Seahawks-Needs: Wo braucht Seattle Verstärkung?

In unseren letzten Berichten schrieben wir über die Veränderungen im Coaching Staff sowie über die möglichen Abgänge in der Free Agency. Heute nehmen wir die Needs der Seattle Seahawks unter die Lupe,  schauen also, auf welchen Positionen in der Offseason noch etwas passieren muss. Daher werfen wir pünktlich zum NFL Scouting Combine den Blick auf ein paar Spieler, die durch den Draft ihren Weg nach Seattle finden könnten.

Vorab ein Hinweis zu den aufgeführten Athleten. Wir befinden uns zurzeit am Anfang der Offseason. Bis die Free Agency im März beginnt und der Draft Ende April in Chicago stattfindet, wird noch viel passieren. Je nach Entwicklung der Ereignisse wird das eine oder andere Szenario (un-)wahrscheinlicher.

Viele junge Spieler werden nach dem Combine und ihren Pro Days auf den Draftboards der Scouts nach oben oder unten rutschen, sodass eine mögliche Verpflichtung (nicht) in Frage kommt. Dennoch möchten wir Euch paar Spieler vorstellen, die nach aktuellem Stand sehr interessant für Seattle sein könnten.

Folgende Positionen bei den Seahawks benötigen nach übereinstimmenden Expertenmeinungen ein Upgrade für die kommende Season:

  • Wide Receiver
  • Offensive Line
  • Defense Line
  • Cornerback
  • Tight End
  • Running Back (abhängig von Marshawn Lynchs Entscheidung)

Die gute Nachricht vorweg: die Positionen WR, OL, DL und RB gelten beim diesjährigen Draft als gut besetzt. Sprich, auch auf den hinteren Plätzen sind auf diesen Positionen noch einige Spieler verfügbar, die einem Team sofort weiterhelfen können.

Die diesjährige WR-Klasse ist evtl. nicht so stark, wie die aus dem vergangenen Jahr, aber immer noch sehr gut besetzt. Auch die OL-Klasse ist wieder sehr gut besetzt. So sagte Experte John Clayton in einem Interview, dass OT Eric Fisher und OT Luke Joeckel, die 2013 an Position #1 und #2 overall gedraftet wurden, im diesjährigen Draft wohl bis zum Ende der 1. Runde fallen würden. Am tiefsten zu bewerten ist aber wohl die Running Back-Klasse. Nachdem in den vergangenen beiden Jahren kein Running Back in der 1. Runde gedraftet wurde, wäre es eine große Überraschung, wenn das auch in diesem Jahr passiert.


Wide Receiver

Nach dem Abgang von Golden Tate in der letzten Offseason und dem Trade von Percy Harvin ist Wide Receiver eine der wohl größten Baustellen bei den Seahawks. Zudem verletzte sich Second-Round Pick Paul Richardson an dem Knie, an dem er bereits in seiner College-Zeit schwer verletzt war und wird wahrscheinlich nicht rechtzeitig fit bis zum Start der nächsten Saison. Es herrscht akuter Handlungsbedarf.

Viele Experten sind der Ansicht, dass Quarterback Russell Wilson ein großer WR im Passing Game fehlt, der vor allem auf den Außenbahnen sowie in der Redzone die gegnerische Defense vor ein Schwierigkeiten stellt. Chris Matthews hat im Super Bowl sechs Sekunden vor der Halbzeit gezeigt, wie wertvoll ein großer WR sein kann.

Folgende WR-Prospects könnten an Position #31 der diesjährigen Draft das Interesse von Head Coach Pete Carroll und General Manager John Schneider wecken:

