Jetzt wird einiges klar: Die Vertragsverlängerung von Russell Wilson bei den Seattle Seahawks hat sich nicht hingezogen, weil der Quarterback und die Team-Verantwortlichen keine Eile zur Einigung sahen, sondern, weil die Zeichen schon seit dem dramatischen Super Bowl-Ende auf Abschied stehen. Das NFL-Team stärkt Wilson nicht mehr den Rücken, er will sich jetzt seiner zweiten großen Leidenschaft widmen und wieder erfolgreicher sein.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wird Russell Wilson heute einen Vierjahresvertrag beim Major League Baseball-Team der Texas Rangers unterschreiben, die schon seit 2013 die Baseball-Vertragsrechte am Quarterback der Seahawks besitzen.
In den vergangenen Tagen war Wilson zum zweiten Mal überhaupt beim Spring Training der Rangers in Arizona zu Besuch gewesen. Dort schlug er einen Home Run und überzeugte die Verantwortlichen in den Übungseinheiten so sehr, dass diese im kurzum ein hochdotiertes Angebot unterbreiteten. Der zukünftige Second Baseman konnte es nicht ausschlagen. Er wird noch heute im Hauptquartier der Rangers in Arlington erwartet, um die Vertragspapiere zu unterzeichnen.
Durch eine Klausel in seinem Vertrag kann Wilson die Seahawks für eine Summe von $1,04 Millionen verlassen, um seiner Karriere in der MLB nachzugehen. Schon am College in North Carolina war er ein herausragender Baseballer, entschied sich nachdem er gedrafted wurde zunächst aber für ein weiteres College-Jahr mit Football an der University of Wisconsin. Anschließend wählten ihn die Seahawks im NFL Draft 2012 aus.
Für Seattle ist es ein bitterer Nackenschlag in einer bislang durchaus erfolgreichen Offseason. Nach dem sensationellen Graham-Trade wartete alle Welt in den vergangenen Wochen auf die Nachricht aus dem Pacific Northwest, dass sich die Franchise mit ihrem Superstar-Quarterback auf einen neuen Vertrag geeinigt hat, der Wilson zum bestverdienenden Spielmacher der NFL machen würde – doch die Meldung blieb aus.
„Ich habe in den vergangenen Tagen in Arizona und beim Workout in Seattle permanent auf eine Nachricht von General Manager John Schneider und Head Coach Pete Carroll gewartet“, so Wilson. Diese hätten jedoch nicht auf die positiven Signale des Quarterbacks reagiert. „Ich weiß nicht, worauf sie gewartet haben. Nun muss ich die Konsequenzen ziehen und den für mich persönlich besten Weg gehen – der führt mich von Washington nach Texas.“
Die Seahawks äußerten sich auf Anfrage nicht zu der Meldung. Verständlich, im Virginia Mason Athletic Center werden die Köpfe rauchen, der Frust ist mit Sicherheit riesengroß. Angeblich nahmen sowohl Pete Carroll als auch John Schneider nach dem unglücklichen Super Bowl-Ausgang zunächst Urlaub, um das erlebte zu verarbeiten. Sie gingen nicht auf Wilsons Signale ein. Gerüchten zufolge hatten die Verantwortlichen nach dem verlorenen Super Bowl XLIX das Vertrauen in ihren Spielmacher verloren.
Bei den Fans in Seattle herrscht kein Verständnis für den Super-GAU. Die vorherrschende Meinung ist, dass die Seahawks ihre Zukunft einfach weggeworfen haben, wie einen Fastball mit 90 Meilen pro Stunde. Die große Hoffnung der Franchise spielt jetzt Baseball und wird dem 12th Man nicht zu weiteren tollen Erlebnissen im CenturyLink Field verhelfen.
UPDATE: In der Zwischenzeit überschlagen sich die Meldungen über einen möglichen Nachfolger für Wilson. So soll beispielsweise Tim Tebow in einem Motel nahe Renton gesichtet worden sein. Auch das Gerücht um einen Trade von Marshawn Lynch zu den Oakland Raiders steht im Raum. Für den Running Back würden die Seahawks den First-Round Pick (4.) der Raiders erhalten und könnten sich um die Dienste des früheren Oregon Ducks-Spielmachers Marcus Mariota bemühen. Wer dann jedoch Lynchs Position ausfüllen soll, ist fraglich. Die Seahawks stehen vor einem Scherbenhaufen.
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