett viel weniger Pausen (die so wichtig sind). Statt wie vergangene Saison zwischen 50 und 60% der Snaps spielen sie in diesem Jahr 65% (Avril) und 80% (Bennett). Keine Chance auf Erholung, um für den nächsten Sack-Versuch ausreichend Kraft zu tanken. Was brauchen wir noch? Klingt komisch, ist aber so – mehr Picks! Diese hängen jedoch mit dem auf den gegnerischen QB ausgeübten Druck zusammen. Folglich sind auch Interceptions bislang Mangelware. Und auch hier fehlt die Kadertiefe nach Walter Thurmonds Abgang und Jeremy Lanes Verletzung. Marcus Burley leistet ganze Arbeit, ist jedoch momentan am Limit seiner Leistungsfähigkeit angelangt und die Schwachstelle der Pass-Verteidigung.
Besteht Grund zur Sorge? Klar, die dominante Defensive machte die Seahawks in der jüngeren Vergangenheit zu Champions. Auf der anderen Seite stecken in dieser Defense die richtigen Charaktere, um das Problem zu beheben. Fühlt Euch bei der Ehre gepackt, Mitglieder der LOB.
Ein kurzer Blick noch ins Lazarett:
„Next Man Up“ – der Spruch von Head Coach Pete Carroll gehört inzwischen zwangsläufig zum festen Bestandteil der Spielvorbereitung. Die Liste der Verletzten ist lang, doch sie lichtet sich allmählich wieder.
Die Cornerbacks Tharold Simon und Byron Maxwell haben gute Chancen, am Sonntag wieder einsatzbereit zu sein. TE Luke Willson wird wieder dabei sein, Zach Miller noch nicht. Center Max Unger könnte es schaffen, sein Vertreter Stephen Schilling ist wieder fit.
Sideline Reporter schrieb in dieser Woche, die Seahawks sind weiterhin ein Titelanwärter. Grantland versuchte zu erklären, warum es die Seahawks momentan so schwer haben, aber dennoch erfolgreich sein werden. Bei den Wettanbietern sind die Seahawks weiterhin vorne dabei, wenn es um die Super Bowl-Siegquote geht.
Andere glauben noch an unser Team. Wir sollten erst recht!
Es ist Zeit für eine Wende. Es ist Zeit, den Pessimismus in die Tonne zu kloppen. Es ist Zeit, wieder Fan zu sein, der sich nicht nur von seinem Team liebevoll den Bauch tätscheln lässt. Zum Fan sein gehören Höhen und Tiefen – ist es nicht schön, daran wieder erinnert zu werden?
Der Schlusssatz ist heute unseren drei Führungsspielern überlassen:
Sherman: „If three losses are going to ruin our season, then it would have ruined last season too when we lost three.“
— Seattle Seahawks (@Seahawks) 22. Oktober 2014
Wilson: „I don’t see us as 3-3. We’re 0-0 and we have (at least) 10 games to play.“
— Seattle Seahawks (@Seahawks) 23. Oktober 2014
Thomas: „We know what it takes to get where we want to be.“
— Seattle Seahawks (@Seahawks) 23. Oktober 2014
Aus 3-3 kann auch noch 13-3 werden. In diesem Sinne – Go Hawks!