See a Hawk 2023: Olu Oluwatimi

Als sich nach den ersten beiden Tagen Draft-Tagen etwas Ernüchterung im Fanlager der Seattle Seahawks breit machte, wurde am 3. Tag des NFL Draft 2023 sowohl in die Offensive, als auch in die Defensive Line investiert. Der letzte Pick in dieser Reihe war der von Center Olu Oluwatimi von Michigan. Drei Picks zuvor wurde Teamkollege Mike Morris gepickt, der sich sichtlich über Olus Auswahl freute.

Oluwatimi war dann auch der letzte Mann, der die noch verbliebende, zu adressierende Position in Seattles ausfüllt. Mit ihm findet ein äußerst spielintelligenter Spieler den Weg ins Team. Seine erstaunlichen Leistungen im letzten Jahr: eine Pass-Blocking-Rate von 98,4 % und kein einziger erlaubter Sack. Dies brachte Oluwatimi den Gewinn des Rimington Award (bester Center des Landes) und der Outland Trophy (bester Interior Linemen) ein. Die gesamte Offensive Line von Michigan gewann das zweite Jahr in Folge den Joe Moore Award für die beste Offensive Line im College Football – wenn das mal nicht vielversprechend ist …

In der Rubrik „See a Hawk“ stellen wir in unregelmäßigen Abständen Spieler der Seattle Seahawks – oftmals Draft-Neuzugänge – etwas genauer vor.

Olu Oluwatimi, Center

Kurzinfos:

• Alter: 23 Jahre (5. Augst 1990)
• College: Air Force (2017), Virginia Tech (2018–2021), Michigan (2022)
• Größe: 187 cm
• Gewicht: 140 kg
• Armlänge: 85 cm
• Handgröße: 22 cm
• Draft: 5. Runde, Pick #154

College-Statistiken (2022):

• Spiele: 14

Werdegang von Olu Oluwatimi

Olusegun „Olu“ Oluwatimi ist das jüngste von sechs Geschwistern und wuchs in Maryland auf. Seine Eltern sind nigerianischer Abstammung. Aus finanziellen Gründen konnte Oluwatimi bis zur siebten Klasse keinen Sport ausüben. Er begann seine sportliche Karriere als Defensive End, spielte dann aber einige Zeit lang sowohl in der defensiven als auch der offensiven Linie. Trotz guter Leistungen wurde Oluwatimi nur mit einem Zwei-Sterne-Rating für den Gang ans College versehen.

Er entschied sich zunächst für die Air Force. Aber nach nur einer Saison forcierte er einen Transfer, weil er wieder näher an der Heimat studieren und spielen wollte. Und so wurde Oluwatimi von der Virginia Tech Universität rekrutiert. Zuerst nur als sogenannter „Walk-On“, heißt ohne Stipendium vom College, welchea er sich wenig später aber verdiente. Er schloß sein Wirtschaftsstudium an der Tech ab und transferierte für ein unübliches sechstes Jahr am College zu Michigan.

Videoanalyse zu Olu Oluwatimi

Oluwatimi verfügt über eine enorme Stärke. Er hat einen sehr sicheren Stand und spielt meist mit einer tiefen Ausgangsposition, die ihn sehr stabilisiert. Die Blocks hält Oluwatimi ausdauernd und lässt dem Gegenspieler keine Chance sich zu lösen, sobald er seine Hände an ihm sicher platziert hat. Mit seinem ersten Schlag ist der Center häufig sicher und kann so eine große Wirkung auf den Gegenspieler ausüben.

Sein eigenes Pad schützt Oluwatimi dabei sehr sicher und lässt dem Verteidiger damit kaum Chancen ihn selbst zu attackieren. Sollte er aber einmal Gefahr laufen außerhalb seines Frames zu blocken, löst „Olu“ den Block schnell und vermeidet so clever drohende Holding-Strafen. Ich bescheinige ihm außerdem eine sehr hohe Spielintelligenz. Er erkennt Blitzes und Stunts der Defensive gekonnt und wenn er einen Gegenspieler blockt, arbeitet er mit nie stoppenden Füßen weiter.

