See a Hawk 2023: Mike Morris

Mike Morris Seattle Seahawks 2023 NFL Draft Rookie

Foto: Aaron J. Thornton/Getty Images

Mit dem ersten Fünftrunden-Pick der Seattle Seahawks ging das muntere Aufstocken der Trenches weiter. Nachdem sowohl Defensive End Derick Hall, Guard Anthony Bradford und Defensive Tackle Cameron Young zuvor gepickt wurden, entschieden sich John Schneider, Pete Carroll & Co. für Mike Morris von den Michigan Wolverines.

Mit Mike Morris findet damit ein hochdekorierter College-Spieler den Weg nach Seattle. In den letzten beiden Jahren konnte er mit Michigan „The Game“ gegen Ohio State gewinnen und zog zweimal in Folge in die College Football-Playoffs ein. In der letzten Saison wurde er zusätzlich als bester Defensive Linemen seine Conference ausgezeichnet.

In der Rubrik „See a Hawk“ stellen wir in unregelmäßigen Abständen Spieler der Seattle Seahawks – oftmals Draft-Neuzugänge – etwas genauer vor.

Mike Morris, Defensive Tackle

Kurzinfos:

  • Alter: 22 Jahre (22. April 2001)
  • College: Michigan (2019–2022)
  • Größe: 195 cm
  • Gewicht: 133 kg
  • Armlänge: 85 cm
  • Handgröße: 25 cm
  • Draft: 5. Runde, Pick #151

College-Statistiken (2022):

  • Spiele: 12
  • Tackles: 23
  • Tackles für Raumverlust: 11
  • Sacks: 7,5
  • Forcierte Fumble: 1
  • Pässe abgewehrt: 5
  • Interceptions: 1

Werdegang von Mike Morris

Mike Morris ist das jüngste von zwei Kindern und wuchs in einer Football-Familie auf. Sein Vater, ehemaliger Guard bei Florida State, coachte ihn in seinen ersten Jahren. Seine ältere Schwester agierte damals noch als „Water-Girl“. Sie spielte später College Basketball am Boston College und bei Georgetown. Ihr Traum war es immer ein Quarterback zu werden. Im Vorfeld der Saison 2022 wurde sie als „Graduate Assistant Coach“ bei Michigan eingestellt und war damit die erste weibliche Assistentstrainerin in der Historie der Big Ten. Sie arbeitet dort mit den Quarterbacks und möchte später hauptverantwortliche Übungsleiterin werden. Ihre Inspiration: Sie sah ihren Vater, ihren Bruder coachen und wollte immer Teil eines Football-Teams sein.

Mike spielte in früheren Jahren sowohl Defensive End als auch Tight End. In seiner ersten High School-Saison spielte er zudem Basketball. Er wurde als Drei-Sterne-Rekrut eingestuft und schloss sich 2016 zuerst Florida State, dem ehemaligen College seines Vaters, an. Dies war eine sehr frühe Absichtserklärung, da er noch weitere Jahre an der High School verbringen musste. Zwei Jahre später widerrief er diese Entscheidung, nachdem weitere Colleges nach guten Leistungen an ihm interessiert waren. Die letzten vier verbleibenden Universitäten, die Morris in Betracht zog, waren Florida State, Miami, Tennessee und Michigan. Er entschloss sich für Letzteres.

Seine erste Saison bei den Wolverines 2019 verpasste er mit einem sogenannten Redshirt. Im Jahr 2020 spielte er kaum. In der 2021er-Saison wurde Morris in 14 Spielen eingesetzt und konnte erstmals nennenswerte Statistiken abliefern, sammelte unter anderem 16 Tackles und wehrte zwei Pässe ab. In der letzten Saison, nach den Abgängen von Aiden Hutchinson und David Ojabo in die NFL, gelang Morris sein endgültiger Durchbruch. Mit zwölf gespielten Spielen, davon elf als Starter und elf Tackles für Raumverlust und 7,5 Sacks führte er das Team an. Seine hervorragenden Leistungen hatten einige Auszeichnungen zur Folge: Morris wurde ins Second Team All-American, First Team All-Big Ten und zum besten Defensive Liner der Big Ten berufen. Aufgrund seines Redshirts hätte Morris noch ein weiteres Jahr am College bleiben können. Er entschloss sich jedoch dazu, seine Senior-Saison am College nicht zu spielen und meldete sich zum NFL Draft 2023 an.

