Nach der Heimniederlage gegen die Dallas Cowboys, wollten die Seahawks in St. Louis in die Erfolgsspur zurückkehren. Leider verschliefen sie die ersten 30 Minuten des Spiels, lagen zur Halbzeit mit 6:21 zurück und konnten am Ende das Comeback nicht erfolgreich abschließen. Zum ersten Mal seit 2012 verlor Seattle nun zwei Spiele hintereinander und kann nach Week 7 nur eine ausgeglichene Bilanz vorweisen.
In den bisherigen Spielen konnten wir uns auf eine Einheit immer verlassen: Die Special Teams! Gegen die Rams war dies leider nicht der Fall, wir müssen sogar festhalten, dass sie uns diesmal das Spiel gekostet haben.
- Dem ersten Touchdown der Rams, zum 3:7, ging ein 71 Yard Kickoff-Return voraus. So kam es, dass Davis und Co. in ihrem zweiten Drive des Spiels nur wenige Yards überbrücken mussten. Im ersten Drive war die Rams-Offense nach nur drei Plays von unserer Defense gestoppt worden.
- Den zweiten Bock schoss die Punt Coverage, als sie auf den Fake von Tavon Austin hereinfiel und Stegmann Bailey die Pille unberührt in die Endzone tragen konnte. Ich habe ein derartiges Play noch nie gesehen und so ging es wahrscheinlich auch den meisten unserer Spieler. Die Ausführung war perfekt, aber dennoch darf dir so etwas nicht passieren. Wie die Vergangenheit zeigt, ist es jedoch nicht das erste Mal, dass eine Mannschaft auf genau diesen Trick hereinfiel, damals wurde der Return-Touchdown der Chicago Bears jedoch zurückgepfiffen.
- Die Krönung war dann das spielentscheidende Play, bei dem Rams-Punter Johnny Hekker einen Pass aus der Punt-Formation auf Running Back Benny Cunningham warf und dieser das First Down beim 4th & 3 erzielte. Auch das darf nicht passieren, vor allem nicht, wenn man damit rechnen musste! Nach dem Spiel sagte Head Coach Pete Carroll, dass derartige Plays während der Woche trainiert worden waren, weil Rams-Trainer Jeff Fisher bekannt für sie ist. Wir erinnern uns alle wohl noch an das Fake-Play aus 2012, welches uns damals schon das Spiel in STL gekostet hat. Ich ziehe meine Cap vor Fisher, der in dieser Situation Eier bewiesen hat, und den Rams-Special Teams, die den Spielzug sehr gut ausgeführt haben.
Somit können wir festhalten, dass die Special Teams an 14 Punkten unserer Gegner direkt beteiligt und beim entscheidenden Play nicht auf der Höhe waren. Gamekiller.
Aber auch in Offense und Defense gab es Licht und (viel) Schatten.
Bevor wir in der Offense zum Positiven kommen, widmen wir uns dem Negativen.
- Unsere O-Line spielt auf einen verdammt schlechten Niveau. Es fehlt zwar Starting Center Max Unger aber auch mit ihm war die Leistung in dieser Saison nicht sonderlich besser. Entweder die O-Line versaut den Drive durch Penaltys oder lässt die Pass Rusher des Gegners wie Hall of Famer erscheinen. Dass die Offense überhaupt etwas auf die Beine stellt, liegt an Quarterback Russell Wilson, der durch sein Scrambling viele Plays am Leben hält. Ich habe mir nochmals alle Drives von gestern angeschaut. Bis auf den ersten Drive und den ersten Drive in der zweiten Halbzeit gab es in jedem Play entweder einen Sack oder eine Strafe gegen unsere O-Line. Vor dem Spiel hatte die Rams-Defense einen Sack in der gesamten Season. Gestern wurde Wilson drei Mal gesacked und musste sieben Hits einstecken. Nur aufgrund seines Scramblings kamen da nicht noch mehr hinzu. Noch eine Zahl, die erschreckend ist: In den letzten drei Spielen gab es 14(!) Flags gegen unsere O-Line.
- Ansonsten kann man der restlichen Offense nichts vorwerfen. Der Gameplan war in Ordnung. Aufgrund des Rückstandes musste Wilson mehr werfen als wahrscheinlich angedacht war. Zudem brach sich Fullback Coleman beim Warmup den Fuß, so dass Robert Turbin als Fullback einspringen musste. Das war nicht förderlich für das Running Game.
- In den vergangenen Spielen hatte die Offense vor allem bei Third Downs ihre Probleme. Das sah gestern in der zweiten Halbzeit (4 von 5) gut aus. Das lag vor allem daran, dass lange Third Downs bis auf eine Situation vermieden werden konnten. In Halbzeit eins war das überhaupt nicht der Fall: 3rd & 10 (complete), 3rd & 5 (incomplete), 3rd & 13 (incomplete), 3rd & 5 (complete), 3rd & 14 (incomplete) 3rd & 15 (incomplete), 3 & 17 (incomplete).
Seahawks‘ third down distances in first half: 3-10, 3-5, 3-13, 3-5, 3-14, 3-16, 3-17.
— Jayson Jenks (@JaysonJenks) 19. Oktober 2014
Warum wir derartig viele lange Third Downs zu bewältigen hatten, wurde eben schon erwähnt: O-Line!
