In Week 5 stand für unsere Hawks das Monday Night Game in Washington an. Für alle Experten war vor dem Spiel klar, dass es am Ende eigentlich nur einen Sieger geben kann – die Seattle Seahawks! Zu unterschiedlich waren die Vorzeichen, wie sich beide Teams in den vorherigen Wochen präsentiert hatten. Die Seahawks gewannen das Super Bowl-Rematch gegen Denver, hatten in Week 4 ihre Bye Week und gingen ausgeruht in die Partie. Die Redskins hingegen mussten eine klare Niederlagen gegen ihren Divisonsrivialen aus New York wegstecken. Vor allem QB Kirk Cousins musste sich nach dem Giants-Spiel der Kritik stellen. So war es keine Überraschung, dass Seattle als Favorit in das Spiel ging.
Am Ende sollten die Experten recht behalten. Mit 27:17 fuhren die Hawks ihren dritten Saisonsieg ein und sind damit zurück an der Tabellenspitze der NFC West, die sie sich mit den Cardinals aus Arizona teilen.
In der folgenden Analyse nehmen wir die Leistung der Offense, Defense sowie unserer Special Teams unter die Lupe. Den Anfang macht unsere Defense.
Defense:
Bis auf wenige Ausnahmen gibt es an der Defense nichts zu meckern. Im Preview haben wir geschrieben, dass es wichtig sein wird, Running Back Alfred Morris zu kontrollieren. Mit insgesamt 32 zugelassenen Rushing Yards bei 17 Carries ist das mehr als gut gelungen. Unsere Run-Defense war in Hochform und nahm Morris sehr gut aus dem Spiel.
Mehrmals konnten die Seahawks die Offense von Washington nach nur drei Spielzügen wieder vom Feld schicken, wodurch Seattle die Time of Possession mit 34:56 Minuten zu 25:04 Minuten zu unseren Gunsten entscheiden konnten.
Verbesserungswürdig bleibt weiterhin der Pass Rush auf den gegnerischen Quarterback. Zu selten geriet Kirk Cousins unter Druck. Insbesondere wenn nur vier Defensive Linemen probieren Druck aufzubauen, scheiterten sie an der O-Line. Und das, obwohl die O-Line von Washington maximal als durchschnittlich gilt. Den einzigen Sack im Spiel konnte Middle Linebacker Bobby Wagner für sich verbuchen als Defensive Coordinator Dan Quinn einen seiner wenigen Blitz-Spielzüge anordnete.
Weiterhin ist auffällig, dass die Defense weitaus weniger Turnovers erobert als das in der vergangenen Season der Fall war. In der gesamten bisherigen Season wurden nur drei Turnovers generiert. Mit diesem Wert gehören die Seahawks zu den fünf schlechtesten Teams in dieser Kategorie. Auch im Spiel gegen Washington gab es einige Gelegenheiten den Ball zu erobern, die nicht genutzt wurden. Sowohl bei Sacks als auch bei Turnovers erwarte ich in den kommenden Spielen eine Steigerung vom Team.
Schauen wir noch kurz auf die Scoring Plays der Redskins. Beim Touchdown von Richard Shermans Jugendfreund DeSean Jackson versagte die Coverage bzw. generierte diese ein Mismatch zu Gunsten von Washington. Sherman übernahm den Receiver im Slot, Chancellor sollte Jackson covern. Jackson hatte aber bereits so viel Speed aufgenommen, dass er am heranstürmenden Chancellor einfach vorbei flog. Die Coverage war wohl so geplant. Der gewünschte Überraschungseffekt verpuffte jedoch schnell. Zu flink war Jackson (das sollte sich herumgesprochen haben) für Chancellor – ein unglücklicher Call. Richard Sherman wäre der geeignete Gegenspieler in dieser Situation gewesen.
Dem Field Goal im ersten Drive des 3. Quarters ging ebenfalls ein langer Pass von Cousins voraus, der perfekt geworfen und von Byron Maxwell nicht zu verteidigen war. Glücklicherweise wurden die Redskins an der 9 Yard Line gestoppt.
Der Touchdown-Drive vier Minuten vor Schluss war der einzige richtige Drive (elf Plays) der Redskins-Offense im gesamten Spiel. Dieser kam aus meiner Sicht aber auch nur durch eine zu passive Defense zur Stande, die hauptsächliche das Big Play verhindern wollte.
Im Großen und Ganzen können wir mit der Defense zufrieden sein. Wenn man es nun noch schafft mehr Druck auf den gegnerischen Quaterback auszuüben, werden auch die Anzahl der Turnovers wieder steigen. Spätestens dann gehört die Seahawks-Passverteidigung wieder zu den besten der Liga. Mit nur 62,3 abgegeben Rushing Yards pro Spiel und 2,6 erlaubten Yards per Carry stellen wir bereits die beste Run Defense.