Videoanalyse zu Mike Morris

Mike Morris ist ein Defensive End/Tackle-Hybrid. Er wurde in der Defensive von Michigan sowohl innen als auch außen aufgestellt. Für einen reinen Edge-Verteidiger ist Morris athletisch nicht gut genug. Die Seattle Seahawks machten schnell klar, wo Morris eingeplant ist. Er hat seit dem Combine etwa neun Kilogramm zugenommen und soll eine 3-Technique spielen. Damit wäre er in der aktuellen 3–4 Defense der Seahawks ein Defensive End.

Morris verfügt neben mehr Körpermasse auch über eine beachtliche Größe von 1,95 m. Damit gehen lange Arme einher, die ihm als Spieler in der Line helfen sollten. Er ist ein disziplinierter Edge-Setter und kann sowohl für Pass-Rush sorgen als auch zuverlässig den Lauf verteidigen. Dabei hält er Grund und Boden und macht so seinen Kollegen auf der Linebacker-Position das Leben einfacher. Morris kann geduldig die Spielzüge lesen und hat seinen Kopf dabei immer auf den Ball gerichtet. Nicht, wie häufig zu beobachten, mit dem Kopf nach unten geneigt, sodass er den Spielzug aus den Augen verliert. Sein Tackling ist äußerst sicher, auch hier hilft die Länge. Den Beginn des Spielzugs antizipiert er gekonnt. Die Pass Rush-Moves sind ausbaufähig, dennoch zeigt er schon die ein oder andere gute Bewegung.

Gegen Double-Teams wird Morris aus den Spielzügen geschoben und macht so Raum für den Ballträger. Spannend wird hier zusehen sein, wie sehr ihm da das höhere Körpergewicht helfen wird. Wenn Morris als Pass Rusher auftritt, kann er den Winkel zum Quarterback nicht eng genug halten, muss meistens den weiten Weg zu ihm nehmen. Weiterhin platziert Morris die Hände nicht gut am Pad des Gegenspielers. Mit einer besseren Handplatzierung könnte er konstanter Gegner aus dem Gleichgewicht bringen und sich durchsetzen.

Größte Stärke von Mike Morris

In der folgenden Szene sehen wir die Kraft, die Morris als Spieler auf den Platz bringt. In beiden Szenen ist er der obere Spieler der Defensive Line. Eindrucksvoll wird der Bull-Rush, ein harter Check gegen den Offensive Tackle, gezeigt. Dabei bringt Morris eine enorme Kraft in den Hit und somit den Gegenspieler aus der Balance. Weiterhin bleibt er mit seinen Händen stabil und versucht sich komplett seines Gegenspielers zu entledigen. Er setzt den Quarterback schnell nach dem Beginn des Spielzugs unter Druck und hat so Einfluss auf den Verlauf des Plays.

Größte Schwäche von Mike Morris

Wenn die 12s das Video oben etwas genauer betrachtet, sehen sie mit einem geübten Auge: Morris spielt sehr aufrecht. Er wird oft gar nicht in den Linemen-typischen Stand gebracht, sondern agiert aus einem Two-Point-Stance, mit beiden Beinen stehend und ohne die „Hand im Dreck“. Damit war er auf dem College äußerst effektiv. Seine athletischen Tests waren aber eher durchschnittlich und so wird er in der NFL mit der gleichen Spielweise Probleme bekommen. Dazu ist spielt Morris ohne einen guten Bend, kann also seine Knie nicht gut senken und mit engem Winkel zum Quarterback kommen. Sowohl seine Athletik als auch seine Körpergröße sind dafür nachteilig. An dieser Schwäche wird Morris arbeiten müssen, wenn er auch als Edge-Verteidiger in der Liga Erfolg haben will.

Fazit zu Mike Morris

Mit Mike Morris findet ein sehr spannender Spieler den Weg in den Pacific Northwest. Als Michigan-Fan konnte ich ihn unter der Saison häufig beobachten – ohne ihn detailliert zu scouten. Die „Umschulung“ vom 4-3-Defensive End zum 3-4-Defensive End sollte keine große Schwierigkeit darstellen und ist für mich eher logisch als gewagt.

Die Defensive Line der Seahawks befindet sich weiter in der Umstrukturierung und er wird Teil dieser Rotation sein. Man darf sehr gespannt sein, wie sich die Positionsgruppe im Laufe der Saison zusammensetzt. Pete Carroll deutete unter anderem an, mit vielen flexiblen Fronts spielen zu wollen, also sowohl aus einer 3–4, einer 4–3 als auch weiteren Variationen. In dieser Rochade sehe ich den ehemaligen Spieler der Wolverines als Rookie als einen guten Rollenspieler an, da er mehrere Positionen bekleiden könnte. Für mich ist er einer meiner Lieblings-Picks des vergangenen Drafts und das unabhängig vom College, von dem er kam.