- Insbesondere in der zweiten Halbzeit hatte die Rams-Defense kaum ein Mittel gegen Wilson, so dass auch unsere O-Line den Drive nicht kaputt machen konnte. Sie probierte es zwar, doch Wilson hielt die Drives dennoch am Leben. Neben Wilson, dem ersten QB, der in einem Spiel über 300 Passing sowie über 100 Rushing Yards erzielte, fielen TE Cooper Helfet (3 Rec, 61 Yards, 1 TD) und WR Doug Baldwin (7 Rec, 123 Yards, 1 TD) positiv auf.
Auch wenn die O-Line schlecht war, lag es nicht an der Offense, dass das Spiel nicht gewonnen wurde. 463 zu 272 Total Yards sagen alles aus. Wenn die Rams den Fake Punt nicht gespielt und wir den Ball ganz egal wo bekommen hätten, wären die Seahawks mit einem Sieg nach Hause geflogen, da bin ich mir sicher.
Zu guter Letzt ein Blick auf die Defense. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass dies nicht die Verteidigung aus der letzten Season ist. Wir haben einige Spieler (Wagner, Lane, Maxwell) aufgrund von Verletzungen verloren, dies zeigt, dass letztes Jahr die Defense tiefer besetzt und somit besser war.
Größtes Manko ist der fehlende Pass Rush und die daraus resultierenden Probleme. Gestern konnte nicht einen Sack verbucht werden. Gerade mal drei QB Hits stehen in den Stats. Cliff Avril habe ich gesamten Spiel nicht gesehen. Das bestätigen auch die Stats: nicht ein einziger Tackle steht auf seinem Konto.
Langsam aber sicher muss sich DC Dan Quinn etwas einfallen lassen und eventuell seine Strategie überdenken. Aus meiner Sicht müssen die Blitz-Plays aus der Schublade geholt werden. In den bisherigen sechs Spielen haben wir sieben Sacks erreicht. Vergangene Saison hatten wir nach sechs Spielen 16 Sacks auf dem Konto.
Der fehlende Pass Rush wirkt sich zwangsläufig auch auf die generierten Turnover aus. Auch hier ist ein erheblicher Absturz der Zahlen festzustellen. Bisher konnten die Seahawks fünf Turnover erzielen. Vergangenes Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 17. Wenn Seattle dieses Jahr in die Playoffs will – was nicht einfach wird – dann muss der Pass Rush rund um Irvin, Bennett und Avril endlich in die Gänge kommen.
Da wir gerade bei den Turnovers waren. Der Fumble von Tre Mason und die anschließende Recovery der Rams hätte von den Referees per Videobeweis überprüft werden müssen. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass die Entscheidung nicht zu unseren Gunsten geändert worden wäre. Dafür waren die TV-Bilder nicht eindeutig genug. Das Spiel wurde auch nicht da verloren, sondern bereits drei Spielzüge zuvor beim Fake Punt.
Insgesamt ließ die Defense zwei lange Drives der Rams-Offense zu. Beim Drive, der zum 3:14 führte, war zu sehen, dass Byron Maxwell und Jeremy Lane nicht mit von der Partie waren. Second Year Player Tharold Simon bestritt sein erstes NFL-Spiel und kassierte gleich zwei Strafen, die den Drive der Rams am Leben erhielten. Zuerst eine deutliche Pass Interference und anschließend ein Personal Foul (Face Mask). Vor allem die zweite Strafe war dämlich. Bei 2nd & 22 wirft Davis einen Incomplete Pass und es gibt eigentlich ein 3rd & 22. Durch die Strafe aber schenken die Seahawks den Rams ein First Down. Anschließend war Simon nicht mehr auf Feld zu sehen, ich dachte, dass er gebencht worden war. Nach dem Spiel stellte sich jedoch heraus, dass er im Drive seinen Knöchel verletzt hatte. Somit doppelt und dreifach blöd gelaufen.
Injury Report:
Wie bereits geschrieben, hat sich FB Derrick Coleman den Fuß/Knöchel gebrochen und wird höchstwahrscheinlich auf die IR wandern. Für ihn könnte der 7th Round Pick der Seahawks, Kiero Small, vom Practice Squad der Browns verpflichtet werden. Small überstand den letzten Cut vor der Season nicht. Wie schlimm die Knöchelverletzung von Simon ist, steht bisher nicht. Sein Ersatzmann Marcus Burley strauchelte im restlichen Spiel und stand Simon in dieser Hinsicht in wenig nach. Eventuell kann Maxwell bereits in Carolina wieder spielen. Weiterhin sollten wir in der kommenden Woche ein Auge auf Center Stephen Schilling und Left Guard James Carpenter werfen. Beide verletzten sich während des Spiels und verpassten einige Snaps. Bobby Wagner konnte gegen Dallas zu Ende spielen, fällt nun aber längere Zeit aus.
Ansonsten gilt es nun, dieses Spiel aufzuarbeiten und Lehren daraus zu ziehen. Nächsten Sonntag geht es dann nach Carolina. Auch das Spiel wird eine harte Nuss. Von der deutlichen Niederlage der Panthers in Green Bay sollten wir uns nicht täuschen lassen. Dennoch müssen wir das Spiel gewinnen, wenn wir diese Saison noch in die Playoffs wollen. Mathematisch betrachtet stehen die Chancen dafür bereits jetzt nicht all zu gut. Aktuell liegt die Wahrscheinlichkeit bei 27%. Allerdings liegen noch zehn Wochen Regular Season vor uns. Da kann noch alles passieren.
Go Hawks!