Oluwatimi ist nicht sonderlich mobil. Er schafft es selten rechtzeitig auf das Second Level, um in Laufspielzügen Linebacker oder Defensive Backs aus dem Weg zu räumen. Selten erreicht er es dennoch den Angriffspunkt, deshalb sollte man diese Szenen in größer Regelmäßigkeit aber nicht erwarten. Er erkennt zwar Blitzes und Stunts gut, kann aber aufgrund der mangelnden Beweglichkeit nicht immer rechtzeitig auf die Gegenspieler reagieren. Zudem hat er die Angewohnheit sich etwas zu weit nach vorn in seine Blocks zu lehnen und damit wird er anfällig gegen Pass-Rush-Moves der Gegenspieler.

Größte Stärke von Olu Oluwatimi

Die beste Eigenschaft von Oluwatimi ist sicherlich seine Erfahrung, mit der er auch brenzlige Szenen gut übersteht. In der folgenden Szene wird er (Nummer 55) direkt nach dem erfolgten Snap attackiert. Der erste Schritt des Verteidigers geht hierbei auf seine linke Schulter, ehe er blitzschnell die Seite wechselt und Oluwatimis rechte Schulter attackiert. Der erfahrene Center lässt sich davon aber wenig beeindrucken. Er nimmt den ersten Kontakt auf, reagiert auf die Bewegungen des Gegenspielers und gerät dabei nicht in Panik. Seine Hände bekommt er trotz der Bewegung am Gegenspieler platziert und kann den Gegner kontrollieren. Im Scouting spricht man hier oft von der Fähigkeit zu „recovern“. Dies stellt „Olu“ hier eben eindrucksvoll unter Beweis.

ok Olu Oluwatimi (C #55), I see you pic.twitter.com/NiQZO3V8Te

— cristian (@Cristianspfc_) March 19, 2023

Größte Schwäche von Olu Oluwatimi

Seine eingeschränkte Mobilität wird Oluwatimi in der NFL vermutlich etwas limitieren. Seine athletischen Tests bescheinigen ihm für die ersten zehn Yards sogar eine recht ordentliche Zeit und einen durchschnittlichen Antritt. Auch in den Agilitätsübungen schloss er eher schlecht ab. Das wird vor allem dann zum Problem, wenn er auf sehr schnelle Gegenspieler trifft, da er dann schlicht nicht mit deren Geschwindigkeit mithalten kann. Auch bei Läufen, bei denen er zum Beispiel als Vorblocker agieren soll, wird er Probleme bekommen. Mit seiner Erfahrung kann er einige Defizite ausgleichen und auch mit den ersten Erfahrungen in der NFL wird er weiter dazu lernen. Ein kleiner Makel könnte hier aber trotzdem bleiben.

Fazit zu Olu Oluwatimi

Mit Oluwatimi haben sich die Seattle Seahawks einen sehr erfahrenen und zuverlässigen College-Center gesichert. Er ist ein solider Spieler im Pass-Blocking und kann auch im Laufspiel als Zone-Blocker überzeugen. Durch seine fehlende Mobilität ist er aber etwa für Screens oder Outside-Läufe nur bedingt geeignet, daher hat mich im ersten Moment die Auswahl des Spielers auch etwas verwundert. Das sollte einer gewissen Euphorie aber keinen Abbruch tun, da er viele Dinge dennoch gut meistert und so dem Team helfen kann.

Oluwatimi wird mit Neuzugang Evan Brown, ehemaliger Center der Detroit Lions, um den Spot als Starter konkurrieren. Oluwatimi kommt als derart erfahrener und fast fertiger Spiele, dem ich nicht mehr allzu viel Entwicklung zutraue, in die Liga. Alles andere, als dass Oluwatimi in Woche 1 der kommenden Saison als Starter auf Center die Geschicke der Offensive Line steuert, würde mich daher verwundern.