Dorial Green-Beckham, Missouri
Er könnte der perfekte Wide Receiver sein, den sich Pete Carroll für die Seahawks wünscht. Mit 6-5 gehört er zu den größten Receiver im Draft und seine Fähigkeiten auf dem Feld (Speed, Catching-Radius) sind zweifellos vorhanden.
Doch leider gibt es auch viele Bedenken rund um Green-Beckham. Während seiner Zeit in Missouri wurde er zweimal mit Marijuana erwischt, was zu seinem Rauswurf nach der 2o13er-Saison führte. Vor der vergangenen Spielzeit transferierte er deshalb nach Oklahoma, durfte aber aufgrund der NCAA-Regularien kein Spiel für die Sooners absolvieren. Somit hat der Receiver eine Saison lang kein echtes Spiel absolviert. Seit dem Vorfall ist es ruhig um Green-Beckham geworden und seine Fans hoffen, dass der Rauswurf und das Jahr ohne Football ihm die Augen geöffnet hat.
Ein Pick in Runde eins wäre mit einem enormen Risiko verbunden, das sich am Ende aber auszahlen könnte. Einige Experten vergleichen ihn mit A.J. Green (Bengals) oder gar mit Calvin „Megatron“ Johnson (Lions).

Jaelen Strong, Arizona State
Strong ist ein physisch starker Receiver, der vor allem in der Redzone seine Stärken hat. Experten bemängeln bei Strong seine Geschwindigkeit. Mit einer schnellen Zeit beim 40-Yard Dash könnte er seinen Draft-Position erheblich verbessern.

Sammie Coates, Auburn
Coates ist ein schneller Receiver, der einen Corner an der Line of Scrimmage stehen lassen kann. Mit 6-2 ist er aber nicht der Receiver, den Carroll im eigentlichen Sinne sucht. Zudem neigt er dazu, viele fangbare Bälle zu droppen.

Weitere interessante Prospects: Devin Funchess (Michigan), Nelson Agholor (USC), Phillip Dorsett (Miami, FL)


Offensive Line

Left Guard James Carpenter ist ein Free Agent, Left Tackle Russell Okung geht 2015 in sein letztes Vertragsjahr und Center Max Unger fiel in den letzten zwei Jahren mehrere Male verletzungsbedingt aus. So ist es nicht überraschend, dass einige Experten einen Offensive Line-Spieler in Runde eins oder zwei für möglich halten. Idealerweise wird ein Athlet ausgewählt, der sowohl Left Guard als auch Tackle spielen, und eventuell Russell Okung ab 2016 als Left Tackle ersetzen kann. Ein früher Pick eines Offensive Line-Spielers wird von einigen Fans nicht gerne gesehen, da dieser nicht sexy ist und meist keine Highlights wie ein Receiver produziert. Doch ein guter O-Liner kann den Seahawks unter Umständen mehr weiterhelfen als ein Wide Receiver. Als gutes Beispiel aus der Praxis dienen die Dallas Cowboys, die in den letzten Jahren viele First-Round Picks in O-Line-Spieler investierten und in der abgelaufenen Spielzeit davon profitierten. Für eine Offense, die vom Laufspiel lebt, ist eine gute O-Line wichtiger als ein Wide Receiver.

Folgende O-Line-Prospcets könnten am Ende der 1. Runde noch zur Verfügung stehen:

La’el Collins, Tackle, LSU
In wenigen Mock-Drafts fällt Collins bis Position #31. Falls dies der Fall sein sollte, wäre er eine sehr gute Wahl. Die Experten sehen ihn als drittbesten Offensive Line-Spieler im Draft und in vielen Szenarien geht er wesentlich früher vom Board. Mit 6-5 und 320 Pfund könnte er Okung in einem Jahr beerben.

A.J. Cann, Guard, South Carolina
In seinen vier Jahren am College absolvierte er 51 Spiele für die Gamecocks als Left Guard. Neben Guard kann er aber auch als Center eingesetzt werden. Er gilt als sehr diszipliniert und ist laut Scouting-Berichten in einem „Power Blocking-Schema“ am besten aufgehoben. Für ein Zone Blocking-Schema, das die Seahawks-Offense spielt, soll ihm die Beweglichkeit und Schnelligkeit fehlen. Mit guten Leistungen im Combine kann er diese Bewertungen vielleicht widerlegen.
Die Experten sehen ihn als Top-Guard in den Prospects-Rankings und gehen davon aus, dass sein Name Anfang der 2. Runde fallen könnte.


Defensive Tackle

Nach dem Ausfall von Brandon Mebane und Jordan Hill fehlte in den letzten Spielen der Saison etwas die Tiefe, besonders auf der Position des Tackles. Zudem ist Kevin Williams ein Free Agent und seine Rückkehr mehr als fraglich. Daher kann die Defensive Line durchaus als Bereich angesehen werden, in dem etwas passieren muss. Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass das Seahawks-Front Office diesen Need in der Free Agency oder mit Picks in den späteren Runden ausbessern wird.

