Freude und Leid liegen oftmals so nah beieinander. Die Fans in Seattle haben bekommen was sie wollten. Doch sie müssen einen hohen Preis dafür bezahlen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge kehren die Seattle SuperSonics endlich zurück an ihre Geburtsstätte. Doch von der überwiegend großen Freude, die aufbrandete, als erste Gerüchte in den sozialen Medien die Runde machten, war bei den nhängern nach der offiziellen Bekanntgabe der Rückkehr nichts mehr zu spüren. Seahawks-Besitzer Paul Allen hatte im Rahmen eines Deals mit der Professional Basketball Club LLC das NBA-Team der Oklahoma City Thunder gegen sein NFL-Team getauscht. Seattle bekommt die SuperSonics zurück, dafür verkauft Allen die Seahawks in den Süden der USA.
Für die Fans in Seattle geht eine lange Durststrecke zu Ende. Jahrelang hatten sie versucht, ihr geliebtes Basketballteam, das 2008 verkauft worden war, zurück in den Pacific Northwest zu holen. Petitionen wurden unterschrieben, Demonstrationen wurden organisiert, Informationen wurden verteilt. Am Ende hatten die Verantwortlichen der Stadt und Paul Allen wohl ein Einsehen und bemühten sich um eine Rückholaktion. Ob diese nun gelungen ist – darüber scheiden sich die Geister. Denn während die Fans sich auf ein NBA-Team freuen dürfen, weinen sie gleichzeitig einem NFL-Team hinterher.
So äußerte sich Allen, der Microsoft-Mitbegründer, bereits kurz bevor die Meldung bekannt wurde per Twitter. In einem Radiointerview sagte er abends (Ortszeit) am Telefon, er habe den bestmöglichen Deal für die Stadt herausgehandelt. Es sei Zeit für einen Wechsel gewesen, das habe er gespürt. „Die Fans wollten Abwechslung. Sie waren genau wie ich verwöhnt vom Erfolg der Seahawks“, so der Unternehmer. Zum Hergang des Tauschs erzählte Allen, dass es schon länger bekannt gewesen sei, dass er ein neues Kapitel beginnen wolle (Anm. d. Red: Allen wollte die Seahawks nach Ende der Saison 2015 verkaufen und hatte auch kein Interesse mehr daran, die schwächelnden Portland Trail Blazers zu behalten). In Oklahoma City weiß man, dass die SuperSonics in Seattle vermisst werden. Als Gegenleistung haben die Verantwortlichen der Professional Basketball Club LLC (Investmentgruppe, die OKC Thunder besitzt) wohl die Seahawks gefordert, weil sonst keine Franchise aus einer der vier Major Leagues mehr in Oklahoma ansässig gewesen wäre. Allen stimmte dem Austausch.
Der Deal kam nach Informationen der Seattle Times dann jedoch nur zustande, weil ein großes Hindernis ausgeräumt wurde. Die Stadt Seattle hat dem Bau einer neuen Arena zugestimmt. Diese wird anstelle von CenturyLink Field neben Safeco Field (Seattle Mariners, MLB) errichtet, sobald die ehemalige Heimstätte des Footballteams abgerissen ist. Wann genau Baubeginn ist, steht noch nicht fest. Da die Seahawks jedoch bereits zum Training Camp in Oklahoma sein sollen, könnte direkt mit dem Abriss begonnen werden, um zur nächsten NBA-Saison eine fertige Arena beziehen zu können. Fest steht, dass das NBA-Team in Seattle wieder SuperSonics heißen wird. Bei dem NFL-Team in Oklahoma City hingegen steht im Raum, dass die Seahawks in Thunderbirds umbenannt werden.
Für den Deal sprach außerdem, dass die neue Arena eine Mehrzweckhalle werden soll. Die Möglichkeit, ein Eishockeyteam aus der NHL in Seattle zu beherbergen ist dadurch nun ebenfalls gegeben. Zwei gegen eins – ein gutes Tauschgeschäft, wenn es nach Paul Allen geht.
In Seattle gingen am Abend die Fans vor dem Stadion auf die Straße, um gegen den Tausch zu demonstrieren. Allen zeigte dafür im Radio kein Verständnis: „Ich weiß nicht, was die Fans jetzt auf einmal wollen. Seit Jahren fordern sie die Rückkehr der Sonics – und jetzt sind sie immer noch nicht zufrieden.“ Der Schreck sitzt tief bei den Anhängern in Seattle. So hat sich die Rückkehr der SuperSonics wohl niemand orgestellt. Die Reaktionen der Spieler blieben bislang verhalten. Quarterback Russell Wilson bedankte sich per Video auf seiner Facebook-Seite bei den Fans und versuchte, seine Fans mit der Tatsache bei Laune zu halten, dass es nun einen neuen RW in town gebe – Russell estbrook, den Star-Point Guard der Thunder. Richard Sherman zeigte sich einmal mehr empört darüber, dass NFL Commissioner Roger Goodell, diesem Tausch nicht widersprochen habe. Doch wie alle anderen Spieler ist auch der stimmgewaltige Cornerback in diesem Fall machtlos. Welche Ironie des Schicksals nur, dass die Seahawks-Spieler selbst in der Offseason wieder einmal verstärkt für die Rückkehr des NBA-Basketballs nach Seattle warben, indem sie sich bei öffentlichen Veranstaltungen in SuperSonics-Outfits ablichten ließen.
Auch den Mitgliedern der German Sea Hawkers steht der Schock ins Gesicht geschrieben. Auf Nachfrage der Redaktion äußerte sich der Fanklub-Vorsitzende Maximilian Länge am Tag der Entscheidung folgendermaßen: „Ich bin schockiert über diese Neuigkeiten. Ich kann den Tausch überhaupt nicht nachvollziehen, vielmehr halte ich den Deal für grob fahrlässig“, so der Präsident, „wir müssen uns im Vorstand Gedanken machen, wie wir damit umgehen sollen. Unser Fanklub war immer auch mit der Stadt Seattle verankert. Jetzt stehen wir natürlich vor der richtungsweisenden Frage, ob wir den Seahawks nach Oklahoma City folgen oder die Sportart wechseln und ab sofort die SuperSonics in Seattle unterstützen.“ Keine leichte Entscheidung, die auf den Vorstand der German Sea Hawkers wartet. Eine schnelle Einigung ist nicht zu erwarten. „Der Schock sitzt tief. Diese Enttäuschung müssen wir alle erst einmal verarbeiten“, so Länge.
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