Seahawks Special Teams 2024 – Harbaugh Spezial?

Seattle Seahawks Special Teams Preview 2024

© Steph Chambers/Getty Images

Sein Name eilt ihm voraus und doch muss sich Jay Harbaugh, Sohn des neuen Los Angeles Chargers Head Coach, Jim Harbaugh, seine Meriten in der NFL erst noch verdienen. Der 35 Jahre alte Kalifornier wechselte, wie die beiden anderen Koordinatoren auch, im Februar im Zuge des Trainer Bebens als Special Team Coordinator in den pazifischen Nordwesten aus Michigan zu den Seahawks. Den Wolverines diente er seit 2021 in ebenjener Position und muss gleich in seiner ersten Saison in der NFL die neue Return Regel erfolgreich adaptieren sowie eine bereits in den vergangenen Jahren erfolgreiche Einheit weiter verbessern.

Für Letztere wurde explizit WR Laviska Shenault Jr. aus Carolina verpflichtet, der im Kick-Return als gesetzt gilt. An Punt Returner Dee Eskridge scheiden sich dagegen, gelinde gesagt, die Geister, doch in puncto Kicker (Jason Myers) und Punter (Michael Dickson) findet der neue Coach erstklassiges Personal vor. Aus diesem Grund blicken wir heute im Detail auf die Spezialisten, die oftmals im Zuge der Stars der Teams untergehen und doch von unschätzbarem Wert sind:

Seahawks Special Teams 2024

Wie würde man den Job eines Special Teams Koordinatoren verständlicher beschreiben, als es der neue Coach selbst tut: „Es ist einfach Football! Alles in Einem: Offensive, Defensive – all` die Dinge, die wir an diesem Spiel so lieben“. Es sei „eine Menge Spaß, aber auch Disziplin, Verlässlichkeit, das Lehren und das Fundament“. Harbaugh selbst freut sich dagegen auf die Möglichkeiten, die ihm die Seahawks geben und auf die neue Return Regel und deren taktische Möglichkeiten. Zudem wolle er umsetzen, was er von seiner Familie in puncto Football gelernt habe:

Diese Sichtweise nimmt einer enorm wichtigen Einheit natürlich einerseits den Druck, wohl wissend, dass wenn entscheidende Elemente nicht passen, der Erfolg des ganzen Teams infrage steht. Verglichen mit der Offensive oder der Defensive zahlenmäßig klar unterlegen und auch was die öffentliche Wahrnehmung anbelangt oftmals nur als Randnotiz in Erscheinung tretend, möchten wir uns den Hauptdarstellern zuwenden:

Der Coordinator

Die Fußstapfen sind groß: Vater Jim ist Coach der LA Chargers, der Onkel coacht die Baltimore Ravens (John Harbaugh) – und erstmals arbeitet Jim’s Sohn Jay für ein Team, welches eben NICHT von Papa oder Onkel trainiert wird.

Harbaugh findet in Seattle ein Special Teams Corps vor, dass in den vergangenen vier Jahren nie schlechter als sechs in der Liga „geranked“ wurde. Doch auch hier gibt es Gründe, warum sich der neue Head Coach, Mike Macdonald, für den Kalifornier entschied: denn bereits 2014 arbeitete man in Baltimore zusammen. Man kennt und schätzt sich also dementsprechend: „Wir sind etwa gleich alt und haben außer Football auch die gleichen Interessen; er ist eine großartige Person, mit der man super zusammen arbeiten kann“, gab Harbaugh bei seiner Antritts-Pressekonferenz dem Chef artig die Blumen in die Hand.

Bei den Wolverines in Michigan arbeitete er neun Jahre mit seinem Vater zusammen und hätte durchaus die Chance gehabt, einen besseren Koordinatoren-Posten zu erhalten, doch die Möglichkeit in der NFL zu arbeiten, wollte er sich nicht entgehen lassen.

