See A Hawk: Demarcus Christmas

Demarcus Christmas (Foto: imago)

Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten? Diese Frage wird sich ein Sechstrundenpick der Seattle Seahawks möglicherweise Anfang September stellen, sollte er dann realisieren, dass er es in den 53-Mann-Kader geschafft hat. Demarcus Christmas, ein Mann wie ein festlich geschmückter Tannenbaum, sieht seine ziemlich limitierten Chancen auf einen Kaderplatz wachsen, je mehr die Verteidigungslinie der Seahawks zur Baustelle wird. Der Rookie im Porträt.

In der Rubrik „See A Hawk“ (die fast „Meethawk“ getauft worden wäre) stellen wir in unregelmäßigen Abständen Spieler der Seattle Seahawks etwas genauer vor.

DT Demarcus Christmas

Kurzinfos:

  • College: Florida State (2014-2018)
  • Alter: 24 (4. July 1995)
  • Größe: 1,90 m
  • Gewicht: 133 kg
  • Armlänge: 83 cm
  • Handgröße: 23 cm
  • Draft: 6. Runde, Pick #209

College-Statistiken (2018):

  • Spiele: 10
  • Tackles (Solo/Gemeinsam): 28 (14/14)
  • Tackles für Raumverlust: 3,0
  • Sacks: 0
  • Verteidigte Pässe: 2
  • Interceptions: 0
  • Touchdowns: 0

Werdegang

Seit er denken kann, muss sich Demarcus Christmas Witze über seinen Nachnamen anhören. Er lache einfach darüber, sagte er gegenüber Reportern in einer Konferenzschaltung, nachdem ihn die Seahawks im NFL Draft 2019 ausgewählt hatten. Von der Manatee High School in Florida wechselte er 2014 an die Florida State University, wo er einen von Verletzungen erschwerten Start hatte. Nach zwei Saisons wurde er zum Starter bei den Seminoles, absolvierte am College insgesamt 51 Spiele.

Videoanalyse

Demarcus Christmas hat seine Stärken in der Laufverteidigung. Hier ist er präsent und seine Schwächen fallen hier nicht so sehr ins Gewicht. Er liest den Lauf gut und wird selten aus dem Spiel genommen. Weiterhin gelingt es ihm gelegentlich, den Quarterback unter Druck zu setzen.

Und da wären wir auch schon bei einem seiner Probleme: Christmas gelingt es nicht, den Druck auf den Spielmacher in Sacks umzuwandeln. Seine mangelnde Athletik macht sich in diesen Situationen stark bemerkbar. Vor allem, da auf dem College-Level noch mehr Dual-Threat-Quarterbacks ihr Unwesen treiben.

Christmas wirkt schwach im direkten Vergleich mit den Offensive Linemen. Er hat große Probleme, sich von Blocks zu lösen und kann sich, wenn er einmal gut gestellt wird, kaum um den Gegner herum bewegen oder seine Arme, seinen Griff neu positionieren. Ihm fehlt es in solchen Situationen an Technik und Kraft.

Fazit

Demarcus Christmas ist ein noch sehr roher Spieler, den sich die Seahawks sehr spät im NFL Draft 2019 gesichert haben. Mit seinen Vorzügen könnte er den Seahawks in der Laufverteidigung helfen, die vergangene Saison schwach war. Bei den Yards pro Laufversuch belegte Seattle mit 4,9 Yards pro Lauf des Gegners den letzten Platz.

Christmas hat jedoch viele Schwächen, an denen es zu arbeiten gilt: Technik, Kraft, Pass Rush. Mit seinem aktuellen Skillset wäre Christmas nur bei eindeutigen Lauf-Situationen in der Rotation zu nutzen – und selbst in diesem Szenario stünden einige Spieler vor ihm. Allen voran Poona Ford in seinem zweiten Jahr, der im Verlauf der vergangenen Saison eine gute Visitenkarte abgab und seine Stärken auch in der Laufverteidigung hat sowie Al Woods, der diese Saison neu zu den Seahawks gestoßen ist und auch den Lauf verteidigen soll. Der eigentlich gesetzte Defensive Tackle Jarran Reed, der aus einer 10,5-Sacks-Saison kommt, fehlt jedoch in den ersten sechs Spielen aufgrund einer Sperre wegen Verstoßes gegen die Verhaltensregeln der NFL.

Ford und Woods sind wohl die Stammkräfte, dahinter ist aufgrund der hohen Fluktuationsrate vieles unklar. Davon könnte Christmas profitieren. Er wäre auch nicht der erste Spieler bei den Seahawks, der aus einer schlechten Ausgangsposition viel machen würde. Der bereits genannte Poona Ford kam 2018 als Undrafted Free Agent in die Liga und eroberte sich einen Stammplatz. Sollte Christmas‘ Geschichte nicht so märchenhaft verlaufen, bliebe immer noch die Practice Squad.