Offense:
Russell Wilson wurde in der Vergangenheit oft als Game Manager bezeichnet, ein Begriff, der verwendet wird, wenn dem Spielmacher die Fähigkeit abgesprochen wird, Big Plays zu kreieren. Wer das weiterhin behauptet, hat dieses Spiel nicht gesehen. Er ist der Hauptgrund, warum dieses Spiel gewonnen wurde. Mit 122 Rushing Yards (Career-High), 201 Passing Yards und zwei Touchdowns war Wilson der Garant für den Sieg. Seine Fähigkeit, ein von der Defense zerstörtes Play am Leben zu erhalten, sind unbeschreiblich. Als Beispiel muss man sich nur das Third Down Play im 4. Quarter kurz vor dem Two-Minute Warning anschauen. Schaffen die Seahawks in diesem Play nicht das First Down, steht das Spiel auf Messers Schneide.
Color Commentator Jon Gruden kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Der ESPN-Experte war es, der von Russell Wilsons Potential immer überzeugt war und den Pick der Seahawks im Draft 2012 lobte. Es war großartig, Grudens Begeisterungsausbrüche beim Monday Night Game alle paar Minuten zu erleben.
[Hier gibt es Gruden’s QB Camp mit Russell Wilson zum Auffrischen]
Ansonsten gibt es nicht viel Positives über die Leistung der Offense zu berichten. Lynch, der im ersten Drive an der Sideline blieb, weil Seattle mit einem No-Huddle-Drive startete, für welchen Robert Turbin vorgesehen ist, zeigte ein gutes Spiel mit 117 Total Yards und einem Touchdown.
Percy Harvin hätte eine sensationelle Nacht haben können. Warum er sie nicht hatte…
Selten habe ich so viele doofe und unnötige Strafen der O-Line gesehen. Insgesamt kassierten wir 13 Penaltys für 90 Yards, viel zu viele Strafen! Von den 13 Penaltys gingen alleine acht Stück auf das Konto unserer Offensive Line. Drei Touchdowns von Percy Harvin wurden aufgrund eines False Start, eines Offensive Holding sowie eines Personal Foul zurückgepfiffen. Das ist absolut inakzeptabl. Dabei ist es völlig egal, ob die Flag für das Personal Foul von Carpenter gerechtfertigt war oder nicht. An den Schiedsrichtern lag es sicher nicht, dass Seattle seinen Vorsprung nicht ausbaute.
Left Tackle Russell Okung machte ein katastrophales Spiele. Mehrere Penaltys gingen auf seine Kappe und auch sonst war seine Leistung nicht sonderlich gut. Head Coach Pete Carroll sagte nach dem Spiel, dass er erstaunt über den vielen Penaltys war, aber der Meinung ist, dieses Problem in der kommenden Woche beheben zu können. Wollen wir es hoffen.
Durch die vielen Strafen kam die Offense aus dem Rhythmus, was sich auf die Effizienz bei Third Downs auswirkte. Nur fünf von 14 Third Downs wurden in ein neues First Down verwandelt. Während die Third Down-Offense gegen die Broncos eine Leistungssteigerung zeigte, machte sie gestern einen Schritt zurück.
Gegen Dallas erwarte ich eine Bounce Back-Reaktion der Offensive Line!
Special Teams:
Die Special Teams haben wieder ein hervorragendes Spiel abgeliefert. Wenn man einen Spieler herausheben möchte, dann ist das wieder einmal Jon Ryan, der Washington mit seinen Punts immer in schlechte Field Position brachte. Fünf seiner sechs Punts landeten innerhalb der gegnerischen 20 Yard Line. Zudem zeigte er, dass er nicht nur punten, sondern auch laufen kann. Der Fake Punt im 4. Quarter war ein mutiger Call, der perfekt ausgespielt wurde und zum Erfolg führte.
Abschließend kann man mit guten Gewissen behaupten, dass unter dem Strich ein verdienter Sieg für die Seahawks steht. Allerdings muss dem Team und uns auch bewusst sein, dass wir froh sein können, „nur“ gegen Washington gespielt zu haben. Hätte das Spiel in San Francisco, Arizona oder Kansas stattgefunden, wären wir am Ende wahrscheinlich mit einer Niederlage nach Hause gefahren. Wer so viele Chancen durch vermeidbare Fehler wegwirft, verliert gegen bessere Gegner.
Nächste Woche kommt es zum Spitzenspiel gegen die Dallas Cowboys, die überraschend mit 4-1 in die Saison gestartet sind. Infos zu diesem Spiel folgen in Kürze.
Zum Schluss noch zwei Notizen zum Spiel:
- Den Sieg gegen die Redskins eingeschlossen, haben die Seahawks die letzten neun Monday Night Games gewonnen.
- Russell Wilson stellte mit seinen 122 Rushing Yards einen neuen Monday Night Game-Rekord auf. Kein Quaterback lief für mehr Yards als Wilson.