Die Zahlen:

Die Seahawks beendeten die letzte Saison im Bereich „Special Teams“ durchaus beeindruckend. Erster in „Average Drive Start“ (26,5 Yard Line), dritter in Net Punting und durchschnittlich 3,8 Yards besser als das jeweilige Gegenüber bei Punt Returns (und jeweils 4,0 Yards besser im Kickoff). Punter Michael Dickson erzielte den Teamrekord mit einem 50,0 Yard-Durchschnitt pro Punt, während Kicker Jason Myers 35 seiner 42 Field Goalds verwandelte.

Seahawks Special Teams 2024: Die Spieler

Kicker Jason Myers

83,3 Prozent Quote für den zweimaligen Pro-Bowler im vergangenen Jahr. Im Jahr 2022 verfehlte er gar nur drei Versuche. Sämtliche Extra Points in 2023 saßen zudem bombensicher (33 an der Zahl). Lediglich bei mehr als 50 Yards verfehlte er vier Field Goals – unter anderem das bitter verpasste bei den Los Angeles Rams, was später (unter anderem) die Playoff-Teilnahme kosten sollte. Myers hat noch Vertrag für zwei Jahre und, ganz nach der Devise „was nicht kaputt ist, braucht man nicht zu reparieren“ sitzt er fest im Sattel. Sofern man das bei einem Kicker sagen kann, denn die Devise „hire and fire“ greift bei verpassten Siegen hier besonders schnell.

Der 33 Jahre Kalifornier vom „Marist“ College geht somit in seine sechste Saison im US-Bundesstaate Washington, in denen er jeweils mindestens 16 Field Goals erzielte (dreimal in Folge sogar deren 17).

Punter Michael Dickson:

In 17 Spielen kam der Australier in der NHL-Saison 2023 zum Einsatz (wenig überraschend) und erzielte bei 66 Punts stramme 3.303 Yards. Längster Punt: 73 Yards und im Durchschnitt bedeuteten die erzielten 50,0 Yards den Team-Rekord. Dickson, 28 Jahre alt, steht ebenso noch zwei weitere Jahre unter Vertrag und geht in sein siebtes Jahr in Seattle.

Der Alumni der Texas Longhorns aus Austin gilt ligaweit als einer der Besten seines Fachs: das wird auch von seinem Karrierewert von 47,7 Yards per Punt noch einmal deutlich untermauert. (Dazu einen Punter 2018 in der fünften Runde auszuwählen, spricht deutlich für seine Qualitäten). Dickson fungiert darüber hinaus noch als Holder für sein Team.

Die Returner:

Punt Return

First: WR Dee Eskridge (27), Second: CB Dee Williams (24), Third: WR Easop Winston Jr. (27)

Dee Eskridge trägt zumindest die Nummer eins auf seinem Trikot: der 27 Jahre alte Alumni aus Western Michigan geht in seine vierte NFL-Saison bei den Seahawks. Im letzten Jahr wurde er gerade einmal in vier Spielen eingesetzt und war von Verletzungen geplagt. (Zunächst suspendiert, dann erst im Oktober aktiviert und kurz vor Silvester mit Rippen-Problemen aus dem Kader genommen). Der Zweitrundenpick aus 2021 (56. Overall), returnierte in der abgelaufenen Spielzeit vier Kicks für einen Karrierebestwert von 140 Yards gegen San Francisco, inklusive einem 66 Yarder, dem drittlängsten Return in der NFL 2023. Bereits 2022 verpasste er wegen einer Handverletzung sieben Spielen (zugezogen übrigens beim „Heimspiel“ in München gegen Tampa Bay).

Dee Williams, im Februar als ungedrafteter Free Agent aus Tennessee verpflichtet und geht somit als Rookie potenziell in seine erste Profisaison in der NFL. Er begann als Defensive Back bevor er als Wide Receiver gewissermaßen umgeschult wurde (und im Training Camp jüngst wieder zurück) – und das erst 2023! Dabei erzielte er in 22 Karrierespielen bei 35 Returns 540 Yards und immerhin zwei Touchdowns.

Easop Winston Jr. wurde von den Seahawks als Free Agent im Mai 2023 verpflichtet und kam letzte Saison auf einen Einsatz (zuvor 2021 drei Spiele für die New Orleans Saints). Winston verbrachte die Saison 2023 im Practice Squad der Seahawks und hat als Absolvent von Washington State im US-Bundesstaat Washington quasi „Heimrecht“.