Dennoch gibt es ein paar Spieler, die einen Blick wert sind und an Position #31 noch zur Verfügung stehen könnten:

Jordan Phillips (Oklahoma)
Mit 6-6 und 334 Pfund ist Jordan Phillips ein echtes Schwergewicht. In 2014 startete er alle zwölf Spiele für die Sooners und verbuchte 32 Tackles sowie zwei Sacks. Da er sowohl in einer 3-4- als auch 4-3-Defense eingesetzt werden kann,  werden viele Teams Interesse an ihm haben. Seine Stärke liegt eindeutig im Spiel gegen den Lauf, das könnte ihn zu einem jungen Ersatzmann für Kevin Williams machen.

Ein beziehungsweise der Grund, warum Phillips an Position 31 noch verfügbar sein könnte, ist eine Rückenverletzung, die er im Oktober 2013 erlitt. Aufgrund der Verletzung verpasste er damals den Rest der noch laufenden College-Spielzeit 2013.

Weitere Defensive Tackles, die für Seattle interessant sein könnten, sind: Eddie Goldman (Florida State), Carl Davis (Iowa)


Cornerback

Byron Maxwell wird das Team höchstwahrscheinlich verlassen, Jeremy Lane wird nach seiner Arm- und Knieverletzung im Super Bowl wahrscheinlich den Start der Saison verpassen und auch die restlichen Mitglieder der Legion of Boom gehen angeschlagen in die Offseason. Es ist offensichtlich, dass auch die Secondary neue Spieler benötigen wird. Allerdings wird das Front Office ähnlich wie bei der D-Line versuchen, diesen Need in der Free Agency und/oder mit Late-Round Picks zu kompensieren. Damit war man in den vergangenen Jahren äußerst erfolgreich.


Tight End

Ein weiterer Need: die Position Tight End ist nicht tief genug besetzt. Wie in den vergangenen Jahren gibt es ein paar Tight Ends die aus der Masse herausragen und sich eventuell zu einem First-Round Pick mausern. Eine groß gewachsene Anspielstation, die zudem noch gut im Run Blocking ist, würde unserer Offense gut tun. Leider gibt es nicht sonderlich viele Tight Ends, die diesen Erwartungen gerecht werden.

Einer von ihnen könnte Maxx Williams (Minnesota) sein. In den meisten Mock Drafts wird er von den Denver Broncos oder den Green Bay Packers gewählt. Aber es gibt auch Prognosen, die ihn in Seattle sehen.

Mit 6-4 und 250 Pfung hat Williams fast die gleichen Maße wie Antonio Gates. Er könnte vor allem in der Redzone eine gefährliche Waffe für Russell Wilson werden und die gegnerische Defense vor ein Mismatch stellen.


Running Back

Viel hängt natürlich davon ab, ob Marshawn Lynch weiter Football spielen möchte oder sich in den Ruhestand verabschiedet. Für den Fall, dass Lynch keine Lust mehr hat, ist ein früher Pick eines Running Backs sehr wahrscheinlich.

Es gibt aber auch Experten, die den Seahawks raten einen Running Back in der 1. Runde zu draften, egal wie sich Lynch entscheiden sollte. Ein junger Running Back könnte hinter Lynch langsam an die NFL herangeführt werden und von ihm lernen.

Dagegen spricht, dass Robert Turbin und Christine Michael zwei sehr fähige Ersatzmänner sind, die hinter Lynch auf größere Aufgaben vorbereitet wurden. Außerdem spricht die Tiefe der diesjährigen Running Back-Klasse gegen einen Pick in Runde eins, falls Lynch weiterhin Football spielen will. Auch in Runde zwei oder drei könnten durchaus noch gute Running Backs vorhanden sein, die in anderen Jahrgängen früher gedraftet werden würden. Hier eine Auswahl:

  • Melvin Gordon
  • Ameer Abdullah
  • Todd Gurley
  • David Cobb
  • Tevin Coleman