Kick Return

First: WR Laviska Shenault Jr. (25), Second: Dee Eskridge, Third: Dee Williams, Fourth: RB Kenny McIntosh (24)

Laviska Shenault Jr., der 25 Jahre alte Receiver vom Colorado College wurde vor der Saison als Free Agent aus Carolina verpflichtet und erzielte dort 2023 in acht Spielen 60 Yards für die Panthers. (Karrierebestwert in Touchdowns 2020 immerhin deren fünf für die die Jacksonville Jaguars). In den vergangenen vier Jahren erzielte Shenault darüber hinaus bei 50 Läufen 252 Yards und soll die neue Kick Return-Regel als Nummer eins für sein Team durchsetzen. Shenault selber wurde von General Manager John Schneider als „Powerfull guy“ beschrieben, auf den man unbedingt setzen wolle. Auch in den ersten Preseason-Spielen fiel er in seiner eigentlich gelernten Rolle als Wide Receiver positiv auf.

Seine Stellvertreter Dee Eskridge und Dee Williams wurden bereits vorgestellt, die potenzielle Nummer vier: Kenny McIntosh ist hingegen eher der Platzhalter. McIntosh war in seiner Rookie-Saison als Running Back verletzungsbedingt kaum in Erscheinung getreten und muss die in ihn gesteckten Erwartungen erst noch erfüllen.

Die neue Return-Regelung in der NFL:

Die neue Regelung besagt, dass Kicker und Returner die einzigen Spieler sind, die sich bewegen dürfen, bevor der Ball gekickt wurde. Für das kickende Team bedeutet das, dass die zehn „nicht Kicker“ an einer Linie stehen, und zwar an der 40-Yard-Line.

Das Return Team wiederum, stehen zwischen der 35- und 30-Yard-Linie, die sogenannte „Setup Zone“. Der Ball wird platziert zwischen der 20-Yard-Line und der Goal-Line geschossen. Wenn dieser dabei in die Endzone fliegt, bedeutet dies einen „Touchback“. Die neue Regelung verlangt, dass die Teams mindestens zwei Returner benötigen. Mit zwei Returnern heißt dies mehr strategische Möglichkeiten für die Coaches und mehr Flexibilität. Denn erst wenn der Ball durch den Returner aufgenommen und zurückgetragen wird, darf sich die Verteidigung bewegen.

Die Gründe für die Regeländerung:

Kurz gesagt, wurden in der Vergangenheit immer weniger Bälle „retourniert“ und mit Leben gefüllt. Natürlich ist das Spektakel gefragt, allerdings auch eben in gewisser Hinsicht die Spielersicherheit, die, zumindest offiziell, an oberster Stelle steht.

Grundsätzlich sind Regelveränderungen in einem konservativen Sport eher mit Argwohn zu betrachten, doch wurden diese (in ähnlicher Form) bereits in der XFL ausprobiert und mit Erfolg umgesetzt. Der Fan sollte sich auf mehr Action freuen können und den Coaches werden mehr Möglichkeiten gegeben, mit sogenannten „Gadget“-Playern Highlights zu setzen.

Seahawks Special Teams 2024: Das Fazit

Schaut man sich die Werte und die Statistiken an, welche die Special Teams der Seahawks in den vergangenen Jahren erzielt haben, so kann Jay Harbaugh eigentlich nur verlieren, denn viel bessere Werte zu erzielen wird schwierig. Dennoch ergibt es natürlich Sinn, im Zuge des Rebuilds im Coaching Staff auch diese wichtige Position mit Vertrauten von Head Coach Mike Macdonald zu besetzen. Diese Verbundenheit bringt Harbaugh, wie erwähnt, mit, und natürlich auch das Football-Gen, welches in der Familie zu Hause ist. Seine Erfolge in Michigan sprechen für sich und die Chance auf seinen ersten Job in der NFL hat er sich wahrlich verdient.

Dennoch gilt auch für ihn, wenn er nicht liefert, heißt es wie so oft in der NFL: Not For Long …